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„Die Legende von Aang“ – Review

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Fans der liebevoll gemachten Zeichentrickserie „Avatar“ freuten sich, als bekannt wurde, dass Regisseur Shyamalan auf dem Regiekorbstuhl platznehmen würde, um die Elementebeschwörung für die große Leinwand umzusetzen. Doch leider waren sich so ziemlich alle einig, dass der Streifen nur das Wasser in der eigenen Unterhose beschwören kann. Schuld daran sind die Lachsalven, die durch die völlig überforderten Schauspieler hervorgerufen werden. Da hilft nur Feuer. Und zwar das eines verärgerten Reviewers!

INFORMATIONEN:

Regie: M. Night Shyamalan
Jahr: 2010
Budget: ca. 150 Mio.

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Airbender?! Beherrsch erst mal die Kamera, Du Arsch!
Inhalt: Der mystische „Avatar“ Aang, ein Beschwörer aller Elemente, wird von zwei Jugendlichen in einem Eisberg gefunden. Doch schnell taucht die böse Feuernation auf, um den kleinen Jungen davon abzuhalten, die Welt vor dem kriegerischen Kontinent zu retten.

Wertung:

Wie ich schon mal ausführte, war ich durchaus beeindruckt von der stimmigen Welt der TV-Serie.

Da ist es besonders schade, dass die gesamte Kino-Darstellerriege derart unterkühlt daherkommt, dass alle als Eisbeschwörer gejagt werden müssten. Das geht schon bei erklärenden Nebenfiguren los: „Joah… Die Feuerbeschwörer kamen mit großen Maschinen in die Stadt (*mit Finger im Po herumprokel*) und machten alle tot und so (*Finger in Mund steck und genüsslich ableck*). Viele wurden eingekerkert (*aus Sekundenschlaf hochschreck*), aber vielleicht habe ich das auch nur geträumt… (*bricht in lautes Schnarchen aus*).“

Auch die Hauptfiguren haben so viel Esprit wie ein Eichhörnchen mit anal eingeführtem Eiszapfen: Aang ist ein humorloser Glatzkopp, der aus der Kinderkrebsklinik ausgebrochen scheint. Sein Selbstbewusstsein ist seit der TV-Serie auch nur noch heiße Luft, die er mit kindischem Grein-Gejammer zu beschwören versucht: „Buhuuu, ihr wolltet mich doch gehen lassen?!“ – Ja, wollten wir. Aber die Kindertagesstätte schließt erst um 13 Uhr, weißt du?

Sokka hingegen ist ein wandelnder Gesichtsgipsabdruck (unheimlich!) mit Schauspielavancen. Der ehemalige Tollpatsch und Scherzbold schafft im Film nur eines mit seinem Minenspiel: Glubschäugig und bekümmert die Trauerweiden zum Heulen zu bringen. Wie lautete da die Regieanweisung? „Es ist Krieg, denk dran! Krieg, Krieg, Krieg! Wer da seine Mundwinkel nach oben oder unten bewegt, wird wegen Desertierung erschossen!“ – Die Wasserbändigerin Katara ist hingegen einfach zu jung, um irgendetwas anderes auszustrahlen, als: „Remember the Jugendschutzgesetz“! Mit ihren 14 ist sie nur für jene sexy, die’s keinem verraten dürfen. Charmant und stark nenne ich da etwas anderes. Wie? Nein. Dieses „andere“ ist nicht im Film zu finden, warum fragt ihr?

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„Bist Du sicher, dass du die Fähigkeit des Steinbändigens erlernen wirst, Aang?“ – „Nun, ich habe immerhin dein Gesicht bewegt, Sokka. Ist doch ein guter Anfang, oder?“ – Alles Unterdrückte, sogar das Talent: Die Figuren agieren oftmals unfreiwillig komisch. Hier zum Beispiel ruft Aang die Steinwandler mittels Hosenscheißerplattitüden zu einer Rebellion auf. Vielleicht will er aber auch nur den Lutscher an der Supermarktkasse, so genau ist das nicht zu sagen…

