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„Alle doof… außer mich!“ (Teil 2) – Killerspiele & Internet

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Da ich beruflich am Rande mit Kindern und deren Mediennutzung zu tun habe, ist das hier eines meiner Leib- und Magendarm-Themen, gleich nach Quantenphysik und den Betreiben von thematisch unklar umrissenen Webseiten. – In den letzten Wochen hatte ich sowohl das Vergnügen, einer Vortragsreihe bei der Gamescom beizuwohnen (nein, nicht das unverständliche Gegröhle aus den 1.000-Watt-Lautsprechern in der Messehalle), als auch vor 3 Tagen einem Vortrag vom berühmten Medienexperten Professor Christian Pfeiffer zu lauschen. Die Hauptfrage ist nach wie vor: Wer killt die Killerspiele?

Der absolute Hardliner unter den Medienforschern war in Bielefeld zu Gast und vertrat – wie auch in allerlei Talkshows – die Ansicht, dass das Internet und die ganzen Computerspiele (aber auch Fernsehen und Handys) unseren Kindern mehr Schaden als Nutzen bringen. Zu diesem Thema hatte er eigens eine 120-seitige Powerpoint-Präsentation mit seinen Forschungsergebnissen zusammengestellt… äh: lassen. Aber auch, wenn Chrissi teilweise von seinem eigenen Laptop überfordert zu sein schien, muss man ihm zugute halten, dass er sich wirklich mit dem Thema Computerspiele beschäftigt hat und er locker Wow, Call of Duty und Tetris auseinander halten konnte! – Supi!

Hier ein typischer Pfeiffer-Ausschnitt:

“Unsere Studien haben eindeutig ergeben: Je brutaler die Fragen der Journalisten sind, desto mehr Schweiß in der Krawatte!“ – Heute mal ganz trocken: Professor Pfeiffer bei der Abarbeitung seiner drei Handgestik-Scripts.

Und sooo unrecht hat der Prof ja nicht mal, wenn er dem 6-Jährigen den eigenen Fernseher missgönnt. Und „Positive Beziehungen zu den Kindern pflegen“ und „Bildschirmzeit begrenzen“ sind durchaus Forderungen, für die man ihm das Silbergraue auf der Platte streicheln möchte. Dass er trotzdem in den Kommentaren zu diesem Video gehasst wird, muss wohl vor allem an der blasierten Opahaftigkeit liegen, wie sie coolen Kids und Girlychicks eher zuwider ist. Voll Anti-Fett, Mann!

Man sollte aber nicht so tun – wie hier vom Proff unterschwellig nahegelegt – als würden die neuen Medien mit etwas elterlicher Strenge einfach wieder von der Bildfläche verschwinden wie… öh… Super Mario nach einem Kontakt mit einem Gegner (ohne verbleibendes Power-Up)! Was auch sehr unhöflich von ihnen wäre, denn schließlich sind sie ja gerade erst angekommen. Und zwar gerade mal mit der Nasenspitze durch die Eingangstür der Gegenwart, wenn wir mal in Richtung Zukunft(ia) weiterdenken. Und sooo neu scheinen die „Neuen Medien“ auch nicht so sein, wenn man sich vor Augen führt, dass 1982 der C64 herauskam und gefühlte 150% aller Schulkameraden einen hatten. Abzüglich man selbst, selbstverständlich (Buhuhuu!). Und die damaligen „Vielspieler“ verdienen ihr Geld heute garantiert nicht ausschließlich mit Tütenkleben und Fischgräten-Aussortieren bei Iglo!

Wobei ich durchaus zugestehen möchte, dass (gewalthaltige) Computerspiele die Gedächtnisleistung vermutlich WIRKLICH erheblich verschlechtern, wenn man vor oder nach den Hausaufgaben – oder von mir aus auch gleichzeitig, als seine eigene Kopie in einer Paralleldimension – ein wenig die Zockerfinger kreisen lässt. Aber wisst ihr, was ich auch glaube? Dass man sich auch Englisch-Vokabeln schlechter merken kann, wenn man zwischendurch noch nebenbei Latein lernt! Gewalthaltige Medien mögen tatsächlich für Stunden unsere intellektuelle Aufnahmebereitschaft einschränken, jedoch stellt sich die Frage, ob ein vielzockendes Unterschichtenkind (nennen wir es „Erteel Prosieben“) nicht auch NACH dem Entzug der Konsole doof und unterschichtig bleibt.

