Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

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„Star Trek – Lower Decks“ – 4.09 – „What’s Eating Beckett Mariner?“

„Star Trek – Lower Decks“ – 4.09 – „What’s Eating Beckett Mariner?“

Ich weiß, ich sage das jedes Mal. Und fast immer ist es gelogen, um mein Review ausgewogen und weltoffen wirken zu lassen. Ader heute stimmt es: Die Grundideen dieser Episode haben mich total eingenommen. In „Was isst Becky?“ gibt es Charaktermomente, Caretakermomente und die berühmten Undertakermomente. Wobei man letztere auch zugunsten von mehr Momentaufnahme-Momenten hätte fallen lassen können. Denn wie so oft kommen die wirklich guten Figurenzeichnungsszenen stets 22 bis 25 Minuten zu kurz.


Genauer:

– Ich wollte wissen, WER ehemalige Föderationspromis im gesamten Quadranten assessin… assasi… assesin… tot machen tut.

– Ich wollte wissen, ob man Mariner endlich auf die dringend benötigte Valium-Diät setzt.

– Ich wollte wissen, ob die Vulkanierin mir auch diesmal so gut gefällt, weil sie meist der einzige Ruhepool ist. Also NEBEN meinem ständigen Pausieren, um in ein relativ unbeachtetes Review zu schreiben, dass ich z.B. oft pausiere.

Doch vor diesen Klärungen gab es natürliche viele andere Ideen. Und manche fand ich sogar recht clever. Wie die Rüge des planetarischen Parkwächters an den Captain, doch nicht einfach mitten im belebten Orbit aufzutauchen. Was eigentlich logisch ist – die Anflugzone am Mond ist viel respektvoller!

Schön daher auch, dass das Schiff danach (Stichwort: subtiler Humor) extra langsam und wenig episch zum Trabanten schleicht.

Das wird von den Zuschauern aber keiner bemerken, da man sich verbal vorher so verausgabt hat, dass alle Schulhof-Neuronen noch fröhlich zucken dürften. Von wegen „Sternenflotte nicht den Arsch abwischen wollen“ und „ein lieber kleiner Captain sein“.

Solcherlei Dialog-Dämonologie ist meist gar nicht nötig.

Hier wird nebenbei bemerkt, dass der Planet „New Axton“ weniger Charme besitzt als „Old Axton“ – bei mehr Kriminalität. Solche lakonischen Einschübe machen MIR ja am meisten Spaß. Ein bisschen wie bei alten LucasArts-Adventures (fast nix gespielt, aber ich kenne trotzdem alle Sprüche!). Da möchte man direkt die rotzigen Gags runterpegeln. Mit eine Skelettarm natürlich.

Derweil sitzt die Standardgruppe auf einem fremden Planeten fest. Der übrigens sehr ansprechend gezeichnet ist. Da will man das Szenario (nebst roter Lichtstimmung) fast in einem Studio der 60er aufstellen. Als Matte-Painting für TOS. Die Animationen und die Details sind generell immer sehr gut bei Lower Decks.

Orange beleuchteter Daumen – mit leichtem Überblend-Effekt – rauf!

Schade nur, dass der Inhalt da abermals durchrauscht wie edler Gin durch ein hübsch tapeziertes Abwasserrohr. Denn obwohl Gin und Rohr eher hochwertig sind, wird beides irgendwie falsch eingesetzt… Gerne hätte ich z.B. mehr von dem Ferengi und Romulaner gesehen (= Freundschaft!).Und das dann auch gleich in einer DS9-Episode mit SNW-Budget und Beteiligung von Vince Gilligan (= Breaking Bad).

Danke vorab.