Toll auch, wie hoffnungslos verblödet Katara und Sokka vorgehen: „Oh, da ist ein Riss im Eis unter uns! Aufkloppen, jaaaa? Ups, wir wären fast ertrunken. Aber jetzt ist da diese mysteriöse Eiskugel vor uns. Wieder aufkloppen, jaaa? Oh, der Avatar wurde (2 Minuten nach seiner Einführung) entführt! Schnell retten gehen, vielleicht gibt es wieder was aufzukloppen?! Hey, da sind böse Soldaten! Die schubse ich mal ein bisschen rum, damit die meinen Kopf aufkloppen, haha!“ – Luftbeschwörung im eigenen Hirn, echt…

Der Firelord ist eine Mischung aus Bollywooddarsteller („Du darfst meine Tochter nicht heiraten. Ich singe dir gerne kurz vor, warum nicht!“) und depressivem Parkscheinautomat. Einen so wenig furchterregenden Fiesling habe ich noch nie gesehen, auch wenn Doktor Evil aus „Austin Powers“ nah drankommt. Von den besseren Klingonen der Fernsehserie, die stets im flackernden, roten Schein ihrer Feuerspielzeuge herumbrüllten, ist HIER nicht mal das Köpfchen eines Streichholzes zu sehen. Steuerbeschwörer statt Feuerbeschwörer?

Herzlich gelacht habe ich bei seinem Sohn, Zuko: Sieht aus wie ein explodierter Inder, der in der nachfolgenden Not-OP als Manga-Figur wiederbelebt wurde. So ehrfurchterregend sehen sonst nur Leute aus, die uns in hippen Haargel-Werbespots versichern, dass der Schleimklumpen auch bei Skateboardsprüngen auf den Kopf zu halten vermag. Auch hier: zu jung, zu doof, zu talentfrei, zu fehlbesetzt, eben einfach rundum Panne. Nichts gegen ungewöhnliche Gesichter, aber bei Brechreiz ist Schluss mit unlustig. Fast möchte man den Film als Werbespot für glattgebügelte Hollywood-Schönlingsfressen betrachten, die bei ihrem Schauspiel gerne auch mal zu dick auftragen… Aber für soooo was ist Herr Schallalamann natürlich zu seriös. Hier laufen epische Geschehnisse noch mit dem dumpfen Grollen eines in der ferne umgefallenen Reissacks ab. „Fantasy“ kommt schließlich von „Fanta“!

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„… Und dann kam der Avatar und hat Bumm gemacht! Alle unsere Schiffe tot, sogar die unbelebten! Buhuuu!“ – „Schon gut, Cheffchen. Warum üben sie nicht wieder, Teebeutel in heißes Wasser zu tauchen, hmm?“ – „Oh ja! Diese kleine Säcke werde ich auskochen, hohoooo! Mann, was bin ich böse!“ – Castingsünden: Wer diese lächerlichen Hanswürste als Gegenspieler besetzt hat, gehört mit dem sagenhaften Element „Scheiße“ bekämpft (verknüpft die Kraft von Wasser und Erde).

Bloß nicht zu viel Wind machen, bloß keine Hektik verbreiten, keine ansprechend gefilmte Darsteller! Wir sind hier ja nicht in einer Freistunde der Mittelschule! Hier wird preußisch-korrekt der Stock in den Arsch geschoben und alle Schauplätze der ersten Serienstaffel abmarschiert. Links, zwo, drei, hier! Heißa, macht das Spaß, keinen zu haben, gelle? – Schlimm ist, dass man sich irgendwann selber vorzustellen beginnt, wo man die Kamera viel besser hätte hinstellen können. Und ist der Schnitt an dieser Stelle nicht etwas zu konfus? Gib mal die Filmrolle her, Versager! Onkel Zuschauer macht das schon alles heile… (*Axt raushol*)

