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The Orville – 1.10 – „Firestorm“ – Die Kritik aller TNG-Ideen

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„Ja, Discovery! Friss DAS! Na, schmeckt doch besser als das eigene Poo, oder?“ – Oh? Ihr habt schon auf „Weiterlesen“ geklickt? Entschuldigt, ich war gerade damit beschäftigt, Discovery den Mittelstrahl… äh, Mittelstrang von „The Orville“ einzuverleiben. Denn wenn diese Episode etwas beweist, dann die Tatsache, dass selbst eine (Zu-30%-)Parodie eine bessere Stimmung aufzubauen vermag als das große Original. Selbst die Verdauungsüberreste von „The Orville“ (= Suspence, Musik, Überraschungseffekte) erscheinen mir hier noch frisch genug zum Verfüttern.

Inhalt: Als eine Katastrophe an Bord der Orville für frisches Crewmitglied-Hackepeter sorgt, glaubt Alara, dass sie mehr hätte tun können. Nach einem kurzen Telefonat mit Robert Picardo (Holodoc der Voyager) wird sie gleich weiter gefordert. Denn es geschehen gar seltsame Dinge an Bord…

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„Stehen Sie doch wieder auf! Mister Payne? Wir machen gerade alle Dödelwitze auf Deck Zehn! Und dann … und dann lachen wir alle über Trunkenheit am Steuer, so wie früher!“ – Kommt `n Mann völlig ohne Witze zum Arzt… : Trotz aufgeblasenen Kondomen am Warpkern kann die Serie zwischendurch auch mal ernst sein. Ja, die Trauerfeier hiernach schlägt fast alle Heulstunden aus Star Trek! Vielleicht, weil der Steuermann aus all den Mettbrötchen einen Frauenkörper geformt hat?

Besprechung:

Wer diese Folge noch nicht gesehen hat, sollte vielleicht NICHT weiterlesen. Und das schreibe ich normalerweise nur, wenn sogar schon die Zeugen Jehovas sagen: „Ob es einen Weltuntergang geben wird, das wollen wir euch jetzt noch nicht verraten!“ – Geht es hier am Anfang noch um den Tod eines flach ausgearbeiteten (haha!) Besatzungsmitglieds, so müssen wir uns bald um Alaras Schuldgefühle Sorgen machen. Und kaum glaubt man zu wissen, dass wir eine ruhige Psychotherapie-Folge vor uns haben („Ich schicke Sie zum Troi-Händer, Alara!“), da steht plötzlich ein echter(?) Clown im Gang und bringt die Handlung auf eine Spur, auf der dank des zunehmenden Tempos garantiert kein Gras wächst.

Irgendwie ist es dann doch sehr spannend, welche TNG-Folge dann genau verwurstet wurde. Denn dass eine kopiert wurde, das ahnt man schon früh. Aber ist es nun:

„Der Reisende“ (Seltsame Dinge erscheinen; Picard trinkt Tee mit Tantchen; ein Loch tut sich hinter einer Tür auf, genau wie in dieser Episode)

– oder „Das Experiment“ (Beverly Crusher in der Warpblase, alle verschwinden; Beverly ist alleine auf der Brücke, genau wie Alara in dieser Folge hier)

– oder gar „Augen in der Dunkelheit“ (alle halluzinieren; Troi träumt von etwas in der Finsternis, genau wie der Doctor in dieser Episode)?

Für jede dieser „Vorlagen“, oder nennen wir sie liebevoll „Unverbindliche Kleptomanie-Vorschläge“, gibt es genügend Anhaltspunkte. Und dabei sind diverse Ent-, Voy- und DS9-Episoden (z.B. wie die mit den erscheinenden Märchenfiguren) noch nicht mal eingerechnet! Aber ist das nun toll oder dreist? Sagen wir so: Wenn derartig geklaut wird, dass mir nicht mehr alle Originale dazu einfallen, empfinde ich es als nur halb so wild… Nennen wir es daher liebevoll „Gedächtnistraining mit alten Käsesorten“.

