Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

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Star Trek Voyager – Staffel 1, Teil 2: Neuer Staub im Familienalbum

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„Sind wir bald daaaa?“ – Auch im 2. Teil unseren siebenjährigen Review-Reise in den mentalen Trek-Overkill gibt es jede Menge Mittelmaß. Kaum eine Folge ragt hier irgendwie aus dem Einheitsbrei heraus. Aber vielleicht liegt das auch daran, dass ihre Höhen bereits mit dem (Dampf)Hammer aneinander angeglichen wurden? Wie auch immer: Viel „Spaß“ (haha!) bei den Episoden 7 bis 11. (Die spinnen, die freiwilligen Zuleser!)

Das Nadelöhr

Inhalt: Die Voyager trifft auf ein 30 Zentimeter großes Wurmloch, an deren Ende ein Romulaner im Alphaquadranten sitzt. Dieser soll nun persönliche Botschaften für die Angehörigen unserer Lieblingscrew (Nein. Nicht die von Picard, Ihr Idioten!) entgegennehmen und weiterleiten. Doch wird der Fremdling den Föderierten überhaupt vertrauen?

Review:

Hach, eigentlich ist es ja eine wunderschöne Geschichte: Gegenseitiges Misstrauen wird überwunden und aus Feinden werden Freunde. Der Romulaner riskiert sogar sein Leben, um der Crew zu helfen und lässt sich durch ein winziges Wurmloch beamen. – Sollten im nächsten Absatz also ungewöhnliche Schreibfehler auftauchen, so liegt das daran, dass Augenpipi in meine Tastatur getropft ist, Schnief.

Leider reichte es aber trotzdem nicht ganz für die Serieausgabe des ollen SF-Films „Enemy Mine“. Der romulanische Wissenschaftler war eigentlich von Anfang an recht friedlich und die Überredung zur Kooperation nur noch eine screentimefüllende Formalität. Interessanter wäre es wohl gewesen, wenn Ahmadinedschads Gummiohren-Äquivalent ans Telefon gegangen wäre und Janeway den Hardliner erst mal hätte weichklopfen müssen. Halt irgendwelche Dialoge der Marke „Okay, wir beamen ihnen als Beweis unserer Aufrichtigkeit alle unsere Photonentorpedos rüber! Und wir lassen sogar die Zünder drauf.“ – „Hm. Ich bin mir nicht sicher. Kann ich noch mal 30 Minuten drüber nachdenken? Das hier ist doch eine kostengünstige Bottle-Episode, oder?“

So aber tröpfelte die allgemeine Spannung nur dahin, während alle immer dankbarer wurden, sektenkompatibel aus ihren Rändern des Mundwinkels grinsten und der Technobabble-Baum seine farbigsten Blüten zur Schau trug. – Dass sich die Crew NICHT in den Alphaquadranten würde beamen können, dürften wohl auch jene Zuschauer vermutet haben, die an Dyskalkulie (= Rechenschwäche) leiden. Die Differenz zwischen Soll- und Istlänge der Fernsehserie wäre dann ja doch SEHR groß gewesen…

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„Ich würde ihnen ja gerne zu Diensten sein. Aber ich weiß wirklich nicht, ob ich ihnen helfen darf, ohne vorher schwammige Drohungen gegen die Mutter des Föderationspräsidenten ausgestoßen zu haben. Und ich müsste DAS hier ihrem Captain einführen!“ – Der Feind einer Crew voller Selbsthass ist ihr Freund: Dieser Romulaner ist sich noch unsicher, ob er mit den Förderierten verkehren soll. Vor allem der komische Offizier mit Kochmütze, der den Voyagerhauptbildschirm mit Keksen zu füttern versucht, hat Misstrauen erweckt…

Serienhistorisch interessant ist auch, dass der Holodoc hier erstmals wie eine vollwertige Person behandelt wurde. Und das ging ungefähr so:

