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Star Trek – TOS: „Tödliche Spiele auf Gothos“ – 1.17 – Review

Star Trek – TOS: „Tödliche Spiele auf Gothos“ – 1.17 – Review

In der heutigen Episode von „Trekkies erzählen vom Krieg“ treffen wir auf den magisch anmutenden Trelane. Ein Mann, der in einem altertümlichen Herrenschloss(?) auf einem unbewohnten Planeten abhängt und Kirks Crew mit Zaubertricks und Rumgetänzel in seinen Bann zieht. Raufbeamen geht nicht, Wegfliegen auch nicht. Stattdessen soll man marschieren, exerzieren und sich beim Facepalmieren total blamieren. Der jugendliche Altspund ist dabei vernarrt in männlichen Wettstreit und Militärgeschichte, während er wild zusammengesammelte Museumsstücke hortet. Ja, ihr habt’s richtig erkannt: Trelane ist ein Reichsbürger und sollte dringend durchsucht werden!


Klar… Ob man das Abhängen bei Trelane, wo man sanft schikaniert wird, als „clevere Geschichte“ ansehen will, darüber könnte man streiten. Auf jeden Fall ist die Atmosphäre so dicht, dass man sie mit den Fingernägel kratzen könnte.

Und mit „dichter Atmosphäre“ meine ich nicht die Szene, in der Kirk kurz in einer Rumpelkammer vergast wird…

Dass man Trelane sogar in dem leider vergessenen(?) Point-and-Click-Klassiker „Judgement Rites“ (1993) wieder ausgrub, hat natürlich den Grund, dass der Mann im Gedächtnis kleben blieb. – Wir testen einfach mal, ob ihr das hier noch KENNT:

Irgendwie fällt mir dazu ein, dass ich mal was zu dem neuen – schwulen – Doctor Who machen wollte. Aber warum nur?

Die meisten SF-Menschen mögen halt Zeitreisegeschichten und/oder interessante Antagonisten mit Übermacht. Wer DAS liefert, bekommt schon gleich einen Stern mehr! Nichts regt die Phantasie durchschnittlicher Drehbuchautoren MEHR an als mal zeitlich, räumlich und charakterlich richtig freidrehen zu dürfen.


– Das Minen- und „Wedelspiel“ von Trelane ist ein Genuss für Freunde der Schauspielkunst! Bei TOS wirkten Aliens und Gegenspieler ja oft etwas „gebremst“. Zumindest besaßen sie selten Charisma, Relevanz UND genug Screentime(!) gleichzeitig. Bei Trelane ist alles drei in so großer Menge vorhanden, dass Kirk & seine Rumsteh-Rabauken oft wie Nebendarsteller mit diversen Text- und Gesichtshängern wirken.

– Überhaupt entdeckt man so viele Parallelen zu Q, dass man sich im Nachhinein wundert, warum Q im Detail ANDERS agiert („Hä? Ein Versehen? Gab es doch bei Trelane nicht?“) und zum Beispiel nicht vor dem Spiegel eine Miniorgel massiert. Die Ähnlichkeiten reichen über Trelanes/Qs Vorliebe für französische Geschichte bis hin zu Uniformen, die gewalttätige Menschheit, Gerichtsverhandlungen und kindischen Drog… Degenspielchen.

Mann im blauen Uniform-Kostüm versucht, auf einer Vintage-Party nicht auf die Füße der Frau in Rot zu treten.

Trelane… Sie sind ein machtvolles Wesen, das Materie erschaffen kann. Aber sie wollen zu Dudelmusik im Kreis tanzen?!“ – „Na ja, nur Vormittags. Am Nachmittag arbeite ich bei ALDI an der Kasse.“ – Machtmensch nur als Nachtmensch: Früher fand ich diese Szenen albern. ABER würde man als „Gott“ wirklich nur Planeten schubsen und Aliens drangsalieren? Ja, „alberne Sachen durchziehen“ wären sogar mein Hauptziel! Wie z.B. sich die leckerste Pizza und den endlosesten Magen der Welt erschaffen!

– So toll die Geschichte (oder nennen wir es „das Geschehen“?) auch ist, so seltsam passiv wirkt Kirk. Hat Picard sich argumentativ noch an Q kaputtgeschwafelt und mindestens einen Immanuel-Kant-Band kaputtgeblättert, steht Jim oft hängearmig und welpenblickig daneben.

Total übel ist das aber nicht! Er beobachtet den Kindskopf halt aufmerksam und gibt immer wieder brauchbare Impulse: „Och Meeeensch, Marvin-Hannes-Trelane… Jetzt ist es schon sooo spät. Wir müssen sooo viel arbeiten. Magst du uns gehen lassen?“ (*Maurerkelle hochhalt*)

– Auch aus trekscher Lore-Sicht ist vieles spannend: So kann sich z.B. Trelane überhaupt nicht vorstellen, dass das Führen eines Raumschiffs mit Forschung und Demut zusammenhängt. Er sieht nur marschierende Mörder-Militaristen, die zwar gerade nicht kämpfen, aber im Prinzip vor allem für Welt(raum)ruhm und Vatterland antreten.

Ob er da richtig liegt, kann der geneigte Zivildienstleistende natürlich selber entscheiden. Doch wenn man an das spätere DS9, ENT und Discovery denkt, muss man konstatieren: Jau, er hat recht! Da wird ECHT mehr am Photonentorpedo geschüttelt als im Reagenzglas.

Zwei Sternenflotten-Offiziere diskutieren Mode mit einem intergalaktischen Karnevalsprinz in einer überladenen Sci-Fi-Schlosskulisse.

