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„Sphere“ – Das sphärische Review

„Sphere“ – Das sphärische Review

Und weiter geht es mit Reviews zu SF-Filmen, die man nicht kennen muss, deren Kenntnis von Historikern und Hysterischen (falls ich des nachts mal bei Euch Sturm klingele) aber dennoch empfohlen wird. „Sphere“ stammt aus den goldenen 90ern, wo viele mittelprächige SF-Filme auszogen, mit dem Anspruch, überhaupt einen minimalen zu haben. Dieser Kugelkrampf basiert übrigens auf dem gleichnamigen Roman von Michael Crichton. Ob’s hilft…?

INFORMATIONEN:

Regie: Barry Levinson
Jahr: 1997
Budget: 75 Mio.

Poster
Dem Runden auf den Grund gegangen
Inhalt: 4 Forscher sollen zum Meeresgrund tauchen, um ein abgestürztes Raumschiff zu untersuchen. Unten angekommen, beginnt ein mittelgroßer Horrortrip um eine goldene Kugel.

Bewertung:

Ich kann mir nicht helfen (niemand kann das…), aber die laaange Anfangssequenz gefiel mir: Realistisch, aber nicht langweilig. In welchen anderen Hollywood-Filmen werden die Forscher vorher schon danach gefragt, ob sie Medikamente nehmen oder ob sie ohne ihre Brille sehen können, bevor man sie zum Alien-Ei durchreicht? Man schickt schließlich auch keinen Epileptiker zu einem Erstkontakt, wo ein plötzlicher Anfall als Kriegserklärung missinterpretiert werden könnte! Zumal die „Haben sie Wehwechen“-Sequenz dezent die Charaktere vorstellt: „Nö, ich nehme das Xenax nur selten, zum Einschlafen, wenn ich mich selber wieder so scharf gemacht habe.“ (Sharon Stone)

Auch die leichte Selbstironie gefiel mir, als Dustin Hoffmann erklärt, warum er vor Jahren der Regierung empfohlen hatte, dass bei einem Erstkontakt ein Astrophysiker, ein Biologe und ein Psychologe anwesend sein müssen: „Es klang gut und ich brauchte die 35.000 Dollar für mein Haus!“ – Trotzdem ist das ganze Gedöns wissenschaftlich recht korrekt, sogar die bekloppt wirkende „Wir atmen hier unten Helium statt Sauerstoff“-Szene, womit natürlich „Heliox“ (Sauerstoff UND Helium) gemeint ist, was bei Tauchern verwendet wird. (*Wikipediafenster unauffällig wieder zumach*)

Immerhin wird sehr klar, dass die Figuren da schon etwas BESONDERES erleben und es technisch nicht gerade einfach war, die ganze Drehbuch-Infrastruktur auf den Meeresboden zu werfen. Überhaupt ist die ganze Inszenierung schon fast ärgerlich bodenständig, schnörkellos, solide und psychologisch über dem üblichen Bubblegum-Niveau. Wobei auch die Schauspiel-Schwergewichte wie Sharon Stone (letzter Film in sexy!), Dustin Hoffmann und Samuel L. Jackson (markanter als jedes Alien) gehörig dazu beitragen, der auf gepresstem Helium geschriebenen Magerqua(r)kstory etwas Bleibendes aufzudrücken.

„Hey, diese flüssige Kugel reflektiert alles, nur nicht uns!“ – „Okay, bildet mit den Scheinwerferstrahlen ein Kreuz und macht ein Ruderboot klar. Ich umrunde den Miniglobus!“ – Rundgelutschtes Plotvehikel: Erst nach dem Abspann sollte herauskommen, dass es sich hierbei nur um den gesammelten Urin der Raumschiffbesatzung handelte, der von einem Antischwerkraftfeld zusammengehalten wurde. Alle komischen Vorkommnisse passierten eigentlich nur wegen einer defekten Schraube am Unwahrscheinlichkeitsantrieb, 3 Decks höher.