Wirklich toll war – im Prinzip – auch die Star-Wars-Wüstenstadt in der Parallelhandlung. Nur echt mit Details wie eine Ferengi-Frau mit Schoßhündchen und einer drittklassigen Spelunke („Die Schwarzmarkt-Informationen sind da weniger zuverlässig.“). Ich meine es Ernst, wenn ich sage: Die LD-Macher sind als Autoren richtig, richtig GUT! Was man als Laie vielleicht nicht immer wahrnimmt. ICH bin da mit meinem kreativen Output ja anders – von der Wahrnehmung her.

(*auf die vielen Pimmel an der Redaktions-Klowand zeig*)

Hier fehlt es lediglich am Willen, einem anderen Grundauftrag oder an Zeit, all dieses Autorenkönnen zu einem wahrhaft trekkigen und/oder urkomischen Kult-Vergnügen umzuzwirbeln.

„Hey, Boimler! Ist das nicht ein schöner Sonnenuntergang?“ – „Aua, ich kann das nicht genießen. Habe so komisches Zeug in den Schuhen. Wie nennt man das?“ – „Uninteressante Haupthandlung.“ – Jetzt ein Butter(b)rot auspacken: Irgendwie sehe ich hier das Panorama eines 80er-Jahre-Zeichentricks vor mir. Allerdings nicht lange. „Danke“ für’s Rumzappeln, Boimler.

Der perfekte Dialog wartet in der zweiten Episodenhälfte auf uns: Mariner sitzt mit einem Klingonen in einer Höhle fest und erklärt diesem, warum sie so aufbrausend ist. Das hätte man Eins-zu-Eins in einer stinknormalen Trek-Episode bringen können!

Äh, in einer aus den 90ern… Für das neuere Zeug wirkte sie zu fokussiert und ausgewogen. Und geweint hat auch keiner.

Im Ernst: Wie der kluge Klingone erklärte, dass Mariner ihre tote Freundin nicht ehrt, weil diese ihr Leben gegeben hat, damit andere Forschen können, da hatte ich leichte Gänsehaut. Zwar Zeichentrick-Gänsehaut (*mit Kugelschreibermine auf Oberarm herumdrück*), aber diese Szene war so stark, wie sie nur sein konnte.

Und die Sequenz ging sogar über 4(!) Minuten. Ein kleiner Schritt für eine Anarcho-Trickserie, ein großer Schritt für mein Grundgefühl. Genau DAS fordere ich seit 4 Staffeln! Schreibt das bitte mit. Ihr seid ja manchmal etwas schwer von Begriff, was meine Kritikpunkte angeht…

Aus diesem Grund gehe ich auf das Ende der Episode gar nicht groß ein. Wie üblich gibt es da Anspielungen (Die Puppe aus der TOS-Folge „Pokerspiele“, die gar keine Puppe ist), die Rettung vom Planeten und unrealistische Zeichentrick-Action auf der Hülle eines Klingonischen Schiffes.

Zugegeben, mit der letzten Bemerkung machte ich mich vielleicht lächerlich. Aber: Doch nur vor EUCH, die ihr diese Serie zeitnah konsumiert.

Solche Leute kann man eh nicht ernst nehmen.

„Ich habe einen schweren Verlust erlitten.“ – „Ein Familienmitglied? Ein Kollege?“ – „Nö, das Star-Trek-Mojo von damals. Es ist fort.“ – Gemütlich tut sich gütlich: Ob Mariner sich nach dieser Therapiestunde zum Besseren wandelt, müssen wir erst sehen. Ich tippe lediglich auf Tobsuchtsanfälle, bei denen sie zukünftig „Ich hab’ Grrrründe!!“ brüllt.

Übrigens hatte Vulkanierin T’Lyn diesmal nichts zu tun.
Schade.

Und angesichts meiner Verliebtheit auch irgendwie … unlogisch?


Fazit:

Wenn man einfach nur auf die guten Details achtet, ist das hier köstliche Unterhaltung! Zum Beispiel auf den verletzten Klingonen nach einem Glassplitter-Regen: „Dieser Planet… hat keine Ehre!“

Und eigentlich sollte man jede Szene nach Beleuchtungseffekten, Details am Bildrand, lakonischen Nebensätzen und dem eigenen ATEM absuchen – denn ohne krampfhafte Dauermeditation bemerkt man viele Positivmerkmale nicht.

