Film- und Serienkritiken

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Only Lonely – 3 Filmreviews für und über einsame Menschen

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Einsamkeit. Herzmuskelzerfressende, tiefkühlpizzakalte, haarfetttreibende und appetitanregende Einsamkeit (*mampf*). Wir Trekkies wissen von Natur aus, was das bedeutet. MÜSSEN wir ja auch, denn wir haben ja auch keinen, der uns das Konzept erklären würde wollen, schnief. Da es manchmal gut tut, ordentlich zu weinen (vorher genug Cola trinken, wegen des Flüssigkeitshaushalts!) und sich in jemanden hineinzuversetzen, der es noch viel besser als man selber hat, stelle ich Euch heute 3 intellektuell höherwertige Filme vor, die sich um einsame Menschen drehen. Viel… äh… „Spaß“!

About Schmidt

Ein alter Knacker, der seine Frau verliert und danach unglücklich ist, was seinen Zustand vor der Verwitwung aber nur um 0,2% verschlechtert? Kann es spaßig sein, Jack Nicholsen dabei zuzuschauen, wie er von aller Welt über den Gartenzaun hinweg zugeblubbert wird und einsilbige Höflichkeitsantworten gibt? – „Ja, sie haben Recht, es ist schon eher suboptimal, dass meine Frau tot ist. Oh, danke für den Streuselkuchen mit dem Sahnesmiley drauf, mir geht es schon viel besser!“

Das Hauptthema ist für mich nicht unbedingt Jackies Einsamkeit und das gelegentliche Gefühl, dass er jederzeit zum Axtmörder aus „Shining“ zurück-evolutionieren könnte, sondern eigentlich seine Umgebung. Niemand hört seinen zerknirschten, ablehnenden oder unterschwelligen traurigen Kommentaren zu; alle – selbst die Jüngeren – ziehen nur ihr verbal verkrustetes Alte-Leute-Ding durch: „Schönes Wetter heute, hach, gut, dass wir sie hier haben, ja, so ist datt, oder ist es nicht? Käffchen? Küchchen?“

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„Schatz, wenn ich zuerst sterben sollte, dann tu mir bitte einen Gefallen: Lass Dich vom Morddezernat nicht überführen, ja?“ – Bis dass die Not euch bleibe: Sicher, es gibt sicherlich bessere Ehen als diese hier, aber wenigstens sprechen die beiden noch miteinander („Ei?“ – „Salz!“) und der Sex macht teilweise Spaß bis zum Geht-nicht-mehr. Zu 99% halt mit sehr viel „Geht-nicht-mehr“…

Und so zieht Schmidt zu einem mittellangen Road Trip los, um wenigstens die Hochzeit zwischen seiner Tochter und einem erfolglosen Wasserbettverkäufer zu verhindern, der nur frisurtechnisch einen langen Atem besitzt. Es gibt nur wenige knallige Höhepunkte, dafür aber 1.293 Momente, in denen man „Armer, einsamer Mann“ raunen möchte, was sogar in einer der schönsten Szenen von einer überkandidelten Campingplatz-Maus stellvertretend übernommen wird. Besonders schön ist der Off-Text, in dem Schmidt regelmäßig seine Briefe an einen afrikanischen Jungen vorliest, dem er vom unfreiwilligen Ruhestand bis hin zu Hämorridenproblemen alles zu erzählen scheint, was Rand und Narben hat.

Fazit: Ein netter, sehr gefühlvoller Film über einen ruhelosen Rentner mit Rehaugen. Die gelegentliche Slapstick-Musik macht auch schwarze Momente einigermaßen erträglich und gibt ihnen eine heitere Note. Schmidtchen spielt mit unseren Erwartungen („Auf der Hochzeit passiert bestimmt was ganz schlimmes!“) und lässt sie dann doch fallen wie einen heißen Rentner-Pantoffel. Das Ende ist hingegen rührend, wenngleich für erfahrene Kinogänger auch absehbar. Egal, ich musste am Schluss weinen wie ein Doofhund…

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM

One Hour Photo

Gratulation zur Traumrolle eines FDP-Kassenwarts: Robin Williams ist ein einsamer, unterschätzter und leicht weltfremder Fototechniker, was schon wieder so langweilig ist, dass man voller SPANNUNG erwartet, wie man daraus einen interessanten Film machen könnte. In statischen, aber (bayrisch?) blau-weiß durchkombinierten Bildern wird das traurige Gesicht von „Sly, dem Fotohai“ stets ins beste (welches ungefähr recyclinpapiergrau ist) Licht gerückt. Nach und nach schummelt er sich durch Geschenke und „zufälliges“ Auftauchen in die Nähe einer Familie, die in „seinem“ Laden Stammkunden sind. Tja, schon blöd, wenn man zwecks Gesellschaftsleben das Chatfenster in „World of Warcraft“ nicht bedienen kann!

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„Sehen sie? Die Gesichtserkennung springt bei ihnen an, aber nicht bei mir. Lustig, was? Waren sie früher auch mal hässlich? He, wieso wollen sie denn schon gehen? Ich wollte ihnen doch noch ein Reinigungstuch für die Filmrolle schenken!“ (*Klorolle raushol*) – Bitte recht freundlich heeeecheln: Sly tut einem echt Leid. Allerdings erst, nachdem das halbstündige Fremdschämen nachgelassen hat.

Der mittelgroße „Knall“ am Ende trügt hierbei: Dies ist eine Charakterstudie ohne Blutvergießen, finale Aussprache, „Moral von der Geschicht“ oder gar Happy End (also kein „Huhu, Sly, ichf tragfe Zahnspangfe, fohne gegenüberf und finde fie fahnsinnig füüüß!“). Hier ist einer traurig und einsam, weil er es KANN. Warum das so ist, erfährt man nur lückenhaft (Mitgliedsausweis für den „Club der coolen Leute“ verbrannt? Als Dreijähriger fürchterlich von einem Mädchen gebissen worden?). Wer hier keinen Spaß daran hat, dass die Kamera manisch auf Gesichter zufährt, um dem Gott der Großaufnahme zu huldigen, sollte sich einen anderen Film suchen.

