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„Inglourious Basterds“ Review – Nur ein toter Nazi ist ein… toter Nazi!

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Darf man einen Film zeigen, in dem eine Spezialeinheit unter Brad Pitt Nazis skalpiert und der sehr frei mit den geschichtlichen Tatsachen umgeht? Natürlich, sofern man Kinobesitzer ist und eine Gewerbelizenz vom zuständigen Ordnungsamt erhalten hat! – Aber darf man trotzdem eine JÜDIN zeigen, die einen Anschlag auf die gesamte Führungsriege der Nationalsozialisten plant? Macht man sich somit nicht über die realen Opfer lustig? Weinen diese jetzt sogar, weil wir ebenfalls keine Nazis mögen? Alle diese drängenden Fragen werden wir NICHT in dem folgenden Review besprechen. – Bleibt also dran!

Ja, Tarantino hat wieder zugeschlagen. Und ich muss vorab zugeben, dass mir der schräge Ausnahmeregisseur trotz einiger Scheißfilme („Kill Bill“ war WARUM noch mal kultig?) immer noch sehr sympathisch ist.

Die Burgergespräche in „Pulp Fiction“ haben es bei mir definitiv zum Kult gebracht (ich frage bis heute die Mitarbeiter in den McDonalds-Filialen, ob sie das metrische System verwenden), doch das ist lange her und wird von meinem Langzeitgedächtnis womöglich auch sehr übertrieben dargestellt.

Hier ging mir das grenzdebile Dampfgeplauder aber dann doch irgendwann auf die Nerven. Speziell in der langatmigen Kuchenszene („*Mampf*… Sie besitzen also… *Mampf*… ein… *Schluck*… Kino?“) hätte ich für das plötzliche Erscheinen eines der „Basterds“ glatt (selber) getötet. Noch schlimmer war allerdings die langgezogene Naziparty im Kneipenkeller derer zu Spinnweb! Gefühlte 30 Minuten lang mimten die herzlosen Schergen den Zuschauer-Anästhesisten und ergingen sich in doofen Ratespielchen. Mittendrin der überflüssige und (gottlob) die Schnauze haltende Til Schweiger, der dann auch ohne größeren Auftritt in die Obhut seines Schöpfers (des Schausteller-Satans?) übergeben wurde.

http://www.youtube.com/watch?v=Vq1863Yfs7E

“Äh, eine Frage, Chef! Ich bin hauptberuflich eigentlich ein sadistischer Friseur. Kann ich den Nazis daher nicht einfach Spliss in die Haare ritzen und dann diabolisch lachend weglaufen?“ – Ab 12 Uhr wird zurück-geholocaustet: Wenigstens ist endlich geschichtlich geklärt, warum heutige Nazis oftmals als Skinheads herumlaufen…

Wer erwartet hatte, in „Inglourious Basterds“ die überwiegende Zeit einen gut drauf seienden Brad Pitt zu sehen, der den Sauerkrautfressern den Skalp vom beschissenen Faschistenarsch zieht (ungefähr so redete der Mann meist – wenn er denn mal zu sehen war), dürfte enttäuscht gewesen sein: Das Selbstjustiziariat tagte gerade mal in einer mittellangen Szene zu Beginn, gefolgt von der schießerischen Til-Schweiger-Befreiung, gefolgt von der erzwungenen Kneipenballerei. – Könnt Ihr mir folgen?

Ansonsten hagelte es viel Füllmaterial, das uns wohl erneut zeigen sollte, was für geile Alltagsdialoge der Quentin immer noch zu schreiben vermag. Da außer dem Chefnazijäger und Oberst Landa jedoch keine wirklich interessanten Figuren und dem tarantino’schen Denkmalbau teilnahmen, machte so manches Gespräch den Eindruck, als hätte man bei „Big Brother“ einen Themenabend Nationalsozialismus veranstaltet und dann minutenlang die Kamera drauf gehalten.

Emotionen oder Sympathie für die Figuren sollte man hier ebenfalls nicht zu entwickeln versuchen. Es gab keine richtige Liebesgeschichte, keine Tränen (abgesehen von der ergreifenden Anfangssequenz, die fast die Beste im ganzen Film ist) und kaum Überraschungen. Wer ein oder zwei Filmbesprechungen gelesen hat, fiebert eigentlich nur auf den Moment hin, in dem die Attentäter endlich ihren Arsch ins Kino bewegen und für Halligalli-Knalli sorgen.