Lustiger- bzw. gruseligerweise erinnert die Geschichte mit der komischen Kugel, in die Leute reingehen und die Visionen verströmt, etwas an „Event Horizon“. Ihr wisst schon: Das Katholikenraumschiff mit der Höllenanbindung… Allerdings war Event Horizon eher Horror, während die quicklebendige Quecksilberkugel bei der Auflösung irgendwie nach TNG müffelt. So nach Zitronengras und Sandelholzaroma. Denn, so viel darf eventuell verraten werden: Die einzigen Überlebenden sind bei „Sphere“ nur… ALLE. Zumindest die Typen vom Kinoplakat weiter oben. Kein Wunder, dass sich so mancher Gänsehaut-Tourist am Ende geärgert hat, für einen Haufen durchgeknallter Fata Morganas extra die Kettensäge aufgetankt zu haben.

Damals, 1997, war „Sphere“ schon fast etwas altbacken mit seinem geruhsamen Tempo, den wenig spektakulären Effekten (selbst Bruce Willis hätte Probleme, eine 80-Meter-Kugel zu verkloppen) und dem Fehlen von billigen Emotionen. Hier werden keine toten Kinder gesehen („Meeeein Soooohn!“), die Gefahr für die Menschheit kann nicht mit heutigen Börsennews mithalten und es gibt auch keine Comedy-Charaktere wie das freakige Computergenie, das regelmäßige Ironie-Infusionen verlegt. Das macht’s einerseits etwas dröge, andererseits ist das angesichts heutiger SF-Filme für Verhaltensgestörte und Werbespotliebhaber durchaus schon wieder „Hip“ und „Kult“. – Yooo, voll slooow, der flooow!

Trotz aller Wissenschaft hat der Film komische Momente: Die Sphäre übermittelt ihre Daten verschlüsselt über eine (jetzt kommt es!) virtuelle, kugelförmige Tastatur? Und die Menschen knacken das System innerhalb von 5 Sekunden? Gut, dass es keine Mauszeigerbewegungen auf einem Tetraeder gewesen sind, wa? Hätte sonst eine Minute gedauert, wie? Blöd nur für uns Kritiker, dass jeder Kritikpunkt mit der Schlussenthüllung erklärt werden kann. Sinn muss das alles nämlich irgendwann keinen mehr machen, das ist gegen Ende amtlich. Da darf Dustin Hoffmann in 200 Metern Tiefe auch mal anzuglos durchs kalte Wasser schwimmen und sein Trommelfell behalten, hat die Sphäre doch alle (SPOILER) mal eben in waschechte Zauberer verwandelt.

„Tiffy an Hauptquartier. Das Antihaifischspray scheint tatsächlich zu wirken. Von der blöden Nebenwirkung berichte ich ihnen ausführlich, sobald ich dieses Glibberviech aus meiner Lunge entfernt habe, Over, Out und Tod.“ – Beweg‘ dich, Schwabbel: Dies erinnert an die große Qualleninvasion von Mallorca 1959, 1968 und 1981. Darf man so etwas leichtfertig in einem Kinofilm verarbeiten? (fragt unser Exredakteur G.G.Hoffmann, Rentner und dabei empört!)

Nacheinander gibt es daher Feuer, Wassereinbrüche, Riesentintenfische, Quallenattacken, Unterwasser-Eierregen und… verdammt viele Bücher. Das sorgt für Stimmung, allerdings auch bei Leuten, die das für sehr beliebig halten könnten. Ohne Script-Probleme hätten nämlich auch noch ein Säbelzahntiger und ein sprechender Blumenstrauß namens „Flori“ Platz gefunden. Ernsthaft.

