Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

Star Trek DS9 – 1.02 – „Unter Verdacht“ Review

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DS9 ist eigentlich ganz gut gealtert: Es gibt schräge Charaktere, Prophezeiungen, Anomalien im Weltraum, im Auftakt Captain Picard mit gestrenger Mine und das erste Mal (seit Doktor Pulaski) weibliche Hauptfiguren mit mehr Biss als Dauerwelle. Dass ich trotzdem zutiefst GESCHOCKT bin, liegt lediglich darin begründet, dass das in meiner Erinnerung recht frische Review des Pilotfilms schon ganze 11 Jahre her ist. Zeit also für Episode Zwei! (Was dagegen, wenn ich für die Restreviews dieser Serie 1.980 Jahre alt werde?)

Irgendwas muss zwischen DS9 und Voyager mit dem Universaltranslator (= Brain/Kunst, Kunst/Brain) schief gelaufen sein. Denn HIER empfinde ich die Gespräche als deutlich realistischer und packender: So will Keiko O`Brian ihre Kinder nicht auf der Station groß-, dafür aber ihrem Mann die Ohren langziehen. Gleichzeitig motzt Odo über humanoide Beziehungen und schafft es in einem kurzen Monolog, das übliche Problem weiblicher „Kompromissbereitschaft“ aufzuzeigen: Der Mann „darf“ am Ende in die Oper mitkommen UND zur Belohnung ein halbes Diätbier austrinken – oder so ähnlich.

Die Hauptgeschichte ist tatsächlich nicht so spannend wie das Drumherum: Ein nichtssagender Typ (und das ist durchaus wörtlich gemeint) wird von Odo in Quarks Bar verkloppt und stirbt dann – durch Mord. Natürlich war der Manne zwielichtig und plattfüßig, hat sogar mal Medikamente für Bajoraner geschmuggelt (gut!), aber auch zu viel Kohle dafür gewollt. Tja, und nun muss also zwischen Wurmloch und Kriegsgefahr, zwischen Mythologie und gebrochenen Figuren, ausgerechnet das unrühmliche Ende von Statisten-Stefan geklärt werden. – Für die erste reguläre Episode könnte man sich wohl Spannenderes vorstellen.

Richtig langweilig wird’s trotzdem nicht – dafür sorgen Jakes und Nogs sinnlose Streiche, Jadzias und Siskos „Alter Mann“-Dialoge („MANN, kennen wir uns lange! Das müssen wir noch drei Mal erwähnen, ja?“) sowie ein paar frühe Hinweise auf das, was sich die Serie kurzfristig vorgenommen hat. – Siehe dazu auch Jake und Nog weiter oben. Ich tippe auf Furzkissen?

Und um in einer neuen Show weiterzukommen, braucht es anscheinend immer eine Episode namens „Unter Verdacht“, die es wohl in jeder Trek-Inkarnation zu sehen gibt.

, Star Trek DS9 – 1.02 – „Unter Verdacht“ Review

„Wir wollen hier keine Odos!“ – „Ja, und auch keine ähnlich klingenden Vornamen!“ – „Bleib stehen, Formwandler!“ – „Nein, geh weiter, wir wollen dich nicht mehr sehen!“ – „Nein, er soll in der Mitte warten und La Paloma pfeifen!“ – Zugebenen, die Aufruhr-Szenen sind eher peinlich, aber dafür lernen wir hier, dass ein mächtiger Formwandler nur das Budget für EINE verteidigende Verformungsattacke pro Staffel hat.

