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„Der Eylandt-Report“ – Traumfilm für Schlaflose?

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Vor zwei Tagen bekam unsere Redaktion eine Mail von „film.konsortium“, einer Film-, oder zumindest Marketingschmiede, die uns um Unterstützung für ihr nächstes Projekt bat. Da alleine der Name „film.konsortium“ schon für Eindruck sorgte (ich zucke sonst eigentlich nur so freudig zusammen, wenn ich am Telefon „Lottoteam Münster“ höre), konnten wir natürlich nicht anders und befassten uns etwas näher mit dem mysteriösen Filmprojekt. Denn wer UNS um Hilfe fragt, bekommt in der Verarsche-Warteschlange sofort einen Platz an der Sonne… Und als kleinen Bonus präsentieren wir Euch am Ende noch UNSER eigenes neues Filmprojekt als Trailer!

In der Mail hieß es:

„wir möchten Sie gerne auf ein sehr ungewöhnliches Kinoprojekt aufmerksam machen, das insbesondere für Menschen, die sich mit grenzwissenschaftliche Phänomenen beschäftigen von großem Interesse ist:
 
DIE EYLANDT RECHERCHE ist eine Mystery-Doku über einen detektivischen Aufklärungsversuch eines mysteriösen Nachlasses, die auf wahren Begebenheiten beruht.“

Logo. Nach Durchsicht des Trailers macht sich jedoch erst mal der Eindruck breit, dass es sich bei dem „mysteriösen Nachlass“ um ein Bild-und-Ton-Dokument handelt, das vor einigen (rätselhaften) Jahren unter dem (mysteriösen) Titel „Blair Witch Project“ auf den (unheimlichen) Kinomarkt kam… – Wie gruselig/horrormäßig abgespaced/mark(t)erschütternd!

, „Der Eylandt-Report“ – Traumfilm für Schlaflose?

„Ja, genau HIER wird später das Bildfragment der schlechten Digitalbearbeitung zu sehen sein.“

Weiter schrieb man uns:

„Die Duisburger Familie Eylandt behauptet, 3 Personen über 60 Jahre lang in ihrem Keller versteckt zu haben. Der Film begleitet einen Journalisten und einen Privatdetektiv auf der Suche nach der Wahrheit.“

Ja, so was „behauptet“ man ja gerne mal als 100-Jähriger, um sich im Altersheim eine zusätzliche Medikamentendosis zu erschleichen… Aber auch 16-Jährige versuchen mit derlei coolen Behauptungen sicherlich oft, die eine oder andere Ische in die Kiste zu bekommen: „Kommst Du mit mir nach Hause? Ich zeig Dir im Keller meine Briefmarken- und Verwandtensammlung! Du stehst doch auf Sex mit Mundschutz, oder?“

„Während des gesamten Films weiß der Zuschauer nicht, was wahr ist und was nicht; bis zur letzten Sekunde bleibt der Film spannend und überlässt es dem Zuschauer, sich eine Meinung zu bilden.“

Ohne auch nur eine Sekunde nachrecherchiert zu haben, möchten wir an dieser Stelle schon mal einen dicken Spoiler vom Zaun brechen: Nö, ist alles Quatsch! Diese Story ist ungefähr so „wahr“ wie die allgemeine Behauptung, dass bestimmt mal irgendwann jemand umgebracht wurde. Eventuell. Und ICH wurde als Kind schließlich auch immer im Badezimmer eingeschlossen, wenn ich bestraft werden sollte…

Man kann es auch übertreiben mit dem „viralen Marketing“. Denn „Virulentes Marketing“, das heißt in etwa so viel, wie: „Wir stellen ein paar Fakes und Halb-Halbwahrheiten ins Netz. Und dann hoffen wir auf diejenigen Idioten, sie sich sogar noch ‚Blair Witch 5‘ als Handyvideo heruntergeladen haben, da selbst die Videotheken den Film nicht mehr haben wollten…“

, „Der Eylandt-Report“ – Traumfilm für Schlaflose?

„Tja. Seit dem letzten Bild sind wir jetzt schon 4 Minuten in diesem Keller und bislang ist nichts passiert. Aber als investigative Journalisten der geschlossenen psychatrischen Abteilung bleiben wir natürlich bis zum Abspann! – Selbst wenn IHR dabei auch grün im Gesicht werden solltet, höhö!“

„Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie den Film unterstützen würden und ihn innerhalb Ihres Informationsnetzes (Website, Newsletter, Mailings, Zeitschriften etc.) kommunizieren könnten.“

Klar, kostenlose Werbung würde MICH auch freuen. Aber SPIEGEL ONLINE ignoriert meine Bettelmails („Jetzt gibt es auch Zukunftia-Bügelbilder für Lackschuhe!“) ja leider seit Jahren.