Die Kulissen wirken etwas billig, sofern vorhanden: Der erste Lufttempel wird als nicht näher gezeigter Ruinenhaufen mit eigenem Moosdepot vorgestellt („Der Herrn der Ringe“ lässt grüßen und fragt an, wann seine Ausstattung zum Mobben vorbeischauen kann?), die Steinbeschwörer sitzen in zotteligen Zelten wie Indianer bei den Karl-May-Festspielen, die Landschaft der Feuerbändiger sieht bedenklich nach Ostfriesland aus und überhaupt werden alle Serienlocations lieblos runtergespult. Die Motivation der Figuren bleibt dabei komplett auf der (Flug)Strecke. Eben noch mit dem Schneeschäufelchen „Backe-Backe-Kuchen“ am Nordpol gespielt, und schon auf dem Weg, die Welt zu retten. Das hat bei Frodo damals besser funktioniert, aber der besaß ja auch Gesichtsmuskulatur…

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„Das Böse soll nur kommen. Denn ich habe Einzeiler und den Mut, sie auch zu benutzen!“ – Bringen sie folgende Worte in einen Satzzusammenhang: „Mama“, „Kacka“, „Hose“! Mit dieser verkniffenen Knödelgrimasse endet der Film und kündet bereits von NEUEN Welten, noch knödeliger, unsicherer und liebloser gefilmt. Kennt hier jemand eine Kinderklappe, die groß genug wie diesen Fratz wäre?

Die CGI geht in Ordnung. Feuer, Luft, Wasser und Steine flitzen ansprechend durch die allgemeine Magermilchstimmung, teilweise in sehr langen Einstellungen, ohne Schnitt. In heutigen Zeiten, wo man der Action durch irre Schneidearbeiten und Kamerageschmeiße kaum mehr folgen kann (= spart Feinarbeit bei der Produktion?), durchaus eine Wohltat und beinahe schon „Retro“. Auch die Musik gibt wirklich ihr allerbestes. Für wirklich spannende Sequenzen ist Schamanenmann aber leider doch zu inkompetent. Ich kann mir direkt vorstellen, wie der Inder auf seine leise, höfliche Art das Produktionsteam „führte“:

„Machen mal Licht, wie DU meinen, Beleuchter. Du kannst das, schließlich ich jetzt in Hollywood, Shiva sei dank! Requisiten? Ja, müssen machen ein paar. Welche? Du dir nicht machen zu viel Arbeit, du sicher auch 8 Kinder zu Hause. Kamera? Fahren hier durch Gebüsch in Gesichter von Cast, reicht schon. Danken sehr für Umstände, sehr freundlich sein!“ – Dass an meiner Vermutung etwas dran sein könnte, bewies Schlumpfmann in einem Interview, das ich gerade fand: „It must be a language thing, in terms of a particular accent, a storytelling accent. I can only see it this certain way and I don’t know how to think in another language.“ – Kurz zusammengefasst: Schlampmann nix gut Hollywood. „Sixth Sense“ seien Glückstreffer. Gehen bitte wieder weg, danke!

Immerhin: Am Ende entschädigt der Kampf zwischen Feuer und Wasser etwas für die endlosen Erklärungssequenzen für verblödete Zuschauer („Tag, hier ist Katara aus dem Off. Mein Bruder verstand sich sofort gut mit der Prinzessin, als er ihr begegnete. Ende der Durchsage!“). Dieser Qualitätsschub mag daran liegen, dass der scheue Maumann nicht ins CGI-Studio gelassen wurde („Wenn so ein zarter Inder schüchtern an die Tür klopft, müsst ihr nicht unbedingt aufmachen.“). Retten kann das die allgemeine Schlafwagenfahrt aber nicht.

Alles Scheiße, bitte mehr davon: Obwohl fast alle Kritiken mies waren, wird es 2012 vermutlich eine Fortsetzung geben. Grund: Ein ausreichendes Einspielergebnis all around the world. Natürlich(?) wird Shy-Man wieder den Regiestuhl besetzen und auch diesmal den Humor der Serie ignorieren. Zitat: „Der nächste Film wird dunkler…“ – Wie jetzt? Kommen etwa noch stupide dreinblickende Afrikaner dazu, jaul?