Okay, am Ende war es doch nur „Das Schiff in der Flasche“. Eben eine Holodeck-Kamelle, die schon vor 20 Jahren vom Karnevalswagen abgeworfen wurde, da zu bunt und klebrig. Entsprechend nach „Pilzantrieb“ schmeckt das Bonbon dann auch bei der Auflösung. Ja, und eigentlich fühlt man sich am Ende sogar betrogen: Die düstere, andeutungsreiche Geschichte war nur ein Sammelsurium von Autoren-Ideen. All die Spinnen, Abgründe und Xenophobie waren lediglich die wilden Ängste der Besatzungsmitglieder, die Alara nach einer freiwilligen Gedächtnislöschung (seit Voyager ja so harmlos wie ein Schluckauf) im Holodeck entgegen sprangen. Zweck dieser Übung in Sachen Glaubwürdigkeits-Stretching: Die Angst vor Feuer und dem eigenen Versagen abschütteln. Und MacFarlanes letzten Urintropfen nach dieser Klo-Idee?

, The Orville – 1.10 – „Firestorm“ – Die Kritik aller TNG-Ideen

„Oh Gott, das Biest, was da rausbricht, ist ja riesig! Ich mache nie wieder den Reißverschluss meiner Hose auf, wenn ich auf dem Flur liege!“ – Gleich zwei Spinner: Das riesige Ungeheuer aus der Weberei-Industrie sorgt für einen der schönsten Momente der Serie. Allerdings ist der Tod von Hauptfiguren meist ein untrügliches Zeichen dafür, dass hier gleich jemand mit den Worten „Nie wieder MacFarlane-Filme vor dem Schlafgehen“ im Bett hochschreckt.

Der fällt in der Brandung – Die Anfangssequenz gefiel mir erstaunlich gut! Obwohl man hier nur eine Variation der Trek‘schen Naturphänomene bei Raumunfällen sieht (= Funkengysire aus Konsolen, Lawinenunfälle aus unsachgemäß befestigten Deckenbalken), so wirkte diese „Falling Down“-Interpretation doch sehr dynamisch und bedrohlich. Denn wann kam bei TNG schon mal eine Feuerwand aus dem 486er geschossen? Und wann wurde wirklich mal jemand zerquetscht?
Ein schönes CG-Ei ins Nest gelegt – Da staunte ich aber wirklich: Die Computereffekte sind zwar nicht perfekt, aber die Riesenspinne erschien mir viel glaubwürdiger als das Bärtierchen oder das Waltierchen (1.07) oder all die Explosionstierchen bei Discovery! Wo man bei Oma Michael-“Gleitsichtbrille“-Burnham mal „irgendwas“ Verschwommenes im Schatten sieht, da darf hier ein Wesen auch mal sekundenlang an Decke und Wänden entlang klettern. Daumen rauf! – Und dann kräftig in die Wunde des Konkurrenz-Franchises gedrückt…
So doof, dass es schon wieder Trek ist – Trotz meiner leichten Verbalverstimmung weiter oben: Auch, wenn die alte „Man merkt einfach nicht, ob man im Holodeck ist“-Karte(ileiche) schon etwas ältlich ist, so ist es doch „Trek pur“. Eben ein Kultelement, das man im Original schon öder umgesetzt gesehen hat. Und so ganz unwahrscheinlich wäre es da auch nicht gewesen, dass Seven durch ein virtuelles Schiff irrt, um ihrem rätselhaften „Effiziensverlust nach drei Nächten ohne Schlaf“ auf die Spur zu kommen.
Da lacht sogar der Dramaturg – Die Gagdichte und -verteilung kann jetzt bitte genau SO bleiben. Nehmen wir z.B. Bortus, der mit mittelalterliche Perücke am Holodeck steht: Das ist diese Art von (visuellem) Humor, die auch noch zu Worf gepasst hätte und einen nicht unter eigenhändigen Facepalm-Angriffen begräbt. Auch schafft man es inzwischen, nicht zu sehr die eigene Professionalität zu begraben. In Folge Eins wollte der verletzte Captain z.B. noch gaaanz schnell Drogen verabreicht bekommen (Ha-Ha!), doch diesmal genügt ein Hinweis darauf, dass man dem Captain theoretisch das Kommando entziehen kann, wenn er betrunken ist. Reicht doch auch in Sachen BtMG-Humor…

