Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

TV killed the Video-Star.

, TV killed the Video-Star.DVDs machen definitiv mehr Spaß als das TV-Programm. Und das liegt nicht nur daran, dass sie rund sind und daher so lustig über den Fußboden kullern, was höchstens noch Hella von Sinnen und der Tölz-Bulle ähnlich hinbekommen. – Nein, die Änderungen, welche die mit Silber und reinstem Glück beschichteten Datenträger an unseren Sehgewohnheiten vornehmen, sind noch viel weitreichender: Sie emanzipieren den (deutschen) Zuschauer auf eine Weise, die Alice Schwarzer die Tränen in die Säcke treiben würde. Es folgt nun eine Liebeserklärung…

Ich weiß, ich habe bereits häufiger über das Thema referiert und möglicherweise ist die gleich ans Tageslicht gezerrte Wahrheit zu profan, um darüber im Internet einen kleinen Artikel zu schreiben. – Andererseits gibt es auf YouTube auch Videos von grimassenschneidenden Webcambesitzern, was diesem Text mehr als eine rudimentäre Daseinsberichtigung gibt. Und Grimassen und Webcam hatten wir hier ja schließlich schon…

Meine These: Moderne Serien sind einfach nicht mehr für das klassische Fernsehen geschaffen. Ähnlich dem Verhältnis „Schneeball – Mikrowelle“. Vielleicht waren sogar ältere Serien das nie. Wer kann schon sagen, welche Kontinuitätsschmankerl beispielsweise in „Bonanza“ oder „McGyver“ verborgen waren, wenn man die Serien erst Jahrzehnte später auf Sat.1 oder Kabel 1 DVD-kompatibel, also täglich, sehen konnte? Was natürlich kein normaler Mensch macht, der jeden Morgen ein festgelegtes Tagesprogramm reingereicht bekommt („Wie? Schon wiedeeer 8 Stunden arbeiten? Aber ich hab’ doch Gestern erst!“). – Hatte Ben Cartwright bereits in der ersten Folge eine Vision, die sich auf das große Serienfinale bezieht? Besinnt sich McGyver am Ende womöglich und nimmt dann doch die allererste „Weibliche Gastrolle der Woche“ aus Episode 1×01 zur Frau, weil man in ihrer Dauerwelle immer noch die meisten Klappmesser verstecken konnte?

Ich gebe natürlich zu: TV-Serien im Fernsehen erscheinen logisch, ähnlich Goldfischen im Wasser oder Hunden im Zwinger. Doch seit dem Aufkommen der DVD merkt auch der bundesdeutsche Hosenbundstrecker, dass Goldfische in leckerer Marinade gar keine so üble Sache sind und zwischen Hund und Schwein kein großer Unterschied liegt, was die Menge an Kartöffelchen angeht, die man rund herum platzieren kann.

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„Ich hatte die Schnauze voll vom Fernsehprogramm. Da kam ja nur noch Scheiße! Grrrraaa!” – “Aber, aber, Herr Silbereisen! So beruhigen sie sich doch bitte wieder!“ – Das Fenster zum Doof: Immer mehr – meist jüngere – Leute stehen den klassischen TV-Ausstrahlungen immer kritischer gegenüber. Das Wort „Ausstrahlung“ lässt manche inzwischen sogar eher an ein leckgeschlagenes Atomkraftwerk denn an gelungene Abendunterhaltung denken…

Dass man die TV-Ware in der Glotze einmal wöchentlich auf einem festgelegten Programmplatz sehen kann (bzw. dieses diffuse Nachbild auf der Netzhaut, wenn etwas plötzlich schnell weggenommen / abgesetzt wird), spricht nur oberflächlich für das „Programm-from-Outer-Wohnung“-Medium. Man kann mit dem Auto schließlich auch durch die Parkanlage fahren, sollte aber aus unterschiedlichen Gründen doch besser dem asphaltierten Streckenausbau der Straßenverkehrsämter treu bleiben.

Denn man muss sich das mal überlegen: Einmal die Woche beschließt eine Art himmlischer Programmdirektor mit einem sportlichen Nebenberuf als Zahlenjongleur, dass am Montag halt LOST angesagt ist. Einfach so, aus heiserem Himmel („Ich habe ööööntschiedäään! MÜLLER! Setzen sie’s um!“). Vielleicht hat man als Zuschauer dann aber gerade gar keine Lust auf unselige Inseler und möchte mal lieber wieder Ally McBeal über die Teppichkante stolpern sehen? Einfach, weil man selber am Dienstag immer zum Mystikerabend der Pickelfressen (e.V.) geht und danach keine Lust auf ein Infopuzzle mit mehr als 1.000 Teilen mehr hat. Oder man will montags generell lustige Serien bestaunen und lebt seine angesparten Heiterkeitsausbrüche dann dadurch aus, indem man sich etwas zutiefst albernes vorstellt. z.B. dass Fettbacke Hurleys Hähnchenrestaurant in LOST von einem Meteoriten getroffen wird. – Hee, Moment mal…?