Somit bin ich abermals in der undankbaren (aber glücklicherweise unbeachteten) Position, hier ein solides Werk zu bewerten, das mir einerseits einen Ständer bereitet, mir am Ende des Tages aber trotzdem am Allerhärtesten vorbeigeht.

Die Geschichten um zusammengewürfelte Orte, Verschwörungen, TNG/TOS-Anspielungen und Aliens sind weiterhin so egal, wie die gelungenen Details es nicht sein sollten.

Für die 4 Minuten Ernsthaft-Trek gibt es aber eine dicke Aufwertung. Selten so gelacht!

Und zwar vor Anerkennung des soliden Handwerks.

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM
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Artikel

von Klapowski am 29.10.23 in Star Trek: Lower Decks

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Kommentare (11)

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  1. G.G.Hoffmann sagt:

    „Also NEBEN meinem ständigen Pausieren, um in ein relativ unbeachtetes Review zu schreiben, dass ich z.B. oft pausiere.“

    Ernst gemeinte Frage: Schaust Du Star Trek Episoden wirklich schon beim ersten Mal so? Die Reviews machen zumindest den Eindruck, da sie doch sehr detailliert Szene für Szene filetieren.

    Ich praktiziere ja noch das klassische Konsumieren wie vor 30 Jahren, d.h., oft erst Monate oder Jahre später (weil das ZDF bzw. die Bahnhofsvideothek so lange brauchten, um sich zu entscheiden, ob sich die Anschaffung der Serie lohnt), zweitens mit einer grundsätzlich erst einmal wohlwollenden Grundhaltung und drittens natürlich durchgehend von der ersten bis zur letzten Sendeminute, um die Episode ganzheitlich auf mich wirken zu lassen und mich nicht an Details zu stoßen.

    Und so gelange ich heute zum bauchgefühlsmäßigen ganzheitlichen Ergebnis:

    TOS: Kult! (fast alles doof)
    TAS: Zeichentrick, doof
    TNG: Kult! (fast alles ungerechtfertigt gut)
    DS9: 1, 2, 7 überwiegend doof
    VOY: 1, 2, 6, 7 überwiegend doof
    ENT: überwiegend doof
    DSC: alles doof, Staffeln 3 und 4 nicht gesehen
    PIC: 73 schöne Momente in 2000 Sendeminuten. Danke, Sir Patrick!
    LD: Zeichentrick, doof, nicht geschaut
    SNW: ich erkenne an, dass man versucht, sich Mühe zu geben und mag Anson Mount.

    • Klapowski sagt:

      „Ernst gemeinte Frage: Schaust Du Star Trek Episoden wirklich schon beim ersten Mal so? Die Reviews machen zumindest den Eindruck, da sie doch sehr detailliert Szene für Szene filetieren.“

      Ich bemühe mich redlich, jedesmal alles in einem Rutsch zu gucken. Schon wegen „Achtsamkeit“, „ADHS bekämpfen“ und „Macht so was nicht Alzheimer?!“…

      Aber je schlechter es mir gefällt (und je mehr Kritikpunkte ich mir notieren muss), umso mehr Pausen „muss“ ich einlegen.

      Eigentlich könnte ich die Sternebewertung sogar weglassen und einfach notieren, wie oft ich pausiert habe:

      – 1-4 Mal: Sehr gute bis solide Episode.
      – 5-10 Mal: Leichte Mängel, noch gerade okay.
      – 11 bis 50 Mal: Da hat Kurtzman uns wieder ein dickes Ei ins Klo gelegt

      Wobei man das aber auch nicht so einfach sagen kann. Bei „Lower Decks“ ist ja das Springen zwischen 5-6 Charakteren und ebensovielen Nebenhandlungen so sehr Teil des Grundkonzepts, dass ein Gucken am Stück fast schon so wirkt, als würde ich die Macher … beleidigen?

