Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

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„Upgrade“ – Das Review zum Hochstufen

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Ein Mann verliert bei einem Überfall seine Frau, sein Auto und einen erheblichem Anteil seines Rückenmarks. Doch zum Glück kennt er einen supernetten Industriellen, der unter einer Art Stonehenge-Stein am Strand (das war der merkwürdigste Teil des Films) neue, multimediale Dinge erfindet. Dieser Mark Zuckerberg mit Bunker-Fetisch bietet ihm an, dem Behinderten eine KI unter’m Rückemark zu installieren. Diese soll Teile seines Körpers steuern, verbessern und… öh… vollquatschen…?


Der Chip redet nämlich ausgesprochen fürsorglich und verständnisvoll, was sich nicht spannend anhört (höchstens für uns Star-Trek-Nerds, da ungewohnt), aber durchaus das interessanteste Figuren-Duo im Film darstellt.

Da alles geheim bleiben soll, sitzt der Protagonist nun als vorgeblicher Rollstuhlfahrer zuhause, hat aber mehr Fähigkeiten als ein Keanu Reeves mit Muskeln. Kein Wunder, dass seine Hobbys sich schnell von „Heimlich Invalidenrente kassieren“ auf „Unheimlich die Mörder seiner Frau zermatschen“ ausweiten. Nützlich ist hierbei, dass die KI extrem aufmerksam ist („Es folgt eine Liste alle wegzuwischenden Fingerabdrücke“) und die Kampftricks aus allen drei „Matrix“-Filme auswendig kennt.

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„Und Sie haben wirklich nichts gesehen von diesem Kerl, der drei Straßenräuber verprügelt hat?“ – „Was habe ICH damit zu tun?“ – „Er hat sie mit ROLLSTÜHLEN verprügelt. In jeder Hand einen.“ – Verkloppen im Lande Utopia: Die Automatisierung der Gesellschaft ist hier durchaus ein Randthema. Und selbst das wird nur von KIs untereinander diskutiert?

Natürlich gibt es das eine oder andere Klischee-Geheimnis zu entdecken (= WARUM musste seine Frau sterben), aber im Prinzip geht es mehr darum, was mit einem schon heute denkbaren Implantat alles möglich ist. Wie weit würde man der KI die Kontrolle über seinen Körper gewähren? Wer haftet am Ende für diese Geschehnisse? Und sei es nur als Blut an der Wand? Und was ist, wenn der Computer im Kopf dann sein Eigenleben entwickelt – oder sogar ZUWENIG davon? („Tut mir leid, Sie haben mir keine Zugriffsrechte auf den rechten Unterarm gewährt.“)

Den Rest zuppeln wir mal im Schnelldurchlauf runter:

Klein aber … klein. – Wenn man böse sein wollte (aber das sind wir Hater ja nicht), könnte man behaupten, dass dieser Film heutzutage als (teurere) Serie denkbar wäre. Denn große Explosionen muss man hier mit der Lupe (oder sagt man „Teleskop“?) suchen, die SF-Einrichtung beschränkt sich meist auf Wasch-Beton (mit Schränken und Grünzeug drin) und die meisten Dialoge fühlen sich fast wie in einem Theaterstück an. Aber: Klapo gefällt das. Wenn es krachen soll, kann ich auch Bohnensuppe essen.
Casting zum Anfassen Dranlassen – Die Figuren und ihre Schauspieler sind überaus passend gewählt. Und das ist fast schon wieder das Problem… Wir haben die schlanke Schwarzhaarige mit der „Morgens CEO, abends Modellvertrag“-Figur, dann den amtlich bestellten Chris-Pratt-Imitator, gefolgt von einer Mischung aus Mark Zuckerberg und einer blonden Haarfärbung. Die Bösen haben kräftige Kiefer, die weiblichen Hacker kein Geschlecht und die Polizistinnen sind dafür EXTRA-weiblich.
Ein Können für Könner – Trotz diverser Klischees macht der Computerchip im Kopf mächtig Freude. Die Fähigkeiten sind stets ausbalanciert zwischen „Zu krass“ und „zu lahm“, während ab und an diverse „Me Too“-Spielarten von „Gehört mein Körper noch MIR, Mister Prozessor?“ durchgespielt werden. Hier werden zwar weder Kampfsportfanatiker noch Kunstfilm-Philosophen völlig ausrasten, aber alle zwischen diesen Polen im Minutentakt abgeholt und angefüttert.
Oliver Twist? – 50% der „überraschenden“ Auflösung dürften jedem klar sein, der in den letzten 10 Jahren mal von Weitem einen Film auf der Straßenseite zugesehen hat. Die zusätzlichen 50% habe ich aber nur teilweise kommen sehen… (Quasi der „Bonus-Twist“) Klar, es IST ein Hollywood-Ende, das nichts von der Kunstbesoffenheit eines Nolan- oder Villeneuve-Films aufweist. Aber das hat mir bei „Venom“ schon gut gefallen – mit dem dieser Streifen hier entfernt verwandt ist.