Fazit: Schauspielerisch ist Robin phantastisch fanatisch, der Look ist erschreckend kühl und lädt zum philosophieren ein („Warum werden im Supermarkt auf beiden Regalseiten 50 Tonnen Dosenfutter gezeigt? Stilmittel, die sich gewaschen haben?!“). Dadurch, dass ich dem Film keine finale Aussage entlocken konnte (= Seid nicht einsam, bucht Kaffeefahrten?) landet er trotz starkem Beginn in den letzten Minuten etwas im luftleeren Raum. Aber manchmal reicht ja auch tolle Optik und eine große Mitleids-Tour… Mit Robin Williams statt Robbie auf der Bühne.

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM

The Woodsman

Kevin Bacon spielt Walter, einen von der gesiebten Luft entlassenen „Kinderschänder“, der stets tieftraurig aussieht und sogar die Frage nach seiner Verdauung mit einem ausdruckslosen Fingerzeig auf seinen Lebenslauf beantworten würde. Bacon weiß nicht, ob er seinen Dämonen auf Dauer entgegentreten kann und ob die Menschheit je aufhören wird, ihn selbst als tretenswerten Dämon zu sehen. – Wie biddä? Ein „Kischä“ als Protagonist? Da muss man erst mal schlucken und sich darüber freuen, dass Hollywood sich an ein Thema traut, das in etwa so beschädigt ist wie der Sicherheitsbeauftragte des Kernkraftwerkes Fukushima.

Doch den ultimativen Schritt in die Magengrube des Zuschauers traute man sich dann (leider) doch nicht: Bacon spielt einen mäßig verkommenen Typen, der artig daran leidet, Mädchen mittels einer Psychotechnik namens „Einfach fragen“ zum Sex überredet zu haben. Keine wurde jedoch mit den Haaren an der Straßenlaterne festgebunden, mit aromatisierten Gummibärchen bewusstlos gemacht oder von bärtigen Seemannskumpeln besprungen. „Böse“ ist Bacon nicht, was natürlich auch die Intention des Filmes war, denn schließlich laufen die wenigsten Pädophilen mit Dreizack durch die Fußgängerzone und geben ein grollendes Hustenanfalls-Lachen von sich. ABER ein bisschen spannender wäre es schon gewesen, wenn die Figur etwas ungezügelter wäre oder es zumindest früher mal hätte sein dürfen… können. Oder so.

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„Ich weiß nicht, Onkel. Ich glaube, ich kann auf diese Art und Weise keine Beziehung führen. Nichts gegen einen gesunden Fick (ich hatte schon zehn), aber diese Babymaske mag ich dazu einfach eeecht nicht aufsetzen.“ – Okay, dieser Witz mag derb erscheinen, aber das schöne an Satire ist ja, dass man da den richtigen (falschen) Ton leichter trifft als so ein leicht krampfiger Film, der etwas den falschen (falschen) Ton anreißt…

SO ist das Ganze ein wenig halbgar und schwebt zwischen der Sensationslust des Publikums und der amoralischen Unwilligkeit der „Schwanz ab!“-Parolenzielscheibe. Okay, wir HABEN kapiert, dass es nicht einfach ist, als geouteter Kleinmädchenliebhaber eine Beziehung zu führen oder auf der Arbeitsstelle einen unbeklebten und unangerotzten Spind zu betreiben.

Am Ende geht Walter auf einen ANDEREN Jungsliebhaber los, weil er sich eigentlich selber hasst und verprügeln möchte. So viel zum Titelthema „Psychologie Aktuell“, Ausgabe 06/2012. Die anderen Figuren sind leider mäßig spannend, lassen sich von Bacon ebenfalls mental runterziehen und geben selten Ausschläge in irgendeine Storyrichtung.

Fazit: Was den Film rettet, ist die Tatsache, dass man sich ÜBERHAUPT mal mit dem Thema beschäftigt. Aber das wäre auch der Fall, wenn makroskopische Milchbakterien die Weltherrschaft anstreben würden. – Nachdem hier der erste Schock überwunden ist („Das da ist ein Pä-, ein Pä-Pä…“), fehlen ein wenig die besonderen Momente, abgesehen von der Gänsehautszene mit dem Mädchen im Wald. Ich wiederhole: „Mädchen – im – Wald“. Gänsehaut bekommen? Okay, dann könnt Ihr Euch eventuell den Film sparen.

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Artikel

von Klapowski am 21.06.12 in Filmkritik

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Kommentare (3)

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  1. Speedomon sagt:

    One hour photo würde ich locker 7 oder 8 geben. Gerade die Ausweglosigkeit und der fehlende moralische Zeigefinger macht das Ganze effektiv. Okay, über das halbgare Ende kann man geteilter Meinung sein, und die einzige Schockszene im Film war komplett überflüssig. Trotzdem gelungen.

  2. Halbnerd sagt:

    „One Hour Photo“ kommt hier tatsächlich etwas zu schlecht weg. Williams beweist einmal mehr, dass er auch sehr ernste Rollen zu tragen vermag. Die Einblicke in sein Leben, welches von den (photografischen) Leben anderer bestimmt ist, sind kühl-erschreckend. Als Mischung aus Thriller und Drama ist der Film sehr gut gelungen.

  3. Jabla sagt:

    Wo ist denn „The Road“ abgeblieben? Hätte hier eher hingepasst.

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