Dazu kommt: Viele moderne Serien sind hart, sehr hart. – Aber fair: Wer regelmäßig einschaltet, versteht natürlich schon irgendwann, was 24, LOST oder Alias einem eigentlich zu sagen versuchen. Jedoch hat die übliche TV-Ausstrahlung mehrere Fehler, die das Sehvergnügen so sehr einschränken, dass man möglicherweise eine Woche später nur noch die Nachttischlampe statt dem Fernseher einschaltet. Oder die Nachttisch-Schlampe anmacht. Die Fehler – hättet ihr sie alle gefunden? – wären:

1.) Zeitverzug
. Moderne Serien erzählen einen bestimmten Handlungsstrang auch schon mal erst 3 Wochen später weiter. Wenn beispielsweise Sidneys Reporterkumpel in „Alias“ in Zeitlupe an seiner Nebengeschichte herumrecherchiert, hat man 2 Wochen später schon wieder vergessen, wie alle der 78 Personen (teilweise nur einmalig genannten) Personen heißen, die irgendwann vorher mal von Belang waren:


„Ich habe mit Hostrow über den Fall Mainolf gesprochen… Daher bin ich hier, Mister Kadinsky. Wissen sie etwas über eine Anna Kuber?“

„Ich habe schon ihrem Kollegen Glen Miller gesagt, dass ich darüber nicht mehr reden will!“

„Wer soll das sein? Etwa der Deckname von Anna Kubers verschwundenen Bruder?“

„Nein. Miller hatte einen Assistenten, und zwar Hostrow (siehe oben). Als sie seinen Namen nannten, dachte ich, sie würden beide kennen. Aber dann ist ihnen sicherlich auch nicht klar, dass Anna im Fall Mainolf bereits mit Miller gesprochen hat! Radolfy hat’s mir gesagt!“

„Aber wieso erzählen sie mir das alles jetzt doch? Ihr Krankenpfleger, Daniel Hecht, hat gesagt, sie würden gar nicht sprechen können!“

„Ich höre halt einfach gerne Namen, Mister…? Wie heißen SIE eigentlich?“

„Oh. Das ist eine laaaange Geschichte…“

(*Das „Buch der Namen“ herauskram*)


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„Sir? Ich frage mich, wer diese einfarbigen, krampfhaft seriösen und humorlosen Promobilder überhaupt noch spannend finden soll“ – „Seien sie bitte still. Ich muss mir noch eine Bügelfalte vom Knie massieren.“ – Ali As und die 40 Räuber: Noch habe ich nicht mal die erste Staffel zuende gesehen, aber so langsam entwickelt die Serie von J.J.Abrams ihren gewissen Charme. Spätestens seit dem ersten Aufkommen von QUERSTREIFEN werde ich immer neugieriger, was die sich wohl als nächstes einfallen lassen!

Im Fernsehen hatte ich mir Alias bereits nach 2 Folgen geschenkt. Und mich aufgrund dieses reichlich mageren Eigengeschenks in Selbsthass gesuhlt. – Allein die Grundkonstruktion von mehreren doppelt gemoppelten Doppelagenten erlaubt es mir kaum, mich auf den weitverzweigten Plot zu konzentrieren, ohne die Eckpfeiler am Bildschirm mit Edding zu markieren! Da bräuchte ich nach einer Pause von mehreren Tagen alleine 15 Minuten, um mich mental wieder in der Handlung einzufinden. Und aus irgendeinem Grund scheint es in Agentenfilmen (inklusive James Bond) üblich zu sein, dass das Missionsbriefing in einer derartigen Geschwindigkeit vorgetragen wird, dass man keine Ahnung hat, was der arme Multimilliardär in Kuba oder Pjöngjang denn nun GENAU verbrochen hat, um mal wieder so richtig infiltriert zu werden. (*obszöne Handbewegung mach*)

