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Echt zum Schießen – oder: Wenn das Stadtsäckerl zweimal klingelt

Echt zum Schießen – oder: Wenn das Stadtsäckerl zweimal klingelt

Oder: „Wenn Fußball allzu wichtig wird.“ – Ausnahmsweise entfernen wir uns mal von der Science-Fiction- und Medien-Kritik und begeben uns auch nicht auf die gaaaanz großen politischen Schlachtfelder. Heute möchte ich nur ein kleines, persönliches Thema ansprechen, ganz still und leise. Wobei: Nicht still und leise, eher schrill und populistisch. Aber dafür liebt er es ja auch, mich zu hassen, gelle? – Es geht um Arminia Bielefeld, eine mögliche Bürgschaft der Stadtverwaltung, um sogenanntes „Cross-Border-Leasing“ in Gelsenkirchen und ganz allgemein um meinen – gnaah! – Blutdruck.


Wisst Ihr, was mich wirklich ärgert? Dass unsere Städte Pleite sind, aber stets noch genügend Geld für bescheuerte Spielereien (im wahrste Sinne des Wortes) übrig zu sein scheint. Eventuell zumindest. Wir werden sehen. – Ich denke da gerade an Bielefeld: Es gibt sicherlich „ärmere“ (im Sinne von: „Mehr verschuldet“) Städte als diese freundliche Betonfläche am Teutoburger Wald. Aber müssen wir wirklich unseren Schwachmaten-Fußallclub retten, der häufiger abgestiegen ist als die Sonne am Abend?

Zusammenfassung: Arminia Bielefeld hatte 2,5 Millionen Schulden, nachdem zu der bereits bekannten 1 Million zufäääällig noch 1,5 gefunden wurden. Tja, schon Scheiße, wenn man nur alle 24 Monate die Kontoauszüge abholt, wa? So ein Schuld ist schlimmer als eine Socke oder eine Brille: Ständig liegen diese kleinen Racker irgendwo herum, wo man nicht mit ihnen rechnet. Vielleicht, weil sie so klein, zum rechnen aber trotzdem noch viiiel zu hoch sind?

Okay, drauf geschissen. Wen interessieren schon regionale Fußballclubs außer Flachwichsern, die im Leben SELBER nicht erfolglos genug sind und diese fehlende Erfolglosigkeit mit anderen Losern auffüllen müssen? Rein mathematisch ist in diesem Sport so viel Glück mit dabei, dass man es mit Lottospielen vergleichen kann. Und die Bayern haben halt die teuersten und schwersten Kugeln, die am ehesten am Loch der Losmaschine hängenbleiben.

Sollte Arminia demnächst nicht mehr zahlen können, könnte es in die allerunterste Liga zurück fallen. Dann treffen wir uns vielleicht demnächst hier, um alte Bierflaschen werfenderweise mit alternden Spielerflaschen zu vermählen? Aber es gäbe wohl wirklich Schlimmeres als eine Gerstensaftschorle in freier Natur…

Jedenfalls hat man bei Arminia Bielefeld jetzt NOCH mal genauer nachgezählt und dank Lupe diverse Fliegenschisse auf den Bankauszügen nachträglich als MINUS-Zeichen identifiziert.

Plötzlich waren es nicht mehr 2,5 Millionen, sondern 12(!) Millionen. Kann ja mal passieren; ich glaube sogar, dass wir mindestens einen griechischen Spieler haben, was manches erklären könnte! – Das wäre mir als Nicht-Fußball-Begeisterter ja auch alles egal, wenn jetzt nicht unsere Stadtverwaltung prüfen würde, ob sie den Verein mit 6 Millionen rettet.

