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Gastartikel: „Metaluna IV antwortet nicht“ (1955)

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Ich gebe einfach mal „Discovery“ die Schuld: Fast hätte ich vergessen, dass mir unser treuer(?) Leser „Halbnerd“ vor etlichen Wochen eine schöne Kritik zu dem Halbklassiker „Metaluna 4 antwortet nicht“ geschickt hat. Zufälligerweise hat sich sogar schon Oliver Kalkofe schon über dieses Werk lustig gemacht, nämlich in der deutschen Variante des „Mystery Science Theater 3000“. Aus irgendeinem Grund scheint das Ding also besonders prädestiniert für Besserwisser-Kommentare zu sein. Wie gut also, dass ich diesen Gastartikel bekam. Ansonsten hätte ich mich hierbei wohl in den Burnout gearbeitet… ?

Ein Artikel von Tobias Halbnerd
(Bilder, Videos und Bildunterschriften sind von Klapo)

Hier zur Vorbereitung auf das Review mal schnell der ganze Film:

Wenn das patentierte Dracula/Frankenstein-Orchester schon im Intro losdröhnt, weiß man, was einen erwartet: Inhaltlich eher nichts. – Im Original lautet der Titel übrigens „This Island Earth“. Dieser weist uns dezent darauf hin, dass auch die Erde nur eine winzige Insel im Weltraum ist, die jederzeit von fehlwüchsigen Blässlingen mit fortschrittlicher Technik besucht werden kann. (Siehe auch Deutsche / Mallorca)

Das hohe Alter bemerkt man beinahe sofort, denn alles ist zu erkennen.

Ja, das meine ich positiv, denn hier wird nicht versucht, durch Dunkelheit Tiefgründigkeit zu erzeugen. Jede Szene ist so schön ausgeleuchtet, dass man meinen könnte, der Film wäre in Erich’s Lampenladen entstanden (Ostwitze darf ich nutzen, da ich aus dieser Region komme).

Leider kommen wir dann auch schon fast an das Ende der Liste der Vorzüge jenes Werkes. Alles beginnt mit der Rettung des Wissenschaftlers und Piloten Jack Meacham durch mysteriöse grüne Strahlen. Alsbald kann der geneigte Zuschauer die Geburtswehen des Technobabbles miterleben. Es fallen so schöne Sätze, wie „Wenn wir erst die Elektronen an der Kernspaltung beteiligen können, ja dann…“. Allgemein hat man hier filmisch ein klares Atomzeit-Kind vor sich, was später immer wieder herausgekehrt wird. Eigentlich ist es erstaunlich, was die Atomkraft in den 50ern alles konnte, von Ultra-Raumfahrt bis zur Erschaffung von Superhelden. Am Ende war die dumme Umweltbewegung der 60er Jahre wohl doch ein Fehler gewesen?

Weiter geht es dann damit, dass ein geheimnisvolles Amt die Bauteile für eine noch geheimnisvollere Maschine sendet. Kaum ist der kultig aussehende „Interozitor“ dann aufgestellt, wird unser Forscher-Pilot auch direkt in eine elitäre Wissenschaftler-Vereinigung hinein rekrutiert. Nach einem Flug (sensationell: mit Auto-Pilot, so neu war das auch damals nicht, aber beeindruckend ist es schon) und der Landung kommt mit Dr. Ruth Adams endlich die weibliche Hauptrolle ins Spiel. Hier stellte sich ein kleines, aufklärerisches Glücksgefühl ein, denn sie ist Akademikerin (das war damals sicher beeindruckender als ein Autopilot) und nicht bildhübsch. Das für jene Epoche typische Blondinchen fehlt völlig. Leider bleibt die Figur handlungstechnisch dann trotzdem ziemlich peinlich, aber immerhin: Das war mehr, mehr als ich erwartet hätte.

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„Ah! Der Interozitor macht meine Schuhsohlen ganz rutschig!“ – „Ah! Und ich kann dir nicht aufhelfen, ohne mir den Kopf an der Wand zu stoßen! Welch Teufelsmaschine!“ – Mister Slap und Mister Stick: Das Herausziehen eines Kabels ist für die Männer der 50er ohne 10-monatige Bewegungstherapie noch ein schwieriges Unterfangen. Gut, dass James Bond wenig später noch einen feinmotorischen Zusatzkurs besuchen durfte!

