Film- und Serienkritiken

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„Nope“ – Das Review für Umwölkte

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Lange hatten wir keine Review zu aktuellen SF-Filmen mehr. Das liegt vor allem daran, dass gefühlt jede Woche drei Dinge rauskommen („Auf Netflix wurde ein serbischer Kurzfilm mit Raumschiffen gesehen!“), die man nach vier Wochen vergessen hat – um sie dann als Geheimtipp wieder vorgeschlagen zu bekommen, wenn Oma Platuschke den Streifen 2 Jahre später zufällig wiederfindet. Um diesen Kreislauf des Grauens zu durchbrechen, stellen wir „Nope“ nur wenige Monaten nach seinem Erscheinen vor…


Inhalt: Ein Geschwisterpaar lebt auf eine Ranch und züchtet dort Pferde, die in Filmen Verwendung finden sollen – mit mehr oder weniger deprimierendem Erfolg, da auch hier die Digitalisierung Einzug im Sattel hält. Doch eines Tages entdecken sie über ihrer Farm ein seltsames Objekt, das ständig wiederkehrt. Und sie wittern die Chance, ganz groß rauszukommen.

Besprechung:

Na, da hat aber einer die Intellektualität mit der Buttermilch aufgesogen: Bereits bei „Get Out“ und „Candyman“ ging es nur vordergründig um Horror. Eigentlich kritisierte der Regisseur Jordan Peele stets Rassismus und Intoleranz.

Und das übrigens GUT. Ich würde sogar sagen: Wenn „woke“ Filme immer so clever und vielschichtig wären, hätten sich viele bei Zukunftia keine Runen und Hakenkreuze auf den Oberarm tätowieren lassen müssen. (*angeekelt auf einige Postings von vor Monaten zeig*)

Und auch bei diesem Geschwisterpaar spürt man ab Sekunde 0,01 direkt, dass man hier etwas ganz anderes zeigen will. Denn das UFO in den Wolken ist nur ein SF-Vehikel, um das Unterbewusstsein der Zuschauer mit dem Lähmungsstrahl der Erkenntnis zu bearbeiten. Denn aufmerksamen Zuschauern fällt auf, dass es hier stets um Tiere und Menschen geht, die medial in Szene gesetzt werden.

Sei es in einer alten Sitcom mit einem vorgeführten Schimpansen, der seine Genervtheit beim Zerfleischen von Produktionsmitgliedern auslebt (eine Chance, die Patrick Stewart bei „Star Trek Picard“ ungenutzt verstreichen ließ). Oder seien es Pferde, die vor Greenscreen eingescannt werden, damit man sie später wieder aus der Retorte zerren kann.

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„Ich weiß gar nicht, was die Crew hat. Die Vorhänge sind doch rot genug, wenn ich genug Menschen drauf verschmiere?“ – Frische Transfusion für Interpretierfreunde: Dieser Affe kontrolliert den Sitz eines Bühnenvorhangs. Ist dies eine Kritik am nachlassenden Bananenkonsum der Generation Twitch?

Ganz (un)klar bedeutet dies alles eine Kritik an der Bändigung und Verkonsumierung der Natur… Oder dass mir eben ein schlaues Buch auf den Kopp gefallen ist.

Dieses mediale Darstellen von „Wesen“ zieht sich weiter durch die Handlung: Der ehemalige Kinderstar der affigen Sitcom tritt neuerdings auf Bühnen auf und lässt gefährliches Viehzeug dazukommen. Und das schwarze Geschwisterpaar mit ihren pferdegesichtigen Angestellten hat nur eins im Sinne, als es das wiederkehrende UFO wahrnimmt: Fotos und Filme machen, bis der zukünftige Fernsehauftritt qualmt!