„Mr. Bobaschjewzyzc ist Russe, wurde aber von einer deutschen Hebamme in Kaiserslautern von einem Mailänder Modefotografin entbunden, woraufhin Bobaschjewzyzc ein riesiges Vermögen erbte. Er ist exzentrisch und betreibt mehrere Lachsfarmen in Luxemburg, wo er auch sein Hauptquartier hat. Ihre Aufgabe ist: Geben Sie sich als seine verschollene Schwester Annabell Kryzschzyunzky aus, hacken sie seinen Computer, während wir über Satellit einen Zwischenfall an der Fischfutteranlage vortäuschen, und stehlen Sie aus seinem Tresor die CD mit den Ausgangsdaten für unser morgiges Missionsbriefing. Viel Glück!“

Mir ein Rätsel, wie man diese Serie im Fernsehen ertragen kann, ohne nach 7 Sekunden auf „Raus aus den Schulen: Der Supernanny-Tausch“ umzuzappen… Auf DVD macht sie allerdings richtig Spaß! Für mich als absoluten Gedächtnis-Extremstakrobaten (= ich vergesse mehr Zahlen als Rick Berman seine angefangenen Handlungsstränge) ist es sehr erfrischend, drei Folgen hintereinander zu sehen und somit episodenübergreifende Zusammenhänge zu erkennen, die sogar über das Wiedererkennen des Senderlogos an der Bildschirmecke hinausgehen!

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„Okay, als nächstes sequenzieren wir die Nebenfiguren getrennt von den Hauptfiguren und führen einen dreifach abgesicherten Test auf Doppelbödigkeit vor!“ – Fluch(t) und Segen zugleich: Moderne Serien sind teilweise so anspruchsvoll geworden, dass vereinzelte Zuschauer bereits Analysen in Story-Laboren in Auftrag geben, wenn sie mal wieder nicht mitkommen. Aber das macht nix, denn auch in „World of Warcraft“ kann man sich schließlich Gold von chinesischen Monstertotklickern kaufen, um sich Arbeit zu sparen.

Nip/Tuck wäre wohl nicht eine meiner Lieblingsserien geworden, wenn ich nicht nach dem Motto „Die DVD-Box im Haus erspart Eduard Zimmermann“ vorgegangen wäre. Erst nach 2 oder 3 Folgen erschließt sich einem, dass die Serie nicht so oberflächlich und reißerisch ist, wie sie anfangs wirkt. – Die 3. und 4. Staffel teilweise wieder ausgenommen. Am liebsten von Hannibal Lector.

Ebenso Third Watch, von denen ich mir für 15 Euro mal die erste Staffel gegönnt habe. Erst nach 4 Folgen hintereinander und einem ständigem Wechsel der Polizei-, Feuerwehr- und Rettungsdiensteinsätze hatte ich das Gefühl, die Serie verstanden zu haben. Danach möchte man sich beim Wechsel der DVDs dann fast eine Polizeimütze aufsetzen und Feuer im Hausflur legen, um den real eintreffenden Rettungskräften das eigene Bedauern für ihren Job auszusprechen, der sie andauernd mit völlig Verrückten zusammenführt.

Es ist fast schon unheimlich, wie viele (US-)Serien einem plötzlich gefallen, wenn man sie nur in Ruhe auf DVD schaut! In Effekt, der mich nachdenklich macht und hoffentlich wenigstens vor deutscher Volksmusik und „GZSZ – Die komplette Serie in einem handlichen Kubus mit einem Meter Kantenlänge“ halt macht.

Teilweise steigere ich mich im Moment fast in einen Kaufrausch und eine nymphomanische Beziehung zu meinem DVD-Player hinein! Ich muss ich mich schon selber bremsen, um nicht neuerdings wie ein Bescheuerter Serien zu bestellen, die andere mal gut fanden, in die ich aber nie reingefunden habe. Auf meiner Neugier-Liste: „Twin Peaks – Die komplette Serie“? – Nach 5 Folgen sicher MÖRDER-spannend! „4400“? – Kann ein SF-Story mit einer Zahl im Titel denn überhaupt anders, als total kultig zu sein? „Dark Angel“? – Fand ich damals Scheiße, aber das galt schließlich auch mal für Gina Wild. „Prison Break“? – Gesiebtes Ozon aus der Fernseherlüftung? Habe schon echt lange keinen Gefängnisfilm mehr gesehen… „Rome“? – Sicher ganz nett, in welcher Stadt spielt das denn? „Boston Legal“? – Schon die Gesetze der Wahrscheinlichkeit diktieren, dass William Shatner irgendwann mal wieder etwas Gutes machen MUSS!