„Kes, der Doktor ist nicht lebendig, sondern nur ein Hologramm. Der ist nur simuliert, auch seine Gefühle!“
„Aber Captain! Das ist doch trotzdem kein Grund, so unhöflich zu sein…“
„Hmmm… Sie haben Recht! Ich werde sofort die ultimative Respekterweisung veranlassen (*blödgrins*).“

Wenn ich bedenke, welcher Aufwand betrieben wurde, um Datas Status festzulegen („Wem gehört Data?“), ist das hier schon nah der Grenze zur Infantilen-Intifadah (= Aufstand gegen Israel, besonders anspruchsvoller Wortwitz). Zur unterhaltsamen B-Handlung taugen dieses Sequenzen aber trotzdem. Als Alternative gab es ja auch nur einen Romulaner zu bestaunen, dem es endlich einen USB-Stick mit persönlichen Botschaften in die Hand zu drücken galt…

Fazit: Meine Sympathie mit der Grundidee dieser Folge ist fast so grenzenlos wie der vorherrschende Mangel an Konflikten und Tempo. Es gibt einfach keinen vernünftigen Grund, sich diese Geschichte später noch einmal anzusehen, den netten Schlussgag (Romulaner kam aus der Vergangenheit) vielleicht außen vor gelassen. Aber vermutlich lag diese „Wurmloch verheißt frühe Rückkehr“-Geschichte so sehr auf der Hand, dass die Autoren sie einfach bringen MUSSTEN, statt ihre Griffel einfach noch mal mit Seife abzuspülen…

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Dies ist ein Sparkiller-Review

Die Augen des Toten

Inhalt: Tom Paris wird von einem fremden Volk beschuldigt, jemanden ermordet zu haben. Als Beweis und Strafe werden ihm dafür die letzten Minuten des Opfers ins Gehirn gestanzt, welche sich dadurch regelmässig vor seinem geistigen Auge abspielen sollen. Glück im Unglück, schliesslich hätte es auch ein Musikvideo von Bushido sein können.

Review:

„Was sehen Sie, Mr. Paris?“ – „Schuhe.“

Nein, wir befinden uns hier nicht in einer Szene aus „Eine schrecklich nette Familie“, sondern bei den ersten Worten zu Beginn einer weiteren Folge von Voyager. Genau, der Serie mit der ANDEREN schrecklichen Familie.

Und bereits in dieser frühen Episode macht man einen sehr beliebten Fehler, der die Spannung im weiteren Verlauf ins Bodenlose stürzen lässt. Eine HAUPTFIGUR wird tatsächlich des Mordes bezichtigt. Am ANFANG einer Serie! Im Ernst, wer jetzt noch mit im Sofakissen vergrabenen Fingernägeln um das weitere Schicksal dieser Person bangt, der stellt sich bestimmt auch beim Lesen der Bibel die spannende Frage, ob dieser Gott-Typ nicht doch am Ende von seinem Butler erschossen wird.

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„Verdammt, Tom! Warum möchtest Du mir denn nicht einmal zärtlich durch das Haar streicheln? Liebst Du mich etwa nicht?“ – „Doch. Natürlich. Aber, öh, darf ich mir bitte vorher ein Paar Handschuhe besorgen? (Igitt.)“ – Haare Liebe. Manche Leute behaupten, Rauchen verursacht Spliss. Mensch, die haben wirklich nicht zuviel versprochen!

Dem letzten bisschen Unterhaltung helfen dabei auch nicht die Einsprüche von Paris, dass der gezeigte Mord-Verlauf doch gar nicht so stattgefunden hat und überhaupt total erfunden ist. Okay, ein Hauptcharakter, der WIRKLICH ein lügender und mit verheirateten Frauen rummachender Mörder ist, DAS fände ich sogar irgendwie richtig erfrischend. Aber man darf schliesslich nicht vergessen, dass wir uns hier bei Voyager befinden. Einer Serie, die dem Begriff „Entwicklungsstarre“ eine ganz neue Dimension verlieren hat. Wo sonst könnte man der allerersten Folge direkt die allerletzte folgen lassen, ohne, dass jemand im Publikum etwas davon bemerken würde? (Außer bei Stargate Atlantis, vielleicht. Nee, Moment, Teyla hatte ja die Haare kürzer.)