„Kirk, Sie müssen jetzt eine Runde mit mir marschieren! Links, Zwo, Drei!“ – „Uuuh… Da komme ich schauspielerisch an meine Grenzen.“ – Der Mimik-Bus rumpelt über Stock und Stein: Ich bin niemand, der ständig anmerkt, wie plump Shatners Schauspiel ist. Aber hier fragt man sich tatsächlich, warum Trelane den Captain derartig an die Wand spielt. Was den Eindruck von ZWEI Wänden hintereinander erweckt.

– Die Episode ist ganze 50(!) Minuten lang, verfliegt aber in einem Affenzahn. Unbewusst achtet man selber drauf, ob der Kindskopf mit dem Phaser gleich ein Crewmitglied erschießen könnte („Hui! Herrlich! Und wie das nach gebratenem Hühnchen riecht!“), ein harmloses Tänzchen mit den Damen wagt oder man ihn nebenbei auf gefährliche Ideen bringt. („Mon Capitaine! Haben Sie da gerade was von ‚Lunte gerochen‘ gesagt?“ *Kanone reinroll*)

– Positiv muss ich eh erwähnen, dass hier keine Person stirbt. Auch wenn es oft so aussieht. Klar, DAS würde es zwar spannender machen, aber das Ende mit Trelanes körperlosen „Eltern“ hätte null gepasst. („Sorry, waren keine Kitaplätze da. Tschuldigung wegen der totgestorbenen Redshirts.“)

Ich glaube, Discovery hätte dem Drang nicht widerstanden, uns ein paar blutige Handlungs- und Speerspitzen zu zeigen?

– Wenn selbst supermächtige Lebewesen eher neugierig und verspielt sind – und kein Superkiller – ist das doch ein humanistisches Weltbild? In der TOS-Episode „Die Spitze des Eisbergs“ sah das ja noch anders aus. Da wurden alle Beteiligten regelmäßig von Felsen – und durch zentimeterdicke Kontaktlinsen – erdrückt.

– Spannend ist, dass Trelane durchaus einen Gegenpart sucht. Natürlich könnte er Kirk sofort töten, löten, popöten. Aber eigentlich ist die permanente Grenzüberschreitung ein stummer Schrei nach Liebe – der zufällig mit viel Gelaber unterlegt ist.

Captain Kirk bereitet sich darauf vor, mit einem Shakespeare-Imitator in einer Burg über SEO-Strategien zu duellieren.

„Na, macht die Jagd nicht Spaß?“ – „Kommt drauf an. Wie viele Mücken über meinem Kopf wollten Sie denn erschrecken?“ – Hieb-und Stichfest: Der Endkampf wirkt so dynamisch wie Eisstockschießen in Wackelpudding. Aber für die Story ist das gar nicht übel! Hätte man sich bei der DISCO vermutlich mit abgeschlagenen Babyköpfen beworfen, so passt dieses Wald- und Wiesengerangel zu Trelanes Infantilität.

– Achtung, Feinschmecker-Kommentar für Zeigefinger-am-Kinn-Hobbypsychologen: Der gutartige Gottartige bedient sich NUR an den Ritualen der Militärgeschichte, um Reaktionen und Grenzen zu fordern. Theoretisch hätte er aber auch „Vater, Mutter, Kind“ sein können. Oder „Werkstattmeister und sein Auspuff“.

Will sagen: Dass alle für uns interessanten Szenarien aber irgendwas mit Gewalt oder Militär zu tun haben, ist … faszinierend? Kann man sich überhaupt OHNE Konflikte definieren, wenn wir uns aus der Sicht eines Gottes oder machtvollen Wesens betrachtet? Würden menschliche Erfindungen, Bauwerke und Sparkillers hochprämierte KI-generierte-Musik für auch nur 10 Sekunden Trelane-Interaktion ausreichen?

– Besonders nett fand ich die Szene, als man im Affenzahl vom Planeten flüchtet, der Himmelskörper sich aber mehrfach in den Flugweg „wirft“. Das ist natürlich physikalisch ziemlicher Käse und wirkt etwas zuuuu machtvoll, ist aber ein starkes Bild!


Ganz makellos ist das alles natürlich nicht.

So wird z.B. erst etabliert, dass Trelanes (Energie-)Macht sich in seinem Spiegel befindet. Der während eines Duells mal gerade HINTER ihm hängt – was Trelane null interessiert. Kein Wunder, dass der Ikea-Machtbolzen später gar keine Rolle mehr spielt.

Auch kommt die Gerichtsverhandlung etwas arg unerwartet. („Sie haben als Mensch bestimmt irgendwas falsch gemacht. Ich sage: Aufhängen!“) Das war bei Q im TNG-Pilotfilm dann spannender inszeniert.

Am Ende bleibt sogar das leichte Gefühl, dass irgendein cleveres Element noch fehlt. Vielleicht hätte man die Crew mal für 30 Sekunden an die Front versetzen müssen, um den Militär-Mumpitz etwas mehr zu zelebrieren?

(„Haha! Alle totgeschossen! Da halte ich mir den Bauch vor Lachen. Und weil jetzt so viel Blei drin ist, hahaha!“)

„Einspruch, Euer Ehren! Das Aufstellen eines Galgens VOR der Gerichtsverhandlung könnte geeignet sein, den Angeklagten zu verunsichern.“


Fazit:

Wer das Publikum unterhält, hat RECHT.

Selten verflog die Zeit einer Klassik-Folge so sehr im Flug – auch wenn dieser dramaturgisch manchmal im Kreis verläuft oder man ähnliche Storys bei TOS sogar mehrfach erlebte.

Das liegt vor allem am Schauspieler William Campbell, der sich buchstäblich die kindliche Seele aus dem Leib spielt!
Auch als Klingone durfte er bei „The Trouble With Tribbles“ ran – und bei DS9 auch noch mal.