“Gerne können wir Ihnen Banner für Ihre Website zur Verfügung stellen sowie als Bewegtbildmaterial den Trailer oder Teaser zum Film. Sollten Sie Interesse an einem Gewinnspiel auf Ihrer Website haben, können wir Ihnen Verlosungsmaterial wie Soundtracks, Freikarten, Plakate, T-Shirts und Bücher zum Film zur Verfügung stellen.“

Okay. Geht doch! Da wir Gewinnspielen für EUCH nicht abgeneigt sind, werden wir uns mit dem Viehtreib… äh, Vertreiber mal in Verbindung setzen. Vielleicht kann man dem einen oder anderen mit einer Freikarte ja durchaus glücklich machen. Und selbst, wenn ihr danach nur einen alten Klassiker von Wolfgang Petri in unsere Richtung gröhlt: Das ist Waaahnsinn, warum schickst Du mich in die Vorabpremiere? VORAB-PREMIERE! VORAB-PREMIERE?!“

Aber vielleicht ist der Film ja doch nicht so schlecht wie die Schauspieler aus dem Trailer, die verkrampft einen Nicht-Schauspieler spielen… Und wenn Herr Lenßen (und dem sein Partner) vielleicht sogar mitwirken, was nach der hier zu sehenden Performance nicht ganz unwahrscheinlich scheint, haben wir zusammen mit den Darstellern vielleicht sogar was zu lachen. Natürlich nur MIT-einander, höhö!

, „Der Eylandt-Report“ – Traumfilm für Schlaflose?

„Es war unglaublich! Überall standen Kassettenrekorder mit schlechter Mönchsmusik aus dem Synthesizer! Und vor lauter Schauspiellehrern konnte ich im Dunkeln nicht mal die Hand vor Augen sehen! Also für mich steht fest: Die ganze Geschichte ist gar nicht wahr. Und wieso sollten wir eigentlich plötzlich eine Hexe suchen!?“

Ach ja, der ganze Käse hängt auch noch mit einem Stromausfall im Jahre 2006 zusammen, damit wir auch einen realen Bezug haben. Alternativ hätte man natürlich auch Tschernobyl oder den Start der Lindenstraße einflechten können, aber das wäre ja nicht so dramatisch und spannend gewesen wie ein kurzer Stromausfall(!) in Europa. – Warum also temporäre Nicht-Elektrizität als Aufhänger? Was steckt dahinter?

Nun, vermutlich haben die verscharrten Verwandten den falschen Adapter für den Starkstromrasierer angeschlossen, denn seit 1950 kann so ein blöder Bart ja ganz schön wachsen… Oder hat Oma sich wieder im Stromkabel verbissen, da man ihr partout nicht den Ausgang des letzten Weltkrieges verraten wollte? – So à la: „Spoiler, Oma! SPOILER! Und jetzt sei still und fall‘ den BILD-Leserreporter an, bei dem ich eben eine Pizza bestellt habe. AN UNSEREN HINTEREINGANG, HARHAR!“
Kommt es nur mir so vor, oder will da jemand nach „Cloverfield“ erneut seine alte Videokamera auf ein Schaukelpferd montieren, um mit wenig Einsatz den großen Reibach zu machen? Und wurde Herr Fritzl für die Ursprungsidee für das Drehbuch eigentlich ausreichend beteiligt?

Wenn ich sehe, mit was für einer abgekupferten Ami-Kacke deutsche Filmemacher regelmäßig an den Start gehen (oder „an den Staat“, denn ohne Filmförderung läuft wohl nicht mal die Nase), wie durchscheinbar belanglos viele „unserer“ Filme doch meist sind und dass „Neue Ideen“ hier auch 50 Jahre eine „neue Idee“ bleiben, muss ich immer wieder kotzen.

Allein der Trailer von der „Heiland-Recherche“ vereint alles, was meinen Verdauungstrakt durch meine Nasenlöcher zu entleeren droht: Wackelige „Doku-Kamera“, eine Goldlackschicht aus gespieltem Realismus („Alsoooo für miiich als Schauspielschülerin ist das ganze eindeutig: Diese Geschichte ist wahrrr! Äh, war das gut so? Bin ich noch drauf?“) und einer fast schon frechen Bedienung an Fällen wie Fritzl, Kampusch und Co.

Wie auch immer: Da wir gerade schon mal hier sind, möchten wir Euch an dieser Stelle auch gleich UNSEREN neuen Kinofilm ans Herz rammen. Er heißt „Der Klapland Komplex“ und handelt von einem unsichtbaren Gegner, der olfaktorisch standardisierten Menschen (oder auch einfach „stinknormalen“) eine Heidenangst einjagt!