Solche Jungens haben ja dann oft Eltern, die sogar den Zigarettenfilter mitrauchen, ihre Haare wie Wolfgang Petri tragen (auch die Frauen, nur dann halt mit 5 Zentimeter rausgewachsenem Ansatz zusätzlich) und über Innenstadt-Innenhöfe gerne laut Dinge rufen, wie: „Verfickte Scheiße, Du sollst nicht fluchen, Du verdammtes Mistgör!“

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„LOOL, LOOLOOL!“ – Die üblichen Abkürzungen für Freudesbekundungen in Spielen sind hier auch gleichzeitig die gummiartigen Soundeffekte, die bei Aktionen wie diesen entstehen. – Ja, auch Mädchen und Frauen spielen immer häufiger brutalste „Kullerspiele“. Das Ziel dieser Games ist es, an möglichst sinnlosen Orten die runden Körperteile seines Gegners in Besitz zu bringen. Die moralische Verwahrlosung des weiblichen Geschlechts ist somit nur noch eine Frage der Zeit! Wir Männer wissen dazu nur zu sagen: Naaa endlich!

Computerspiele (ob zum Killern oder nicht) mögen derzeit der Gipfel der unterhaltsamen Dauerberieselung sein, aber es wäre ebenfalls der Gipfel – und die absolute Höhe, jawoll! – wenn man sich nur auf Counterstrike, World of Warcraft & Ballerbube 7 konzentrieren würde. Okay, Opa Pfeiffer nahm auch Renn- und Fußballspiele in seine Forschungen auf, die dann ebenfalls eine leichte Verblödungsleistung aufwiesen. Aber wenn die Merkfähigkeit von sinnlosen Bandwurmzahlen um 2-3% abnimmt, weil sich die Versuchspersonen zwischendurch als Fußballmanager verdingt haben, kann man damit wohl wirklich leben. – Es sei denn, man ist amtlicher Telefonbuchlektor und arbeitet als eingefleischter Masochist ohne digitale Hilfsmittel.

Beeindruckt war ich trotzdem nach dem Vortrag von Professor Pfeiffer, da er mit einer Leidenschaft und Datenwucht in den Saal prescht, die meinen Vater lügen strafen, wenn er behauptet, im Rentenalter könne man sich nur noch „auf den eigenen Tod“ vorbereiten. Hätte ich Kinder und wäre selber weniger spieleaffin, ich hätte ihnen nach dem großen Anpfiff… ähm: Anpfeiff sofort alle digitalen Medien weggenommen und den ausnahmsweise(!) erlaubten Gebrauch der digitalen Armbanduhr zumindest streng kontrolliert!

Erst am nächsten Tag merkte ich, was mir an der ganzen Geschichte von Anfang an komisch vorkam… Ich hatte gerade das neue „Anno 1404“ installiert und davor bei „Wii Sports Resort“ ein Tischtennismatch ausgefochten. Die Tage darum war ich mit meinen Kämpfern durch das putzige Rollenspiel-Remake „Dragon Quest 5“ auf dem DS gezogen und hatte mir neue Strategien überlegt, möglichst effektiv an Waffen und Erfahrungspunkte zu gelangen. Also quasi Strategie, Bewegung, Action-Strategie. Also wenn DAS wirklich dümmer macht, muss es sich zumindest um sehr intellektuelle Sabberfäden handeln, die mir demnächst auf die Schuhe tropfen werden.

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„Äh… Das ist eine fliegende Walnuss, genau! Und der Onkel darunter hat gerade seinen Kopf eingezogen, weil er schon immer mal eine Schildkröte sein wollte. Die Rippen? Ist wohl das Begleitspiel zu „Germanys Next Topmodel“, genau!“ – Kein Zweifel: Spiele wie diese gehören nicht in Kinderhände. Es sei denn, sie bringen den Datenträger gerade zu ihrem PAPI, damit DER diesen Scheiß Zombies zeigen kann, dass man Minderjährige mit dieser verfickten Gewaltdarstellung gefälligst in Ruhe zu lassen hat. Ka-Peeeng!

