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„Fake News“ – Anwendungsorientiert in die Zukunft

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Neben der Marslandung im Jahre „Klapo-ist-seit-40-Jahren-tot“ und dem Elektroauto, das nicht über Umwege von Atomstrom oder Kohle angetrieben werden muss (sondern durch die sich drehenden Räder anderer Elektroautos), scheint mir das eine sehr realistische Zukunftsvision zu sein: Der Fake wird zum Alltag – und die Realität wird egal. Unabhängig von Trump, AfD und den Erfolgsmeldungen über Kollege Sparkillers Stuhlgang entsteht seit Jahren eine digitale neue „Realität“…

Nun mag man sagen, dass das ja seit 10 bis 15 Jahren nix Neues ist: Deppen teilen eben Deppen (und Deppseins-Interessierten) gerne irgendwelche halbseidenen Inhalte mit, ob nun über Facebook oder einfach – wer braucht schon noch „Books“? – von Face zu Face. Manches glaubt man eben, anderes nicht. „Wo is Problem, Altäär?“, möchte man da als postfaktischer Uniprofessor vielleicht rufen. Und ja, ICH sehe auch keins!

Denn was hat die Realität schon für uns getan? Genug Jobs geschaffen, Kriege abgeschafft? Ich sage: NEIN! Die Realität hat unseren Planeten erst zu dem gemacht, was er ist: Ein Haufen unverrückbares, frustrierend messbares Dingsbums, nicht so geheimnisvoll und aufregend wie Schrödingers Katze in der Kiste. – Ja, diese verflixte Realität… Wäre ihre Abschaffung so schlimm, nachdem sie uns nur schmutzige Unterhosen, 8-9 Stunden tägliches Arbeiten (bzw die vereinzelte Trauer darüber, es nicht zu dürfen) und die jährliche Einstellung der weißen Duplos gebracht hat?

Zum Glück erwarte ich in der Zukunft ein paar technische Hilfsmittel, die die Welt endlich in das verwandeln, was wir brauchen: Nämlich in das, was mir gerade durch den Kopf ge… – oh, der Hund hat einen aufgestellten Schwanz!


Thema: Augmented Reality

Was ist, wenn real wirkende Inhalte endlich in Echtzeit auf reale Ereignisse „gestülpt“ werden können? Was heute nur eine bewegte Mütze auf meinem Kopf ist, wenn ich die Handykamera nebst Spinner-App auf mich richte, kann morgen schon ein einrädriges Auto auf der Straße vor meinem Haus sein. – Live in die Welt gestreamt und scheinbar wirklich vorhanden. Klar, die Technik wird am Anfang gerade bei Kamerabewegungen leicht zu entlarven sein (Ruckel, Zuckel), aber denkt man 0,5-10 Jahre weiter, so kommt man doch ins Grübeln.

Spätestens, wenn sich Augmented Reality langfristig durchgesetzt hat, muss man geistig abschalten lernen, um sich nicht überfordert zu fühlen:

„Muttiii? Ist das im Holo-Fernsehen nun ein echter Bundespräsident, der die Bewegungen eines Affen in 3D vollführt, oder aber ein Affe, auf den der Körper des Präsidenten projiziert wurde?“

Diese Fragen werden wir uns stellen, nicht so sehr die, wer zum Henker noch mal den Bundesaffen wählt (Die Bundesländer? 100 Schimpansen?). Dazu kommt das ständige Rätseln: Was ist aus bestehenden Datensätzen zusammengesetzt, was dazu berechnet, wo endet die KI, wo fängt Vodafone an? Was sieht die Kamera, was die Software, was berechnet der Streamempfänger zusätzlich rein? Ist mein Sexpartner eine Puppe, auf die die Bewegungen eines anderen Users aus China gestreamt werden, oder ist das Aussehen eines Pornostar noch zusätzlich draufgestülpt worden? Und „sext“ gerade jemand mit, weil er sich in den Stream gehackt hat? Schlafe ich also mit Putin, ohne es zu wissen? (Ein Problem, das aktuell ja viele haben…)

Geschöntes Werbevideo? Nicht, wenn man sich im Kopp die Prozentwerte an Übertreibung einfach als Jahreszahlen drauf rechnet. Ich kann es jedenfalls kaum noch erwarten, dass andere Meetingteilnehmer meinen Kollegen Sparkiller nicht mehr wegen seinem Körpergeruch aufziehen können!