Mit welcher Begründung? – „Ist halt Fußball, ist eben wichtig!“ oder wie? Vermutlich. Je nach Geschmack lässt sich diese Aussage sicherlich noch verfeinern: „Der Club ist ein AUSHÄNGESCHILD unserer Stadt (ja, aber kotverschmierte Aushängeschilder hängt doch jeder vernünftige Ladenbesitzer ab?!), er stärkt unsere WIRTSCHAFT (Fresst alle Oetker-Pizzen, Arminia hat diesmal nur niedrig verloren!) und IDENTIFIKATIONSMÖGLICHKEIT für viele Bielefelder (Sicher, ich sehe meinen Kollegen Sparkiller ja auch nur als 22-beinige Fußballmannschaft aus Gelsenkirchen)!“

Woanders werden Schwimmbäder und Kindergärten geschlossen und dann bekommt eine UNTERNEHMEN, das sich durch eigene Schuld runtergewirtschaftet hat, womöglich einen „kleinen“ städtischen Zuschuss?! Okay, es heißt immer „Standortvorteil“, aber für wen denn bitte? Oetker und Schüco, die mit dieser Versagertruppe werben (Pizzas und Fensterrahmen schmecken trotzdem) und diese unterstützen? Und warum stützen sie jetzt nicht genug unter?

Wie viele Fußballfans kommen von außerhalb zu uns, um sich das miese Tor-Gegurke anzusehen und ihr Geld in Puffs, Hotels und Fressbuden zu lassen? – Soooo viele? Und könnte man mit 6 Millionen nicht vielleicht auch etwas anderes bauen, das Geld einbringt? Man könnte unsere Sparrenburg renovieren (steinerne Klotzwände sind doch Megaout!) oder ähnliches. Im sozialen Bereich wären die Kohlen sicherlich auch nicht übrig.

„Liebe Volltrott… Senatsmitglieder! Die Bowlingbahn Herford-Nord hat leider 7 Millionen Euro Schulden angehäuft, da sie ausschließlich vergoldete Kugeln eingekauft hat. Sollen wir die Bahn retten, indem wir eine Bürgschaft über 4 Millionen Euro übernehmen?“ – „Auf keinen Fall!“ – „Okay. Dann wäre da noch der Fall eines gefallenen Fussballvereins, der…“ – „Nehmen die auch einen Dauerauftrag unsererseits?“ – Denkbares Szenario? Hoffentlich nicht. Ups, zu spät. Ist schon gedacht. – Tschulligung!

Und man darf nicht vergessen, dass die „Städtischen Kliniken Bielefeld“ kürzlich schon mal 250.000 Öcken kreditmäßig in den Loserverein gesteckt haben. Angeblich ein tolles Geschäft für beide, weil sich die Spieler dafür nuuuuur dort behandeln lassen („Aua Fuuuß!“). – Die Krankenpfleger, die seit Jahren in Punkte Gehaltsaufstockung vertröstet wurden, haben sich übrigens auch tüchtig gefreut. Sind ja generell sehr tüchtig, diese Geringverdiener. Dafür ist das aber tolle Werbung für das Krankenhaus. Sicherlich. Gehe jetzt nach einem Autounfall mit doppelseitigem Arschbruch garantiert sofort dahin („Krankenwagenfahrer? – Da lang!“), weil sie mir die gleiche Zuneigung und Nächstenliebe zukommen lassen, wie den tollen Arminiakickern.

Okay, NOCH ist nicht entschieden, ob und wie die Stadt sechs Mille locker macht, noch dazu in Zeiten des Nothaushalts. Aber irgendeine trickreiche Möglichkeit wird es schon geben, wenn man diesen Käse denn essen will. Zur Not bekommt der Hamster des Chefs einen Anteil am Stadion, das er dann in die USA verkaufen kann, um es dann wieder zurückzumieten.

Geht nicht? Klar geht das! Viele Städte und Gemeinden haben in der letzten (oder vorletzten?) Finanzkrise viel Geld verloren, weil sie ihre Moneten in den USA angelegt haben. Berühmt geworden – zumindest bei meinem Webdesigner Sparkiller – ist die Kanalisation in Gelsenkirchen, die man erst in die USA verkauft hat, um dortige Steuervorteile zu nutzen. Später durfte man diese dann als Mieter(!) nutzen und zahlen. Das Vertragswerk ist 1.000 Seiten dick und damals nicht mal ordentlich ins Deutsche übersetzt worden. Und letztendlich waren auf den geraden Seiten („Ach, die lagen so ungünstig auf der Rückseite der Blätter!“) wohl noch ein paar Haken und Ösen verborgen.