Wieso haben Pfeiffers Pfaffen-Vollpfosten nicht mal langfristig daran geforscht, ob sich die Note im Wirtschaftslehreunterricht steigert, wenn ein Kind Aufbaustrategiespiele zockt? Erhöht sich gar die Reaktionsgeschwindigkeit im Sport oder beim Autofahren, wenn ich vorher virtuell mit 900 Sachen durch die Korkenzieherbahnen von „F-Zero GX“ gerast bin (aus eigener Erfahrung würde ich sagen: ja, sogar EXTREM)? Könnte es sein, dass sich mein Orientierungssinn erheblich verbessert hat, seitdem ich bei „Metroid Prime 2“ stundenlang durch zwei übereinandergelegte(!) Parallelwelten gelatscht bin?

Würde ich Counterstrike spielen (was ich aus Losergründen nicht tue), könnte ich doch eventuell eine größere Teamfähigkeit an den Tag legen als ein jemand, der in der Schule zur „Gruppenarbeit“ gezwungen wird? Wo wiederum 6 Kids die Tische zusammenschieben und maximal zwei Leuten dabei zuschauen, wie sie die gestellte Aufgabe alleine wuppen? Und kann man wirklich niemals Industriedesigner werden, wenn man vorher mit „Little Big Planet“ geübt hat? Braucht man nach 10 Stunden mit einem Puzzlespiel einen eigenen Sozialpädagogen, der einem zukünftig die Schuhe zubindet?

Sieht man sich nach dem Bewältigen eines schwierigen Adventures außerstande, kreative Lösungsmöglichkeiten und Phantasie zu entwickeln? Sind gar diejenigen, die Mods und Scripts für ihre Lieblingsspiel schreiben, dazu verdammt, auf ewig in der Baby-Baba-Bubu-Entwicklungsphase festzustecken? Ist die Lern- und Spielsoftware für z.B. Sechsjährige wirklich so mies und fegefeuerumtost, wie Pfeiffer sie darstellt? Das Alphabet lernen: Ja. – Aber bitte erst ab 12?!

Hier wurden die positiven Möglichkeiten komplett verschwiegen, verraten, verkauft und vorenthalten. Und das sowohl den Über- als auch die Unter-18-Jährigen im Saal.

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„Computerspiele gehören nicht ins Kinderzimmer!“ – Wer so undifferenziert argumentiert, behauptet demnächst vermutlich auch, dass „Getränke in Kinderhänden nichts zu suchen haben!“, weil es ja schließlich auch alkoholische gibt. Wenn MEIN Kind 3 Stunden Anno (oder ähnliches) spielen würde, statt Barbara Salesch dabei zuzuschauen, wie sie mit ihrem Hämmerchen das Drehbuch auf öffentlichkeitswirksame Peinlichkeiten abklopft, würde ich ihm glatt so etwas wie Vaterliebe zukommen lassen…

Ganz fair war Pfeiffer während des Vortrags auch nicht, was das ausschnittweise gezeigte Beispielgame anging: In „Der Pate“ werden natürlich tatsächlich hilflose Opas mit Spritzen gemeuchelt und Krankenschwestern angezündet, aber deswegen liegt das Spiel ja auch nicht in Kindergärten aus. Und der riesige „Ab 18“-Schriftzug auf dem Cover bezieht sich definitiv nicht auf die vorzuweisenden Lebensmonate! Pfeiffer behauptete jedoch, dass man als Minderjähriger problemlos mit solchen Spielen an der Ladenkasse vorbeimarschieren kann. Was nach all der Berichterstattung (und zumindest der Beobachtung in Bielefeld) inzwischen aber wahrscheinlich nur noch passiert, wenn man sich den Datenträger vorher auf die blanke Brust getackert und das T-Shirt drübergezogen hat.

