Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

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„Star Trek – Lower Decks“ – 4.05 – „Empathalogical Fallacies“

„Star Trek – Lower Decks“ – 4.05 – „Empathalogical Fallacies“

Emotionen sind dazu da, ausgelebt zu werden. Aus diesem Grunde haben wir damals Zukunftia gegründet, dreimal hektisch umbenannt, den vorherigen Eigentümer eingeschüchtert, dabei hysterisch gelacht und uns selber mehrere Dutzend Grimmepreise gebastelt (oder waren es nur „grimme Preise“?). Aber: Emotionen können auch negative Dinge hervorbringen. In dieser Episode wird daher beleuchtet, was ausgestrahlte Gefühle mit einer seriösen Crew anstellen können. Und von mir aus auch mit den Leuten der USS Cerritos…


Zugegeben, ich bin manchmal nicht der Schnellste. Das merkt man natürlich einerseits daran, dass ich zu spät über tiefsinnige LD-Szenen lache („Ach sooo. Die sind durch ihre eigene KACKE geschwommen. HAHAHA!“), andererseits aber auch daran, dass ich erst jetzt verstehe, was den meisten Episoden fehlt:

Ein neutraler Beobachter, der durch das Bild geht und sagt: „Guck mal. Schon alles ziemlich schwachsinnig, oder?“ – Und das noch mit kurzer Begründung, hochgezogener Augenbraue und einem Satz wie: „Bei uns Vulkaniern werden alkoholische Substanzen nicht zur neuronalen Veränderung eingesetzt.“

Daher gefällt mir die vulkanische Austauschschülerin auch so gut, die im Angesicht von sexbesessenen Betazoiden, einer tanzenden Crew und einem selbstverliebten Commander Ransom einfach nur den Zuschauer anschaut und dem SAGT, dass das alles schon absurd ist.

Zugegeben, ein sehr einfacher Objektivierungs-Trick, der sich rasch abnutzt und langfristig nix bringt („Mister Sparkiller. Sind Sie sicher, dass Ihre mangelhafte Auswahl beim Wohnort, bei TV-Serien und bei Videospielen zuträglich sind, auf Dauer Spaß im Leben zu haben?“), aber immerhin hat es mal einer gesagt.

„Hey, wieso sind denn alle so aufgeregt hier?“ – „Ach, es ist wie immer: Schauspielerstreik in Hollywood. Reale Schimpansen in Motion-Capturing-Anzügen. Direkt verfilmt als Star Trek-Episode… Nichts Besonderes.“ – Alle Chaostheorien endgültig bewiesen: Es könnte noch viel schlimmer und unübersichtlicher sein. Stellt euch diese Folge mal als Podcast-Episode vor!

Ja, mir hat diese Geschichte ausgesprochen gut gefallen! Zumindest in der ersten Hälfte…

Jeder Kritikpunkt wird hier weggetrickst und „weggelogen“, bis auch der Wertungsspiegel sich biegt.

– Die Crew, die sich IMMER wie ein eine offene Hose beim Opernball namens „Classic Star Trek“ benimmt, DARF jetzt mal durchdrehen. Beeinflussung durch eine fremde Macht sei Dank.
Im Nachhinein wird mir jetzt klar, wie (künstlerisch) befreiend die mittelmäßige ERSTE reguläre TNG-Episode damals gewesen ist…

– Die Reserviertheit von Logikerin T’Lyn dient nicht nur dem Zweck, sie als klemmfurzsparende Sesselpupserin mit Sekt-Defizit darzustellen, sondern ergibt im Storykontext Sinn.

(*ersten Strich auf riesengroßer „Lower Decks“-Schieferntafel mach*)

– Der Captain hat mal was zu tun. Schließlich besteht SIE darauf, die Betazoiden nicht von der Leine zu lassen. Während Mariner naturgemäß alles feiert, was mit Party oder der „Pille danach“ zu tun hat.
Ja, auch beim parodistischen Blödelfest sind unterschiedliche Charaktere und andere Kontrastmittel bei mir lieber gesehen als Bierschaum mit hoher struktureller Integrität.

