Film- und Serienkritiken

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„Caprica“ – Evolution der Blechköppe

, „Caprica“ – Evolution der Blechköppe

Prequels sind in, Prequels sind hip! Keine Ahnung wieso, aber die Produzenten dort drüben in Hollywood müssen es ja wissen. Diese möchten uns nun jedenfalls mit dem BSG-Ableger „Caprica“ darüber aufklären, wie es eigentlich dazu kam, dass eine Bande kurzgeschlossener Toasterhirne so richtig stinkig auf die Menschheit wurde und sich deswegen das Vorhaben in den blankpolierten Schädel setzte, eben diese mal eben von der Planetenoberfläche zu sprengen. Doch wie geht man so etwas an? Kein Problem, fand einer der Autoren in seiner Schublade doch noch ein paar Schwarten vom alten Asimov…

Battlestar Galactica ist zu Ende. Öh… schon wieder. Meine ich damit doch die „neuerfundene“ Version aus dem Jahre 2003. Und ich habe sie gemocht, zumindestens am Anfang. Die Charaktere waren nicht perfekt, grob gehäkelt gar, dabei aber trotzdem kuschelig warm. Halt wie der Lieblingspulli, den man am liebsten täglich anziehen möchte. Und die vom Original übernommene Idee um die letzten Überlebenden des bereits oben erwähnten Planeten-Frühjahrsputzes hatte ja auch weiterhin ihren Charme. Man erzählte uns interessante Geschichten um die politischen Probleme eines solchen Zwerg(stern)staates, um grundlegende Notwendigkeiten wie Wasser (oder seltsamerweise nie ausgehenden Schnaps) und um die ständige Furcht vor den cylonischen Verfolgern.

Doch später wurde es irgendwie merkwürdig. Wechselte man doch immer stärker auf religiöse Schwerpunkte („1, 2 oder 3 – letzte Götter-Chance – vorbei!“) bis zum Umfallen, Story-Wendungen mit der sensiblen Feinfühligkeit eines blinden Metzgers („Ooooh! Die letzten Fünf! Nie erwähnt und trotzdem hier, toll!“) und Beziehungsdramen aus dem Starterkurs für Soap-Autoren („Wie? Ich bin ein Cylone? Okay, dann hab ich euch alle lieb!“). Grund genug, nach dem Ende der Serie noch einmal gründlich aufzuräumen und für das geplante Prequel wieder zu den alten Tugenden zurückzukehren. Wie zum Beispiel… äh… religiöse Schwerpunkte, Story-Wendungen und Beziehungsdramen. Seufz.

Zur Handlung: Wir befinden uns im Jahre 58 vor dem Frühlingsputz. Ganz Caprica ist noch frei von Cylonen und Menschen-Imitationen im Kunstdarm. Ganz Caprica? Nein, ein klein-wenig verrückter (und stinkreicher) Wissenschaftler namens Daniel Graystone lässt sich von niemanden aufhalten, seine von religiösen Schwerpu… Fanatikern in die Luft gesprengte Familie zurückzuholen. Seinetwegen auch erst einmal als Holodeck-Figur. Geholfen wird ihm dabei, welch überraschende Story-Wendung, von Joseph Adama, dem Vater unseres bekannten Kampfstern-Commanders und Hobby-Alkoholikers. Ob es zwischen den beiden wohl noch zum Beziehungsdrama kommen wird?

Besprechung: So sehen wir auch bereits im Piloten den ersten Prototypen unserer altbekannten Klumpdroiden mit dem Blinkelicht von KITT im Augenbereich. Zwar ohne Aussenhaut, aber so weit, so kultig.

Etwas gruselig finde ich aber die Tatsache, dass diese Cylonen ihren Ursprung anscheinend in den Programmierkünsten eines weiblichen Wesley Crushers haben. Wurden die Kolonien am Ende etwa nur eingeäschert, weil keiner die supertolle Briefmarkensammlung der Cylonen anschauen wollte? Und mal im Ernst, wie viele von unseren spitzenmässigen Erfindungen wurden jetzt eigentlich so wirklich und ohne fremde Hilfe von 16 Jahre alten Teenies erdacht? Wäre es daher zu unrealistisch oder „unfett“ gewesen, wenn stattdessen ein ganzes Team weisshaariger Top-Wissenschaftler dahinter gesteckt hätte?

, „Caprica“ – Evolution der Blechköppe„Schon klasse, dieses neue digitale Schreibdings.“ – „Genau, moderner geht es nicht! Und wenn Du diese Seite voll hast, dann kriegst Du sofort ein neues von mir! Und am Ende heftest Du die einfach alle in diesem Ordner hier ab!“ – Weiterverwickelt. Neben Schlapphüten und Backsteinhäusern sehen wir auch futuristische Dinge wie das digitale Eselsohr. Aber wie sieht dort dann erst das Klopapier aus?