Nach der Anfangszeit des „Was-ist-denn-das-schon-wieder-für-ein-Unsinn?“ aus den Mündern der Leute, die noch wissen, was „Hottentotten-Musik“ ist, wird man sich langsam mit VR-Brillen und -Kontaktlinsen anfreunden. Warum sollte ich auch keine Brille tragen, die in meinen Alltag überall realistische Bananenstauden reinprojiziert? Da sieht die Bielefelder Innenstadt doch gleich viel Vitamin-B-iger aus! Auch fände ich es super, wenn überall Wasserfälle von den Hochhäusern rauschen würden. – Um später gegen den Politiker zu stimmen, der irgendwas langweiliges Reales bauen lassen will. Wer braucht schon einen teuren Teich im Stadtpark, wenn ich mir den ganzen Tag virtuelle Fische in Parkbuchten ansehen könnte?


Halt doch mal die Presse!

Schon heute interessiert es viele nicht mehr, was in Zeitungen oder seriösen Magazinen steht. Tage- oder gar wochenlange Recherche (wie bei Zukunftia damals in Sachen Quantenphysik) eines Reporters zu einem komplexen Thema? – Ein sattes „Weg mit den Fak(t)e(n) News!“ brülle ich da! Journalismus ist nämlich teuer und schädigt durch das ganze Rumreisen nur das Klima, das sich nicht(?) wandelt.

Und warum Zwo Fuffzich für eine Zeitung ausgeben, wenn irgendein Hansel auf Facebook schreibt, dass er genau gesehen hat, dass in Öffentlichen Einrichtungen kubikmeterweise Wasser verschwendet wird (z.B. im Schwimmbad)…? Dank Social Media ist man doch jetzt viel näher dran an den Experten! Ein aktuelles Beispiel: Trump hatte mal einen gut dokumentierten Fiebertraum von einem Mann, der sich eingebildet hat, dass der deutsche Golfer Bernhard Langer nicht in der U.S.-Wahl abstimmen durfte, ein Stamm nackter Neger in der Schlange nebenan aber MEHRFACH wählen konnte. Und das, obwohl die alle schon TOT und illegal mit Bussen eingereist waren!

Recht so! Wen interessieren schon langweilige Recherchen und Augenhörenberichte von dreiunddrölfzig kantigen Wahlurnen? ICH finde die Langer-Anekdote viel besser: Klar auf den Punkt und in irgendeinem Paralleluniversum garantiert auch so passiert. Schade nur, dass Langer sich selbst unprofessionell als Faker entlarvte, als er diese reale Fake-Geschichte mit von der Realität erfundenen Fakten leugnete. – Äh…?

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Schlampige Kampagnen wie diese demontieren sich gerne auch mal selbst. Richtig wäre hier gewesen, die aktuell noch erwartbare Restlebenszeit des Universums einzutragen. – Also ungefähr noch mal sechstausend Jahre, meint der Bibelkundler neben mir…

Ich prognostiziere also, dass wir in 15 Jahren noch direkter und schneller verblöden könnten: Fakenews aufs Ohrpad, Fakenews auf die Datenbrille, Fakenews als 50.000-fach gelikter Facebook-Artikel. Warum dann noch langatmig lesen, was in der Zeitung steht? – „Egal, ein Kumpel hat mir da ganz schlimme Bilder direkt auf das Hirnimplantat gestreamt! Unhaltbare Zustände im Städtischen Krankenhaus! Krebspatienten spucken Blut und in der Pädiatrie sterben Kinder!“

Es wird immer stärkere Bilder geben als das, was Reporter nicht ohne Grund oftmals aussortieren, und das ist auch gut so. Ich langweile mich doch so schnell!


Die „Intelligenz“ der Massen?

Hillary Clinton wollte ganz dringend den 3. Weltkrieg (gut für den Dow Jones, nehme ich an) und hat u.a. einen Kinderhändlerring in einer bekannten Imbissbude betrieben? – Wenn man Dinge nur oft genug wiederholt, so wird es schon geglaubt. Und ja, das ist auch GUT so!

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Hier die große Facebook-Posting-Verbrennung aus den 30er-Jahren. Wir sehen hier mehrere „Tweets“, die von der Schwarmintelligenz als falsch überführt wurden. Unter anderem die dumme These, dass die Kopfform eines Menschen nichts damit zu tun hat, ob man ihm seine Goldzähne entfernen sollte.