HUCH! Habe ich mich jetzt erschrocken! Konnte ja keiner ahnen, dass der Curser beim Drücken auf Return in die nächste Zeile springt!

Um mich von diesem Schock abzulenken, präsentiere ich daher lieber den neuen Trailer, den Sparkiller und ich für Euch produziert haben! Nach „Die Eylandt Recherche“, „Auf dem Eylandt, da gib’s koa Sünd“ und dem Überraschungserfolg „Eylandt geht noch, Eylandt geht noch rein!“ wird demnächst also „Der Klapland Komplex“ in die Kinos kommen. Oder einfach nur auf eine zweite gebrannte CD, mal sehen…

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Artikel

von Klapowski am 03.10.08 in Filmkritik

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Kommentare (12)

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  1. bergh sagt:

    tach auch !

    darf ich Euch als ERSTER zum Klapland Kompott beglückwünschen ?
    Ein wunderbarer Autorenfilm.

    Gruss BergH

  2. Schadeschokolade sagt:

    Ach diese Musik, ich wähe mich wieder in der Kathedrale und ziehe das Masterschwert…

    Aber sonst ein sehr verheisungsvoller Trailer. Tausendmal unterhaltsamer als der Eylandtdreck bei dessen Trailer es mir fast hochgekommen ist.

  3. Vanquish sagt:

    koproduziert von Galileo Mystery!!!
    hmmm, mit Storyelementen von Harry Potter? Naja, mit der Musik kanns gar nicht schiefgehen, auch ich sah Klapo nur in der Zitadelle der Zeit…

  4. Crysis sagt:

    Seit langem das Beste, was ich auf dieser Seite sehen konnte. Beide Daumen nach oben und bitte mehr davon!

  5. Armleuchter sagt:

    großartig. Ich hab mal Myst gespielt. Da gab’s ähnliche Videos.

  6. bergh sagt:

    tach auch !

    Bei der (dem) Eyland Film weiß ich immer noch nicht, was ich advon halten soll.

    @Klapowski

    Mach doch mal was über:
    Wall-E—————-iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii
    Das ist eScience Fiction !

    Gruss BergH

  7. moon sagt:

    danke, du hast mich gerade mehrmals sehr zum lachen gebracht!!!
    ich schau dann jetzt mal öfter bei dir rein, wenns die zeit zulässt.

    liebsten gruss

  8. Blondine sagt:

    Ich frage mich: Warum ist der Mann in deinem Film gestorben? Ist er tatsächlich in diese Höhle gegangen? War sein Großvater wirklich nicht gestorben? Und warum nicht?..
    Hach ist das alles kompliziert :=)

  9. Soenke Reichardt sagt:

    Dämliche Deppen seid ihr.

  10. Sparkiller sagt:

    Buhuu! Nur als dämlich oder Depp bezeichnet zu werden, DAS könnte man ja noch verkraften! Aber Beides zusammen trifft einen ja doch härter als beispielsweise „Blöder Doofkopf“ oder „Gemeiner Fiesling“!

    Ansonsten trotzdem Danke für die Kritik. War diese Teil eines Referats oder gar einer Abhandlung? Möchte man fast vermuten!

  11. Raketenwurm sagt:

    Wie ich im Werbetext von Cinestar laß, ist bei dem Film von einer „geschickten Marketing-Kampagne“ die Rede. Ich glaube einen Tag vor der Premiere auf dieser Seite unter diesem Artikel diesen Satz zu schreiben, ist bestimmt ein essenzieller Teil davon. Wenn DAS keine Aufmerksamkeit erregt, dann weiß ich auch nicht.

  12. lowrider im quantentunnel sagt:

    Boah die narrative Unterstützung von Tschörmanis bekacktester Pseudodoku für Hirnamputierte, nämlich Schwallileo fand ich dann ja gleich mal höchst alarmierend.Und (hääääääää????) was sollte das mit dem Stromausfall.So nach dem Motto „2006 kippte in China ein Sack Reis auf den Fuß von Dr. FuManChu und wir waren sofort gewarnt das in Duisburg wahrscheinlich 3 Untote seit 60 Jahren gezwungen werden Gianna Sisters zu spielen bis der Joystick bricht“.Und schon assoziiert man Wahrheitsgehalt und Seriosität mit diesem Meisterwerk der deutschen Filmgeschichte.Würd ja echt gerne wissen wie viele Kinokarten wirklich gekauft, benutzt und dann vollgekotzt wurden?????

    Danke für den (ich weiß ich bin früh dran aber ich hab eure seite erst vor 3 Tagen entdeckt und gelacht wie schon ne weile nimmer)sofortigen Verriß der neudeutschen Hirnloscineasten.

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