Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

Star Trek Enterprise – 1.13 – „Lieber Doktor“ („Dear Doctor“) Review



, Star Trek Enterprise – 1.13 – „Lieber Doktor“ („Dear Doctor“) ReviewVorneweg: Diese Episode könnte sich stellenweise als Albtraum eines jeden Englisch-Leistungskurs-Abbrechers herausstellen. Kenner wissen es ja bereits schon: Wenn der Doktor spricht, richtet sich der Blick der Uneingeweihte erst einmal auf Fenster und Türen. „Ich glaube, hier zieht`s irgendwo!“

Doch dieses deutsche Problem kann der Folge natürlich nicht als Minuspunkt angerechnet werden, vor allem, da man sich diesmal mit der Charakterisierung große Mühe gegeben hat! – Während die Mayweather- und Reed-Charakterfolgen eigentlich kaum welche waren, fand man hier zu einem höchst wirksamen Stilmittel zurück: Phlox nuschelt während der Handlung oftmals aus der Ich-Perspektive und öffnet das Fenster zu seiner Seele dadurch sperrangelweit.

Bei anderen Crewmitgliedern wären derlei Innenansichten sicherlich zum Scheitern verurteilt gewesen, wenn der Zuschauer statt der erwarteten Persönlichkeits-Kathedrale nur auf spinnwebige Rumpelkammern trifft…

Zum ersten Mal muß ich mir auch eingestehen, daß Phlox tatsächlich anders ist, als der durchschnittliche Außerirdische. Der neu aufgetragene Skalp eines erlegten Cardassianers täuschte bislang darüber hinweg, daß der Spritzenschwinger tatsächlich ein faszinierender Exot ist.

Allein schon das interessierte Grinsen, mit dem er den Kopf im Kinosaal förmlich rotieren ließ, war amüsant anzuschauen! Ein herrlicher Spaß für Groß und Klein war auch der schluchzende Tucker und das gemütliche Mampfen seines Beobachters…

Schnuuuuuckelig: Die süße, herzallerliebste Fütterungszeit der fingerreißenden, blätterbeißenden Labortiere zu Beginn.

Die romantischen Verwicklungen des Doktors waren ebenfalls für ein paar Schmunzler gut. Und es tat ST gut: Endlich mal ein fremdartiges Alien, daß angesichts erster Berührungen mit menschlichen Paarungsritualen nicht mit völligem Durchblick überrascht! – Sonst stehen dreibeinige Stirnomorphen ja meist schon in Boxershorts bereit, manövrieren zielsicher die Bierdose auf den Nachtisch und laden mit obszönen humanoiden Handbewegungen zum Schäferstündchen ein. – Kein Wunder, daß die ST-Frauen stets so verdrießlich dreinschauten: 100 Lichtjahre von Zuhause weg und der außerirdische Liebhaber schmeckt beim sabbernden Rumknutschen nach betrunkenem Zigarrenraucher…

Schön, daß der Doktor inmitten soviel Alltags erst mal „N`acht!!“-rufend den Flur hinuntertrampelt, während das Crewgirl vor ihrem Quartier noch auf ihren Gute-Nacht-Kuss wartet.

Auch die Nachbesprechung mit Hoshi war süß gelungen! – Überhaupt ist die Figur der Hoshi nicht nur unglaublich sympathisch, sondern für mich DIE Schiffspsychologin bei Persönlichkeitsfäulnis. Praktisch eine schmackhafte, asiatische Ausgabe des fauligen Troi-Burgers. Verständnisvolle Wochen bei McEnterprise! – Ich würde gerne mehr von ihr sehen…

Etwas dröge wurde die Folge, als der obligatorische Alien-Plot lautstark an die Tür klopfte. Planetenbewohner, die sich mit grippalen Infekten verzweifelt an ST-Crews wenden, gibt es natürlich nicht erst seit Vorgestern… Aber immerhin ist die Sprache der Fremden mal wieder eine Herausforderung für Linguistin Hoshi.

Erst gegen Ende wird es erneut spannend: Die Krankheit der Aliens ist ein evolutionärer Prozess, der eines Tages die kastenähnliche Gesellschaftsstruktur auf den Kopf stellen wird. Das daraus resultierende Problem ist diesmal auch eines, das die Zuschauer spalten dürfte: heilen oder enteilen? Der Natur in ihr grobschlächtiges, unorganisiertes Handwerk pfuschen oder die Patschehändchen brav an den Steuerknüppel legen und den 5. Gang einlegen?

Außerdem hätten die Erkrankten gerne die Warptechnologie, um selber Hilfe suchen zu können… Schildbürger Phlox und Captain sind sich natürlich uneinig.

Ich persönlich halte es für Blödsinn, hinter einem Jahrtausende alten evolutionären Prozess so etwas wie einen göttlichen „Plan“ oder gar „Schicksal“ zu sehen. Für mich rangierte die letztendliche Entscheidung des Captains nur knapp hinter „Fahrerflucht“. Genau! – Pfuscht der Natur doch in`s Handwerk, wenn ihr Leben retten könnt… Aber vielleicht bin ich in dieser Hinsicht auch nicht massenmeinungskompatibel.

Schließlich freue ich mich ja auch schon wie ein Schneekönig auf das erste Klonkind und habe gegen nützliche Verbesserungen der menschlichen Physiologie prinzipiell nichts einzuwenden (solange meine Krankenkassenbeiträge nicht ansteigen). Was ist gegen zusätzliche Hände, zwei Köpfe und neue Augen einzuwenden? „Mit dem Dritten sieht man besser!“ – Genau!

Fazit: Eine interessante Episode, deren Höhepunkte in den ruhigen Momenten liegen. Bitte mehr davon, ja?

Note: 2 +

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Artikel

von Klapowski am 01.01.03 in Star Trek: Enterprise

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Kommentare (3)

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  1. Gast sagt:

    keine sorge, ich mache gleich den 1.Eintrag.

  2. Gast sagt:

    Imo eine der besten Enterprise-Folgen überhaupt. Nachträglicher Grundstein für die Erste Direktive. Wäre ja noch schöner, wenn die Crew dem helfen würde, dem sie zuerst über den Weg laufen.

    aths

  3. Exverobter sagt:

    Hopla, soweit ist die Meinung zwischen Klappo und SfDebris ja noch nie auseinandergegangen. Klappo gibt eine 2 (ist ja für ihn schon ausergewöhnlich) und SFdebris gibt der Episode 1 von 10 Punkten.
    http://www.youtube.com/watch?v=g0x1ViJYJGk

    In Bezug auf das moralische Dilemma dieser Episode hat er noch ein Extra-Video über die Unsinnigkeit der Prime Directive gemacht.Unbedingt anschauen.
    http://www.youtube.com/watch?v=7_ZbVk_Dh9E&feature=sub

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