Oder hat man tatsächlich damit gerechnet, dass die wahrscheinlich Zielgruppe der 14- bis 21-jährigen so etwas sagt wie „Boa! So jung und entwickelt schon ihre eigene Artificial Intelligence! Kraaaaaass!“. Anders als Coolheits-Catering kann ich mir auch nicht das virtuelle Versteck der Göre erklären, das aussieht wie ein kombiniertes Rapper/Raver/Hip-Hop-Treff auf… noch mehr Drogen! Interessant aber, dass sich die normalen Pop-Up-Fenster mit der Zeit in richtige Pop-Fenster („Hier klicken zum poppen!“) entwickelt haben. Komisch dabei, dass humor-technisch gar nichts geboten wird. Die Haupt-Teenies sind vorwiegend am Rande des Nervenzusammenbruchs und die Erwachsenen haben genug mit Waffenentwicklung, Trauern und Mafia (natürlich mit anderem Namen)-Geschäften zu tun. Fast möchte man beim Gucken seinen schwarzen Traueranzug anziehen. Natürlich mit zu langen Hosenbeinen.

In Sachen Sci-Fi haben wir damit aber eigentlich schon so ziemlich alles abgehakt. Der Rest der Serie verwendet nämlich das hervorragende, und kostensparende, Prinzip, dass man einfach nur die Namen austauschen muss, um futuristisch zu wirken. So filmte man anscheinend einfach in irgendeiner pupsnormalen amerikanischen Grosstadt und verteilte ein paar olle Schilder, wo was von Caprica draufsteht. Selbst auf ein paar Raumschiffe im Hintergrund verzichtete man völlig, welche sogar beim Piloten von BSG noch vorhanden waren.

Selbst Mode, Schrift und elektrische Geräte wurden unverändert übernommen. Ehrlich, wie schwer ist das denn, wenigstens ein etwas exotisches Dampfbügeleisen zu verwenden? Da hat man sich ja selbst bei B-Movies aus den Fünfzigern mehr Mühe gegeben, zumindestens ein wenig Space-Feeling aufkommen zu lassen. Klar, im Verlauf von einem der schlimmeren Story-Fieberträume von BSG wurde sogar ein bisschen erklärt, wieso sich alles so sehr ähnelt. Ich kann ja auch verstehen, dass bei einem beschränkten Serien-Budget mit Tricks gearbeitet werden muss. Aber das?!

, „Caprica“ – Evolution der Blechköppe„Und, wie lief das Date mit diesem Jungen?“ – „Am Anfang gut. Aber dann meinte er, ich wäre total süß. Zum Anknabbern.“ – „Ja, und?“ – „Dann holte er plötzlich eine Ketchupflasche raus.“ – Catch up! Die virtuelle Zoe-Kopie möchte ein echter Mensch sein. Doch hätte man ihr nur besser erklärt, wie das Ganze bei Frauen mit dem regelmässigen Bluten funktioniert.

Wobei, schön zu wissen, dass daher sogar ICH in diesem Moment in meiner eigenen Sci-Fi-Serie mitspiele. Dieser Raum hier befindet sich nämlich in einer anderen Galaxie. Toll, oder? Und Klapo wohnt auf einer kleinen Raumstation im Orbit eines Gasriesen. Sieht dort drinnen nur aus wie in Bielefeld. Komisch. Aber günstig bei den Effekten.

Aber nicht falsch verstehen. Wenn man eher auf Dramen steht, wird man aus „Caprica“ bestimmt sogar so einiges an Unterhaltung rausquetschen können. Die Darsteller der Charaktere kann man sich ebenfalls gut merken, gerade Vatti Adama. Auch der Ursprung der Cylonen wirkt überraschend komplex und macht noch Lust auf mehr. Zumindestens wurde uns nicht mehr versprochen, als auch gezeigt wurde.

, „Caprica“ – Evolution der Blechköppe„Na, Lust auf eine Runde Tennis?“ – „Schatz, wie war das? Hast Du einen Sprachfehler?“ – „Verzeihung, ich war mit meinen Gedanken woanders. Also, Lust auf eine Runde Zennis?“ – Durchgemischt. Caprica spielt, wie hier offensichtlich, auf einem ganz anderen Planeten. Aber wenigstens sind die Autoren im Geiste immer auf der Erde.

Fazit: Unterhaltsame Sci-Fi-Serie ohne viel Sci-Fi. Wer auf „Ursprungs“-Stories mit einem Touch „Wann sind Menschen denn Menschen?“-Philosophie steht, wird zumindestens im Piloten gut bedient. Und vielleicht sehen wir zum Staffel-Finale auch einmal ein Raumschiff. Mir reicht ja schon ein gaaanz kleines!

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KLAPOS KLAPPRIGER MEINUNGSKASTEN
Von der Erschaffung künstlicher Zuschaueremotionen..., „Caprica“ – Evolution der Blechköppe
Es ist nicht unbedingt der mythologische Unterbau („Und an wie viele Götter glauben SIE?“) oder die etwas un-abgespacte Präsentation („Regie an Kameramann: Bloß keines der Normalo-Autos von nahem zeigen!“), die mich hier störten. Nein, es war die fühlbare Kälte, die alle Darsteller umgibt und die ich auch schon bei der Vorgängerserie spürte! Neptun, der Gott des kalten Wassers sei mein Zeuge!