Intellektuell ist das hier keine Megaepisode, doch wer hier was reininterpretieren WILL, findet genug Ansätze für krampfige Schulaufsätze.

Eine der wenigen Geschichten, die ich mir zweimal hintereinander anschauen könnte.

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM

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Artikel

von Klapowski am 12.05.24 in Star Trek - Das Original

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Kommentare (27)

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  1. Hoppelhase sagt:

    Einmal mehr ein herzliches DANKE!
    Da ich weder Zeit noch Muße habe, mir alle Folgen anzusehen, bin ich immer wieder froh, solche Kleinode von euch zelebriert zu bekommen.
    Habe mir den Film angesehen und ja, das hat noch was.
    Ich denke, ihr braucht sowas als Ausgleich, damit auch nach dem Discovery Desaster kucken nicht die Hirnschale wegspringt.

  2. Agentbauer sagt:

    Das kam unerwartet, vielen Dank an Klapo für die Rezension, die mich total abholt. Ich fand Trelane auch schon immer als so etwas wie die nicht ganz fertig geplante Blaupause von Q.
    Im Vergleich zu DISCO ist das hier Qualitätsmaterial vom Feinsten.

  3. Serienfan sagt:

    Damit hier kein Missverständnis aufkommt: Es erfreut mich sehr, dass hier mit einem „Blick zurück“ versucht wird, die Messlatte zu den neuen Folgen immer wieder neu zu eichen.

    Ich frage also nur aus Neugier: Gibt es dabei irgendein verstecktes Auswahlkriterium?

    Werden die Folgen nach Erinnerungs-Ranglisten ausgewählt? Oder sind es „kann mich kaum noch erinnern“-Motivationen?

    Oder sind es gar Diversitätsregeln in Form möglichst weißer Männern bei den Gaststars?

    Und vor allem: Kann, soll oder darf man Wünsche für künftige Classic-Rezis äußern???

    Fragen über Fragen…

    • jcneal sagt:

      Antwort über Antworten:
      Die total entspannte, überhaupt nicht nervige Episode „Miri, ein Kleinling“. Allein der Titel! ☻
      Mit Gaststar(!) Phil Morris, den ich bis eben gar nicht mit ganzen 5 Rollen in 3 Star-Trek-Serien und dem Kinofilm Nr. 3 auf dem Schirm hatte.

      Aber diese Rezension wird bestimmt eine Mission Impossible: die Kinder in der Folge sind fast nerviger als Teile der Discovery-Crew. Es ist ja beinahe so, als würde man dem TOS-Kirk dabei zusehen, wie er versucht, die Discovery-Crew (nach einem Zeitsprung) zu kommandieren!
      Und das soll jetzt kein Wunsch sein! Schon wenn ich an diese Episode mit den Kreischkindern denke, bekomme ich direkt Ausschlag. Oder ist das vielleicht das Gegenmittel für STD? Mit kleinen Nebenwirkungen, u.a. grassierender Wahnsinn – scheint mir akzeptabel! Vor allem: wo wäre da überhaupt die Veränderung?
      Frage über Antwort…

      Antworten
    • G.G.Hoffmann sagt:

      Ich bin für „Brautschiff Enterprise“, eine Folge, die zwar bereits 1973 für das ZDF synchronisiert worden war, die ich jedoch erstmals Jahrzehnte später auf der Blu-ray „entdeckt“ und gesehen habe. Habe sie als kurzweilig in Erinnerung.

      Antworten
    • Serienfan sagt:

      Beneidenswert!

      Der Zug einer noch nicht (mehrfach) gesichteten Classic-Folge ist bei mir leider seit etlichen Jahren abgefahren. Eine Episode sogar erst auf Blu-ray zu „entdecken“, das wäre für mich ein wenig wie der Fund des Rheingolds!

      Erst habe ich „Raumschiff Enterprise“ im ZDF gesehen, witzigerweise dürfte „Tödliche Spiele auf Gothos“ sogar die erste Folge gewesen sein, die mich in der Erstausstrahlung erreichte, jedenfalls weiß ich noch, wie unheimlich ich die Episode damals (vor 50 Jahren) fand.

      Später habe ich „Raumschiff Enterprise“ auf Betamax aufgenommen. Dann immer und immer wieder auf VHS, sogar die massiv gekürzten (unverschlüsselten) Premiere-Fassungen. Dann wurden englische Kaufvideos gekauft. Dann die deutschen (um geschnittene Szenen ohne Text ergänzten) Kaufvideos. Dann sehr vereinzelt sogar Laserdiscs!!!

      Dann gab es die DVDs, dann die Blu-rays mit den neuen Effekten, und DANN holte ich mir Classic noch mal komplett auf iTunes, weil dort (anders als bei den vermurksten Blu-rays) der deutsche Ton in der richtigen Geschwindigkeit (25 Bilder pro Sekunde) zu hören ist. (Und weil es freilich nie verkehrt ist, unterwegs jederzeit auf Classic-Folgen zugreifen zu können.)

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    • Dr. Brinkmann sagt:

      Kein Wunder, dass es in jenen Jahrzehnten abwärts mit dem Wirtschaftswunderland Deutschland ging!

      Wo blieb bei einer solchen Besessenheit denn noch Zeit und Energie für Bildungsanstrengungen und die Steigerung des Bruttosozialprodukts?

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    • Serienfan sagt:

      Also, das Bruttosozialprodukt dürfte ich durch derlei Aktionen durchaus gesteigert haben? :-)

      Und Digga, Bildung ist doch voll low key und lost, ey! For real, für den Schmarren gibt’s schließlich K.I.s!

