Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

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„Star Trek – Lower Decks“ – 4.04 – „Something Borrowed, Something Green“

„Star Trek – Lower Decks“ – 4.04 – „Something Borrowed, Something Green“

Ich muss gestehen, dass ich zu Beginn skeptisch war: Ich bin zwar der Letzte, der sich über Charakterfolgen beschwert, aber bei dieser Serie habe ich immer Angst, dass dies in einen billigen Wettbewerb mündet – a la: „Hey, MEINE Mutter hat ein viel größeres Museum mit Trek-Anspielungen als deine!“… Doch ich wurde eines Besseren belehrt. Denn diese Episode zeigt uns endlich, wie die Orioner so leben. Und zwar in dem verruchten Etablissement HINTER dem verruchten Etablissement.
Verrückt, was moderne SF einem heute so bieten kann?


Zuerst war ich jedoch abgeturnt, als man Tendi mal gerade über ihren Captain(?!) verordnete, dass sie nach Hause fliegen solle. Weil: Gerade keine Arbeit mehr da.

Gab’s da keine amüsantere Möglichkeit, sie zu diesem unliebsamen Treffen zu überreden?

(„Sie haben Glück. Das fehlende Ersatzteil für den Warpkern wird nur in einem Krämerladen neben Ihrem Elternhaus verkauft! Hat Tante Emma sich damals patentieren lassen?“)

Andererseits war’s dann doch nett, mal die Satire-Variante der Orionischen Gesellschaft kennenzulernen. Klar, es gibt die üblichen Piraten-Anspielungen – andere KANN es schließlich nicht geben –, aber das Zurschaustellen von Reichtum und Sänften war dann immerhin schon MEHR, als wir z.B. in Discovery bekommen haben.

„Sie werden uns direkt zu den zwei wichtigsten Familien tragen!“ – „Wie spannend und futuristisch!“ – „Nö. Nicht seitdem vor 100 Jahren die Reichsbürger an die Macht gewählt wurden.“ – Übrigens von einem selbsternannten römischen Senator… Ein bisschen interessant ist das hier schon. Bestimmt hat ein CBS-Verantwortlicher hier kurz weg geschaut?

Schade ist, dass man sich danach wieder auf die üblichen post-modernen Trek-Darstellungen beschränkt. Statt Paläste, ausgefallene Rituale oder interessante Regierungsmodelle (= langweilige Neoliberale, die sich stolz als „Piraten“ bezeichnen“?) gibt es wieder mal – diesmal wieder ganz im Sinne von Discovery:

– Wummernde Clubs mit Türstehern und Techno-Mucke
– Trinkwettbewerbe mit stinknormalen Schnapsgläschen
– Sexy Männer, die im Käfig tanzen (die parallel vorgetragene Kirk-Anspielung reißt es raus)
– Killer-Käfer, die einen in die Hand beißen (Haha, bissige Satire… ?)

Klar, da wäre mehr gegangen. Oder halt weniger, damit die Story mehr atmen kann. Die sich übrigens um die Entführung einer Braut dreht. Erwähnte ich das schon? Äh, oder die Episode selbst? Bin manchmal verwirrt bei Lower Decks…

Apropos „Verwirrt“ und „Low“:

Auf die Parallelgeschichte um Boimler und Rutherford, die sich plötzlich nicht nur ein Quartier, sondern ALLE Interessen teilen (warum auch immer), hätte ich verzichten können. Nicht, weil das langweilig war, sondern weil es halt wieder von der anderen Story ablenkte.

Trotzdem mal toll, dass man nur ZWEI Geschichten abspulte. Weil es sonst ja gerne mal vier, sechs oder „Pro ADHS-Moment halt zwei neue ADHS-Momente“-Stränge waren.