Alles in allem ein sehr solider Eintrag ins SF-Register, der leider am popeligen Ende krankt: Nach etlichen Problemen bezüglich Licht, Kamera uuuund Action (bzw. Licht, Kaltwasser und Atemluft) entscheiden die Protagonisten einfach, alles in die Luft zu sprengen. Und damit man die neuen Kräfte nicht ausnutzt oder weitergibt, zaubert man sich selbst die Erinnerung futsch. – Behält aber die Kräfte und wundert sich zukünftig, dass bei Hunger der Kühlschrank angeflogen kommt?! Mal davon abgesehen, dass unsere Helden tagelang in der Dekompressionskammer verbringen, bevor sie sich Gedanken machen (oder befragt werden!!), was sie dem Militär erzählen sollen. Lattenschuss. Alle drei. Harry Potter hatte dabei wenigstens noch eine Narbe, weil ihn mal jemand GEHAUEN hat, grrrr.

Und wieso sind alle drei ungesehen und unvernünftigerweise in die Kugel gelatscht? Erforschung des Verhaltens geschlechtsreifer Lemminge?!

„Laut Statistik ist ‚Ringelpiez mit Anfassen‘ eine gefahrenträchtige Aktivität, wenn einer der Teilnehmer dabei auf einem Tisch hockt!“ – „Hey, ich lege nur gerade ein Ei, Leute! Ich bin der schwarze, lustige Sidekick!“ – Hochsitz kommt vor dem Fall: Die drei Machtvollen überlegen sich, wie sie ihr Abenteuer komplett vergessen können (Alkohol? Schädelbasisbruch?), ohne zukünftig dauernd das Bügeleisen anzulassen.


Fazit: Zwischenzeitlich enorm unterhaltsamer und stimmungsvoller Film, der durch Nicherklären und Richtungslosigkeit aber wieder zu einem Methanfleck am Meeresboden der Science Fiction dahinschmilzt. Wer James Camerons „The Abyss“, „Meine Träume werden real“-Gedöns und einen Schuss „Event Horizon“ mag, könnte positiv überrascht werden.

Umso mehr, wenn er die DVD überhaupt günstig findet, denn viele Exemplare scheint es davon nicht mehr zu geben…

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM

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Artikel

von Klapowski am 22.10.11 in Filmkritik

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Kommentare (10)

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  1. vendetta sagt:

    Es gibt nicht mehr viele Exemplare? Das ist auch besser so.

    Ich kann teilweise zustimmen, das Setup des Films war recht gut und brachte unaufgeregt aber immer noch nachhaltig die Charaktere in den Film. Der Film ist in etwa so lange interessant, bis sie die Murmel finden.

    Danach gings für mich den Bach sowas von runter, steil bis zum besch…eidenen Ende. Die ganze Sache krankt daran keine richtige Spannung aufkommen zu lassen, die Handlung findet statt, läßt den Zuseher aber am Bildschirmrand zurück.

    Die Hintergrundgeschichte erscheint ohnehin völlig belanglos, ob schwarzes Loch oder Zauberer von Oz ist genauso beliebig wie die Form des gefunden Artefakt. Wäre es nen größerer Unterschied gewesen wenn der Film Hexaeder als Titel gehabt hätte, die Wissenschaftler in der Anartktis statt auf dem Meeresgrund gelandet wären und statt nem schwarzen Loch eine Parallelwelt mit kleinen geflügelten Feen die Handlungskrücken gewesen wären?

  2. Raketenwurm sagt:

    Ich habe das Buch damals gelesen, auf Englisch, für den Englischunterricht, weil die Englischlehrerin von uns englische Buchbesprechungen englischer Bücher einforderte – auf Englisch gehalten natürlich. Ich war nach 30 Minuten fertig, und um noch die restlichen 15 Minuten zu stopfen, bat mich die Lehrerin, dann eben das Ende des Buches der Klasse vorzulesen. Und ich laß sie vor, diese stinklangweilige Szene in der Druckluftkammer, in der alle nur dasitzen und miteinander reden, bis die Vorstellung in meinem Kopf, wie sehr sich doch gerade meine Klassenkameraden wegen dieser ewig langen und trögen Szene langweilen müssen, die Oberhand erlangte, sodass ich zu lachen anfangen musste und nicht mehr aufhören konnte, bis ich von der Lehrerin (auf Deutsch) darum gebeten wurde. Aber so 10-11 Punkte gab es wohl trotzdem dafür. Immerhin.