Worldbuilding für Einzeller – Im Ernst? Erst Keiko fällt auf, dass die Kinder auf der Station keine Schule haben? Von der Föderation (und jedem anderen Investo… Invasoren der heutigen Zeit) dürfte man doch erwarten, dass so etwas auf irgendeiner To-Do-Agenda steht. Oder wollte man nach dem Eintreffen lediglich nur schnell nach Öl… äh… Wurmlöchern bohren?
Schräger als Fiktion – Odo glänzt hier erstmals nicht nur als CGI-Glitzerfleck, sondern auch als schräger, ordnungsliebender Charakter. Wie er sich selbst quasi des Mordes verdächtigt, (weil es so plausibel ist) und dann das Vertrauen von Sisko gar nicht will, weil der Commander ihn „ja gar nicht kennt“, das sucht schon seines… nein… spockensgleichen! Jetzt schon mein heimlicher Star im Regenerations-Eimer.
Handgemachtes – Für trutschige Trek-Verhältnisse ist es durchaus beachtlich, dass der Doktor aus einer DNA-Probe am Tatort mal gerade einen riesigen Gewebehaufen(!) züchtet – bis man bei 100 Kilogramm endlich merkt, dass das Ding zu 100% humanoid ist. – So trashig-doof wie erfrischend! Heute muss man beim Waldspaziergang schließlich noch aufpassen, dass man nicht versehentlich auf Stammzellen tritt und sich strafbar macht.
19% Mehrwertfreuer – Wie oben angedeutet, geht es gar nicht um den Toten, sondern mehr um Kleinigkeiten wie Quarks und Odos Verhältnis zueinander (BAD!), die tumben Lutscher an der Bar (SAD!), die ersten Liebesschwüre von Bashir in Richtung Dax (LOSER!) und Siskos ersten Eiertanz im serientechnischen Mittelklasse-Drehbuchbereich. Ja, ich mag die frühen Folgen in fast jeder Trek-Serie eigentlich ganz gerne…
Psychosen-Gewitter – Ein bisschen glaubwürdiger könnten die aufgebrachten Massen auf dem Promenadendeck schon sein („Lasst uns alle durcheinander brabbeln und zehnmal die Fäuste schütteln!“), ganz zu schweigen von der komischen Auflösung des wahren Schuldigen („Oh, was machen sie in meinem Quartier…? Ah, mich festhalten und meine Maske runterreißen. Na dann weiß ich ja Bescheid…“).

, Star Trek DS9 – 1.02 – „Unter Verdacht“ Review

„Hm, ich weiß immer noch nicht GENAU, was sie da gezüchtet haben, Julian. Könnten sie es vielleicht auf eine Schule schicken und ihm einen Personalausweis ausstellen, damit wir klarer sehen?“ – „Hm, ich dachte, ich hau mit der Axt drauf und werfe es in die Schleuse für biologische Abfälle?“ – „Ja, das wäre mein zweiter Vorschlag gewesen…“

Fazit: Durchschnittsfolge mit lieblosem Turboende. Dass alles irgendwie dahinschwimmt wie ein altes Stück Styropor im Fluss, ist jedoch gar nicht weiter schlimm – denn die bunten Steinchen (= die Grundideen der Serie, der Figurenaufbau) am Kieselgrund glitzern gar so schön! Ab Staffel 2 hätte man das aber nicht mehr bringen dürfen, ohne vom Publikum brutal „geformwandelt“ zu werden…

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Artikel

von Klapowski am 27.02.17 in Star Trek: Deep Space Nine

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Kommentare (8)

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  1. Re-Saulus sagt:

    Tja, Deep Space Nine.

    Ich war jung, klein und hässlich, und liebte TOS.
    Wurde dann irgendwann größer, älter.
    TNG war damals Turbolift-geil.

    Und dann kam diese Frau.
    Ihr kennt das!
    Kriegt sie grad mal so dazu, in „Der erste Kontakt“ zu schleppen, da gehts auch schon los.
    Doof, doof, wo ist DiCaprio?

    Also: DS9 ging nahezu komplett an mir vorbei.
    Neben Odo erinner ich mich nur noch an Quark.
    Er war die echte coole Sau.

    Dann war da noch ’ne hübsche mit’m Wurm im Bauch.
    Und dann wirds auch schon eng.

    Als dann diese Frau wieder weg war, konnte ich mich Voyager widmen.

    Und hiermit verspreche ich, sollte ich jemals im Lotto gewinnen, werde ich DS9 komplett auf Blu-Ray kaufen.

    Jawoll, du Bitch.

    • Bolleraner sagt:

      Na das ist hier ja mal wieder der Oldschool Shit! Cool!
      @Re-Saulus: Mit deinem Lottogewinn eröffnest du mal lieber eine Herrenboutique in Wuppertal! Mit DS9 auf Bluray hast du nämlich ganz schlechte Karten (s. letztes VOY Review)!

      Antworten
  2. Re-Saulus sagt:

    http://www.treknews.net/2017/02/02/why-ds9-voyager-not-on-blu-ray-hd/

    @ Bolleraner
    Habe den Link hier nochmal reingehievt.
    Vorsicht: Lang, schwammig und englisch.

    Doofe PARAMOUNT.
    Eventuell überlegen die es sich nochmal, wenn die neue Serie einschlägt.

    Wenn nicht, ach komm, DVD geht auch.
    Und für die Herrenboutique in Wuppertal brauche
    ich unbedingt die Adressen von Schlaghosenherstellern und Schulterpolsterfirmen.