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    • G.G.Hoffmann sagt:

      Ich habe mich auch gewundert, diese TOS-Folge (und TNG „Yuta, die letzte ihres Clans“) erstmals auf Blu-ray gesehen zu haben, nachdem ich dachte, jeden verfügbaren Schnipsel Star Trek seinerzeit auf VHS aufgenommen zu haben, einschließlich der Ausstrahlungen auf „Premiere“.

      Meine qualitativ schlechten und teils mit Werbung durchsetzten VHS-Aufnahmen habe ich sodann kistenweise weggeworfen, nachdem ich mir die Kaufkassetten und später DVDs und Blu-rays leisten konnte (bitte gerne auch noch einmal auf UHD-BD, nehmt all mein Geld!). Während ich von TOS und TNG gewiss inzwischen alle Folgen mehrfach gesehen habe, dürfte es einige Episoden von DS9, VOY und ENT geben, die ich entweder gar nicht oder nur einmalig bei der Erstausstrahlung gesehen habe oder die komplett in Vergessenheit geraten sind. Da gäbe es vielleicht noch einiges zu „entdecken“, wenn mich nicht die schlechte Bild- und Tonqualität abschrecken würde. Man ist durch Blu-rays inzwischen doch sehr verwöhnt.

      Ich hoffe, dass KI es künftig möglich macht, DS9 und VOY hochzuskalieren und farblich aufzuwerten, ohne dass es der aufwändigen und anscheinend zu teuren Prozesse bedarf, die TOS und TNG durchlaufen haben. Auf YouTube sind ja einige ermutigende Versuche veröffentlicht. Es wäre schade, wenn diese Serien für immer nur in der matschigen Video-Qualität zu sehen wären, in der sie damals endbearbeitet worden sind.

      Bei DS9 und VOY wäre ich schon zufrieden, wenn man ein paar dutzend Highlights technisch bearbeiten würde. „Chula – Das Spiel“ oder „Fair Haven“ sind jetzt nicht unbedingt die Episoden, die ich für unverzichtbar in HD hielte. Den Klingonen- und Dominionkrieg würde ich hingegen gerne in (U)HD sehen, ebenso einige herausragende VOY-Episoden.

      Antworten
    • Serienfan sagt:

      Ich stelle mir gerade vor, Paramount Plus würde einmal pro Woche eine in HD restaurierte DS9-Episode exklusiv veröffentlichen.

      Würde wahrscheinlich einen Bruchteil von „Discovery“ kosten, aber bei vorsichtiger Schätzung locker zehn- bis zwanzig mal so viele Abonnenten generieren.

      Sogar ich könnte mir dann ein Abo vorstellen.

      Inzwischen hat man sogar von „Babylon 5“ ein 4k-Remaster erstellt und auf Blu-ray veröffentlicht.

      Aber „Star Trek“ ist wahrscheinlich für derlei Aktionen eine zu kleine Nische…

      Antworten
    • Agentbauer sagt:

      DS9 und Voy sind nicht woke, deswegen für Paramount+ überhaupt nicht mehr zielgruppenrelevant.
      Ich gebe Dir recht, ich würde mir auch ein Abo überlegen, wenn sie DS9 und Voy in HD veröffentlichen würden…

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    • JP1957 sagt:

      „…sind nicht woke“.

      Erstmal ist das ja inzwischen ein Schimpfwort geworden und von den Rechten und Rechtsextremen als Kampfbegriff adaptiert worden.

      Wenn man die ursprüngliche Bedeutung des Wortes nimmt, waren beide Serien selbstverständlich „woke“ … nicht nur für die damalige Zeit, sondern auch heute gingen sie noch als „woke“ durch.
      Nicht nur aufgrund der gewählten Thematiken (bei Voyager kenn ich mich allerdings nicht so gut aus wie bei DS9), sondern auch aufgrund der diversen Zusammensetzung der ProtagonistInnen … es gibt ja bereits nichtbinäre Personen, die wichtige Rollen spielen.

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    • Serienfan sagt:

      Dann schlage doch bitte den politisch korrekten Begriff vor, den wir anstelle von „woke“ verwenden dürfen. Denn irgendeinen Namen sollte das Kind schon haben.

      Es ist freilich unter den Woken sehr beliebt, den selbst erwählten Begriff zu tabuisieren, um auf diese Art noch unangreifbarer zu werden.

      Inwieweit es woke ist, eine Sternenflottencrew aus Randgruppen zusammenzusetzen, und sie dann ausnahmslos als peinliche und unreife Vollidioten darzustellen, hätte ich übrigens gerne mal erklärt bekommen, was freilich schwierig wird, wenn dabei das Wort woke nicht verwendet werden darf.

      Der zweifellos woke Russel T. Davies hat nun in einem Interview erklärt, dass er erst durch „Discovery“ zum „Star Trek“-Fan geworden ist, und dass ihn „Star Trek: Picard“ und „Strange New Worlds“ begeistern. Außerdem würde er gerne mit Pike ins Bett gehen, was mich als wokes Argument für „Strange New World“ mehr überzeugt als alles, was ich je auf Serienjunkies gelesen habe.

      https://collider.com/doctor-who-star-trek-easter-egg-explained/

      Klapo traut sich ja nicht an „Doctor Who“ heran, wobei auch ich nicht weiß, ob es nicht bereits kulturelle Aneignung ist, die Serie zu verfolgen und dabei kein schwuler Neger zu sein.

      https://metro.co.uk/2024/05/11/sorry-straight-white-men-doctor-never-made-20792066/
      (Auch diese Autorin würde gerne mit dem Doctor schlafen, irgendwie scheint es unter Woken verblüffend viele unerfüllte sexuelle Sehnsüchte zu geben.)