Einen zusätzlichen Tiefpunkt erreicht hier auch das Alien-Design, Marke „Gammelige Kohlroulade um Kopf gewickelt“. Auch sonst wirkt wieder alles sehr menschlich bei den Leuten mit der Schlammpackung auf der Birne, bis hin zu geschmackvollen Lava-Lampen und dem wahrlich universalen Händeschüttel-Brauch. Einfach schön, wie konsequent dieses „Am anderen Ende der Galaxis“-Konzept ausgenutzt wird!

Im weiteren Verlauf werden uns noch via Elektro-Rückblende verschiedene Version der finsteren Tat gezeigt, während sich Mister Tuvok in Miss Marple mit einer Prise Columbo verwandelt, um der Sache auf den Grund zu gehen. Ohne zuviel vom Ende verraten zu wollen: Mr. Paris war tatsächlich unschuldig und es handelte sich stattdessen „nur“ um ein politisches Komplott. So eine Überraschung!

Fazit: Sci-Fi-Krimi für Leute, die gerne direkt an das Ende eines Romans blättern. Dazu ein unmotiviertes Drumherum, Beziehungs-Kitsch aus der „Falcon Crest“-Schublade (inklusive Donner beim Knutschen) und fertig ist die Laube. Und zwar eine windschiefe.

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Dies war verdammt noch mal ein Sparkiller-Review, klar?

Das Unvorstellbare

Inhalt: Auf einem Asteroiden findet die Crew zahlreiche Leichname. Diese gelangen durch Subraumspalten von einer fernen Welt dorthin. Als Harry Kim von einem der Spalte verschluckt wird, taucht er bei Aliens auf, die fortan glauben, der Fähnrich habe das Leben nach dem Tod verlassen. Derweil wird auf der Voyager einer der frisch eingetroffenen Körper wiederbelebt…

Review:

Kennt ihr das auch? Dieses Gefühl, gerade bei der Geburt einer tollen Idee dabei gewesen zu sein, die einfach nur unbefriedigend ausgeführt wurde? Also MIR geht das immer so, wenn ich über den Kommunismus nachdenke, die Preisliste im lokalen Dorfpuff betrachte oder mir Folgen wie „Das Unvorstellbare“ anschaue.

Das Leben nach dem Tod ist ja ein recht großes Thema. – Alleine schon vom benötigten Platz und der Infrastruktur her, die für Milliarden von glücklichen Geistwesen benötigt werden! Dieses Fachgebiet (oder auch nur den Glauben daran) in einer Serienfolge abzuhandeln, muss einfach zum Scheitern verurteilt sein. – Und wenn eine SF-Serie für mental Unterbemeierte das Thema DOCH adäquat abgearbeitet hätten, wären wir vermutlich ebenfalls sauer gewesen, aufgrund der sinnlos von uns verballerten Kirchensteuer…

So bleiben also nur ein paar Aspekte für diese Episode übrig, die dafür aber fast „TNGig“ daherkommen. Ein Adjektiv, das im normalen Alltag übrigens nie einer kapiert. – Wann hört ihr Türsteher endlich auf, mich dafür zu verprügeln? Das ist ein Kompliment, verdammt! Seid doch nicht so furchtbar stargatig!

Wie wird ein gläubiges Volk reagieren, das bislang gute Gründe dafür hatte (= Tote verschwinden in einer Subraumblase), an ein Leben nach dem Blauwerden und Umkippen zu glauben, wenn ein sogenannter Harry im gelben Schlafanzug von dieser „anderen Seite“ zurückkehrt? Wären sie erst erfreut und dann geschockt? Oder umgekehrt, mit feinen Abstufungen im Bereich des mentalen Um-Sich-Schlagens? Wie reagieren Wesen, die sich eben noch auf ihren Tod gefreut haben, wenn sie erfahren, dass die eigene Leiche nur das Raumklima eines weit entfernten Asteroiden verschlechtert? Und wie funktioniert eine Gesellschaft, in der sich Kranke freiwillig töten lassen, um ihre Angehörigen zu entlasten und jungen Männern den Zivildienst zu ersparen?