Auch die Kritik an der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (an dieser Stelle wurde aus dem bislang sachlichen Pfeiffer ein gallespeiender Nörgelrentner, zu dem man sich zwangsweise einen weißen Gartenzaun denken musste) konnte ich nicht nachvollziehen. Wir haben in Deutschland eines der besten und gründlichsten Rating-Systeme überhaupt, wie ich bei der Vortragsreihe im Rahmen der Gamescom erneut feststellen durfte, wo auf der Bühne beispielhaft „Dead Space“ gespielt und eingeschätzt wurde. Den Luxus, sich auf bis zu drei Sitzungen ernsthaft stundenlang darüber auszutauschen, ob das Nachtreten am liegenden Alienkörper noch Selbstverteidigung oder schon Sadismus ist, dürften sich nicht viele andere Länder leisten! – Manche haben nämlich auch ganz andere Sorgen.

Pfeiffer behauptete sogar, dass ein EA-Beauftragter maßgeblichen Einfluss auf die USK-Einschätzungen nehmen würde, was ich dann doch für an den ergrauten Haaren herbeigezogen halte. Schließlich ist seit 1991 Frau Elke Monssen-Engberding die Vorsitzende des Gremiums. Und bei DIESEM legitimierenden Doppelnamen dürfte ihre pädagogische Alleinherrschaft auch noch ein ganzes Weilchen anhalten.

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„Verdammt! Wie soll ich diesen Controller denn in den Fernseher werfen, wenn er mit einer Schnur an meiner Hand festgebunden ist? Diese Aufgabe ist doch unlösbar!“ – Das Spielen von digitalen Medien ist gar nicht so schädlich, wie immer behauptet wird. Und dass diese Dame erst 38 Jahre alt ist, jedoch ein klein wenig reifer ausschaut, ist sicherlich nur Zufall und hat mit der Spielerei rein gar nichts zu tun! – Aber im Ernst: Jugendschutz ist eine wichtige Sache, sie sollte das inzwischen breit aufgestellte Thema der Videospiele aber nicht alleine bestimmen.

Abseits(!) des Wahlkampfgetöses und der christsozialen Standardverblödung muss ich am Rande übrigens die Politiker ein Stück weit in Schutz nehmen: Auf der Vortragsreihe in Köln wirkten alle Teilnehmer mit politischem Hintergrund gut informiert und sehr sachlich. Das war fast schon gruselig (frei ab 18?), wie ironisch da das Wort „Killerspiele“ regelmäßig in Anführungszeichen gesetzt und die Zukunftsaussichten der Branche gelobt wurden. Vor diesem Hintergrund ist es fast schon wieder zu verstehen, dass Prof. Pfeiffer sich von der Politik verraten und verdooft vorkommt.

Und bei einem hatte der rüstige Missionar mit Fäusten aus purem Powerpoint sogar eindeutig Recht: Online(rollen)spiele sollten aufgrund der Suchtgefahr erst ab 16 freigegeben sein, Punkt! Bislang testet die BPJM ja nur stumpf die Gewaltaspekte, während der 12-jährige Realitätsausbrecher bereits schädlicherweise von einer Karriere als Goldfarmer träumt, statt die reale Landwirtschaft zu unterstützen. Und da ICH selber fast sogar süchtig geworden wäre (Siehe meinen Bericht hier), obwohl ich das Spiel sogar ziemlich doof(!) und eintönig fand, traue ich mir durchaus eine Bewertung in dieser Angelegenheit zu.

Lustig waren hingegen die entsetzten (Sozialpädagogen-)Gesichter im Zuschauerraum, als zeitliche Durchschnittszahlen für den Spielekonsum genannt wurden. Denn was sind schon 2, 3 oder 4 Stunden täglich mit einem (altersgemäßen!) Spiel, wenn sich die Nichtspieler in dieser Zeit von Deppentalkshows, Gerichtshow-Parodien-Satire und Pokemon-Prügeleien berieseln lassen? Natürlich sollte die Zeit im Rahmen bleiben, aber bei 2 Stündchen bereits den großen Erziehungs-Dampfhammer auszupacken, nach dem Motto: „Wir haben damals nach der Schule noch 4 Stunden gelernt und dann 6 Stunden draußen gespielt“, halte ich für verlogen. – Ihr auch?

Ja, wo sind wir denn hier!? – Wir kaufen uns riesige Flachbildfernseher, unseren Kindern Handys und unseren Frauen MP3-Player, damit sie wenigstens für 8 Gigayte mal die Klappe halten, sollen unsere Kids aber gleichzeitig geschätzte 24 Stunden am Tag (weil JEDE Stunde laut Pfeiffer schädlich ist) mit gewaltfreien(?) Fußballspielen – natürlich rein analog – und Holzschnittarbeiten bespielen?