      Russel T. Davies träumt übrigens von einem Crossover zwischen „Doctor Who“ und NuTrek, wobei ich nicht weiß, ob er das wirklich so meint, oder ob es sich dabei um ein wokes Codewort für Gruppensex mit Pike und dem neuen Doctor handelt, wobei ich dem – woke, wie ich bin – aufgeschlossen gegenüber stünde.

      Paramount plus hat übrigens eine zweite „Frasier“-Staffel beauftragt, und Kelsey Grammar ist bekennender Trump-Anhänger, weshalb ich also tatsächlich nicht glaube, dass denen DS9 und Voy zu wenig woke ist, um es für das HD-Zeitalter zu restaurieren.

      Antworten
    • Sparkiller sagt:

      „Dann schlage doch bitte den politisch korrekten Begriff vor, den wir anstelle von „woke“ verwenden dürfen“

      „Anbiedern“ passt eigentlich immer, egal worum es geht.

      Am Ende laufen die Produktionsfirmen (wie jeder andere Konzern) halt den aktuellen Trends (mehr oder weniger erfolgreich) hinterher.

      In den 80ern war es quasi das genaue Gegenteil mit schwitzigen Muskelmännern (Rocky und Rambo nach dem jeweils ersten Teil, Predator, etc.), in den 90ern auch mal undezente Öko- oder Anti-Drogen-Botschaften (Fern Gully und die All-Stars). Jetzt ist gerade Offenheit in der Geschlechterwahl angesagt, was jeder für sich ausleben kann, wie er will. Toleranz halt, was uns zum Thema Star Trek zurückbringt.

      Nervig finde ich nur den plump-nervigen Umgang der Medien damit, wofür die Zielgruppe ja nix kann. Und da sind Serien wie Disco noch harmlos, die negativen Botschaften dazu auf Plattformen zur freiwilligen Gehirnerweichung wie TikTok sind dagegen ein ganz anderes Kaliber.

      Antworten
    • JP1957 sagt:

      @Sparkiller: „Am Ende laufen die Produktionsfirmen (wie jeder andere Konzern) halt aktuellen Trends (mehr oder weniger erfolgreich) hinterher.“

      Damit scheint mir mit Blick auf die Produzenten von NuTrek alles gesagt … eine „ernsthafte“ Auseinandersetzung mit irgendwelchen vermuteten „woken“ Agenden, die Kurtzman + Co. vermeintlich verfolgen, halte ich seit Jahren für absurd.

      Dazu fehlt allein schon das intellektuelle Format der Drehbuchschreiber, wie sie wieder und wieder bewiesen haben.

      Die Leute, die hier in den Kommentarspalten (auch seit Jahren) wie besessen nach „woken“ Inhalten suchen, um sie dann zu denunzieren, sollten sich selbst mal die Frage nach ihren Intentionen stellen.

      Einzig satirisch ist NuTrek eine Zeile wert.

      Antworten
    • JP1957 sagt:

      „Dann schlage doch bitte den politisch korrekten Begriff vor…“

      Ich kritisiere nicht, dass Du „woke“ als Begriff verwendest, sondern hab darauf hingewiesen, dass die Rechtsextremen (die ihren Gramsci gelesen haben), diesen Begriff erfolgreich gekapert und erreicht haben, dass selbst Leute wie Du, die differenziert denken können (an anderer Stelle gibt es Dich ja sogar in zweifacher Ausfertigung) ihn in ihrem Sinne verwenden … nämlich als Denunziation „eigentlich“ fortschrittlichen Inhalts (umfassender Gleichberechtigung).

      Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!

      Antworten
    • VerwirrterTurnschuh sagt:

      „Ich kritisiere nicht, dass Du den Begriff verwendest. Ich kritisiere, dass Du den Begriff verwendest.“

      Kapier ich nicht. Ist mir wohl zu, äh … satirisch …?

      Und wer wird da jetzt (nicht) kritisiert – Agentbauer oder Serienfan?

      Soll man nun einen anderen Begriff nehmen – oder ein anderes, nicht-rechtsextremes Denken, das den Begriff „gekapert“ hat?

      Wurde der Begriff wirklich gekapert – oder hat er sich selbst verschluckt und ausgekotzt?

      Wie umgekehrt un-woke kann man sein, wenn man sich über die richtige Falschverwendung des W-Worts echauffiert – aber umgekehrt die Verwendung des N-Worts völlig ignoriert?!

      @Serienfan: Natürlich darfst du die Serie mit dem schwulen Neger verfolgen und sollst sogar Fan sein. Aber wehe, du machst Cosplay! Wehe!!

      Antworten
    • JP1957 sagt:

      „Wie umgekehrt un-woke kann man sein…“

      Du hast nicht kapiert, was „Framing“ ist.
      Schon die Diskussion darüber, ob etwas „woke“ oder „unwoke“ ist, freut ja die Leute, die Gleichberechtigung, Vielfalt und Toleranz grundsätzlich ablehnen (was ich Dir nicht unterstelle).

      Und führt – leider auch bei Menschen wie Dir – dazu,dass dann lediglich aus Gründen der Provokation und Selbststilisierung als Gegner einer vermeintlichen Cancel-Culture ein Begriff („Neger“) verwendet wird, den ich ganz bewusst nicht problematisiert hab (weil es da nichts mehr zu problematisieren gibt und die Leute, die ihn immer noch verwenden, einfach ignorant sind … was für einen Trekkie eigentlich auszuschließen wäre). Aber man sieht ja bei NuTrek, wer sich heute alles Trekkie schimpft.