, The Orville – 1.10 – „Firestorm“ – Die Kritik aller TNG-Ideen

„Alara, wenn Sie nicht sofort aufhören, dem überragenden Look dieser Episode Widerstand zu leisten, muss ich diese weitere Kiste mit überdurchschnittlichen Spezialeffekten zünden!“ – „Aber … Es ist hier … doch nur … ein Budget … von … wenig! Das kann nicht real sein!“ – Pulver erschlossen statt verschossen: Einige Szenen dieser Episode waren grandios geschnitten, geschauspielert und be-musikt. Die geplante „Galaxy Quest“-Serie wird es nicht einfach haben…

Okay, am Ende bin ich doch einigermaßen versöhnt mit der Episode. Trotz der Motivationen vom Dosenwerf-Stand auf der Trek-Kirmes. In jeder Minute passiert etwas, die Musik ist schmissig und passend, der Kampf mit Isaac unerwartet solide und spannend inszeniert (Seht ihr, ich habe nicht „Discovery“ vergleichend runter geputzt!), ja, sogar der „Fließband-Effekt“ im Holodeck wurde uns erstmals angedeutet, wenn dort gelaufen wird.


Fazit: Die ersten 80% der Episode sind überragend. Ein Feuerwerk kultiger Verwirrspiele, bei denen ich mir wünschte, die alten TNG-Episoden würden genau so remastered werden. Von mir aus dürfte Picard dann auch ab und zu einen fahren lassen. In einer Badewanne aus Earl Grey.

Dass die Auflösung jetzt eher mittel war, will ich der Episode mal nicht zu sehr ankreiden. Denn irgendwann wird auch „Orville“ so etwas gelingen. Hoffentlich dann mit besserem Schauspiel und Effekten. Brrr, war das früher teilweise furchtbar!

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
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Artikel

von Klapowski am 19.11.17 in Serienkritik

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Kommentare (13)

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  1. BigBadBorg sagt:

    Ich finde Clowns gruselig!

    Tolle Folge, die Auflösung war aber leider ein Holzhammer. Aber macht nichts, das ganze war so verwirrend zum Ende, ich weiß nicht wie man es hätte sonst auflösen können. Vielleicht mit einem Gastauftritt von Q?

    Oh Gott, John de Lancie als Gaststar in einer Folge Orville als allmächtiges gottgleiches Wesen, meinetwegen mit dem Namen F oder so? Das wäre so toll! Hast du gehört Seth??

    Danke Klapo für die Erinnerung an Frame Of Mind! Die werde ich mir heute abend nochmal geben!

  2. phip sagt:

    Es ist immer wieder schön auf welche Abenteuer man von der Orville mitgenommen wird. Was haben wir bis jetzt alles schon erlebt *15 min Vortrag haltend*. Ungefähr genau so viele Folgen mit Michael gereist und da gibt es nicht so viel, was vom Abenteue…räusper Krieg hängen bleibt. Mag sein, dass die Disco irgendwann Kult sein wird, dies wird aber nur durch eine Überdosis Schmerzmittel erkauft, um sich mit ihr durch zu quälen.

    Seit der zweiten Folge ist Orville ein herrlicher Ersatz für das, was nach VOY kommen sollte und hat bei mir mittlerweile einen Stellenwert, bei dem man die Hattori-Hanzō-Schwerter zwar mit einem X-beliebigen Schwert, jedoch nie mit einem anderen Hattori-Hanzō-Schwert vergleichen darf. Und wenn hier schon Klapo nicht ein Mal mehr weiß bei welcher Folge denn genau abgekupfert wurde, dann ist es auf eine wundersame Weise doch etwas neues. Ich saß gespannt und dachte nur noch „WTF“.