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„Killerspiele? Nein, die dürfen wir noch nicht, hat Papa gesagt. Erst, wenn wir ein großes Messer halten und gleichzeitig noch den Sack mit der Beute tragen können!“ – Prof. Pfeiffer führt das immer schlechtere Abschneiden von Jungs in der Schule in den letzten 10 – 20 Jahren auf Videospiele und andere digitale Mördergruben zurück. ICH hingegen behaupte, dass es an der mangelnden Integration von Minderheiten (die an manchen Schulen gar nicht mal so minderheitig sind) liegen könnte. Hier muss die Politik noch einiges tun. Aber „Killerspiele verbieten“-Geschwafel ist vermutlich einfach… einfacher. (Simyo?)

Das zauberhafte Zauberwort der Stunde lautet „Medienkompetenz“! Und die muss vermittelt werden. Das heißt: Als Eltern dazusetzen, mitreden, die übliche Elternscheiße erzählen („Wenn ich gewusst hätte, dass es nur am Anfang von „Legend of Zelda“ ein stumpfes Holzschwert gibt, hätte ich Dir doch den Ponyhof-Simulator gekauft!“) und patentiert den Nachwuchs nerven, wie sich das nach dem Zeugungsakt gehört!

Eltern, die nicht wissen, was der Filius auf der Festplatte hat oder die den 8-Jährigen ungefiltert im Netz surfen lassen (typischer Fall von passiver Kinderpornografie!), sollten die Lizenz zur Fortpflanzung vom zuständigen Chirurgen entzogen bekommen. Wer zu doof ist, überraschend ins Kinderzimmer zu stürmen oder heimlich den Datenträger zu durchsuchen (Ich helfe alleinerziehenden – und hübschen! – Müttern um die 30 auch gerne mit meinem Fachwissen im Raum Bielefeld), hat definitiv nicht den Schuss gehört. Den aus dem heimlich gespielten Egoshoter inbegriffen.

Wir brauchen keine neuen Gesetze, sondern Eltern mit einem staatlich festgelegten Mindest-IQ, die den vereinfachenden Begriff „Killerspiel“ nur mit einem gewissen sarkastischen Unterton verwenden! Eltern, die per Routereinstellungen die Onlinespielzeiten der Kinder begrenzen oder sich in den Gelben Seiten jemanden suchen, der sich mit so was auskennt. Eltern, die sich bei Thema Counterstrike nicht gleich angewidert abwenden („Wah! Virtuelle Waffen! Wieso gehst Du denn nicht zum Schützenverein, wie die ganzen anderen Jungs in Deiner Klasse?“), sondern mit ihren Kindern im Rahmen ihrer beschränkten Möglichkeiten über das Bildschirmgeschehen reden („Verstehe. Terroristen. Bomben. Sympathisierst du mit Al Qaida, mein Sohn?).

Halt einfach Eltern mit einem Minimum an Rest-, statt einem Maximum an Rastverstand. Wer clever genug ist, genug Geld für die Spielekonsole seines Sohnes zu verdienen (und auch der Hartz-4-Betrug wird zunehmend komplizierter!) sollte ja wohl in der Lage sein, die Nutzung eines elektronischen Gerätes zu reglementieren, welches man immerhin abschließen, abschalten, aus dem Fenster werfen oder dessen unerlaubten Gebrauch man mit schlimmer Prügel sanktionieren kann.

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„Du bist erst 17, hat meine Mutter gesagt. Du darfst noch keine Ballerspiele spielen, hat sie gesagt. Aber als ich 18 wurde, hat sie sich darüber gefreut, dass ich so ein ’schneidiger Soldat‘ geworden sei.“ – „So, alle Rekruten mal zuhören, hier spricht der Chef! Alle, die in den letzten Jahren Counterstrike gespielt haben, können den Wehrdienst bereits nach 3 Monaten beenden! Ich kann euch dann leider nicht mehr viel Neues beibringen, Jungs.“

Vielleicht hätte auch ICH dann bessere Noten geschrieben, wenn Super Mario und Prinzessin Zelda nicht ständig gelockt und meine Eltern ab und zu das binäre System der Kinderzimmer-Stromversorgung von I auf 0 umgestellt hätten. Wobei die Notenunterschiede zwischen Viel- und Wenigspielern, Brutalo- und Weiberkramzockern aber gar nicht mal sooo groß sind, wie Freund Christian nahe gelegt hat: laut seiner eigenen Statistik liegen selbst die gegensätzlichsten Kids im Schnitt nicht mal eine halbe Schulnote auseinander.