Übrigens wurde dem Film sogar Rassismus vorgeworfen, weil alle Bösen von Indern (und Arabern) gespielt werden. Eine Kritik, die aber nur mit ausreichend Selbsthass von Seiten des Regisseurs Sinn macht.


Fazit: Wer schon immer mal Schauspielern aus der Hölle dabei zusehen wollte, wie sie betonungslos die wichtigsten Sätze einer gelungenen Zeichentrickserie nachsprechen, ist hier völlig richtig, wenn schon nicht im Kopf. Schundalamans Visionen für Fantasy sehen aus wie Fanfiction mit Studioequipment. Alles ist leise, nüchtern und ruft nach sofortigen Wiederbelebungsmaßnahmen mit dem Baseballschläger. Definitiv unverständlich, warum man den Flop-Garanten weiterhin an Filmprojekte wie dieses lässt… Fazit-Fazit: Nur was für (K)Inder…

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von Klapowski am 25.12.10 in Filmkritik

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Kommentare (9)

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  1. das obst sagt:

    pfui, klapo hat im fazit jürgen rüttgers zitiert!

  2. icebär sagt:

    Der Film war auch in 3D scheiße…
    Weitere Verfilmungen von Maneit Schialamahn brauch ich nicht.
    Alles, was der kann, ist humorfreie Zonen zu schaffen.

    Nix anderes als ne Vergewaltigung der Serie…

  3. FF sagt:

    Kenn die Serie nicht, fand aber die ganze Komposition und Choreografie des Film ziemlich schlecht, da sind die Schauspieler kaum noch ins Gewicht gefallen.

    Aber wäre nicht ein weihnachtliches Thema angebracht, z.B. ein Review von Doctor Whos Weihnachtsspecial?

  4. bergh sagt:

    tach auch !

    Ich kenne zwar die Serie nicht, der Film war aber flach wie ähh Mila Jokovich.
    Selten so uninspirierte Schaupsieler gesehen.

    Gruss BergH

    P.S. Die Special Effects konnten den Film leider auch nicht mehr retten, denn die waren ganz gut.

  5. DerBeimNamenNennt sagt:

    Dem Film im Kino anzusehen war schon peinlich.

    Aber vielleicht hatte der Film einfach eine andere Zielgruppe und das geht alles schon so in Ordnung. Wer weiß?

    Was die Schelte auf den Regisseur angeht (Pfui, das alles auf den Akzent zu schieben!), so muss man sagen, dass „The Happening“ ein ganz guter Film war. Auch wenn er keine echte Auflösung hatte. Als Katastrophenfilm war er gut und stimmungsmäßig stellenweise (dh. fast an jeder, aber es gab soweit ich mich erinnere ein(ig)e[n] Hänger) dichter als „2012“. „The Village – Das Dorf“ fand ich auch sehenswert. Gut, setzte auch keine neuen Maßstäbe der sowas, aber war ein amüsantes Verwirrspiel.

    Daran allein kann es also auf keinen Fall liegen.

  6. Piet sagt:

    Ach, so schlimm war er nun auch nicht.
    Wenn man die Serie nicht kennt: 5/10.

  7. Der, dessen Name nicht genannt werden darf sagt:

    Spielen in dem Streifen echt Hilmi Sözer und Jeff Goldblum zusammen ?

  8. FrakesJoe sagt:

    Wie schrieb schon wer? Die Legende von L-Aang-weilig…

  9. huHn sagt:

    Als grosser Fan der Serie bin ich bei ca der Haelfte ausm Kino gegangen. Eine grosse Enttaeuschung, ich hatte das Gefuehl dass selbst ein Stein mit einem blauen Pfeil draufgemalt n besserer Aang gewesen waere. Dann waren da die nicht nachvollziehbaren Kuerzungen von Inhalten die in den spaeteren Staffeln wichtig waren (Kyoshi-Kriegerinnen z.B.) und der grosse Fehler den Feuerlord jetzt schon zu zeigen… und damit klarzumachen dass er vollkommen fehlbesetzt ist. Der Feuerlord in der Serie hat eine viel beeindruckendere Praesenz als Mr Bollywood da.

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