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„Daaaaniel! Komm ruuunter! Essen ist fertig!“ – „Gleich, Mom! Ich muss hier nur noch schnell was zu Ende schauen!“ – „Aber beeil Dich diesmal! Das sagst Du nämlich jedes Mal und Du bist schließlich schon auf 15 Kilo runter!“ – Was guckst Du?: Hier einige meiner letzten Errungenschaften. Teilweise ergibt sich langsam das selbe Problem wie am Nacktbadestrand für Nachwuchs-Pornostars: Man kommt mit dem Gucken einfach nicht mehr hinterher!

Und was sind schon 30 Euro für fast einen Monat mit abendlicher Abnudel-Ware? Genau: Bis vor kurzem rein rechnerisch exakt ein Drittel einer ENTERPRISE-Staffelbox.

Doch kommen wir noch schnell hierzu:

2.) Eingewöhnungsfaktor: 42 Minuten sind nicht viel Zeit. Diese alte Weisheit, die auch von schriftlichen Abschlussprüfungen („Ich hab’s gleich!“) und der „Happy Hour“ im Dorfpuff bekannt ist, trifft auch bei Fernsehserien in’s Tiefschwarze. Colored by Trauer.

Nehmen wir als Beispiel „Battlestar Galactica“. Die Serie ist Scheiße. Punkt! – Aber ein mit einer Handkamera verwackelter…

Zumindest im Fernsehen kam mir das Ding absolut öde vor. Ich fand einfach nie rein, was aber auch daran lag, dass dieses „rein“ sich so anfühlte, als würde mich jemand lieblos durch den Lieferanteneingang schubsen, bevor man mir mehrere Kubikmeter Werbeplakate zu fressen gegeben hat. Die Charaktere erschienen mir trantütig und komplett unsympathisch, die Geschichte kam nicht voran, und an die bemerkenswerten Details kann ich mich schon gar nicht mehr erinnern. Doch ich ziehe durchaus in Erwägung, dass dies gar nicht an der Serie lag, sondern am Medium TV-Ausstrahlung.

Ich brauchte immer ein Weilchen, um mich überhaupt in die aktuelle Folge einzufinden. Dazu gehört auch: Eine Flasche Wasser holen, ins Kissen pupen, Knabberkram abwechselnd aus- und wieder einpacken (eine Zwangsstörung, die mich neuerdings befällt, wenn ich mir vorstelle, wie die Sauerstoffatome an meinem Essen herumoxidieren), debil auf der Unterlippe herumschmatzen, eine Decke rauskramen (ich friere in letzter Zeit so leicht; so hat es mit Kollege G.G. Hoffmann damals auch angefangen) und mir vorstellen, dass ich im Weltraum bin und die versifft-ostwestfälische Wohnzimmeratmosphäre nur ein dreidimensionales Trugbild der Zylonen ist.

Bis ich dann einigermaßen fertig war, schrie mich auch schon ein großhirngepircter, vermutlich arbeitsloser Synchronsprecher an, der einen dauereuphorischen Jugendliche imitierte. Ich möge doch bitte sofort ein Battlestar-Handy-Game oder einen total lustigen Klingelton herunterladen. Da fehlte nur noch die Mitteilung, dass alle meine Freunde sterben würden, wenn ich diese Mitteilung nicht mindestens an 30 Leute weiterleite. – „Wenigstens EINEN Klingelton herunterladen. Bittööö.“ – Was aber als Problemlösungsmaßnahme gar nichts bringen würde, da der gute Mann in Unkenntnis meiner Folgsamkeit trotzdem in der nächsten Werbepause wiederkehren und erneut den verbissenen Kaufbefehl in den Äther bellen würde.

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„Und? Wie finden Sie unsere neue Serie?“ – „Äh. Danke, aber ich suche noch…“ – Die längste Prali… Nervensäge der Welt: Aus irgendeinem Grund störten mich die Besonderheiten einer TV-Ausstrahlung bei BG mehr als zum Beispiel bei „Stargate Atlantis“. Was vielleicht daran liegt, dass letztere Serie ja eigentlich sowieso schon einen kompletten Werbespot für das kanadische Forstministerium darstellt.