    Der Film jedenfalls, den hab ich Jahre später gesehen, und weiß noch, dass der ziemlich nah am Buch war. Da braucht man sich nicht wundern, dass der so langsam und durchdacht daherkommt. Aber weil eben nichts Neues oder gar Spannendes hinzugefügt wurde, ist der Film nur so mittelmäßig wie die Vorlage. Hatte man wahrscheinlich zu viel Respekt vor dem Autor, der ja aber eigentlich nur einen guten Film zu verantworten hat.

  3. Halbnerd sagt:

    „Sphere“ ist ganz nett, aber nichts, was länger hängen bleibt. Wenn man ruhige Filme mag, kann man Gefallen daran finden.

    Apropos Ruhe: das Antidepressivum heißt Xanax.

    Beste Grüße

    Der Halbnerd

  4. Thomas Rembrandt sagt:

    Das Ende ist im Buch etwas knackiger: Nachdem sich angeblich alle ihre Alien Kräfte weggewünscht haben, wird Sharon Stones Charakter (welche während der Handlung immer sexier wurde – von Mannsweib zu, nun ja, Sharon Stone) ob ihr ungewöhnlich gutes Aussehen komplimentiert … and…scene!
    Hat jedenfalls das Buch für mich gerettet. Den Filmemachern war das wohl zu negativ :(

  5. FF sagt:

    >and…scene!

    and was für eine scene denn nun? Hab jetzt den Gag nicht verstanden.

    • Thomas Rembrandt sagt:

      Hmm… verflucht sei meine schlechte Ausdrucksweise.

      Gemeint ist, dass Sharon Stone, zumindest im Buch, ihre Kräfte offenbar nicht aufgegeben hat und nun… die Welt heimsucht mit ihrer Sexiness… nein ich weiss auch nicht wohin das jetzt führen sollte, aber immerhin gibt uns das Buch einen Charakter der nicht typisch gut oder uneigennützig handelt.

      Ist kein Gag, ok, aber immerhin etwas. Nach all den typischen Hollywood Mainstream Filmen, heisse ich jede Form von „zwinker zwinker, doch kein Happy End“ jederzeit willkommen.

      Antworten
    • FF sagt:

      Achso, ich dachte da kommt noch irgendeine Szene, die das irgendwie verdeutlicht. Aber das war dann wohl erst bei Basic Instinct, der inoffizielle Fortsetzung von Sphere? ;D

      Antworten
  6. bergh sagt:

    tach auch !

    Obwohl mir beim Ende des Filmes schon der Gedanken kommt :
    Haben die jetzt wirklich ihrer „Göttlichkeit“ abgeschworen ?
    Das wird doch ganz zart angedeutet, oder ?

    Im Ganzen sind hier eine nette Geschichte, tolle Schauspieler und gute Sets etc.
    uninspiriert umgesetzt worden und haben zu dme o.a. Ergebniss geführt.

    Ein Film der wesentlich besser hätte sein können.

    Gruss BergH

  7. biermaaan sagt:

    Irgendwie fühle ich jedes mal wenn ich denn Film anschaue das etwas fehlt. Jackson hat gar keine Parade-Rolle à la „Ich bin Schwarz, Ihr weißen Mothafucka unterdrückt mich nur weil ich Schwarz bin.“, sowie in allen anderen Filmen die er spielt.

    Positiv war ich vom Anfang bis Mitte überrascht, dass fade Ende war ja zu erwarten, ist im Buch auch nicht besser.

  8. DerBeimNamenNennt sagt:

    Der Film ist schon okay. Nur das Ende mit den Erinnerungen, die gelöscht werden ist ein Plothole.

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