      Antworten
    • jcneal sagt:

      Wo- wo- wow.
      Ich würde TNG, DS9 oder VOY nicht „woke“ nennen (wenn einer diese Bezeichnung für TOS nur vorschlagen würde, bekämen „echt Woke“ wahrscheinlich spontane Schreikrämpfe? ;).
      Diese Serien und auch TOS waren [teilweise] ihrer Zeit voraus, ethisch/philosophisch gesehen in vielen Folgen; technisch sowieso. Die besten Folgen offenbarten zeitlose Geschichten, OHNE sich zu sehr dem aktuellen Zeitgeist anzubiedern; man könnte fast sagen, Klassiker. Dazu hat man vor allem in TNG versucht, neue wissenschaftliche Erkenntnisse, Schwerpunkt Astronomie, einzubinden und möglichst glaubhaft darzustellen.

      Basis des Ganzen war immer die Kerncrew, ein Team, das professionell zusammenarbeitet und Probleme löst. Manchmal musste es sich erst entwickeln, und wurde dabei am Ende beinahe zu einer Familie. Aber ganz wichtig: man hat die Entwicklung GESEHEN. Es war nicht so, dass Bashir und O`Brien zuerst distanziert waren, nie/kaum Szenen mit Dialog zusammen hatten, und dann plötzlich, in einer hochbedrohlichen Situation, erzählen sich die beiden, was sie doch für supertolle Freunde geworden sind? = SOWAS ist z.B. was Discovery oft schlecht darstellt. Vielleicht aus Zeitmangel?

      Und immer gab es jemanden, der (zuerst) ausserhalb stand, mit einer anderen Perspektive auf viele Dinge. Bei vielen Folgen wurde das sogar als Deus-Ex-Machina zur Auflösung auch „missbraucht“. Und ebenso oft wurden dadurch wunderbare Einzelfolgen möglich, ob mit Data oder Worf, Odo/Quark, dem Doktor/Seven, und natürlich auch Spock (auch wenn seine Entwicklung in TOS -der Serie- überschaubar war). Ob man jetzt Dax als „Non-Binär“ bezeichnen kann, will ich nicht einordnen. Stets wurde gesagt, dass Symbiont und Wirt eine neue Persönlichkeit bilden, mit Erinnerungen der vorigen Wirte. Und Jadzia hatte nun wirklich sehr viel Weiblichkeit, der alte Mann. ☺
      Außerdem ist das Ausgrenzung und Unsichtbarmachung der Binären: 11001001 !

      Bei Discovery ist es gefühlt mit der Crew eher andersherum: immer wird einem nur Burnham als „Anker“ präsentiert, alles ist aus ihrem Blickwinkel, immer diese eine Perspektive, eigentlich komplett ihre Geschichte. Alle anderen sind irgendwie die Aussenstehenden – Zuschauer eingeschlossen. Auch gut zu erkennen an der Screentime. Das ging ja soweit, dass man teils vom Brückenpersonal nach mehreren Folgen noch keinen Namen(!) kannte. Später wird einem dann ERZÄHLT, was für tolle Freunde und Kumpels alle doch geworden seien.

      Beispiel: als Pike am Ende von Staffel 2 seine Ansprache zur Brückencrew hält – das wirkte auf mich so gestellt, dass ich mir bis jetzt nicht sicher bin, ob das Selbstironie sein sollte? Wie er am Ende zu den beiden Herren sinngemäß sagt „ja und Brice und Dingens, ja sie beide, sie waren ja auch immer anwesend“ (o.ä.).

      Selbst die Föderation ist bei STD weder Fisch noch Fleisch: am Anfang mit dem Standgericht gegen Burnham düster gezeichnet, sogar bei der Beleuchtung. Dann, nachdem Disco+Burno im Paralleluniversum abwesend sind, plötzlich am Rande der Auslöschung (wovon man später nicht wirklich was mehr wusste?). Erst mit Burnhams Rückkehr kann der Klingonenkrieg beendet werden; da hat die FÖD. nochmal Glück gehabt!
      Dann, in der Zukunft, fast 100 Jahre irgendwie untätig, nur mit sich selbst beschäftigt – natürlich nur, bis Burn-Hamm auftaucht, um sie zu erretten und die Föderation quasi neu zu gründen!
      Wer jetzt dagegen hält, die „heile Welt“-Föderation aus TOS und TNG wäre total unmodern und langweilig, soll sich gern mal näher mit DS9 näher beschäftigen. Die Serie, die sich IMHO am meisten gesteigert und entwickelt hat.

      Ob man jetzt noch BUrN-Trek mit Who für Doctor-Spielchen kreuzen sollte, ist mir eigentlich nur noch egal…

      Antworten
    • Antworten
    • G.G.Hoffmann sagt:

      >> Beispiel: als Pike am Ende von Staffel 2 seine Ansprache zur Brückencrew hält – das wirkte auf mich so gestellt, dass ich mir bis jetzt nicht sicher bin, ob das Selbstironie sein sollte? <<

      Ja, das war eine sehr peinliche Szene. "Ihr seid einfach die Allergeilsten der ganzen Sternenflotte. Riesenehre, dass ich mit Ihnen ein paar Tage dienen durfte. Vor allem mit Dings und Bums hier vorne an der, äh, Konsole. Bitte schauen Sie einander jetzt gerührt an."

      Möglicherweise empfand der geneigte Zuschauer von "Die Leute von der Shilo-Ranch" oder "Rauchende Colts" TOS ebenfalls als aufdringlich "woke": Eine schwarze Kommunikationsoffizierin, ein Japaner und ein Russe als Brückencrewmitglieder. Und dann wurden Schwarze auch noch als Genies dargestellt (Dr. Richard Daystrom). Musste man diese woke Bürgerrechtsbewegung eines Martin Luther King denn so plakativ den Leuten unter die Nase reiben? Seht her, wir sind alle gleich? Was kommt als Nächstes? Schwarze, die dieselben Busse und Toiletten benutzen dürfen wie Weiße…? Aus der damaligen Sicht vieler Konservativer war TOS vielleicht auch eine Provokation, die ihnen das Gefühl vermittelte, hier solle eine politische Agenda in einem Unterhaltungsformat untergebracht werden. Später feierte man das einfach als weltoffene Vision, die ihrer Zeit voraus war.