Wenn dann endlich die Episode weitergeführt wird (sofern man diese nicht nur als animierte Verzierung des unten befindlichen Laufbandes – „Morgen wieder RTL2 einschalten!“ – sehen möchte), baut man mühsam wieder die Grundstimmung auf. Weltraum. Allein. Eingeschlossen. Misstrauen. Überleben. Gejagt. Handygame. – Handygame? Oh, schon wieder Werbung…

Ich fühlte mich wie das Stacheltier in der Geschichte „Der Hase und der Igel“, denn immer, wenn ich mein Ziel (die Erreichung eines meditativen Konsumierungszustands) erreicht zu haben glaubte, war irgendwas Lautes und Buntes bereits dort und streckte mir seine Zunge heraus. Auf der übrigens irgendwas von einem tollen Gewinnspiel stand. Irgendwann war die Folge meist zuende, ohne dass ich ein Gefühl für die Serie bekommen oder gar mehr als zwei Namen der Besatzung gelernt hatte. Zum Beispiel den von Adama Starbuck. – Jetzt müsste ich nur noch herausfinden, ob das nicht sogar ZWEI Personen sind.

Ein sich düster und laaangsam entfaltendes Universum hat im Fernsehen einfach nichts zu suchen! Ich brauche einfach den richtigen Zeitpunkt für gepflegte Langeweile, wie z.B. eine Isolationshaft, bei der mir ein tragbarer DVD-Player gelassen wurde, bevor ich dankbar eine Serie wie „Battlestar Galactica“ anschaue.

Doch ich werde sie mir irgendwann kaufen, so viel steht fest. Ich warte nur noch auf die renovierten DVDs, bei der die Handkamera bei ruhigen Gesprächen(!) nicht wie blöde herumzittert. Und dann werde ich auch DIESE Serie in mein Herz schließen. Ich muss sie nur dann schauen, wann, wie und wie lange ich möchte… Selbst „Six Feet Under“ habe ich in erst der kompletten Box geschaut, da man sich für manche guten Dinge einfach zwingen muss. Nach dem Motto: „Jetzt habe ich die Boxen für teures Geld hier, jetzt muss ich die auch gut finden…“ – Und bei Ideen wie „Schwuler Bestattungsunternehmer wohnt mit debiler Mutti zusammen“ sollte man mit halben Sachen gar nicht erst anfangen.

Doch was bedeutet dieser Erkenntnisgewinn für die TV-Landschaft? Soll ich aktuelle Serien dort ignorieren und sie erst Jahre später auf Silberlingen genießen? – Ja, das soll ich! Es gibt nichts Schöneres, als die noch ungesehenen Minuten auf der Rückseite der Verpackungen zusammenzuzählen und zu erkennen, dass man noch ganze 4.392 Minuten ohne Werbeunterbrechungen, Einblend- und Absetzwahn vor sich hat. 4.392 Minuten, für die man sich in der nächsten Mickey Maus einen Hemdanhänger mit der Aufschrift „Programmdirektor“ wünscht. Viele Stunden, die man wahlweise auf Englisch, Deutsch oder mit Macherkommentar verbringen kann! Stunden mit Pausefunktion, Standbild, Zoom, türkischen Untertiteln und hochinteressanten DVD-Vorspännen („Wenn sie diese DVD gekauft haben, sind Sie für uns trotzdem ein potenzieller Raubkopierer, Arsch!“).

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„Oh, ich sehe gerade: es ist Zeit für meine Lieblingsserie!“ – „Müssen wir uns daher jetzt beeilen?“ – „Nööö. Es ist nämlich IMMER Zeit für meine Lieblingsserie.“ – Handgelenk(t): Mediale Selbstbestimmung wird in Zukunft Ausmaße annehmen, die wir uns HEUTE noch nicht mal vorstellen können. Was wohl bedeutet, dass die Öffentlich-Rechtlichen es sogar NIE kapieren werden.

Die DVD und ihre feinlaserigeren Nachfolger sind die Zukunft! Schon jetzt sinkt der TV-Konsum auf allen Fronten. Als Beispiel sei nur diese Meldung aus 2006 genannt, die einen täglichen Nutzungsschwund von 230 auf 130 Minuten bei Nutzern von Digital-TV ausgemacht haben will:

„Wer es gewohnt sei, über Internet, DVD-Player oder Spielkonsole stets auf Unterhaltungsangebote oder Informationen zuzugreifen, weigere sich, die starren Programmschemata der TV-Sender zu akzeptieren, hieß es zur Begründung.“