Bis dahin galt es, einer recht eigentümlichen Mischung aus Ernsthaftigkeit (70%) und Tarantino-Humor (30%) stand zu halten. So spielte der Hitlerdarsteller zum Beispiel recht gut, verfiel aber immer wieder in ein seltsames (wohl gewolltes) Overacting, als hätte sich William Shatner erneut einer außerirdischen Laienschauspielgruppe angeschlossen. Beethovens „Für Elise“ geht akustisch schon mal in eine Westernmelodie über und Til Schweigers Figur wird in der Form angekündigt, dass ihr Name in groß-trashigen Lettern den ganzen Bildschirm bedeckt.

Okay, das ist der typische Tarantino-Style und hätte man erwarten können. Entweder man hasst oder liebt ihn, wobei sich allerdings selbst Quentins Fans von Film zu Film regelmäßig uneinig sind, ob das nun ein großartiges Werk des Meisters war oder ob dieser sich inzwischen wieder als Videothekangestellter verdingen sollte.

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„Hey, ich hab’s gleich, Leute! Habe iiiich… vielleicht eine Karte am Kopp? Habe ich Bierschiss in der Hose? Sitze ich gerne mit anderen Vollidioten am Tisch, die sich für grandiose deutsche Schauspieler halten? Bin ich dann eventuell… eine nervtötende Nebenfigur in einem Tarantino-Film, deren dramaturgische Wichtigkeit in keinem Verhältnis zu der von ihr verbratenen Filmzeit steht?“ – „Hey, schon wieder richtig, Herbert! Wenn du dich weiterhin so positiv entwickelst, wirst du gleich womöglich zu Unrecht erschossen!“

Aber so mies ist „Inglourious Basterds“ dann doch beileibe nicht. Wer mal einen wirklich stinklangweiligen Tarantino sehen möchte (doch wer würde das schon wollen?), kann sich ja mal „Death Proof – Todsicher“ ins Großhirn schrauben lassen. Dieser wird ab dem 17.09. von der „TV Movie“ bereits als Heftbeilage verramscht, enthält endlose Dialoge von geschmacklosen Tussis („Wen hast Du gebumst? Bitte in allen Einzelheiten, wir haben Zeit!“) und bietet optisch weniger Abwechslung als ein zerwühltes Hitlerbärtchen nach dem Aufstehen.

Und natürlich werfe ich den „Inglourious Basterds“ nicht vor, die Nationalsozialisten zu verharmlosen. Mit der ewigen „Das darf man nicht“-Diskussion sorgte man bei MIR bislang immer für den kindlichen Effekt des Ausprobieren-Wollens, um irgendwelchen übergeordneten Autoritäten (dem Rezensions-Hansel eines lokalen Käseblatts?) eins reinzuwürgen. Über die Opfer wird sich hier wirklich nicht lustig gemacht, zugegebenermaßen aber auch nicht übertrieben traurig. Vielleicht dürften die SS-Opfer aber sogar dankbar sein, dass zumindest in dieser alternativen Realität ALLE bekannten Nazigrößen ihr Fett weg bekommen, denn Fett schmilzt bei hohen Temperaturen ja hervorragend.

Zumindest ich empfand das brutale Ende als willkommene Katharsis, nachdem man uns doch in der Schule mit „Schindlers Liste“ und anderen Grausamkeiten konfrontierte und uns ständig erzählte, dass viele Nazis damals ungeschoren davonkamen. Die Nürnberger Pupspresse mal außen vor gelassen.