Stellt euch vor, euch würden gute Bekannte mehrmals sagen, sie wären von Außerirdischen entführt worden. Es wäre dumm und unhöflich, diese Berichte als Blödsinn abzutun. Selbst, wenn die Urheber der Geschichte nach 2 Minuten das Gegenteil behaupten („Haha, war nur Spaß!“), solltet ihr die Geschichte wenigstens(!) kurz aufschreiben, mit mehr oder weniger futuristischen Effekten verfeinern (2017 = Kleine Animation des UFOs, 2027 = Animation der Bundeskanzlerin Petry, die das Video als echt bezeichnet) und online verbreiten. Im besten Falle habt ihr viele Klicks (Geld!), im schlimmsten Falle guckt das irgend so ein kommentierender Besserwisser, der mal irgendwo „Schattenwurf“ studiert hat. Bäh!

Ach ja, und es ist niemals schlecht, die unstrittiges Existenz von Aliens zu verbreiten, selbst wenn dies ausnahmsweise(!) mit einem falschen Video geschehen ist. Gilt auch für Flüchtlinge und Krebsbazillen im Leitungswasser. – Ist ja für die gute Sache, die Aufklärung und so. Immer dran denken: Für zu wenig Photoshop wurde den Rebellen in der Französischen Revolution von den Adligen noch der Kopf abgeschlagen!


Computer ersetzt Mensch

Theoretisch ist es denkbar, dass wir bald Zustände wie bei den Partnerbörsen erleben, wo ja auch jeder der 20 größten Anbieter angeblich „4,9 Millionen Mitglieder“ hat. Die „9“ hinten ist als große Zusatzzahl übrigens psychologisch sehr wichtig! – Man stelle sich vor: Die komplette Bevölkerung Chinas lebt nur in unseren Breitengraden, um endlich einen Partner zu finden!

Die Stichwörter lauten „Fake-Profile“, „Putin-Trolle“ und „Bots“, von denen ihr bestimmt schon gehört habt. In der Zukunft lesen wir also vermutlich 4000 Kommentare statt 40 unter jedem Politikgespräch auf SPON. Spätestens dann werden KIs und Bots seitenlang untereinander diskutieren, während sich die wenigen menschlichen Mitleser wundern, warum Wladimir Putin schon wieder den Friedensnobelpreis verliehen bekommen soll.

Wer ohne Forumskommentare und Facebook aufgewachsen ist, wird wenig Probleme beim Einordnen dieser Dinge haben, aber Kinder könnten schnell ins Schwimmen geraten: War die Mondlandung wirklich nur ein Versuch, das Empire State Building zum Einsturz zu bringen? Und wieso hackt mein PC die Süßigkeitenschublade von Mamis intelligentem Kühlschrank, wenn ich dem lieben Hassonkel auf Facebook ein „Like“ gebe?

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Zeitungsausschnitte? Broschüren in der Fußgängerzone oder per Post? E.T.-Seminare? – Was 1993 noch funktionierte, ist in Zeiten der Bots und Trollfabriken einfach nur ungeeignet, um alternative Fakten zu verteilen. Soeben habe ich zum Beweis 10.000 Postings zu diesem Ashtar-Dingsbums bestellt, für 0,01 Kronkorken das Stück. Macht euch also bereit für die dazugehörige Klapo-Kirchensteuer in 5 Jahren!

Aber vielleicht ist das auch etwas Gutes: In Internetforen schreiben ja eh nur 1-5 % aller Leute was rein, vermutlich aus Zeitgründen, oder weil man nicht mit einem Kleinschreiber darüber diskutieren will, wie blöd man doch ist, überhaupt geboren worden zu sein. Wieso sich also nicht an der öffentlichen Meinungsbildung beteiligen, indem man in der Zukunft eine KI anmietet, die man selber programmieren kann?

An einem Nachmittag sind alle eigenen Standpunkte von A wie Abtreibung bis Z wie Zyklon B schnell in ein einfaches Eingabesystem gehämmert. Und schon kann mein Klap-Bot rund um die Welt und in allen Sprachen erklären, dass die europäische Lebensmittelindustrie uns NICHT vergiften will – es sei denn, sie hat gerade Langeweile.


Fake-Fazit:

In der Virtuellen Realität und in Fake News liegen noch viele attraktive Anwendungsbereiche! Kriege, die nie geführt wurden und Gedankenreisen, die nie ein Mensch zuvor kapiert hat. Ja, nagelt mir 3D-Hologramme ins Fenster, nehmt mich mit auf eine erhellende Reise zum Bowling-Green-Massaker.

Die Realität ist öde und langweilig, aber als Muse für phantastische neue Werke taugt sie noch gerade so.

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Artikel

von Klapowski am 18.02.17 in All-Gemeines

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Kommentare (1)

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  1. Cronos sagt:

    Twitter ist super. Facebook auch. Dazu noch die Bildzeitung. Was will man mehr? Trump ist uns einfach ein bisschen voraus. Putin sowieso. Willkommen in der alternativen Realität.

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