    Diese Folge wurde von einer Psychologin geschrieben, die sich mal eben die beliebtesten Phobien eines gemeinen Amerikaners …öhm… ich meine der Zielgruppe geschnappt hat und auf die bunte Besatzung rieselte. Ich musste laut lachen, als Bortus seine Phobie erklärt wurde. Die hier bemängelte Auflösung der aufgebauten Rätsel passte durchaus und war angemessen. Wir sind ja total verwöhnt von den Meisterwerken aus TNG. Aber es kann leider nicht so ewig gehen, denn irgendwann sind alle Geschichten erzählt. Irgendwann sieht leider eine Folge so aus, als ob sie schon mal dagewesen ist. Allein die zweite Folge war so was von „The Cage“ was damit so was von Meta ist um eine Serie richtig neu zu starten. Bei Orville tut es nicht so sehr weh wenn die Geschichte abgekupfert scheint, denn einerseits reagiert die Crew doch anders mit ihrer witzigen Art, andererseits wird manchmal sogar auf die Fehler in der Ursprungsgeschichte aufmerksam gemacht.

    Man muss bei der Besatzung der Orville bedenken, dass es sich hierbei um einen Haufen Looser …öhm… ich meine eine Truppe minder Begabten handelt, die nur aus PC-Gründen („die dürfen auch mal spielen“) aus dem Trockendock in den Weltraum entlassen wurde. Außer natürlich der Chefärztin, die diesen Haufen ausgiebig mit eigenen Augen studieren darf:
    – der Käpt’n steckt mitten in der Midlifecrisis, wurde dazu noch betrogen und wird nun auch noch täglich daran erinnert; um dies und andere Probleme zu kaschieren macht er andauernd Witze, was ihm überhaupt nicht gelingt (wirkt zwar so, als ob der Seath nicht Schauspielern könnte [mag ja sein], aber ich glaube, die Figur ist einfach so)
    – die Nummer eins hat heftige Muttergefühle entwickelt, um alles wieder gut zu machen
    – zweiter Offizier hat Eheprobleme und muss sich mit den Eigenheiten der Menschen und ihren Witzchen quälen
    – die Cheffin der Sicherheit ist zu langsam und geistig benachteiligt, um es auf der Heimatwelt zu etwas zu bringen und möchte lieber etwas Besseres bei den Schwächlingen sein, die sie auch noch in ihrer Offizierslaufbahn bevorzugen werden
    – der Steuermann hat nur Flausen im Kopf und geht als bester Pilot der Flotte trotzdem zusätzliche Risiken ein, um andere zu beeindrucken
    – der Navigator, auch ein Guter auf seinem Gebiet, ist auf anderen Planeten und ohne Soda unzumutbar …ähm… verloren
    – die Chefärztin, die Beste der Besten, will den Zusammenprall dieses Haufens hautnah miterleben
    – der Wissenschaftsoffizier hat den Kürzeren gezogen und darf seinen Heimatplaneten bei niederen, unwürdigen Lebensformen vertreten und ihr Verhalten beobachten
    Nur Bortus und Dr. Finn würden wir der Sternenflotte sehen. Deshalb ist es schön und etwas neues einen anderen Ansatz einer Mannschaftszusammenstellung zu sehen. Die Figuren bringen bereits am Anfang heftige Probleme mit sich. Und das wirkt auf keinen Fall, als ob es von der PC vorgegeben wäre.