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„Ihre Rückenmarks-KI funktioniert nicht mehr? Was sagt sie denn?“ – „Irgendwas von wegen ‚Bandscheiben-Treibern‘ und einem defekten ‚Biologie-Bios‘.“ – Eine völlig neue Bedeutung des Wortes: „Informatiker-Rücken“: Am Ende muss noch die Profi-Hackerin ran. Ist aber nicht schlimm. Mich störte sowieso, dass in diesem Klischee-Kästchen noch kein grünes Häkchen war.

Am Ende bleibt ein netter SF-Film übrig, der mit ansprechenden Details und einem (inzwischen wieder!) frischen Grundthema aufwarten kann. Und gerade die Kampfchoreografie, bei der die Bewegungen der Hauptfigur mechanisch und „fremdgesteuert“ wirken, konnte bei mir punkten.

Was auch an den Soundeffekten liegt, die irgendwo zwischen „Nolan-Trailer“ und „Ist das Modem schon wieder kaputt?“ angesiedelt sind.


Fazit: Kein Kultklassiker, aber doch ein klasse Film für einen verregneten Dienstag-Morgen (ja, die Pandemie hat sogar den berühmten „Sonntag-Nachmittag“ verdrängt).

Abgesehen von einigen Elementen, die mir inhaltlich und grafisch unpassend erschienen (tödliche Sensen-Nanobots in der Lunge?!), ist dies ein geerdetes Werk für die kommende Generation „USB-Anschluss auf der Stirn“. Das er manchmal wie ein überkandideltes B-Movie wirkt, stört kaum.

Denn so kommen mir die Verrücktheiten von Elon Musk und Facebook auch manchmal vor.

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Artikel

von Klapowski am 20.02.21 in Filmkritik

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Kommentare (8)

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  1. Tabularius sagt:

    Kommt ja sehr gut weg dieser Film hier.
    Hab mir den vor einiger Zeit schon angesehen da er in einer Best of Liste auf dem Youtube channel Cinefix vorgekommen ist.

    Das Grundthema find ich klasse und manche der Kampfszenen sind extrem passend und cool inszeniert worden. (Auch gut geschauspielert in den Kampfszenen)

    Aber Der Plot an sich lässt mMn doch stark zu wünschen übrig. Die Detektivgeschichte ist langweilig, der Bösewicht klischeehaft und vorhersehbar.
    Nebencharaktere sind unheimlich flach (kann mich kaum an jemanden erinnern)

    Und die großen Fragen bzgl. KI und freier Wille werden nicht genug bearbeitet.

    Er sieht auch eher langweilig und gleichförmig aus.

    Was mich aber am meisten gestört hat, war das Ende, Man hat das Gefühl als währe ihnen der „Twist“ erst kurz vor Drehende eingefallen, sie fanden die Idee aber soo gut das sie, sie unbedingt noch einbauen wollten.
    Es fügt sich aber mMn überhaupt nicht richtig in die Story ein, kommt narrativ betrachtet aus dem nichts.
    Hätten sie sich eher schenken sollen.

    Ich geb ihm 5/10. Kann man sich mal anschauen. kann man aber auch sein lassen.

  2. Pilzwarp sagt:

    Ich würd ihm eine 6/10 geben.
    Mehr Punkte verhindern für mich die bereits angesprochenen abgedroschenen Klischees, damit auch der Dümmste kapiert, wer hier der Gute und wer hier der Böse ist…
    …und die übertriebene Gewalt. Muss denn soviel Kunstblut da rumsauen? Manchmal ist weniger halt mehr.

  3. BigBadBorg sagt:

    Ein sehr unterhaltsamer Film. Geringes Budget und doch das Beste draus gemacht!