– Boimlers Nebenhandlung um erzwungene Scharaden und Poetry Slams war auch nett. Vor allem Peotry Slammer kann man gar nicht GENUG aufs Korn nehmen. Wo sonst wird unreflektiertes Berufsschul-Gejammer („Die Döner von Nebenan schmecken nich’ mehr!“) auf großer Bühne so sehr zu Kunst stilisiert? („Selbst der Döner… einst voll mit der atmenden Kultur fremder Landen… atmet nun gemüsiges Glyphosat.“)

„Haaarrr! Betazoiden können direkt deine Gefühlswelt verändern! Und auch die deiner Krankenversicherung!“ – Gesichtsverlust mal ganz anders: Dieser Herr hat sich sein Schicksal selbst zuzuschreiben. Er verlangte eine pseudointellektuelle Episode mit wenig Teenie-Humor. Zur Strafe musste er den ganzen elektrischen Wurfdildo alleine aufessen.

Schade nur, dass sich die Geschichte im zweiten Teil etwas in Wohl(dochnicht-)gefallen auflöst:

– Die drei Betazoidinnen müssen natürlich Kampf-Ladys sein, die mittels Sprungkicks die interessante Grundfrage (= WOHER kommen denn nun die Emotionsausbrüche?) vom Parkett fegen.

– Auch deren späteres Durchdrehen, das fast zu einem Flug in die Neutrale Zone führt, ist einerseits logisch, andererseits REICHEN doch die beiden Nebenhandlungen zur Auflösung des Plots?

Vor mir aus hätten die sich auch im Kreis hinsetzen und sich gegenseitig die Kindheitserinnerungen weglesen können („Was? Du hast gespürt, dass X über mich gespürt hat, dass Y spürte, dass Z mich niemals daten wollte?“), damit man die mit einem soliden Gag „an die Seite schreiben“ kann.

– Dass T’Lyn die Auslöserin der Emotions-Hochkocherei ist, war schon etwas überraschend. Doch ich hätte sie auch gerne in einer neutralen Situation bis zum Ende gesehen. Ist aber Geschmackssache.

Trotzdem toll, dass man nicht den leichten Weg ging, sie ebenfalls emotional ausrasten zu lassen („Du musst nur deine Emotionen ausleben, dann sind alle wieder normal. Crack-Pfeife?“), sondern ihr ihre komplette Anarcho-Zeichentrick-Ehre ließ.

(*auf winziges Partikelchen unter Fingernagel zeig*)

„Hey, T’Lyn… Wenn dich 90% der aktuellen Star Trek-Episoden aufregen, warum GUCKST du sie dann noch?“ – „Verdammt. Dieses logische Argument durchbricht alle meine Schutzwälle.“ – Endlich mal 50% meiner neuen Lieblingsfiguren im Zwiegespräch: Manchmal verändert ein einziger, kluger Moment eine ganze Folge. Okay, das haben wir hier nur so halb. Dafür war die Risa-Anspielung danach total witzig. HAHA! Risa! Kennt ihr noch, oooder?!


Fazit:

Heute habe ich mal die Spendierwindeln an…

Dass das ganze Problem mit einem kurzen Gespräch gelöst wurde, bei dem T’Lyn kurz(!) ihre Ängste fallen ließ, war wohltuend. Hier fand man genau das richtige Maß an Emotionen, die man bei Discovery, Picard und SNW mit der Lupe suchen muss.

Äh, also eine Verkleinerungs-Lupe… Damit man das dortige Geheule aushält.

Und im Gegensatz zu den normalen Episoden kann man das Gehampel HIER ja auch gut durch den telepathischen Einfluss erklären.

Jetzt bitte noch Mariner gegen T’Lyn austauschen und Boimler gegen einen Captain mit echten Führungsproblemen, schon gehen hier jede Woche die 4 Sterne auf!

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Artikel

von Klapowski am 30.09.23 in Star Trek: Lower Decks

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Kommentare (13)

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  1. Kazairl sagt:

    Überlegt euch mal, wenn die Charaktere in den anderen Star Trek Serien so geschrieben wären wie in Lower Decks, nur mit einer Prise mehr Ernsthaftigkeit und ohne den Teenie Slang, dann hätten wir keine Heul Burnham und keinen Spock, der sich selbst demontiert.

  2. Kazairl sagt:

    Eines muss man den Machern und allen Beteiligten zugestehen: Sie sind mit Leidenschaft bei der Sache, siehe hier: https://www.youtube.com/watch?v=24tZWOMKqIc

  3. frank sagt:

    wo bleibt eigentlich die kritik zu 4.06?

  4. Bergh60 sagt:

    tach auch !

    Wo bleibt eigentlich Frank mit seiner völlig sinnbefreiten Frage nach Folge 6 ?
    Die VBulkanierin hat mir sehr gut gefallen. Gutes gegengewicht zu der hyperaktiven Mariner.

    Gruß BergH

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