    Mit Orville wurde IMHO bewiesen, dass Star Trek eigentlich keine Neuausrichtung gebraucht hat. Man hätte sich von den Marktforschungsfuzis überhaupt nichts hineinreden lassen und einfach weiter Abenteuer schreiben sollen. Leider ist dann die Pause so lang geworden, dass das neue Trek nicht mehr von den alten Köpfen gemacht wird, sondern von Menschen, die vom Trek scheinbar keine Ahnung haben. Hier bei Orville wird in den Dialogen nicht stundenlang argumentiert wie auf der Disco. Hier reden die Menschen normal miteinander und widersprechen nicht andauernd sondern tragen dadurch eine in sich abgeschlossene Geschichte. Dies geht schon so weit, dass es nicht ein mal des Stilmittels »Logbuch« bedarf um die Geschichte zu erzählen. Und nicht zu vergessen die Untermalung der Tonspur mit genialem Stimmungsorchester, sogar bei den Dialogen zwischendurch. Die Charaktere habe ich nach der Zweiten Folge sofort lieb gewonnen. Nur bei Lt. Lamarr habe ich mich auf Sargas 4 ertappt, wie ich ihm ständig eine Klatschen wollte. Aber ich glaube, das wurde von den Machern genau so beabsichtigt. Die schauspielerische Leistung ist IMHO sehr gut, die Schauspieler haben einiges auf dem Kasten.

    Ich war noch klein, als ich TNG zum ersten Mal geschaut habe. Es hat mich zum Denken und Forschen angeregt. Viele Wissenschaftler heutzutage sagen auch von sich, dass es ein Verdienst von Star Trek war was aus ihnen wurde. Ich weiß nicht, ob sich Kinder für die Disco eignen, und wenn ja, was wird aus ihnen? Und die Orville, na ja, es werden halt „Witzchen“ eingeübt aber auch ein positiver Blick in die Zukunft. Wie es Mercer mal sagte: „es ist gut zu wissen, dass wir uns in der Zukunft Teleportieren können“.

    (Nicht)Unser allgehasster (Absetzung von Firefly und Futurama uvm.) Sender FOX musste – obwohl ich dankbar für die Verlängerung der Serie in die zweite Staffel bin – trotzdem seine Pfoten in die Reihenfolge der Folgen stecken. Die 12 Folge wurde auf „irgendwann später“ verschoben und die erste Staffel damit von 13 auf 12 Folgen gestutzt.

    • Parteihase sagt:

      @phip
      Bist du ein Erklärbär? Dein Kommentar wäre streckenweise bestimmt eine tolle Interpretationshilfe für Walddorfschüler! *daumenhoch*!!!

      Antworten
  3. Parteihase sagt:

    Ich mag Killerclowns, aber leider hat das Timing nicht ganz gepasst. Da wurde zu viel einfach nacheinander abgehakt, so dass leider an keiner Stelle ein Angstgefühl rüberkam. Und gerade die Spinne war leider alles andere als lobenswerte CGI, da konnte man die Pixel fast zählen. Besser als Disco? Auf jeden Fall, aber was ist das nicht! Immernoch schöne Unterhaltung auf durchschnittlichen TNG-Niveau, aber zur Zeit nicht in den höheren Gefilden davon. Ich bin auf die Galaxyquestserie gespannt und auf hoffentlich bessere Folgen von The Orville.

  4. Serienfan sagt:

    Ich hatte schon befürchtet, die gesamte Folge würde sich als unreal herausstellen. Dass das Holodeck nach dem Holodoc-Auftritt erfolgte, ist passend. Auch die Erklärung, dass hier nach schlummernden Phobien gesucht wurde, fand ich nachvollziehbar.

    Ansonsten gefiel mir der Umgang der Figuren miteinander. Da führt ein Schuldkomplex nicht gleich dazu, dass jemand zum selbstgerechten Arsch wird. Da werden selbst absurde Berichte von Clowns ernst genommen. Und die roten Augen von Isaac wirken wie eine Idee, die tatsächlich mal ein Drehbuchautor hat, der sich überlegte, wie man mit einfachen Mitteln Stimmung erzeugt.

    An der Auflösung fand ich allerdings manches ein wenig seltsam:

    1. Alara Kitan ließ sich vom Captain die Erlaubnis einholen, eine Simulation zum Erforschen verborgener Phobien zu erstellen. Ed Mercer hielt dies für keine gute Idee, ließ sich aber „überreden“, weil Alara damit gedroht hatte, ansonsten den Dienst zu quittieren. Ist das Erstellen einer solchen Simulation wirklich etwas, das ein Captain genehmigen muss?