      Antworten
    • JP1957 sagt:

      @jcneal: Damit ich nicht missverstanden werde: Mich interessiert es bei der Beurteilung einer Serie überhaupt nicht, ob sie „woke“ ist und in Bezug auf NuTrek hat Sparkiller dankenswerterweise dazu alles Wesentliche gesagt.

      Hier wird nur (zu) oft (nicht von Klapo + Sparkiller) genau darüber geredet.

      Bei den alten Serien wurde bei der Zusammensetzung der Crew auf (für die damalige Zeit) große Vielfalt geachtet, um nur diesen Aspekt zu nennen.

      Dax war – wenn mich meine Erinnerung nicht trügt – bisexuell. Nichtbinär war Odo … der konnte sich aussuchen, in welchem Geschlecht er agierte.

      Antworten
    • JP1957 sagt:

      @GGH: Wobei der „Russe“ auf der Kommandobrücke auch deshalb eine Provokation war, weil „Russe“ in den Zeiten des Kalten Krieges gleichzusetzen war mit „Kommunist“.

      Antworten
    • frank sagt:

      true scotsman… ;)

      Antworten
  4. Tabularius sagt:

    Ich kann nicht viel hinzufügen, deshalb sag ich einfach danke.
    Sehr gute Rezi/Artikel.

    Gerne mehr davon.

    das nächste mal vllt was aus der 3. Staffel. z.b. 3×19 the cloud minders ?

  5. VerwirrterTurnschuh sagt:

    Auch ich folge gern der Einladung zur zeitversetzten Single-Watchparty.
    Meine Beobachtungen und Analyse vulgo verkrampfter Schulaufsatz in aller Kürze.

    Bestimmt wird Klapo bald wieder eine dieser oberpeinlichen Episoden aus der glo(klo?)riosen Urzeit herausfischen. Doch wie „Galileo 7“ zählt diese zu den Gründen, warum „damals“ die Leute und ich das nächste Mal unbedingt wieder einschalten wollten. Und bis heute immer wieder darauf zurückkommen.

    Kurzweil. Charakter. Konzept. Die Fernsehstunde vergeht wie im Flug. Trelane hatte mich damals mehr genervt als heute. William Campbell zählt neben William Windom als Decker („Doomsday Machine“) zu den einprägsamsten Gaststar der Serie. Die Rolle des Trelane ist dankbar. Er überzeugt darin noch knapp 60 Jahre später. Wie überzeugend und hochprofessionell er spielt, kann ich sowieso erst als Erwachsener richtig feiern. (Warum immer diese Williams?)

    Liberace als übermächtiges Wesen weitergedacht. William(sic) Shatner als Kirk mag „hölzern“ wirken. Der Gegensatz zum exaltierten Trelane macht die Wirkung aus. Nicht auszudenken, wenn Shatner (Shatner!!) mit Campbell in den Outrier-Wettbewerb unter Schauspielkollegen eingestiegen wäre! Den idealen, aufrechten Geist angesichts der Leere und – wie hier – Spinnereien von Welt und All zu verkörpern, das ist eben auch Captain Kirk. Shatners wie Kirks Schalk und Spiel kommen akzentuiert.

    So passiv, wie Klapo es kritisiert, ist Kirk hier gar nicht. Wie so oft und typisch erwägt er seine Optionen und geht dann volles Risiko, um das System, in dem er und sein Schiff (!) festgehalten werden, zu brechen. Dieser Captain verlässt nicht als letzter sein Schiff, sondern als erster, um Gefahren von seiner Crew abzuwenden.

    Die Gefahr ist, wie so oft, ein Kind mit „göttlicher“ Macht. Das Konzept kehrt in so vielen Varianten wieder, dass es der Schlüssel zu Star Trek sein könnte. Oder zumindest einer. Hinter den größten Schrecknissen dieser Welt verbirgt sich ein unreifer Geist, kein „Gott“. Ob Balok, Charlie Evans, V’ger …

    „The Squire of Ghotos“ sehe ich zwar nicht als Meisterwerk. Aber die Folge bringt die Substanz von Star Trek auf den Punkt. Das Kind Trelane steht auch für die Unreife der Menschheit, bevor sie sich zum Roddenberry-Ideal entwickelte. Trelane ist ein Spiegel (Haha! Der Spiegel! Ihr versteht?!!) der infatilen Geschichte unseres Planeten voller Kriege und Lust auf Konflikt und Kampf, um sich als der Überlegene zu beweisen. Im Roddenberry-Universum ist das verspielte, aber unvernüftige Kind, der ultimative Gegner des aufgeklärten Menschen. Um höher zu steigen und zu sein, müssen die Impulse kontrolliert werden (siehe auch „Naked Time“ etc.). Die Eltern Trelanes „verkörpern“ in ihrer Körperlosigkeit den reifen Geist, das Ideal, das für Ordnung im Universum/Inneren sorgt, auf dass wir uns alle weiterentwickeln können: „Sie können jetzt Ihre Forschungsreise fortsetzen, Captain Kirk. Unser Kind wird Sie und Ihre Mannschaft nicht mehr stören. Bitte entschuldigen Sie die Unnanehmlickeiten.“ Die Frage der Reife und Verantwortung wird bekanntlich ständig in den „klassischen“ Geschichten Star Treks verhandelt.