Trotzdem erlag der liebe Quentin nicht der Versuchung, die Nationalsozialisten durch die Bank als reine Monster darzustellen. Okay, der Judenjäger Landa hat eine fast hypnotische Wirkung mit seinem diabolisch-sadistischen Dauergequatsche, rutscht aber bereits durch seine übergroße Screentime und die grandiose Darstellung fast schon automatisch ins Tiefgründige ab. Goebbels hingegen ist ein kichernder Trottel, der nur seinem Führer gefallen will, doch auch er erhält durch die (trotzdem langweiligen!) Alltagsmomente eine gewisse Bodenhaftung. – Auch durch das ganze klebrige Blut am Ende, hihi…

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„Die Pfeife? Habe ich aus den Knochen von ein paar französischen Soldaten geschnitzt. – Wie? Nein, die dunklen Teile daran sind selbstverständlich von einem Neger. Ist doch logisch, Mann!“ – Würde nie ein Zigeuner- statt einem Jägerschnitzel bestellen: Der Judenjäger Oberst Landa gibt sich alle Mühe, einem total unsympathisch zu sein. Und da ich Leute mag, die sich bei etwas Mühe geben, ist er mir dabei richtig sympathisch geworden! – Tja. Scheiße, Quentin, wa?

An sich ist der ganze Film irgendwie zwiegespalten: Irgendwie zu viel Bla, andererseits hätten aber auch zahlreichere Kill-Orgien dem Inhalt wohl nicht weitergeholfen. Bei der Schauspielerbewertung schwankt man zwischen „Völlig überzogen“ und „Na ja, solche Leute soll es ja wirklich geben“ hin und her. Und die Dialogszenen, so lang und gähnig sie doch manchmal sind, münden am Ende meist doch noch in eine interessante Sequenz. Unvergessen ist schon jetzt der obercoole Brad Pitt, der am Rande einer Wendeltreppe einem schießwütigen Nazi erklärt, was ein „Mexican stand-off“ ist.

Ich will es mal so zu sagen versuchen: Das letzte Drittel von „Inglourious Basterds“ ist pures Dynamit – im wahrsten Sinne des gesprengten (W)ortes – und dürfte wohl jeden fesseln und emotional erheben, der nicht zuvor mit Springerstiefeln und Hitlergruß in den Kinosaal marschiert ist. Davor gibt es allerdings zwei Drittel durchwachsenes Bla-Destillat, bei dem man sich schon fragt, warum man einem Film, den man sowieso mit 5 Sätzen zusammenfassen kann, nicht ein bisschen mehr Pfeffer in den Arsch geblasen hat.

Heutige Sehgewohnheiten mit 2 Schnitten/Sekunde und wackeliger Kameraführung ignorierte Quentin konsequent und fährt damit einerseits goldrichtig, andererseits aber auch nicht auf der Überholspur meines Langzeitgedächtnisses.


Fazit: Ein Film, der teilweise MEHR sein will als eine Rachestory für sabbernde Tarantino-Fans, letztendlich aber auch keine inhaltliche Alternative aufbietet. Interessant ist der Stilmittel-Mix auf jeden Fall, doch ist man nach über 2 Stunden auch ganz froh, den ganzen Zinnober hinter sich zu haben. – Schade nur, dass die Emotionen der jüdischen Kinobesitzerin etwas zu kurz kommen, als diese beschließt, als moralfreier Racheengel ihr Nazipublikum verbrennen zu wollen. Aber als jemand, der mit Bud-Spencer-Filmen aufgewachsen ist, kann ich mich über Selbstjustiz in Filmen nur noch selten aufregen…

Ganz ausschließen, dass man beim zweiten oder dritten Sehen nicht doch Kultgedanken aufkommen, kann ich aber nicht. Immerhin werden hier letztendlich Nazis verbrannt, während sie gleichzeitig erschossen und gesprengt werden. Und irgendeinem Teil von mir gefiel das sogar ganz gut. Ich weiß nur nicht, ob es der sadistische Fritzl in mir ist oder doch nur der gerechtigkeitsliebende Menschenrechtler.

Letztendlich entspricht die Antwort darauf wohl auch dem Inhalt dieses Films: „Wohl ein bisschen von allem“…

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von Klapowski am 15.09.09 in Filmkritik

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Kommentare (16)

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  1. Daniel sagt:

    Geiles Design, schau hier grad zum ersten Mal vorbei. Ich habe Inglorious Basterds leider noch nicht sehen können, erwarte aber auch nicht übermäßig viel (obwohl mir zumindest der erste Kill Bill-Teil sehr gut gefallen hat und Death Proof sogar zu meinen Lieblingsstreifen des Jahrzehnts zählt). Allerdings habe ich gehört, dass im Fall des neuesten Tarantinos die deutsche Synchro der OV so weit hinterherhinke, dass eine Bewertung allein auf Grund dieser (also der deutschen Fassung) gar nicht möglich sei. So wie’s aussieht muss ich eh auf die DVD warten und dann kann ich ja selbst vergleichen ;)

  2. Mauli sagt:

    „ALLE bekannten Nazigrößen ihr Fett weg bekommen“

    Wirklich?