    2. Damit die Simulation von Alara als echt wahrgenommen wird, ließ sich Alara Kitan von Dr. Finn das Kurzzeitgedächtnis löschen. Dabei hatte sie Dr. Finn eine Lüge erzählt, angeblich ging es um die Löschung von sicherheitsriskanten Infos. Wie aber ist Alara danach in den Simulator gekommen? Es ist kaum vorstellbar, dass Dr. Finn die Gedächtnislöschung im Holodeck selbst vorgenommen hat.

    Beide Elemente waren für mich nicht sehr durchdacht. Ed Mercer stimmt widerstrebend dem Erstellen einer Simulation zu, die für sich betrachtet noch nichts Dramatisches ist. Und Dr. Finn lässt sich eine sehr seltsame Geschichte auftischen und löscht das Gedächtnis von Alara, was nicht erklärt, wie Alara dann in den Simulator gekommen ist. Es wäre also besser gewesen, wenn Ed Mercer widerstrebend die Gedächtnislöschung genehmigt hätte. Das hätte auch erklärt, wie Alara den Übergang von Krankenstation und Simulator nicht bemerkte.

    Das Finale war ein wenig undramatisch. Alara ist wohl nur deshalb in Gefahr, weil ihre Adrenalin-Werte so extrem hoch sind. Nun sind aber extrem hohe Adrenalinwerte für junge Menschen keine extreme Gefahr. Und die Simulation selbst war offenbar ungefährlich. Auch erweckte Alara Kitan zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, als würde sie die Belastung nicht aushalten können. So gesehen fand ich es ein wenig übertrieben, als in der Simulation eine extreme Gefahr vermutet wurde.

    Das ändert aber nichts daran, dass es sich hier um eine vergnügliche Gruselepisode mit glaubhaftem Aufhänger und netter Auflösung handelte.

    • Parteihase sagt:

      Wie sie nach der Gedächtnislöschung ins Holodeck kam, halte ich nur für ein kleines Logikproblem. Entweder wirkt die Löschung mit einer Verzögerung oder sie hat irgendwelchen Crewmember den Auftrag erteilt, sie zu Übungszwecken von der Krankenstation schlafend ins Holodeck zu tragen oder gibts eventuell auch autonome Transportroboter, die man darauf programmieren kann?

      Antworten
  5. Bergh60 sagt:

    tach auch !

    Eine Charakter und Schlafanzug-Folge für Alana Soares ähhhh neeee
    Alara Kitan ? Geht immer! Und gut war die Folge auch noch. Und Trek!

    Was Klapo willst Du mehr ?
    Selbst das Drehbuch war gut, jedenfalls besser, als bei der Serie
    Deren Namen hier nicht genannt werden darf !

    MIr hat es wirklich gut gefallen.

  6. Michel sagt:

    Orville lässt mich hinterfragen, was ich eigentlich an den beiden Originalserien (Raumschiff Enterprise und Nächste Generation) so gemocht habe. Beide strotzen vor fehlender innerer Logik und Drehbuchlücken, über die man großzügig hinwegsehen muss, wenn man Spaß an den Plots haben will. Das ging mir schon als 10jährigem so, als TOS im ZDF lief. Ich hatte damals bereits Massen SF-Literatur des goldenen Zeitalters verschlungen und auch wenn ich manches noch nicht verstanden hatte, wusste ich, dass es auch intelligent gemachte Storys gab, die innerhalb ihres Universums glaubwürdig wirkten. Star Trek war dagegen in vieler Hinsicht Kinderstunde, was den äußeren Rahmen anging. Viele Themen allerdings, die angeschnitten wurden, waren durchaus erwachsen.