  3. G.G.Hoffmann sagt:

    Mit DS9 bin ich eigentlich erst ab Staffel 4 warmgeworden, als Worf hinzu- und Sisko eine Glatze bekam. Von den frühen Folgen bin trotz heißen Bemühens noch immer kein Fan. Gegen Ende war mir zuviel Mystery (Pah-Geister) und Kriegsgemetzel. Aber in der Mitte (Staffeln 4-6) hat mir die Reihe gut gefallen. Mitunter wurde sie etwas zu soapig. Den ganzen Ferengi-Family-Quatsch und Odos „Ich bin ein Solid und muß plötzlich kacken“-Probleme fand ich ebenso uninteressant wie die verschiedenen Liaisons zwischen den Charakteren.

    Die Serie war sicher ihrer Zeit voraus und könnte daher auf Bluray noch immer eine gute Figur machen. Schade, daß wir das wahrscheinlich nicht sehen werden.

  4. Bergh60 sagt:

    tach auch !

    [quote]
    Also: DS9 ging nahezu komplett an mir vorbei.
    Neben Odo erinner ich mich nur noch an Quark.
    Er war die echte coole Sau.

    Dann war da noch ’ne hübsche mit’m Wurm im Bauch.
    Und dann wirds auch schon eng.[/quote]

    Jazira DAX war ein Hingucker, der Rest ist Schweigen.

    Gruß BergH

  5. Halkaner sagt:

    So ganz würde ich DS9 in HD nicht abschreiben, durch die kommenden Doku von Ira Steven Behr kommt wohl nochmal Bewegung in das Thema:
    http://trekmovie.com/2017/03/01/ds9-clips-in-hd-cgi-re-rendering-next-on-wish-list-for-documentary-exclusive-details-video-sample/
    Und so schön könnte es aussehen:
    https://youtube.com/channel/UCf24RW8-kniNDsBIyHFHkTA
    https://youtube.com/channel/UCFMwIBnG7n8Z0Yve7affm6A

  6. Cronos sagt:

    Ich habe DS9 immer ganz gern gesehen. Nicht so gerne wie TNG, aber doch regelmäßig. Und so ab Staffel 4 gefiel mir die Serie auch gut.

  7. DerBeimNamenNennt sagt:

    Seit der alten Serie ist sehr viel Wasser durch den Ganges (oder sonst einen Fluss) geflossen und das merkt man irgendwie deinen Review schon an…

    Aber damit wollen wir uns nicht aufhalten: Ganz klar, im Vergleich zu VOY ist DSN ganz einfach die erwachsenere, reifere Serie, ebenso wie im Vergleich zu ENT.
    Die erste Staffeln waren wirklich schwach und oft ziemlich langweilig. Ein Schicksal, dass DSN mit TNG UND Babylon 5 (kennt das noch einer?) teilt.

    Warum ist DSN dennoch reifer/erwachsener als VOY und ENT?
    – Ausgearbeitete Charaktere, die irgendwie pasender wirken.
    – Unterschiedliche Standpunkte kommen zum Vorschein und werden auch halbwegs realistisch bis sogar künstlerisch ausgearbeitet. Man erinnere sich an den legendären Dialog zwischen Quark und Garak über die Föderation, in der es mit einer Süssen Brause („Root Beer“ oder so, nur in den USA bekannt) vergleichen wird.
    Der Punkt ist aber: Die Ferengie bleiben nicht einfach Witzfiguren oder finstere Bösewichte, sondern sie haben eine eigene Kultur und eigene Wertvorstellungen.
    – Die Klingonnen werden hier sehr ernst genommen und sehr detailiert beschrieben. Meines Erachtens kommen sie zwar immer noch ein bisschen zu gut weg (*, aber man nimmt den Aspekt der Krieger endlich wieder ernst.
    – Das Wurmloch als Vorwand wirklich fremdartige Kulturen zu zeigen.
    – Die Bajoraner am Scheideweg. Sie haben sich dazu entschieden, Teil der Föderation werden zu wollen, aber werden von der Föderation hingehalten, während auf ihrer Welt auch andere politische Fraktionen erstarken.
    Die Bajoraner haben wenigstens Ansätze einer ausgearbeiteten Kultur, die sich sowohl vom Krieger-Klischee (Kazon, Klingonen und so fort) als auch von Abziehbildern der FÖD unterscheidet.
    – „Der Sisko“

    Das alles war in den ersten Folgen schon angelegt, wenn ich mich nicht irre.

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