    Und die übertriebene Gewalt (Zitat meines Vorredners) fand ich im dem dreckigen Setting durchaus passend und kurz knackig eingesetzt ohne zu effekthascherisch zu wirken.

    Ich genieße diese kleineren SciFi-Filme inzwischen mehr als große Blockbuster (bis auf ein paar Ausnahmen natürlich). Aber einem Standard 200 Millionen Dollar-Film die ja trotz allem auch unterhaltsam sein können ziehe ich wenn ich die Wahl habe coole Ideen doch eher vor. Z.B. (gerade aus meiner Sammlung gepickt) Predestination, Time Lapse, 41, Anti Matter, Time Crimes, ARQ, Vivarium, Radius, Time Trap, The Signal, He never died oder Coherence. Keiner wirklich perfekt, oft merkt man das geringe Budget, aber alle voller guter Einfälle.

    Und in diese Kerbe schlägt auch Upgrade. Genau mein Ding.

  4. Rook sagt:

    Ich habe den Film damals kurz nach der Veröffentlichung gesehen. Ich hab’s zwar nicht bereut, fand ihn aber auch nicht herausragend und hatte den Plot ehrlich gesagt bis zu dieser Rezension schon wieder vergessen – nur an das Ende konnte ich mich noch erinnern. Das war auch in etwa wie ich damals den Film empfand; nie richtig drin und am Ende dann doch über die Implikationen nachgedacht. Heute lese ich, dass er damals für sieben australische Awards nominiert wurde, und ich kann das sogar nachvollziehen – aus der anglophonen Einheitsgrütze der letzten Jahre ragt der Film tatsächlich heraus.
    *
    *
    *
    OT: Grade eben ist mir vollkommen zufällig wieder mal ein unerwartetes Epos untergekommen. „Seungniho“, übersetzt „Space Sweepers“, läuft seit 05.02.2021 auf Netflix. Vorsicht! Das ist die erste südkoreanische Space-Opera, die diese Einordnung tatsächlich verdient – mit einer ganzen Reihe von stilistischen Querschlägern, die man von südkoreanischen Filmen allerdings vielleicht schon gewohnt sein mag. Bei den Weltraumszenen komme ich ins Schwärmen, die sind vom feinsten. Das All lebt im Jahre 2092: Lift zum geostationären Orbit, Ringwelten im Aufbau, komplette Orbitale und Müllsammlerschiffe – alles atemberaubend in Qualität und Quantität umgesetzt. Alleine deswegen kann man das m. E. schon mal schauen.
    Storytechnisch… Anfänglich klingelt der Kitschalarm auf Anschlag, aber da kann man sich ja mit der schönen Optik ablenken und die Zähne zusammenbeißen. Spätestens wenn Dorothy dazu kommt, macht die Geschichte aber echt Spaß; und auch wenn eine Reihe Referenzen auf frühere SciFi-Filme und Space Operas zu finden sind, ist es nicht mit der Brechstange gestrickt, und man hat selten das Gefühl, in einem Abklatsch unterwegs zu sein. Im Gegenteil, es hat mich hier und da eher zum Schmunzeln verleitet. Ein Plot-Twist jagt den nächsten, und am Ende wird weder die Einordnung als Komödie noch als Drama dem Film komplett gerecht. Dieses Erlebnis werde ich jedenfalls nicht so schnell vergessen.

  5. BergH60 sagt:

    Danke an BBB und Rook für die Tipps.
    Da sind ja einige Perlen dabei, wenn ich auch noch nicht alles sehen konnte.

    Space Sweepers hat richtig Laune gemacht.
    Und die Kurze war ja echt putzig.

    Gruß BergH

  6. BergH60 sagt:

    @Rook
    Ich habe Deine Space Sweeper Rezension mal im Heimkinotreff zitiert, weil mir der Film echt gut gefallen hat.
    Natürlich mit Quallenangabe.
    Wenn das nicht passt , sag Bescheid.

  7. FordPrefect sagt:

    Kann mich BigBadBorg anschließen, ein Film der Spaß machte, auch die Gewalt war gut dosiert eingesetzt.
    Auch einer der wenigen Filme, wo mich der Trailer sofort abgeholt hat.

    Ich werde mir mal die Vorschläge von BigBadBorg näher ansehen.

    OT:
    Space Sweeper hat schon ein Platz auf der ToDo Liste, die Effekte im Trailer waren toll, wobei mich die Story im Trailer noch nicht so abgeholt hat.

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