Gerne auch mit der Hilfe eines „Media Markt“-Technikers und eines Tierfilmers (Marke: Chuck Norris als Heinz Sielmann), die ebenfalls keine tiefgründigen Gespräche von sich geben, sondern nur Kameras betätscheln wollen…

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„Sehr interessant. Das Ding hat ausgerechnet das Absperrband unserer LGBTQ-Parade mitgenommen. Zufall oder bedeutungslos?“ – Wolke Hegenbarth in ihrer schönen Rolle: An solchen Bildern sollte man sich bereits erfreuen können. Sonst sitzt man als Actionliebhaber ganz schnell mit verschränkten Armen da und sagt beleidigt: „NOPE!“

Und das ist Stärke und Problem dieses recht gemütlichen Filmes: Die Angst vor dem grausamen „Etwas“ bleibt stets überschaubar, obwohl später drastische Dinge geschehen. Und obwohl viele Aufnahmen künstlerisch wertvoll erscheinen – immerhin arbeitet der Kameramann sonst für Christopher Nolan -, sollte man wissen, dass es hier NICHT um Splatter, Horroraliens oder gar einen abendlichen Spontanbesuch von Kollege Sparkiller geht („Hier sind 17 künstlerische Trickserien, die du bis gestern gesehen haben musst. Tschööö!“).

Und so bleibt stets ein gewolltes Unbehagen zurück, wenn die Dösbattel nur über den perfekten „Shot“ sprechen, statt sich in der Wüsten-Universität mal einen Wissenschaftler ranzuholen. Oder jemanden, der sich mit wirksamen Abwehrmaßnahmen auskennt. Die Amerikanische Infanterie würde mir da spontan einfallen.

Klar, man kann stundenlang darüber diskutieren, dass in einer gruseligen Stallszene „nur“ Kinder mit einem Alienkostüm herumlaufen (= auch hier: eine mediale Inszenierung) oder wie man den finalen Auftritt eines Streamers zu deuten hat, der trotz Hightech direkt die Motorradauffahrt mit dem Schild „Kanonenfutter“ wählt. Ja, das hier ist weniger ein Horrorfilm als Kunstinstallation.

Was dann vielleicht auch das sehr seltsame Aussehen des finalen „Wesens“ erklärt. („Doktor Freud… Ich träume immer davon, dass der Mund in der Mitte eine VIERECKIGE Banane isst. Was bedeutet das?“)

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„Was heißt hier ‚oberflächliche Leute‘? Wir wollen immerhin den Pulitzer-Preis für das schönste Youtube-Video, ey!“ – Sympathie kostet extra: Diese Leute sieht man nicht sooo gerne. Da das aber GEWOLLT ist, darf man das eigentlich nicht kritisieren. Sonst sieht man sich selber im Badezimmerspiegel nicht mehr sooo gerne? („Banause, du! Und Sparkiller in der Dusche hinter mir erst recht!“)

Trotzdem ist dies kein schlechter Film. Er zieht halt seine kritischen Ideen durch – was dann zwangsläufig bedeutet, dass alle Hauptfiguren zu Hampelmänner*innen mutieren, die angesichts eines kosmischen Geheimnisses darüber nachdenken, welcher TikTok-Filter dieser Erkenntnis angemessen wäre.

Das muss(?) man mögen. Oder es einfach still hinnehmen.

Ist ja in der realen Welt auch nicht anders?


Fazit:

Dass ich diesen Film nach 2 Monaten trotzdem noch reviewt habe, sagt schon aus, dass was hängen geblieben ist. Nämlich die Erkenntnis, dass solche Werke zwischen „Thor – Brusthaare und Bizepse“ und „Spiderman – The Multiversum hat einen dritten Zwillingsbruder“ was besonderes darstellen.

Wenn man nicht den Anspruch hat, jede Sekunde mit Schockeffekten oder (konstruiert) sympathischen Heldenfiguren beworfen zu werden, kann man sich diesen Streifen ruhig mal ansehen.

Dööfer wird man dadurch nicht. Im schlimmsten Falle gähnt man dreimal und wünscht Klapo die Krätze an den Hals. Also alles wie immer – was dann ja auch wieder eine mediale Metakritik darstellt?

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von Klapowski am 05.11.22 in Filmkritik

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Kommentare (1)

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  1. Bergh60 sagt:

    tach auch !

    Ich habe den Film jetzt im Schnelldurchlauf gesehen,
    ehrlich gesagt aber kaum etwas verstanden.
    Motivation der Aliens =?
    Was passiert ist =?
    Warum etwas passiert =?

    und überhaupt =?

    Gruß BergH

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