Fazit: Dem riesigen Thema Internet & Videospiele kann man weder mit diesem Artikel, noch mit einem vereinfachenden Fazit gerecht werden. Stattdessen erzähle ich zum Abschluss lieber noch etwas anderes:

»Verboten ist die Verbreitung gemeinschädlicher praktischer Irrthümer über die wichtigsten Angelegenheiten der Menschen, zum Verderbniß der Sitten durch schlüpfrige Bilder und lockende Darstellungen des Lasters, (…) zur Befriedigung niedriger Privat-Leidenschaften, der Verläumdung, des Neides, und der Rachgier, welche die Ruhe guter und nützlicher Staatsbürger stöhren (…).«

(Friedrich Wilhelm II. am 19. Dezember 1788, 300 Jahre nach der explosionsartigen Vermehrung der Buchdruckereien. Heute ist „Hannibal“ übrigens große Literatur.)

Auch bei Radio, schneller Musik und dem Fernsehen gab es zuerst Aufschreie. Bei der Erfindung der Sprache vermutlich auch („Da könnte ja demnächst jeder alle möglichen Sauereien erzählen!“ – Häuptling Ugga-Bugga, 98.000 Jahre vor Christus, per Zeichensprache), aber darüber weiß ich wenig. Kontrolle muss natürlich sein, Panik ist aber nicht angebracht.

In 50 Jahren werden wir über die heutigen Probleme, was Internet, Vernetzung und Spiele angeht, vermutlich nur noch müde lachen („Darf ich mein Kind länger als eine Stunde in der Holomatrix lassen? Und haben künstliche Welten, die direkt ins Gehirn gespeist werden, etwa einen Einfluss auf das selbige?“).

Wobei ich mich allerdings frage: Wenn wir dann ALLE verroht und pornographisiert sind, stört es dann überhaupt noch jemanden? Oder erfreuen wir uns daran, es nackt im Straßenkaffee zu treiben und dabei mit Pistolen auf eigens für diesen Zweck geklonte Zielscheiben-Menschen zu ballern? In Anlehnung an den Fanta-Werbeslogan kann man da nur sagen: „Moral ist immer nur das, was ihr draus macht.“ – Die alten Griechen waren schließlich auch alle schwul!

Und schließlich will heute ja auch keine einzige der CSU-Mumien die Sexualmoral der viktorianischen Zeit zurück haben… Oder?

Ooooder?!

(P.S.: Ich liebäugle damit, diesmal auch die Piratenpartei zu wählen. Einfach nur, um den entsetzten Aufschrei zu hören, wenn es ganz viele tun.)

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von Klapowski am 30.08.09 in All-Gemeines

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Kommentare (7)

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  1. Crysis sagt:

    Der letzte Satz zur Piratenpartei war wohl eher eine bewusste Provokation, um aus den Zuleser ein paar Kommunis…Kommentatoren mehr rauszukitzlen, oder? Mit DER Begründung kann man schließlich auch die MLPD wählen.

    Übrigens: Erster. *gnaahh* *Unreal Tournament aufmach und sabber*

  2. DJ Doena sagt:

    Der Grund, warum Pfeiffer so gegen die USK giftet, ist ganz simpel: Er hätte es am liebsten, wenn die Aufgabe der USK zukünftig von seinem Forschungsinstitut übernommen würde. Ganz uneigennützig natürlich. Die staatlichen Gelder und die Prüfungsgebühren der Spielehersteller sind ja eher ein zufälliges Beiprodukt, um das man sich ja keine wirklichen Gedanken machen muss….