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„Wah! Er ist gar nicht tot!“ – „Unmöglich! Ich habe ihm höchstpersönlich seine Klarinette essen lassen und ihm dann 79 Mal den Sargdeckel auf den Kopf geknallt!“ – Das zweite Leben: Egal, durch welche Dimensionen sich Harry Kim bewegt, er bleibt irgendwie immer eindimensional. Aber ist es ein Wunder, dass die Aliens an ein Leben nach dem Tod glauben, solange sich Harry- „Zombiefresse“ -Kim noch bewegt und wimmernde Töne von sich gibt?

Und was tut eine Frau, die nach ihrem Kurzzeit-Tod auf der Voyager erwacht und statt Heiligenschein-umsäumten Geistwesen nur die spiegelnde Kopfhaut vom Holo-Hausarzt erblickt? – Philosophisch gab es hier also so viel zu entdecken, dass man Platon und seine Kollegen schon fast nervös mit den Hufen scharen hörte (wird oft als Lüftergeräusch des DVD-Players fehlinterpretiert). Aber, wie gesagt: Die Folge war einfach zu kurz für das große Thema. Somit hockt Harry mehr oder minder auskunftsfreudig im Sterbehilfeinstitut herum und sät Zweifel in ein krankes Alien, das sich danach irgendwie nicht mehr auf seine biochemische Stillstandsparty freuen kann.

Das Ende war mir dann fast wieder zu schmalzig: Die schiere Größe der Frage, ob nach dem Tod noch etwas kommen könnte, war dem Autoren Brannon Braga anscheinend noch zu futzelig. Somit beantwortet er die Frage einfach, indem er nahelegt, dass die toten Aliens tatsächlich als energiereiches Ringsystem um den Planeten weiter existieren. Aber immerhin: Ich kann mich erinnern, dass dies hier lange Zeit die beste Harry-Kim-Folge war. Vielleicht, weil die Voyagercrew ihn für tot hielt?

Fazit: Ein bisschen kommt es mir so vor, als wäre mir hier eine kultige TNG-Episode einfach noch mal kindgerecht nacherzählt worden. Quasi das Verhältnis „Logo“ zu „Tagesschau“. Hätte man sich die Szenen auf der Voyager gespart, wäre eventuell mehr Raum für Harry Kim geblieben, der von den Aliens seltsam unbeachtet in die Besenkammer gesteckt wurde („Eine Sensation! Jemand aus dem Leben nach dem Tod! – So, und jetzt warte hier eine Stunde. Wir müssen weiterarbeiten…“) und erst am Ende das Heft bzw. den Totenschein in die Hand nahm, um wieder nach Hause zu gelangen…

Trotzdem: Den leichten Überdurchschnitt hat sich diese Episode wirklich hart in der Spielecke des Voyager-Kindergartens erarbeitet…

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Das oberste Gesetz

Inhalt: Ein hilfsbereites Volk bietet der Voyager einen erholsamen Aufenthalt in Studiokulisse No. 32 an. Als Harry Kim feststellt, dass diese Wesen eine unglaublich leistungsstarke Transportertechnologie besitzen, beginnt Janeway um diese zu verhandeln. Doch die Fremden stellen sich stur… Wird die Crew etwas BÖSES tun, um doch noch an das Wissen zu gelangen?

Review:

Die meiste Zeit kämpfte Janeway mit ihrer ethischen Kompassnadel („Gnah! Muss… festhalten! Darf nicht auf ‚unethisch‘ stehen, gnah!“), während langsam auch die Voyagercrew bemerkt, was der Zuschauer schon vor dem Vorspann spürte: Das fremde Volk ist nicht sympathisch, sondern oberflächlich, schmalztriefend und nervig. – Traue niemanden, der sich Blumendraht in die Gebetszwiebel am Hinterkopf steckt, sage ich da nur!