„Sag mal, was machen die Amis eigentlich mit unserem Kanal, wenn wir gerade nicht reinschauen?“ – „Ich hab‘ was von geheimen Raketentests gehört. He, kommt dahinten was um die Ecke geflogen?“ – Der Kot steht ihnen gut: Gelsenkirchen kauft sich das Recht zurück, ihre eigene Köttelrampe benutzen zu dürfen. Aber was ist eigentlich, wenn die Amerikaner diese Tunnel wegen Eigenbedarf nutzen wollen? Schließlich verzapfen die Jungs auch nicht weniger Scheiße als wir!

Das Ende vom Lied: Für 49 Millionen Euro kaufte sich die Stadtverwaltung wieder aus dem Vertrag heraus, um den Investor zu „entschädigen“. Die Ausnutzung dieses Steuerschlumpflochs wurde in den USA übrigens inzwischen durch die Oberste Finanzbehörde abgestellt.

Macht ja auch Sinn, seine Gebäude, Straßen oder Müllheizkraftwerke (= Aachen) zu verkaufen und zurück zu mieten. Rufen wir eben gerade mal über’m Teich bei einem desinteressierten Finanzhai an, ob das Schlagloch auf der Bernd-Bollerkopp-Allee gestopft werden darf. Und was ist, wenn wie als Mieter die Kanalisation nicht ordnungsgemäß und vertragsgemäß nutzen? – „Igitt, that is ja alles total zugeschissen! So we have not gewettet, Freundchen! Seite 827, der mikroskopische Teil mit der unsichtbaren Geheimschrift! You must pay us Schadenersatz!“

So ähnlich kam es dann auch, jedenfalls bei einer Turnhalle, welche die Stadt Gelsenkirchen (neben 31 weiteren Schul- und Verwaltungsgebäuden) ebenfalls verschachert hatte. Weil eine Millionenklage der Investoren drohte, konnte der alte Gammelpalast nicht eingeebnet und das Grundstück neu bebaut werden. – Toll, wenn Stadtkämmerer auf solch einfache Art und Weise das Grundwissen zum schwierigen Thema „Wenn ich was verkaufe, gehört’s jemand anderen“ erlernen können!

Na dann: Prost Sparzeit! Kindergarten zu, damit der Ami was zu kacken hat. – Wobei man das Arminia-Problem vielleicht so lösen könnte: Verein an eine polnische Zeitarbeiterfirma verhökern und dann spezielle Leistungen (z.B. „3 Tore im nächsten Spiel“) zurückkaufen. Und wenn keine Lieferung, dann kein Geld.

Quasi Cross-Border-Losing.

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von Klapowski am 05.05.10 in All-Gemeines

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Kommentare (4)

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  1. gff sagt:

    Sparkiller kommt aus Gelsenkirchen?^^

  2. E.Ellert sagt:

    Herne West heisst das bei uns. ;>

  3. bergh sagt:

    tach auch !

    Es gibt kein Bielefeld.

    Mein Lieblingsverein aus Liga Elend heißt übrigens MSV.
    Aber eigentlich habe ich Fussball seit dem WM Spiel Deutschland Österreich 1:0 (und beide kamen damit weiter, spo ßdaß das Speil die Spannung von trocknender Farbe erreichen konnte), aufgegeben.

    Die Schande von Gijon :
    http://de.wikipedia.org/wiki/Nichtangriffspakt_von_Gij%C3%B3n

  4. Vanquish sagt:

    In Aachen dasselbe: Alemannia hat sich mit neuem Stadion übernommen, jetzt hat die Stadt schweren Herzens beschlossen, mit mehreren Millionen zu helfen.
    Aber wer wirklich kommunale Unfähigkeit sehen will, muss nach Bonn kommen. Die haben sich richtig verarschen lassen, 200 Mio + x, so genau weiß das noch keiner, weil man ein sich Kongresszentrum bauen ließ und bei der Durchführung gerne weggeschaut hat.
    http://www.general-anzeiger-bonn.de/index.php?k=loka&itemid=10490&detailid=733384

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