    Ansonsten fand ich den Artikel angenehm sachlich (natürlich darf die ein oder andere Spitze nicht fehlen) und wohl besonnen geschrieben. Glückwunsch.

    PS: Der Bundi unten rechts sieht bis auf die flache Brust wie eine Frau aus.

  3. DrJamesBest sagt:

    @DJ Doena

    Der Bundi sieht nicht nur aus wie eine Frau es ist auch eine. Aus eigener Erfahrung kann ich dir aber versichern: der dt. Feldanzug schmeichelt nicht unbedingt den Kurven. Was beim Bierbauch ganz praktisch ist läßt eben auch wünschenswerte Ansichten verschwinden. Aber die sind da ja auch nicht auf ’ner Modenschau.

    *zackiger Gruß und Fersen zusammenschlag*

    Dr.Best

  4. DJ Doena sagt:

    Könntest recht haben. Ich hab nich drauf geachtet, dass das alles Stuffze sind und keine Standard-GWDL-Pommesträger. Von daher hät ich nur mit ner Frau gerechnet, wenn sie ein blaues Barett getragen hätte.

    Und irgendwie passt auch die Waffengattung zu Frauen: http://de.wikipedia.org/wiki/Operative_Information

  5. G.G.Hoffmann sagt:

    Gäbe es keine Killerspiele, lägen alle Jugendliche nur blumenpflückend in den Wiesen und läsen sich gegenseitig Gedichte vor. So wie früher, als es noch keine Computerspiele und nur vier Fernsehsender gab. Bekanntlich gehören sämtliche Angehörige der Vor-Computer-Ära ausnahmslos zum intellektuellen Spitzenpersonal der Republik. Nie hat jemand, der heute älter als 40 Jahre ist, jemals eine Gewalttat verübt. Nach neuesten Untersuchungen verfügen 98,4% des Jahrgangs 1966 über einen Hochschulabschluß und fundierte Kenntnisse in Latein und Altgriechisch.

    Außerdem beobachte ich, daß alle meine Klassenkameraden, die nicht, wie ich, einen Großteil der 80er mit „Killerspielen“ (PacMan, Asteroid, etc.), sondern den ganzen Tag auf dem Bolzplatz verbracht haben, ausnahmslos Schul- und Studienabschlüsse „summa cum laude“ vorweisen können und heute die Elite des Landes bilden.

    Verschwiegen wird, daß die Gewaltkriminalität in den „heilen“ 50er und 60er Jahren weit höher war als heute. Es handelte sich um die Spätfolgen eines Killerspiels, das unter dem Namen „2. Weltkrieg“ bekannt geworden ist. Ganz ohne Computer.

    Wir haben kein Gewaltproblem, sondern ein Wahrnehmungsproblem, ausgelöst durch hysterisierende Berichterstattung. Wenn Herr Pfeiffer nicht jeden Tag sein Gesicht in irgendeine Kamera hielte und den Untergang des Abendlandes beklagte, sänke die Kriminalitätsberichterstattung und somit die gefühlte Bedrohung spontan um 70%.

  6. Hiramas sagt:

    Herr Pfeiffer erklärt auch die höhere Quote von Fremdenfeindlichen Verbrechen in den neuen Bundesländern mit dem kollektiven aufs-töpfchen-gehen damals in der DDR.

    http://www.tagesspiegel.de/kultur/art772,2020737

  7. Dr.Best (der mit dem Schwingkopf) sagt:

    @ DJ Doena

    Aha, also so wird psychologische Kriegsführung heute genannt. Ja passt irgendwie.
    Aber wie hat mein damaliger weiblicher Feldwebel (blondiert, 165cm, ca. 55kg)in einem Anflug von Ironie gesagt: „Gleichberechtigung ist geil, aber wenn’s euch in Afghanistan erwischt und ich soll euch aus der Schußlinie tragen… Mann! Seit ihr dann am Arsch!

    Dem ist eigentlich nichts hinzu zufügen, dann lieber so.

    @ Topic

    Ich wußte doch: Irgendo hab ich den Pfeiffer (mit drei F) schon mal gesehen. Und Leute, die nicht mal eine bisschen Alibi-Relativierung in ihre Schimpf-Triaden einbauen, sind mir sowieso suspekt.

    MfG
    Dr.Best

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