Zwar war es nett zu sehen, dass man sich über die erste Direktive mal wieder Gedanken machte (UND über die erste Direktive von ANDEREN Völkern – reine Star-Wars-Fans würden sich spätestens darüber kaputt lachen), aber letztendlich waren die drohenden Gefahren dann doch zu abstrakt: Die Voyager hätte die fremde Technologie ja wirklich auf keinen Fall weiter gegeben und jeden potenziellen Dieb mit „Erste Direktive“-Geschwafel in die Flucht getrieben. Und statt stundenlang darüber zu grübeln, ob man die Technik von einem Schwarzmarkthändler beziehen soll, hätte man wirklich einfach einen Wissenschaftsoffizier auf den Marktplatz stellen können, der das dort aufgestellte Transportsystem kurz und klein scannt… Natürlich VERSEHENTLICH, wenn einer fragen sollte.

Egal, wie sich die Crew entschieden hätte: Das „Wir leben nur in einer Marktplatzkulisse“-Volk hätte nach drei Tagen alles vergessen und sich wieder an seiner Klimpermusik, den Deppengeschichten und an den geilen Aphrodisiaka-Winden erfreut. – Wobei ich es Janeway schon fast übel nehme, dass sie fast mit dem grauhaarigen Latin Lover für Buchhalterwitwen angebandelt hat. Schließlich ist sie noch gar nicht so lange im Deltaquadranten und ihr Freund (und die süßen Hundchen!) hätte sicherlich was dagegen gehabt. Wenigstens ERWÄHNEN hätte man ihren geografisch vorzeitig aussortierten Genitalstopfer ja kurz können… Bei Voyager wird den Kindern anscheinend nicht mit dem „Schwarzen Mann“, sondern mit der „Dunklen Kontinuität“ Angst gemacht, wenn sie ihren Teller nicht sauber schlecken, was?

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„Nein, Wir nennen es nicht Beamen, sondern ‚Wundersamer Schnelltransport Woanders Hin“, kurz: ‚WUSCH WOHIN’. Toll, was?“ – „Also wenn das nicht eine von 37 Möglichkeiten zur Heimreise sind, die sich kurz vor Schluss zerschlagen, will ich nicht mehr Harry… ähm… Milchbartbacke genannt werden. He, Moment mal! Wollte ich das denn je?“ – Prak(ma)tisch: Auf Wunsch entfernt die Transporterplattform auch gleich die Hosen, wenn es zum bewaldeten Bumsplaneten geht…

Gut, am Ende kam dann doch noch etwas Pfeffer in die Mühle, als B’elanna, Tuvok und Seska auf eigene Faust die Transportechnologie gegen die Schiffsbibliothek eintauschten. Die Strafe in Form eines rauchenden Warpkerns (und der Zuschauer wurde mit grässlichem Technobabble auch gleich mitgezüchtigt) folgte natürlich so schnell auf dem Fuße, dass diese praktisch schon im Schuh übernachten konnte. Janeways Strand… äh, Standpauke für Halbklingonin und Ganzvulkanier war am Schluss ein willkommener emotionaler Höhepunkt. Zumindest, wenn man seine eigenen Emotionen bezüglich des verschenkten Potenzials hinzurechnet:

„Tja. Ich bin nun mal auf sie angewiesen. Scheiße auch! – Aber WENN sie sich auch nur noch EINMAL eine KLEINSTE Verfehlung leisten (ich meine natürlich nur die restlichen 2 Minuten dieser Folge hier) dann verspreche ich ihnen, dass ich sie degradieren werde! Und jetzt raus hier, ich muss an der Verdrängung dieser Episode arbeiten.“

Fazit: Immerhin: Hier gibt es Ethik für Feinschmecker, die sich auch an einem einzelnen Salatblatt auf dem Teller im Nobelrestaurant nicht stören würden… Wirklich nachdenken sollte man über die Prämisse aber nicht (verbohrte „Wir wollen Fun“-Rasse reist mit genialer Megatechnik problemlos im halben Quadranten herum, wird aber von anderen Völkern in Ruhe gelassen, ect.). Aber immerhin haben wir nach der „Wurmloch“- jetzt auch endlich die unausweichliche „Neue Antriebstechnologie knapp verpasst“-Episode hinter uns.