Nach dem aufregenden Flug wird dann ein besseres Landhaus als Zentrale der Forscher-Vereinigung präsentiert. Der Hausherr – ein überhaupt nicht verdächtiger Mann namens Exeter und sein Zwilling – macht die Leute dort sehr nervös. Alsbald fällt auf, dass man beobachtet wird und alles andere als freiwillig hier ist. So müssen sich die vermeintlichen Kommunisten in der McCarthy-Ära nur wenige Jahre zuvor auch oft vor Gericht gefühlt haben. Bald überschlagen sich dann die Ereignisse … – obwohl: eigentlich nicht. Denn auch vom Tempo her ist man in den 50ern.

Ganz ehrlich, wie gut TOS in vielen Punkten war, merkt man wirklich erst, wenn man ein Jahrzehnt zurück sieht. Man kann getrost eine Tasse Tee aufsetzen, ohne wirklich was zu versäumen – und das zu jeder Zeit. Ein Umstand, der mich fast schon wieder beeindruckte. Eine Spoiler-Warnung erscheint mir daher unnötig, deswegen hier nun die Enthüllung: Exeter und seine Konsorten kommen vom fremden Planeten/Stern (damals Synonyme) Metaluna IV. Deren Chef macht viel Druck und leider kommen die Forscher nicht so recht voran mit dem Projekt, der Herstellung von synthetischen Uran. Die Metalunier brauchen das, um ihren radioaktiven Schutzschild (!) zu erhalten. Denn sie sind im Krieg mit den Zhargonen klar unterlegen. Somit hat man hier keine bösen Aliens, sondern… – doch das kommt später.

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„Ich weiß nicht, irgendwas gefällt mir an den Dreien nicht, Günther.“ – „Unsere Gäste sind doch nett? Seit dem zweiten Kaffee bewegen sie sich sogar nicht mehr in Zeitlupe.“ – „Nein, nicht DIESE Drei. Die Ecken vom neuen Samsung-Fernseher. Würde eine mehr nicht all unsere Probleme lösen?“ – „Ach? Meinst du etwa, man kann auch ohne Uran eine rechteckige Fläche herstellen?“

Das alles erfahren wir aber erst nach einer dummen Notwehr-Tötung und der Sprengung des netten Landsitzes. Die beiden Forscher, welche nun noch da sind, kommen dann auch flugs mit an Bord des metalunischen Raumschiffs und erhalten einen Crashkurs in interstellarer Politik verpasst. Während des Flugs müssen dann noch lahme Asteroiden abgewehrt werden. Gerade diese Bedrohung ist so putzig, dass es schon wehtut. Metaluna IV kann indes nicht darüber lachen, denn deren schöne Matte-Painting-Städte wurden kurz und klein gebombt.

Der recht böse Chef der Metalunier, ein Herr namens Monitor, erklärt dann auch mal ganz beiläufig, dass der Krieg gelaufen ist und man als neue Herren auf der Erde leben möchte. So werden also Adams und Meacham zur „Gedankenumformung“ gebracht, damit sie künftig willige Sklaven sein werden. Auch hier kann der historisch Interessierte mal bei MK Ultra nachschlagen (ein geheimes CIA-Projekt). Exeter, der die Menschen nach Jahren auf der Erde schätzt, verhindert das alles jedoch.

Nun kommt der berühmte Mutant ins Spiel. Dieses Wesen habt ihr bestimmt schon mal gesehen. Ähnlich wie Robbie, der Roboter, aus dem ungleich besseren „Alarm im Weltall“, ist diese Figur wohl bekannter als der ganze Film. Mehr Charisma als die Hauptfiguren hat er definitiv, trotz der Tatsache, dass er sich Spaghetti vor die Augen klebt. Bei dem folgenden „Kampf“ kommen dann selige Erinnerungen an den Gorn hoch. Das Wesen ist übermächtig und gefährlich, trotz an Lähmung grenzender Langsamkeit. Exeter wird also verletzt und die Frau darf kreischen.