      Idealerweise sollte man diese Serie wohl mit Kopfhörern an der Bushaltestelle verfolgen.

      Antworten
  2. Bergh60 sagt:

    tach auch !

    Stimme Klapo zu. Eine wirklich gute Folge.
    Und bei der Klingonin T’Pling(?) oder T’Kling (?) bin ich ganz bei ihm. Der Ruhepol zu Mariner.
    Aus den beiden könnte man eine tolle Figur machen. (So TuVix mässig)
    Möglichereise wäre eine ausgeglichene , logische , sympatische Heldin in einem Animee nicht besonders spannend.

    @GGH
    LH Nicht gesehen Doof? Hähhhhh? HammWerSe nicht mehr alle beisammen? . Schreib doch einfach nicht gesehen,
    aber nicht siowas. Alter ! ,……. ALTER !!!

    Bei SNW bin ich bei Dir. Sie versuchen es und schaffen es manchmal.

    @Frank
    Wir warten..
    ..
    ..
    ….
    Nicht auf Dich!

    Wo ist die Rezension zu Folge 10.
    Hier :
    – Sie wird bunt sein
    – Mariner hat immer noch kein Valium genoimen haben
    – Bäumler , bäumlert herum
    – Sarah Wagenknecht wird nicht auftauchen, Heidi Klum auch nicht. (Nur bei den Zwerrettern wird sie auftreteten.)
    – T’Pling wird hoffentlich mehr Screentime bekommen und etwas kluges, sarkastisch sagen.
    – Mariners Mutter wird wie immer einen harten Kern haben. (<- hardcore verstehse?)
    – Der erste Offizier wird vermisst
    – Dilitium wird auch nicht gebraucht.

    Mal sehen, ob ich Recht behalte

    Gruß BergH

    • Kazairl sagt:

      Ich finde es ja interessant, dass Hoffman eine Serie komplett auslässt, Star trek Prodigy und wenn man eine Serie nicht gesehen hat, Stichwort Lower Decks, hat man eigentlich nicht das Recht, über jene Serie zu urteilen. Es wäre etwas anderes, wenn wenigstens 2 oder 3 Folgen angesehen worden sind. Ich finde es schon relativ frech eine Serie zu beurteilen ohne sie gesehen zu haben

      Antworten
    • JP1957 sagt:

      Natürlich hat man als Abonnent von Zukunftia das Recht, Lower Decks zu beurteilen.

      Wir zahlen doch die horrenden Abo-Gebühren, damit wir uns nicht jeden Mist selber ansehen müssen, trotzdem
      aber kompetent mitreden zu können,wenn auf der nächsten Dinner-Party mal wieder so wichtig Themen wie die Zukunft des Franchises diskutiert werden.

      Antworten
  3. frank sagt:

    wo bleibt eigentlich die kritik von 4.10?

  4. Bergh60 sagt:

    tach auch !

    Ich habe die Folge auch ghemocht.
    Fast sop gut , wie die letzte. Aber das Helden-Bashing, Leutnant Paris und die Voyager für Arme haben mir nicht gefallen.

    Dafür war die Orgie in 10 Forward geil.
    Ob Frank allerdings die Anspielung auf Frankensteen gefällt,
    bleibt abzuwarten.

    Grtuß BergH

  5. JP1957 sagt:

    Wer mal wieder … Achtung Ironie … statt scharfsinnig-unterhaltsamen Beiträgen wie hier langweiliges Bildungsfernsehen (und dann noch zu einem Uralt-Film wie Star Trek III) sehen möchte, der sei auf diese 41 Minuten von Der Ich verwiesen: https://www.youtube.com/watch?v=kCTrs5M5Mp8

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