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Der Verrat

Inhalt: Die Bajoranerin und Chakotay-Geliebte namens Seska steht im Verdacht, den Kazon Föderationstechnologie übergeben zu haben, welche dann fast eine ganze Crew ausgerottet hat. Doch die Beweise sind schwer zu sichern und der einzige überlebende Kazon sieht bereits das helle Licht am Ende des Tunnels…

Review:

Okay, dies ist also eine Charakterfolge! – Behauptete zumindest steif und fest mein Definition-Almanach. Und zwar mit einem Charakter, dessen Verrat einem jetzt nicht wirklich schlaflose Nächte bereiten würde. Einfach deswegen, da man ihn bislang nur im eigenen Koma verfolgte. Dazu kommen in dieser Episode gelegentliche Dümmlichkeiten und Versäumnisse bei den Dialogen:

Chakotay: „Seska würde unsere Technologie niemals weitergeben!“ (Ach nein? Hat sie nicht in der letzten Folge – „Das oberste Gesetz“ – etwas sehr ähnliches versucht? Schon Scheiße, wenn eine ganze Station mit Alzheimerkranken im Deltaquadranten ausgesetzt wird…)

Seska: „Rede doch mit Deinem tierischen Berater und verschaffe Dir so Klarheit!“
Chakotay: „Das habe ich vor!“ (Na, wenn das Targ tagt, ist das Rechtssystem der Zukunft ja gesichert!)

Doc: „Ups. Die beiden Kazon haben ihren eigenen Mann auf unserer Krankenstation gekillt!“
Janeway: „Verlassen sie sofort unser Schiff!“ (War wohl die einzig denkbare Verhaltensweise in diesem Moment, kam angesichts des Anlasses aber doch etwas mager rüber! Einfach mal bessere Dialoge schreiben, wie wär’s?)

Richtige Psychostimmung (außer, dass man sich SELBST nach dem Schauen unter der Dusche erstechen wollte), kam trotz Verwirrspielen und Spionageelementen kaum auf: Da man sich solche Mühe gab, die Seska-Figur mal eben totaaal sympathisch zu machen, obwohl sie vorher nur die freche Ziehharmonika-Nase war, MUSSTE hier einfach noch ihre verborgene Satansanbetung ans Licht kommen!

Und wann wurde vorher eigentlich angedeutet, dass Chakotay sich ein bisschen in Seska verguckt hatte? Im Director’s Cut von Rick Bermans bekritzelter Bierdeckelsammlung? WENN es etwas schlimmeres als einen vorgetäuschten Orgasmus gibt, dann ja wohl vorgetäuschte Kontinuität… Immerhin hat man sich aber Mühe gegeben, ein paar Twists und falsche Hinweise auszustreuen. Oder war es nur Salz in die Wunde des kritischen Voyager-Guckers? – Falsche Spuren sind in einer technisch transparenten SF-Welt wie der von Voyager ja gar nicht mal so glaubwürdig zu erschaffen:

Dass Seska biologisch nicht wie eine Bajoranerin wirkt, weil sie angeblich eine Bluttransfusion einer Cardassianerin erhalten hat, hätte wohl auch ein „Jugend forscht“-Trupp im Jahre 2009 als Lüge entlarven können! So eine DNA sollte dann doch nicht sooo zerbrechlich sein, dass sie durch das Einlegen in ein bisschen fremde Aliensoße gleich ihre Herkunft vergisst. Chinesen essen schließlich auch Hunde, ohne dass ihre Kinder bellen. – Und wenn jeder Datensatz im Computer nachträglich für ungültig erklärt werden kann („Wurde wohl manipuliert, many manipuliert sogar!“), bzw. die Sicherheitstechnik der Voyager („Wer hat wann was gemacht?“) nicht mal mit der Spionagetechnik der Deutschen Bahn mithalten kann, ist das auch eher beliebig als spannend.