Und das ist erst der Anfang! Gegen Internet, DVD und Spielekonsole kommt die Glotze einfach nicht mehr an, selbst wenn die Supernanny irgendwann in 3-D wäre oder ich mir Heimwerker-Soaps auf alle 4 Wohnzimmerwände projizieren könnte. Ich will gar nicht unbedingt sagen, dass DVD-Krempel immer anspruchsvoller als TV-Unterhaltung wäre, aber Dank der Scheibe kann man sich nun endlich den minderbemittelten Trash ansehen, denn man sehen möchte, wie z.B. LEXX. Und man denke nur 10 Jahre weiter: Wer soll sich dann noch schlecht gemachte Actionfilme ansehen, wenn „Crysis 4“ eh genau so real aussieht und man da sogar AKTIV durch den Dschungel heizen darf? Und im Erweiterungspack sogar durch den Teutoburger Wald…

Von deswegen her will ich einfach mal sagen: Wir leben in einer Zeit der Loslösung vom Mainstream. Wer bei den Privatsender hängen bleibt, hat entweder kein Geld für Besseres, ist Doof oder hat keine Ahnung (Hallo, Papi!). Für den Konsum von Langweilerformaten wie „Stars on Ice“ kann man sogar nur das gleichzeitige Vorhandensein aller drei Merkmale zugrunde legen, um seinen hasserfüllten Blick in Richtung des Konsumenten doch noch zu einem mitleidigen herunterzuregulieren.

Hoffentlich lässt der Blu-Ray-Boom noch ein ganzes Weilchen auf sich warten, denn die DVD-Preise und die Angebotsvielfalt sind gerade erst ein Niveau gepurzelt, auf dem sich dem Zuschauer ein erfrischendes Überangebot zu fairen Preisen darbietet. Kein Wunder, dass die Filmindustrie schon wieder moppert, dass niemand mehr DVDs für 20-25 Euro kaufen mag, ganz egal, wie brandneu der Film nun ist. Aber für solche Luxusausschweifungen haben wir ja immer noch die ENTERPRISE-DVDs, die immerhin jetzt von 90 auf immer noch happige 65 Euro gefallen sind…

Lang lebe DVD und das digitale Zeitalter! Null und Eins, ihr beiden Racker, lasst Euch von mir das Haar verwuscheln!

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Artikel

von Klapowski am 22.12.07 in All-Gemeines

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Kommentare (14)

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  1. Kaba sagt:

    Quadratisch, praktisch, erster!

    Sehr netter Artikel, wiedereinmal.
    Besonders loben muss ich aber an dieser Stelle mal die Bilder – da scheint einer letztens mal wieder über seine alte Bab5-STaffelbox gestoplert zu sein… JMS im Vorlonenanzug (seit wann is er da eigentlich, schon länger und ich habs nur nicht gemerkt??) ist auch einfach genial.

  2. DJ Doena sagt:

    TV-Serien auf DVD? Ich weiß nicht, ich weiß nicht… Ob sowas Spaß macht?

    OK, zugegeben, ich hab die 10 Staffeln von Friends in 14 Tagen geguckt und im letzten Monat alle 7 Staffeln Buffy, aber mal im Ernst, kann man das jetzt wirklich als Anhaltspunkt nehmen?

    http://doena-journal.doena-soft.de/22/10-jahre-in-14-tagen/
    http://doena-soft.de/phpdvdprofiler/imagecache/djdoena_15_de.jpg

  3. Indigo sagt:

    Also sowas von aus der Seele getippt!

    Allerdings musste ich eine Serie schmerzlich in deiner Tirade vermissen. Nachdem Alias und Battlestar Galactica so gekonnt und verdient ihr Fett weg bekommen hatten, fehlte da eigentlich das aktuelle Paradebeispiel: „Heroes“. Gefühlte 200 Hauptcharatere die alle Jubeljahre mal einen Satz sagen dürfen. Ebensoviele Handlungsstränge, die gegen Ende der Staffel bestimmt (ich weiß, ich bin zu gutgläubig) miteinander verknüpft werden. Und jede Woche ein „Zuletzt bei Heroes…“, das inzwischen ein Drittel der Folge ausmacht. Und wenn man sich dann einigermaßen in die Folge eingearbeitet hat, kommt wie bestellt die nette Einblendung: Nur ein Spot – und sie erfahren, wie es nächste Woche weitergeht bei Heroes. Danke RTL2.

    Abschließend möchte ich noch bemerken, dass wir Klapo niemals mit Rick Berman in einen Raum sperren sollten. Da fällt mir doch gleich wieder Highlander ein: Es kan nur einen geben. Selbst in so einem harmlosen kleinen Artikel kriegt „der arme Kerl“ noch eine rüber.

  4. bergh sagt:

    tach auch !