    Himmler kommt im Film gar nicht vor. Im Kino sind nur Hitler, Goebbels, Göring und Bormann.

    Irgendwie seltsam und entäuschend das sich Tarentino nicht an die unheimliche, meschugge Nummer 2 und obersten Henker des Dritten Reiches herangetraut hat.

    Oder erwartet uns ein zweiter Teil?!
    (Woran ich aber nicht glaube)

  3. Klapowski sagt:

    Okay, ich korrigiere mich: „ALLE bekannten Nazigrößen, die im Film VORKOMMEN.“

    Okay, EINER wird am Ende ja nur angepiekt, was mich dann doch etwas überrascht hat. Aber das sorgte auf der Glaubwürdigkeits-Waagschale dann wohl auch für ein vernünftiges Gegengewicht, nachdem vorher ja schon ziemlich großflächig abgeräumt wurde…

    Was mich aber mal interessieren würde: Wird in der Englischen Fassung dann oftmals Deutsch gesprochen und das Ganze dann Englisch untertitelt? Kann ich mir kaum vorstellen, da die USA’ner ja doch eher Untertitelmüde sind. Oder haben die Deutschen Schauspieler viele Passagen auf Englisch gespielt und sich dann selber für uns nachsynchronisiert? Das hörte sich nämlich an vielen Stellen so an (= grausam), da ein klasse Schauspieler noch lange kein guter Synchronsprecher ist.

    Eigentlich sogar fast nie!

  4. Lars sagt:

    Äh ja.. Sogar in Amerika größtenteils untertitelt (also nur wenn Deutsche untereinander gesprochen haben oder französisch gesprochen wurde). Nur in Deutschland, wie könnte man nur, wurde mal wieder das englische synchronisiert.. Schrecklich. Dazu noch die größte Fehlbesetzung aller Zeiten, in jedem Film, Diane Kruger… bah. Dass sie nicht schauspielern kann war bekannt, aber dass sie nicht mal ansatzweise synchronisieren kann..
    Ansonsten, Tarantino ist ja Geschmackssache, klar. Mir hat der Film verdammt gut gefallen, selbst synchronisiert.

  5. Hiramas sagt:

    mochte den Film.
    Der war ja mal sowas von Tarantino-typisch.
    Von der Musikalischen Untermalung bis hin zu den dämlichen Buchstaben bei Schweiger.
    Und Schweiger mal dabei zuzusehen WIE es denn nun dazu kam das der Hase keine Ohren hatte, war mal ne ganz gute Abwechslung.
    Über die langen Szenen kann man streiten, aber irgendwie glaub ich, das die absichtlich so waren.
    Würd ich Tarantino glatt zutrauen das Zuschauernervenstrapazieren als Stilmittel zu benutzen. Irgendwie hatten die nämlich was die Szenen. Wobei die Kellerbar noch am deutlichsten im Kopf bleibt.
    Wie gesagt, ich mochte ihn und allein für nen O-Ton kommt mir die DVD ins Haus.
    Denn die Synchro war nicht schlecht, aber teilweise grausam übersetzt.

  6. DJ Doena sagt:

    So, war gestern Abend drin (Synchroversion). Er wird zwar nicht mein Lieblings-Tarantino werden, aber er hat mir wieder sehr gut gefallen. Fing schon damit an, dass er im Vorspann die Schriftarten seiner früheren Filme verwendet hat (u.a. Pulp Fiction und Kill Bill). Aber auch die Riege der deutschen Schauspieler fand ich nicht schlecht: Schweiger, Brühl, der SS-Arsch aus „23“ und natürlich zuvorderst der Österreicher Waltz. Wie er der Jüdin in dem Restaurant da das Glas Milch bestellt… So perfide und genial. Oder wie er am Funkgerät mal eben eine Runde Medals of Honor bestellt.