    Roddenberrys „Motion Picture“ trifft dieses Kernthema genau: „V’ger ist ein Kind“, das dabei ist, den Planeten von Mami und Papi („Schöpfer“) zu vernichten. Die Enterprise-Besatzung ist so steif und spröde wie nie zuvor oder danach. Kirk ist zu Beginn eine (zu) strenge und fordernde Vaterfigur („Jim, you’re pushing …“). Naja, ihm fehlte ja auch eine Frau/ein Raumschiff. Dass Roddeberry beim hektischen Schreiben des TNG-Piloten auf Trelane zurückkam, ist kein Wunder. Und dass Q zum beliebten Gegenspieler des trockenen aber umso idealeren (nach ST-Maßstäben) Picard wurde, auch nicht. Q hält Picard die menschliche Historie bewusster vor als Trelane; er ist intellektuell überlegener. Die Botschaft Picards ist dieselbe: So sind wir längst nicht mehr, wir machen nicht mehr in unsere Windeln oder in die von anderen.

    Ich schaue „Discovery“ nicht. Aber nach allem, was ich gesehen und erfahren habe, stellt es das ST-Konzept auf dem Kopf. Eher kindliche Selbstbezogenheit statt beherrschtes Verantworgungsgefühl. Kann sein, dass es der Serie auch deshalb nicht gelungen ist, einprägsame Gegenspieler zu kreieren (sehen das „Discovery“-Fans anders?): Es fehlt der thematische Kontrast zu den „Helden“. (Unter einigen „Disco-Fans“ gilt der Original-Kirk als Feind. Im Licht meiner These hier ergibt das einmal mehr Sinn! Auch abseits des überschießenden woken Old-white-men-hate.)

    Wie schon bei „Galileo 7“ fiel mir die Inszenierung positiv auf. Die Zeit vergeht auch deshalb so schnell, weil jeder Moment so klar erzählt ist. Mit so Dingen wie Kameraeinstellungen, Licht, Schnitt – alles hochklassisch und professionell. Die wussten, was wann wie erzählt, gezeigt werden soll. Deutliche Erste-Staffel-Vibes (muss aber da noch genauer in die sparsamere dritte schauen).

    Dem Eindruck Klapos, dass nicht viel passiert als die Tollerei eines übermächtigen Kindskopfs, muss ich leider widersprechen. Das Rätsel zu Beginn, dem mehr und mehr folgen. Die Lösungsversuche mittendrin. Die Verengung auf Kirk gegen Trelane. Die Schlinge, die immer enger wird. Jede Lösung verschlimmert die Situation … Wie so oft ist das Ende entäuschend. Mama und Papa richten es, Deux ex machina, der übermächtige Gegenspieler löst sich in Luft auf (Charlie X, Apoll, später V’ger ganz episch aber doch futsch). „I would have won! I would have won!“ ist zumindest ein schöner Schlussakkord.

    Die innere Logik wird der dramaturgischen geopfert: Der Spiegel mit Machtmechanik ist putt, aber ab da geht’s erst richtig los mit Planeten im Raum herumroll. Sowas ist sowohl Stärke wie auch Schwäche der hoch-klassischen Episoden. Im unnatürlichen Setting verzeihe ich viel, die dramatische Überspitzung find ich in den 60s oft einfach geil. Wenn es sich nicht leer anfühlt. Abgesehen vom Planeten-Blocking ging die Eskalation gefühlt aber rückwärts. Erst holte Trelane mehr und mehr Crewmitglieder zu sich ins Wohnzimmer. Dann beschränkte er sich auf Kirk. Es ergibt Sinn, aber die Schauwerte verringern sich. Auch hier kann diese Folge exemplarisch für die TOS-Philosphie stehen: Der zweite Teil mit dem nur zitatenhaften Gerichtssaal nimmt die erzwungen-spartanische Ausstattung der letzten Staffel vorweg.

    Die Provokation zum Zweikampf hatte STII wieder aufgenommen und erfolgreicher variiert (zwei Kommandanten in ihren Raumschiffen im Nebel statt alleine im dichten Dickicht). Auch die Kirk-Strategie, für Waffengleichheit zu sorgen und – mehr oder weniger – auf das Glück zu bauen, kommt hier wie dort vor. Mir wurde erst beim wiederholten Anschauen der Folge klar, wie sehr Kirk auf die Macht des Schicksals baute. Seine kontrollierte Erscheinung lenkte mich als Kind ab. Er hätte schon beim Duell sein Leben verlieren können. Immerhin wird das im Spiel gewürdigt, Kirk ist sichtlich erleichtert, wenn Trelane seinen Spielkameraden doch nicht wegballern möchte (wie „geplant“?).

    Den inszenatorischen Clou am Beginn hatte ich vergessen: Kaffeepappbecher auf der Brücke. Wie herrlich. So beginnt eine tolle Folge. Nichts erzählt besser von einem entspannten Raumflug als ein Pappbecher auf der Navigationskonsole. Ein simpler Kniff, der das Raumschiff so hübsch erdet und das kommende Drama umso wuchtiger einschlagen lässt. Übrigens auch ein Kontrast zu den edlen Gläsern, die Trelane kredenzt. (Assoziativ schlage ich wieder die Brücke zu STII und Kirks Brille auf der Brücke. Ähnlicher Effekt durch kleine Props.)

    Und auch das Ende sei gewürdigt: Kein Lachanfall! Nach dem obligatorischen Gag auf Spocks Kosten eine Nahaufnahme auf Kirk, der nochmal realisiert, dass er dem Captaintod innerhalb der letzten Stunde mehrfach knapp entkommen ist. Die Schlusscedits blenden drüber; bei dt. Erstaustrahlungen wurde schon vorher geschnitten.

    Soweit in Kürze.

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