    Warum das so sein musste, war klar: Interessante SF-Geschichten, die mehr oder weniger heutige Probleme beleuchten, Woche für Woche zu erzählen, ist vor allem teuer. Jedesmal einen neuen, passenden und glaubwürdigen Rahmen zu erschaffen, kann sich niemand leisten. Also bleibt der Rahmen, hier ein Raumschiff, seine Technik und Besatzung, gleich. Widersprüche, die sich je nach Plot ergeben, werden entweder ignoriert oder wegdiskutiert (der Transporter z. B. ist geil, wirft aber ungeheuer viele Fragen auf, eröffnet ebenso viele tolle Möglichkeiten und wäre in jeder zweiten Folge die Lösung des Problems, wenn ihn die Macher wirklich ernst nehmen würden; gut, dass Orville ihn (noch) nicht hat).
    Außerdem gehen Film- und Serienmacher davon aus, dass sie ihr Publikum nicht überfordern dürfen, um die Quoten zu erfüllen. Wahrscheinlich haben sie sogar recht, aber das verhindert meistens leider wirklich interessante, reife Konzepte. gruß

    The Orville macht sich zunächst unangreifbar, weil die Serie als Comedy daherkommt. Hier stört es also eher nicht, dass alle Lebewesen im All miteinander kommunizieren können, dass man ohne große Tests und Vorsichtsmaßnahmen auf jedem x-beliebigen Planeten oder fremden Raumschiff sorglos rumlaufen kann, dass Geld zwar abgeschafft ist, die Folgen einer solchen Zäsur aber in keiner Weise fühlbar sind usw.

    In den neueren Folgen ist der Comedy-Anteil jedoch derart zurückgenommen, dass die Serie plötzlich wie die Fortführung der Nächsten Generation wirkt. Die Figuren werden auf einmal realer, womit auf meiner Seite auch mehr und mehr Fragen auftauchen, bzw. ich das Universum, in dem die Serie spielt, mit kritischerem Auge betrachte. Noch habe ich Interesse daran, aber es wird wohl bald erlahmen, wenn die Plots nichts hergeben, was nicht schon mehrfach durch die Ur-Serien abgedeckt wurde. Vielleicht schaue ich auch weiter, einfach weil das Stockholm-Syndrom einsetzt und es sonst nichts gibt (Star Trek Disco kenne ich nicht, weiß aber durch die Vorankündigungen und Rezensionen, dass ich es einfach nur ärgerlich und dümmlich finden werde).

  7. Michel sagt:

    Keine Ahnung, was der „gruß“ im Text soll. Das sind wohl die Wunder des iPads.

  8. Alfred Klein sagt:

    Hallo liebes Zukunftia-Team,

    seid Ihr schon im Weihnachts-/Winter-Urlaub im Schneetreiben „verschollen“ oder warum habt Ihr die letzten zwei Episoden der Orville nicht mehr rezensiert ?!?

    Diese waren immer ein Highlight und ein Genuss zu lesen
    Es wünscht euch alles gute
    der kleine Alfred

    • Serienfan sagt:

      Ja, man muss sich tatsächlich langsam Sorgen machen. So was Nebensächliches wie ein massiv umstrittener „Star Wars“-Film wäre da ja auch noch im Kino …

      Antworten
    • Michel sagt:

      Wahrscheinlich ist ihnen das Leben dazwischen gekommen. Kenne ich gut.

      Antworten
    • G.G.Hoffmann sagt:

      Wenn Zukunftia-Redakteure ein Leben hätten, gäbe es diese Seite gar nicht.

      Ich vermute, George R.R. Klapowski feilt gerade stilistisch an der Endfassung von Teil drei der „Jenseits“-Trilogie („Jeff legte die Finger aufeinander, die Stirn in Falten, die Akten ab und sich anschließend ins Bett. Beim dritten Mal kamen er und die Prinzessin fast gleichzeitig.“). Ärgerlich. Denn ich bin mit Teil 1 noch gar nicht durch. Jedenfalls in dieser Hinsicht steht Klapowski bei mir auf der gleichen Stufe wie Daniel Kehlmann („F“) und Frank Schätzing („Limit“).

      Antworten

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