  7. Verwirrter Turnschuh sagt:

    Zur Synchro: Die hat nat. speziell hier einiges zerstört. Ist mir auch völlig unverständlich, dass die OV so wenig verbreitet ist hierzulande (so scheint es jedenfalls). Der Film lebt doch von dem durcheinander der Sprachen und Nationalitäten. Besonders blöd dann die Szene zwischen Pitt, dem deutschen Offizier und dem Basterd-Dolmetscher („Jemand zum Händchen-Halten“) – der jetzt einfach mehr oder weniger nachspricht, was der jeweils andere sagt.

    Man hörte auch m. E. Original-Deutsch und Synchro-Deutsch ziemlich deutlich heraus. Gerade bei Landa/Waltz, dessen Studio-Spiel (zwangsweise) unvergleichlich trockener wirkte.

    War übrigens ein Genuß zu sehen, wie ein kleiner, (noch) unbedeutender, (noch) unbekannter österreichischer Mime einen umjubelten Hollywood-Goldjungen quasi mit dem kleinen Finger der linken Hand an die Wand spielt.

  8. DJ Doena sagt:

    @Turnschuh: Wobei die Rollen aber auch ungleich verteilt waren, Waltz‘ Charakter hatte ja schon aus dem Skript heraus ein ungleich höheres Potential als Pitt seiner. Was aber nicht heißen soll, dass ich Waltz‘ Darbietung abwerten will.

  9. Hiramas sagt:

    Wir sind einfach viel zu verwöhnt von deutscher Synchro.
    In anderen Ländern (und nein, nicht irgendwelche Bananenrepubliken oder dritte-welt-länder) gibt es so nen Luxus nicht.
    Ich hab nen schwedischen Bekannten, der liest und schaut nur englisch weil es bei denen bei Importware meist nur Untertitel gibt.
    Dabei bildet ein langfristiges O-Ton gucken ja das Sprachverständnis.

  10. Verwirrter Turnschuh sagt:

    @ DJ Doena: Ja, stimmt natürlich. Es war ein Landa/Waltz-Film. Aber interessant, wie ein Big Name, der zweifellos im Mittelpunkt des Marketing stand und eine tragende Rolle hatte, so absaufen kann – ob es nun am Buch, der Regie oder den starken Kollegen lag. Die Strahlkraft des Hollywoodstars verblasste neben Waltz jedenfalls völlig.

    Überhaupt haben die Stars dem Film nicht gut getan, m. E. Mike Myers war unnötig bis ärgerlich (wozu war der da??!! Wer ihn erkennt, ist bloß abgelenkt!). Das Schlimmste für mich war aber die Besetzung von Til Schweiger. In einem Tarantino! Für mich hätte das den Film, den ich eigentlich mochte (wiewohl ich dieser Besprechung sehr viel abgewinne!), fast gänzlich ruiniert. Jedenfalls ein Grund, mir keine DVD von dem Ding zuzulegen, OV hin oder her. Einen Til Schweiger im Regal? Igitt.

    Brühl und Diehl hingegen fand ich gut (sind ja auch Schauspieler …).

  11. DJ Doena sagt:

    Ich ich hab diverse Schweiger-FIlme in meinem Regal, seine deutschen Filme sind eigentlich nicht so schlecht, wenn man mal objektiv drauf guckt: Wirf mal einen Blick in „Knocking on Heaven’s Door“ oder „Barfuss“ oder „Was tun, wenn’s brennt“.

  12. Verwirrter Turnschuh sagt:

    Hm, also wo wir bei „objektiv“ sind: Möchte jemand objektiv sagen, dass Schweiger ein toller oder zumidest erträglicher Mime ist? Oder dass man sich objektiv total freut, wenn es wieder einmal tönt: „Die NEUE KOMÖDIE von Til Schweiger!“? *grusel*

    Ehrlich: Die selbstverliebte, unfähige Schweiger-Visage hat in einem Tarantino nichts zu suchen – erst recht nicht, wenn uns vorenthalten wird, wie er in Fetzen geschossen wird (dann wäre ich in der Sache wohl gnädiger …).