    Auch meine Seele ist hier vertreten und aus ihr sprciht Klapowski.
    (Bite nicht nach Erklärungen fragen , ich habe den Satz auch nicht verstanden.)

    Ich schaue die meisten Serien nur noch mit Timeshift BergH (TM).
    Auf dem PC vom Staelliten streamen und auf Harddisk , oder DVD brennen, dann mehrere Folgen am Stück gucken.

    Bei Heroes habe ich ~ bei Folge 5 aufgegeben.
    Lost ist auch nur so zu ertragen und BSG sowieso.

    Gruss BergH

  5. nakedtruth sagt:

    Also ich sehe die fehlende Werbepausen bei einer DVD eindeutig als Nachteil.

    Mein Körper ist drauf gedrillt das ich alle halbe Stunde genug Zeit habe um auf die Toilette zu gehen, mir etwas zu trinken zu holen, ein mehrgängiges Menü zu kochen und zu verzehren, ein gutes Buch zu lesen und das Rad neu zu erfinden.

    Erst dann bin ich wieder willens und fähig den Kapriolen eine John Sheridan oder Michael Scofield zu folgen.

  6. Raketenwurm sagt:

    Ich finde es kommt auf die Serie an. Gerade Lost profitiert zwar nicht von Werbepausen, aber von einer wöchentlichen Ausstrahlung. Da hat man erst einmal genug Zeit, über das Gesehene nachzudenken, Theorien zu entwickeln, diese im Internet mit den Theorien der anderen Zuschauer zu vergleichen, über die Eastereggs staunen, die andere in der Folge entdeckt haben, daraus neue Theorien spinnen (z.B. daß die Leute auf der Osterinsel sind, wegen der Eastereggs *hihihi*), und sich letztendlich natürlich auch einfach 7 Tage lang auf die nächste Folge freuen zu können.
    Das fällt alles beim Medium DVD weg. Man könnte sich natürlich selbst limitieren und nur eine Folge pro Woche anschauen, aber das tut doch keiner und Diskussionen im Internet fallen trotzdem weg.
    Und dann gibt es ja auch so Serien, wie z.B. die schon erwähnte 4400, die taugen meiner Meinung nach nur um sich von der Seite berieseln zu lassen. Das kann man so nebenbei schauen, während man noch irgendwas anderes tut; Killerspiele spielen, Pornografie konsumieren oder Essen essen z.B., und bei den Schlüsselszenen schaut man mal kurz hin. Reicht vollkommen aus. Solche Serien möchte ich mir jedenfalls weder als DVDs kaufen, noch diesen Folgen 100% meiner Aufmerksamkeit opfern. Für sowas ist Fernsehen dann wieder ganz prima.
    Also ein Hoch auf das Fernsehen ! Ohne wären Lost und Serien, die nur das Standardprogramm abspulen, nur halb so schön.

  7. manatos sagt:

    Servus und Frohe Weihnachten!

    Ich bin nach mehreren Episoden der meisten Serien dazu übergegangen, mir lediglich die Zusammenfassungen im Internet zu lesen um dann festzustellen, ob ich die DVD’s als fertigen Zusammenschnitt runterzuladen um dann nach dem Erfolg wieder zu löschen oder sie tatsächlich zu kaufen weil mir das Grundthema und der Inhalt so gefallen haben, dass ich nicht umhin kann diese mehr als einmal zu schauen um im Anschluss jeden einzelnen Handlungsstrang nach meiner Meinung wirklich zu verstehen…

    (Monstersatz in Anlehnung an Thomas Mann)

    Das soll nicht heißen, dass ich mir irgendwas illegal aus dem Internet lade und dann illegalerweise nutze, ich tu nur so, damit ich bei den ganzen TV-Freaks nicht ganz so nackig dastehe und noch was dazu sagen kann, ob mir die Folge vielleicht doch ein bisschen zuuu lang(atmig) war… Naja, ich werd schon noch rausbekommen, was mir auf welche Weise auch immer in Zukunft oder Vergangeheit irgendwie zu helfen wagt… ;)

    Ohne DVD’s wäre mir das langatmige Altern und Reifen der verschiedenen Captains bei Startrek, insbesondere das von olle Jim Kirk nie aufgefallen! Dafür hat es im TV nie gereicht weil die ganzen auf pseudo-jung gemachten Werbungen mir jegliche Alterung vermiest haben.

    Danke Silberscheibe!!!