„Ich wollte immer schon mal Mark Twain sein!“ – „Du weißt schon, dass der grandiose SF-Kurzgeschichten mit klugen Gedankenspielen geschrieben hat?“ – „Igitt. Dann mag ich den nicht mehr.“ – Holodeck, jetzt auch ohne Voyagerfolge drum herum: Spaß machte das hier schon. Endlich mal eine Anspielung auf ältere Trek-Episoden! Also bei Episoden-Zeitindex 12:00 statt 10 Minuten davor…

Ein netter Twist war das Versprühen von Anti-Pheromon-Spray im Sex-Dungeon der Orioner. Ein kleiner Effekt, der das (Quasi-)Matriarchat sofort in Gefahr bringt – mitsamt genervt weggehender Männer, die das schon kannten.
Die Szene war kurz, aber so clever, dass das schon mal besser war als die letzten 30 Minuten von „Barbie“.

Apropos irgendeine Szene: Ein feindliches Alien zu zwingen, sich als Mark Twain zu verkleiden und in dem entsprechenden elaborierten Akzent zu verhandeln, war sooo gaga, so weit hergeholt und sinnfrei, dass ich … ich … dieser Szene meinen tiefste Hochachtung aussprechen möchte. Hümm-Hümm, Sir Lower Decks, Siiiir…

Genau so! Einfach mal was wagen. Was können wir verlieren?
Das schadet dem niedrigen Aktienkurs von Paramount jetzt auch nicht mehr.

Am Ende kämpft Tendi dann mit ihrer Schwester, weil die eine den Pfad der Wissenschaft wählte – und die andere zum kriminellen Oberhaupt werden „musste“. Eine schöne Idee, aus der man aber mehr als Laber und Rhabarber hätte rausholen können.

(z.B.: „Ich habe dich geschlagen, weil ich eine Klinge wählte, die härter als dein Schwert ist. That’s Science!“ – „Ui! Es gibt also auch noch jenseits von ‚Räuberischer Erpressung‘ neue Forschungsarbeiten, die sich durchzuführen lohnen?“)

„Gib es zu, du wolltest nie Chefin einer finsteren Organisation ohne Erbarmen sein!“ – „Äh, doch… Aber ich dachte jahrelang, unsere Eltern hätten damit die Sternenflotte gemeint.“ – Große Auflösung, heute mal ohne Säurefass: Dieser Kampf musste gar nicht sein. Aber okay, ich will da nicht in ein Wespennest namens „Anarchische Zeichentrick-Logik“ stechen. (*verständnisvoll auf Rick & Morty weis*)


Fazit:

Eine Folge mit besseren Ideen als sonst. Ja, und damit meine ich alle BEIDE, die ich weiter oben gelobt habe.

Dummerweise gibt es aber bereits eine „Kultur-Austausch-Episode“, die sowohl Sparkiller als auch ich als gut bewerteten. Nämlich „2.09 – Wej Duj“ (Review). Und daran kommt dieser Kraut&Rüben-Salat mit Sexanspielungen als Crowd-Pleaser bei Weitem nicht heran.

Auch die alte Leier „Was ist cooler? Wissenschaft oder Kriminelles Schaffen?“ ist bei Lower Decks bereits so weggelutscht, dass man derlei Konflikte nur noch als weißes Rauschen wahrnimmt.
Aber immerhin: DAS kann ja bekanntlich beim Einschlafen helfen.

Trotzdem gibt’s für meine drei Schmunzler (einmal bin ich mit dem Mund am Milchglas abgerutscht) diesmal 3 Sterne.

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Artikel

von Klapowski am 23.09.23 in Star Trek: Lower Decks

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Kommentare (3)

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  1. Bergh60 sagt:

    tach auch !

    Habe urlaubsbedingt die 3-4 Folge weggebinged:
    Ich wurde wirklich gut unterhalten.
    Bei aller, teils berechtigter Kritik, war das besser, als Pic und STD und nahe dran an SNW.

    Und Mariner als Leutenant im Sport -Bikini ist doch unterhaltsam, oder ?
    Ein Spock wird aus dem Ersten nie, aber er wird sympathischer.

    Gruß BergH

  2. frank sagt:

    wo bleibt eigentlich die kritik zu 4.05?

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