  13. Klapowski sagt:

    Til Schweiger ist irgendwie wie Twitter: Eigentlich total unnötig und inhaltsleer, aber durch die bisherigen Erfolge denkt jeder, der einen Film mit deutschen Mimen dreht, er müsste unbedingt dabei sein. (Schweiger, nicht Twitter)

    Die amerikanischen Regisseure (meist nicht die GANZ großen) denken sich: „50% unseres Filmes wurde von Deutschen finanziert. Tun wir ihnen also einen Gefallen und nehmen einen der ihrigen auf. Wie, der ist gar nicht so doll? Egal, bekommt der halt eine Nebenrolle als schweigsamer Kugelfänger, der nach der Hälfte des Filmes aus den Latschen kippt!“

    Von dieser Rollensorte soll es – laut meinen filmtechnisch experimentierfreudigen Bekannten – bei ihm ja gar nicht so wenige geben. Ich persönlich erinnere mich ja nur an dunkel an „Tomb Raider 2“

    Die deutschen Regisseure sagen sich hingegen: „Geil, wir haben den Schweiger! Großer Hollywood-Star! In 28 Filmen mitgespielt und in keinem von ihnen mehr als nur ein bisschen negativ aufgefallen! Das Publikum wird unseren Film lieben! Dann können wir dem Dieter Hallervorden ja jetzt doch noch absagen…“

    Mal ehrlich: Diese Spirale funktioniert seit Jahren hervorragend und scheint einfach nicht durchbrochen werden zu können.

    Diabolisch von unserem Nuschel-August, wahrlich diabolisch…

  14. DJ Doena sagt:

    @Turnschuh: In seinen amerikanischen Filmen finde ich ihn meist unterirdisch und auch den Ritter Film und die Periode fand ich öde.

    Aber IMHO ist Schweiger einer von diesen Typen, die eigentlich nur eine Mimik haben und eine Art von Rolle spielen können (von denen es ja auch in US-Filmen mehr als einen gibt). Und seine Rolle ist halt die des nicht sehr komplexen Losers, der aber am Ende seine warmherzige Seite zeigt.

    Und wenn er die spielt, dann guck ich ihn mir gerne an. Wie gesagt riskier mal einen Blick in „Barfuss“ oder die Hausbesetzer-Komödie „Was tun, wenns brennt“.

  15. G.G.Hoffmann sagt:

    Ich empfand den Film als unausgewogen. Er schwankte unschlüssig zwischen Kult und Kacke. Das vorwiegend ältere Publikum in Person von pensionierten Deutschlehrerinnen hatte anscheinend etwas anderes erwartet und reagierte zum Teil verstört (* Gehirn mit Baseballschläger massier *). Ich habe mich jedoch überwiegend gut unterhalten gefühlt. Einige Szenen hätten man etwas flotter schneiden können. 30 Minuten weniger hätten dem Film gutgetan. Insbesondere die Szenen mit dem unerträglich gut französisch sprechenden Daniel Brühl (Strebersau! Komm‘ Du mir runter auf den Schulhof!) hätte man deutlich straffen können.

  16. Marvin sagt:

    Habe den Film als O.m.U. gesehen, wobei die deutschen Untertitel meist nervten aber bei den französischen Passagen nötig und bei Pitts Tennessee-Dialekt (grandios) manchmal durchaus hilfreich waren. Gerade solche Dinge verlieren einfach bei einer Synchronisation, wobei ich in diesem Fall nur oben verlinkten Trailer als Vergleich habe. Jedenfalls the original version is highly recommended!
    Apropos Synchro und dieses nicht können. Die tolle Diane Kruger spricht auch im Original ziemlich erbärmlich. Und spielt eine große Schauspielerin. Das ging daneben. Bezüglich Herrn Schweiger stimme ich DJ Doena zu, der kann halt nur eine Rolle spielen, diese aber dafür gut.
    Waltz war hervorragend, irgendwie konnte ich mich gar nicht richtig freuen, dass er zum Schluss doch nicht ganz heil (!) aus der Sache rauskam. Das hätte ich dem Evil Genius fast gegönnt.
    Die Längen im Film kann ich eigentlich nicht bestätigen, jedenfalls fühlte ich mich durchgängig unterhalten. Allerdings kein Film für’s häufige Schauen.

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