Achtung, Metaebenen-Alarm: Ich, der Klapo, erscheine nur kurz in einem Gastartikel, um dieses Review mit einem YouTube-Video zu verfeinern, in dem andere sich bereits andere über das Monster lustig gemacht haben. Nimm das, Christopher Nolan!

Immerhin hat man hier nicht mal schnell eine Kanone improvisiert, sondern der Mutanten starb an der für ihn toxischen Luft. Klar er wurde ja auch nur für Arbeitseinsätze erschaffen (sollte der nur im All genutzt werden???). Jedenfalls werden dann unsere 3 ans Herz gewachsenen Figuren Zeuge davon, wie Metaluna IV durch massiven Asteroidenbeschuss zu einer neuen Sonne wird. Ein eindrucksvoll-dämliches Schauspiel in der Schwärze des Alls. Der – wodurch auch immer – tödlich verwundete Exeter setzt die beiden Menschen dann in das vor einiger Zeit geenterte Flugzeug und stürzt dann ins Meer. Vermutlich sollte das bewegend sein, aber es lässt einen doch eher kalt.


Mein Fazit: Sehr in die Jahre gekommener Film. Er ist schwer einzuordnen, denn er hat weder die Finesse (das meine ich ernst) eines „Alarm im Weltraum“ noch den Charme einer „Die Zeitmaschine“ (die viktorianische Version, versteht sich). Das ist ziemlich schade, denn handwerklich ist der Streifen nicht schlecht. Die Effekte waren für die damalige Zeit hervorragend. Die Frauenfigur ist hingegen angenehm untypisch für die 50er.

Leider fehlt eine Botschaft (Menschen supi? Atomkraft mächtig? Invasionen böse?) ebenso wie erinnerungswürdige Dialoge. Insgesamt ein schwaches Werk, das es aber irgendwie dennoch in meine Sammlung schaffte. Wurde ich gar infiltriert? Wir werden es wohl nie sicher wissen…

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Artikel

von Klapowski am 05.11.17 in Gastbeitrag

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Kommentare (4)

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  1. BigBadBorg sagt:

    Darf ich die MST3K Version auch in Englisch empfehlen? Beide Sprachfassungen sind genial, man kann sie beide durchaus hintereinander gucken ohne sich zu langweilen, da die Unterschiede im Kommentar doch gewaltig sind.

    Der Film an sich ist unterhaltsam, die Effekte sind echt gut (wenn man bedenkt aus welcher Zeit der Film ist) und die Charaktere gar nicht mal so schlecht. Auch das der vermeintliche Bösewicht eigentlich gar nicht böse ist war für die 50er doch recht untypisch im SciFi-Genre.

    Dennoch, wenn ich ihn mir dann doch gelegentlich mal anschauen will greife ich auf die MST3K-Fassung zurück. Die ist nämlich zeitlos.

  2. Speedomon sagt:

    Ah, this Island Earth, echter Klassiker. Hab als Kind Alpträume von dem Spaghetti-Augen Monster gekriegt und ihn vermutlich darum (und wegen zu seltener TV Wiederholungen) seit 30 Jahren nicht mehr gesehen.
    Die einzige andere Szene an die ich mich erinner war mit dem Auto, dass von dem grünen Alienstrahl (wohlgemerkt von den guten Aliens) in Entführungs-
    oder Zerstörungsabsicht verfolgt wird. Unheimliches Zeugs.

  3. Bergh60 sagt:

    tach auch !

    Aber was hat das mit „Metaluna … antwortet nicht zu tun“?
    (War das nicht ein völlig anderer Film ?)
    Oder verwechsle ich das mit Alarm im Weltall mit Leslie Nielson und Robbi ?

    Ich glaube Ich muss mir die alten Schinken mal wieder antun.

    Gruss BergH

  4. Bergh60 sagt:

    tach auch nochmal !

    Vergesst es Metaluna 4 … war der komplett verblödete deutsche Titel.

    Gruss BergH

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