Vielleicht waren es nur die vorherrschenden Farben wie Eisblau und Stroboskop-Bunt (letzteres in den Virtual-Disco-Sequenzen), die mir hier meine Charakter-Empathie aufsogen wie digitales Löschpapier einen virtuellen Tintenfleck. Oder eventuell lag es auch daran, dass alle ständig so gemächlich und depressiv miteinander redeten, als wäre gerade jemand gestorben. – Dass dies in der Handlung recht bald der Fall ist, lasse ich zwar als Entschuldigung gelten, aber nicht für alle Ewigkeit(, Amen)!

Sollte die eigentliche Serie ebenso langsam voran gehen und die Entwicklung von künstlichen Intelligenzen nur als Laber-Nebenprodukt zwischen Trauerkloßsitzungen, Kompetenzgerangel und elterlichen Schuldgefühlen zeigen, so habe ich wohl zukünftig keine große Lust, „Capricia“ regelmäßig zu verfolgen. Denn wer verfolgt schon gerne etwas, das sich im Gehwagentempo über die ausgetretenen Pfade der Geschichten über künstlichen Intelligenz bewegt?

Richtig schlecht ist der Pilotfilm aufgrund seiner grundsoliden Machart dennoch nicht, doch zum Thema A.I. Hätte ich dann doch lieber ein Buch vom ollen Asimov (erneut) verfilmt gesehen. Oder die alten Super-8-Familienfilme vom gerade dem Labor entschlüpften Data!

Fazit: Netter Versuch, aber für eine SF-Serie doch erstaunlich unbunt und in Anbetracht der interessanten Grundthemen irgendwie inhaltsleer. Und eines werden wir wohl auch bei diesem Serienableger immer noch nicht erfahren: Träumen Androiden denn nun von elektrischen Schafen oder halt doch nicht?

Note: 3-

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Artikel

von Sparkiller am 25.04.09 in Serienkritik

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Kommentare (7)

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  1. DJ Doena sagt:

    Wobei „Ursprung der Zylonen“ gerade am Ende der RDM-BSG-Serie ja drastisch relativiert wurde (so von wegen: gabs alles schon mal, alles nur déjà vu).

    Mus bei meinem Marathon glatt mal aufpassen, ob das alles auch nur entfernt schlüssig ist.

    Und da der Zufall Klapo diesen Artikel schreiben will, ergibt sich für mich die Möglichkeit einen meiner berühmt-berüchtigten „Spam“-Links zu meinem BSG-Marathon zu setzen:

    http://doena-journal.net/152/battlestar-galactica-marathon-1978-2009

  2. DJ Doena sagt:

    Kann nicht mehr editieren? Und dass mir, der doch immer zwei Sätze in einem denkt und schreibt.

    Ich meinte natürlich
    „Und da der Zufall Sparkiller diesen Artikel schreiben ließ“

  3. Armleuchter sagt:

    Ich fand den Film gut. Geschichten über künstliche Lebensformen gibt es zwar zu Hauf, aber diese ganze Soap-Opera Sache und diese ungewöhnliche 50er Jahre Optik geben dem ganzen einen interessanten Dreh.

  4. Hiramas sagt:

    Ich hoffe doch das das ganze noch n bischen spaciger wird, wenn das einmal in Serie geht…
    Ich mein…. Die haben noch 18 Jahre bis der Krieg wieder zuende ist.
    In der Zeit noch schiffe zu bauen, nen FTL erfinden und eine traditionsreiche Militärtradition ins Leben zu rufen könnte knapp werden.
    Und zum Ende des Kriegs müsste es ja mindestens 12 Kampfsterne geben.

    Aber vielleicht erfinden ja auch die ersten Cylonischen KIs den ganzen Kram?

  5. DJ Doena sagt:

    Raumfahrt muss es ja schon allein deshalb geben, weil die Kolonien von Kobol abstammen und sich auf 12 Planeten verteilt haben.

    In einem der Galactica-Bücher (weiß nicht mehr welchem) wird sich sogar drauf bezogen, dass sich die Kolonien untereinander nicht ganz grün waren und es da schon hin und wieder kleinere Schwarmützel gegeben hat. Geeint hat sie erst der Krieg gegen die Zylonen.

    Müsste „The Cylons‘ Secret“ gewesen sein.

  6. Anubiz sagt:

    wer bei Caprica ne SF Serie sucht, wird einfach bei der falschen Serie sein. Genau wie schon BSG kein SF sondern eben Drama war.
    Wem das nich gefällt, muß halt hoffen, daß Universe ne gute Serie wird – ich hoffe, daß beide Serien gut werden :)

  7. Hiramas sagt:

    Caprica wäre nicht die erste Serie die vom Piloten zur Serie nochmal n bischen umgestrickt wird.
    Vielleicht sehen wir Bald nochmal ein größeres Bild der 12 Kolonien.
    Und BSG war zwar mehr Drama als classic-scifi aber es war einfach eine gute Kombi.
    Caprica ganz ohne SciFi wird bestimmt schwierigkeiten haben, wenn die Serie sich nicht zumindest an das alte Muster anlehnt…

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