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„Chakotay, was ist bloß los mit Dir? Hast Du all unsere gemeinsamen Liebesabenteuer vergessen, deren früheres Vorhandensein uns Brannon Braga eidesstattlich versichert hat?“ – „Das nicht. Schließlich wurde mir die gerade erst frisch ins Gedächtnis graviert. Aber ich erhalte gerade ein mentales Memo von Rick Berman, dass Du beim Sex immer rumgezickt hast!“ – Dass das Wort „Figuren“ sprachgeschichtlich aus Holzschnittarbeiten abgeleitet wurde, wird nirgendwo so deutlich wie bei „Raumschiff Voyager“.

DANN doch lieber schlammige Fußspuren vor dem Quartier des Captains („Die darin gefundenen Pflanzenreste gibt es nur in der von Schiffsaboretum Nummer 3!“) oder eine falsche Zeugenaussage eines Crewmitglieds, das sein homosexuelles Schäferstündchen während der fraglichen Außenmission vertuschen wollte („Klar, war die ganze Zeit auf meinem Posten und habe nix ungewöhnliches bemerkt, ehrlich! Übrigens: Süße Augen haben sie, Tuvok!“). – Aber dass Voyager und Kriminalgeschichten nicht wirklich zusammenpassen, haben wir ja schon bei „Die Augen des Toten“ gelernt. Mit postmortal geweiteten Linsen habe ich DA übrigens auch schon zugeschaut…

Und warum haben die Kazon eigentlich immer noch keine interessanten Eigenarten, wenn man mal von ihrem Drang absieht, ihre eigenen Fäkalien als Haarshampoo zu verehren?

Fazit: Okay, wir wollen nicht unfair sein (= rhetorische Einleitung, natürlich wollen wir das bei Zukunftia): Der Mangel an bescheuerten Anomalien und sinnfreien „Heckschuss&Schluss“-Phaserkämpfen tat hier durchaus mal ganz gut. Man fragt sich allerdings schon, ob so eine Dramaturgie(c) nichts besseres zu tun hat, als sich darüber zu ereifern, dass die Kazon vielleicht demnächst einen funktionierenden Nahrungsreplikator besitzen und nicht mehr verhungernderweise umkippen müssen…

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Artikel

von Klapowski am 25.06.09 in Star Trek - Voyager

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Kommentare (5)

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  1. vendetta sagt:

    Hmja, jetzt wo ich das lese, es gab wirklich schon viele durchschaubare Reisebeschleunigungsfolgen direkt in der ersten Staffel. Eine ab Staffel 3 wäre wohl geschickter gewesen.

    Aber was rede ich von geschickter. Den Status des Doktor als eigenständige Lebensform hat man ja auch schnell hergestellt, daraus hätte man in der Tat einiges machen können. Durchdacht hatte man das Setting also in keinerlei Hinsicht, hauptsache bunt gemischt die Truppe, Rest später.

    Hat man in Bezug auf den Doktor eigentlich jemals den kleinen Holmes Unfall auf der Enterprise erwähnt? Ich kann mich nicht erinnern.

  2. Hiramas sagt:

    was? Ereignisse, die nicht den cast verändert haben, in einer anderen Folge, ja in einer anderen SERIE auch nur erwähnen?
    Ketzer.

  3. E. Ellert sagt:

    Oha, dann kommt wohl bald die Lurch-Folge mit Janeway und Paris. Drei Gummiohren min!!1

  4. Imperator sagt:

    Der war doch schon mal dran:
    https://www.zukunftia.de/artikel/435/215-die-schwelle/

    Und nochmal müssen wir diese Beleidigung des gesunden Menschenverstandes dem Klapo ja nun wirklich nicht zumuten.

  5. Sparkiller sagt:

    Als Bonus für unsere treuen Kommentar-Schreiber (*hier rollenden wüstenstrauch vorstellen*) habe ich mal wieder einen Alt-Dampfhammer aus unserem Artikel-Archiv (*hier versifftes bahnhofsklo vorstellen*) eingeplegt:

    https://www.zukunftia.de/artikel/1728/voy-724-der-renaissance-mensch-renaissance-man

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