    MfG
    Cpt. Manatos
    NCC30580 Manatos

  8. Renegade sagt:

    Sorry Klapowski da muss ich mal widersprechen (nicht das ich bisher jemals zugestimmt hätte). Galactica ist toll! Aber nicht auf RTL2 und nicht auf deutsch. Also guter Vorsatz fürs neue Jahr; anödenden Krempel wie 4400, Prison Break und Boston Legal von der Einkaufsliste streichen und dafür BSG bestellen.

  9. Turtle sagt:

    Klapo unterschätzt den Gewöhnungseffekt! Der Mensch ist ein Meister der Gewöhung und nach 5 pausenlos geguckten Folgen findet man jede Serie klasse. Klapo sollte wirklich mal im aufoperungsvollen Selbstversuch die TölzerBullenBox oder GZSZ schauen. Nur dann werden wir alle wissen ob es wirkliche Grenzen gibt.

    Zukunftchancen hat sicherlich auch VideoOnDemand per Kabel. Wer nach 5 Folgen jeden Mist gut findet, hat auch keinen Grund mehr sich irgendwelche Staffelboxen mühevoll auszusuchen und zu bestellen. Ich weiß wovon ich rede, denn ich habe hier in UK TV/VideoOnDemand. Nicht billig, aber einfach.

    Was mich dabei wirklich ärgert: Warum muß die Episode den auf 42 Minuten beschränkt sein? Warum müssen alle Folgen gleich lang sein? Wenn man nur per DVD/OnDemand guckt, dann könnte doch jeder Folge mit eigener Länge daherkommen! Ich denke es wird ewig brauchen bis wir sowas zu sehen bekommen!

  10. Wellington sagt:

    Serien bei mir werden mittlerweile nur mehr auf DVD oder Web-Video geschaut, wenn es hierfür einschlägige Empfehlungen gibt (an dieser Stelle einen Dank an Herrn Döner, der hier einmal ein Lob für „My Name is Earl“ verlauten ließ – wirklich ausgesprochen lustig). Einen Vorteil der DVD vermisse ich noch in Herrn Klapos Review: die Originalsprache nämlich. Dabei gehöre ich aber nicht zu jener militanten Gruppe, die sich beispielsweise bei Mangas Gedanken über die korrekte Übersetzung von „Klonk!“ und mancht, sondern erfeue mich an kleinen Details, z.B. den Slangs und Dialekten im Amerikanischen, die oft viel an Antmospäre ausmachen.
    Bestimmte Serien halte ich überhaupt erst auf DVD für konsumierbar, z.B. das fabelhafte Rome oder Prison-Break. Ich könnte mich hierfür ja mal an einem Review versuchen, falls gewünscht…

  11. Renegade sagt:

    Nachdem ich mir gefühlte 127 Folgen Gilmore-Girls, diverse Desperate Housewifes Folgen, sowie Greys Anatomy im Hardcore-Folterpaket antun musste kann ich Turtle absolut nicht zustimmen! Ich finde keine dieser Serien gut! Und ich finde Klapo sollte nicht seine geistige Gesundheit riskieren indem er GZSZ schaut.
    Was die englischen Originale angeht kann ich nur zustimmen! Grade was Mainstreamabseitige Serien angeht lässt die Synchro oft sehr zu wünschen übrig und kann einem an der Sache total den Spaß verderben.

  12. bergh sagt:

    tach auch !

    Was hast Du gegen Greys Anatomy ?

    Magerushct in ihrer allerschönsten Form.

    Ich mag Christina Yang.

    Gruss BergH

  13. manatos sagt:

    Servus!

    Ich mag Chrissi nicht aber ich mag Catherine Heigl und somit auch Greys Anatomy.

    Mehr sag ich nicht!

    MfG
    Cpt. Manatos
    NCC 30580 Mantan

  14. Donald D. sagt:

    @ manatos:
    Jap, Kathy Heigl ist ´ne Wucht, aber ich guck´das nicht. Mir kommt bei Ärzteserien immer das Kotzen. Habe vor kurzem quasi al Test für mich ´ne „House“ Folge geguckt. Da hatte der ´nen ganzen Darm in der Hand. *Würg!*

    @ Renegade: Alles Blödsinn! Die deutsche Symchro ist immer noch Weltspitze. Auch bei „Galactica“ ist sie gelungen.

    @Klapo: So sehr fallen diese Werbeeinblendungen gar nicht auf, denn 1.: man weiß, daß sie kommen und guckt gar nicht erst hin, sondern konzentriert sich weiter auf die oberen 2/3 des Bildschirmes und 2.: ist man 23.00 Uhr sowieso viel zu müde, um noch groß irgendwas zu lesen.

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