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Kurzreview: „Morgen hör ich auf“ (das deutsche „Breaking Bad“)

, Kurzreview: „Morgen hör ich auf“ (das deutsche „Breaking Bad“)

Dank Netflix UND Amazon Prime für mich jetzt doch einen Blick wert: Pastewkas im Vorhinein wegen des „Breaking Bad“-Vergleichs vielgescholtene Miniserie. In 5 Episoden muss der Geldfälscher und Familienvater zusehen, wie er Gangster los wird – oder überhaupt erst mal an welche kommt.

Morgen üb‘ ich Drehbuch: Die diversen Oberfiesen lassen sich bis zum Ende der 5. Folge selten blicken; vermutlich kein Interesse an perfektem Falschgeld? Dafür wird ein Imbissbesitzer, der in ein gefundenes Handy blökt (und dabei seine Adresse gar nicht sagt), innerhalb von Minuten umgelegt. Ach ja, der Ruckzuck-Klau einer Knarre wegen 2-minütigem Schulmobbing war auch irgendwie komisch.
Drama, Baby! Sieht es zwischendurch noch so aus, als würde stets alles aussichtsloser werden, so wirken manche Abschweifungen am Ende eher lustig: Bastian Pastewka rennt im Hoppelschritt vor seiner Tochter weg, weil er in der vorletzten Folge mal „ein paar Tage für sich braucht“, während die Polizisten irgendwie affig daherkommen: „Höhö… Ach, gar nicht so schlimm. Haha. Alles Zufälle, Sir.“ (Columbo lässt nett grüßen)
Was willer willer denn?! Neben den teilweise tollen Gegenspielern vermisst man immer wieder eine richtige Linie. Neben Hamsterbeerdigung, Fremdgeherei und der verliebten Tochter wird die Gelddruckerei schon fast nettes Hobbywerkeln. Und wo bei „Breaking Bad“ noch die chemischen Feinheiten erörtert wurden, gelingt Herrn Lehmann das Meisterhologramm quasi aus der Mickey-Maus-Beilage…?
Hand ans Werk: Handwerklich ist alles erstaunlich gut gelungen. Deutsche Lieblingskameraeinstellungen aus dem „Tatort“ (= weiße Wand, Gespräche alle neben dem Feuerlöscher, gerne auch kontrastarm) fallen hier meist flach. Ein „Breaking Bad“ ist es jetzt mangels Wüste nicht geworden, aber hier ist ja auch keiner sterbenskrank.
Warum nicht immer so? Gerade in den ersten zwei Dritteln sind die Charaktere sehr gelungen: Der Laberrentner mit der Bierdose, die toughe Ehefrau, die Pastewka immer mehr die Show stiehlt, die unnervigen Kinder und die schrägen Nebenfiguren. Und kaum „German Acting“ ist zu sehen, in dem die Wütende z.B. ganz wütend guckt, während sie „Oh, ich bin sooo wütend!“ schreit.
Die Grundidee macht’s! Alleine die Idee eines Meisterfälschers in Gestalt eines kinnlosen Spießers ist wunderbar gelungen. Richtig vorhersehbar ist hier auch kaum etwas, im Gegenteil: Manche Dinge haben gar einen so kooomischen Rhythmus (siehe oben), dass es schon wieder kultig zu werden droht.

Fazit: Vergleiche mit „Breaking Bad“ böten sich vor allem in den hier supernervigen „Ich zeige Nahaufnahmen von Details aus der Zukunft“-Reinschnipplern an. IMMER und IMMER wieder. Ja, wir haben es VERSTANDEN: Geld wird irgendwann in irgendeinem Gewässer schwimmen und Herr Lehmann entführt werden! – Trotzdem ist dies hier der Beweis, dass auch deutsche Serienmacher zu 50 % eigenständig sein können. Und sogar neue Kritikpunkte erfinden wollen. Ruhig mal reinschauen!

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Artikel

von Klapowski am 31.08.16 in Serienkritik

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Kommentare (6)

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  1. G.G.Hoffmann sagt:

    Allein der schleimige Damir „I bin a Kinderdyp“ Decker oder Susanne Wolff sind das Anschauen wert. Wie sich für die Familie alles immer katastrophaler entwickelt, bereitet dem Zuschauer fast körperliche Schmerzen. Ein fast schon englischer, an Monty Python oder Mr. Bean erinnernder Reigen an Peinlichkeiten. Dazu professionell in Szene gesetzt. Für mich bislang das Highlight des Fernsehjahres, was deutschsprachige Produktionen angeht.

  2. Cronos sagt:

    Ja, echt nicht schlecht. Hätte nicht gedacht das es so was in Deutschland gibt. Bitte weiter so.

  3. Klapowski sagt:

    Schon wahr, eigentlich müsste man noch einen „German Bonus“ an Sternen auf die obige Wertung draufrechnen. Meine 3 Wertungspünktchen sind jetzt auch eher die internationale Gutseins-Einschätzung – eben im Vergleich zu den ganz großen Thrillern/Komödien/Genremixes.

    Nur für hiesige Verhältnisse betrachtet hätte Kollege Sparki noch einen sechsten Stern drankleben müssen.

    Ganoven-Damir war wirklich das Highlight der Serie, weswegen man Bastian Pastewka nach dessen „Abreise“ irgendwie auch nicht mehr für voll nimmt. Immerhin folgt er Damirs Spuren und hat am Ende fast genau so wenig Screentime.

  4. Onkel Hotte sagt:

    Bin eigentlich Pastewka-Fan. Aber mit der Serie wurde ich nie warm, schon allein weil man nie weiß, ob er jetzt die Serienfigur „Pastewka“ oder doch eher eine ernste Figur mimt. Ich kann ihn einfach nicht für voll nehmen. Ständig erwartet man hier, dass jetzt sein Bruder oder Nichte um die Ecke kommen. Und dann dieses noch nervigere Reinschneiden dieser Zukunftsfetzen, voll der Abtörner.
    War nicht richtig schlecht,wäre ganz gute Unterhaltung gewesen, *wenn* ja wenn man nicht immer den BB-Vergleich vor die Nase geklatscht bekommen hätte.
    Schon schlimm wenn das Beste, was man für 8 Milliarden Euro Haushaltsabgaben bekommt, im Grunde eine dreiste Kopie ist.

    • Klapowski sagt:

      Nach einigen Tagen Abstand von der Serie meinerseits muss ich ich hier auch noch mal feststellen, dass man sich nicht weit genug vom „Kille-Kille-Kinder-sind-toll-und-süß“-Äquator gelöst hat. Dabei hätte stumpfe Waffengewalt das doch hervorragend schaffen können!

      Musste Walter White wenigstens noch seinen behinderten Sohn durchfüttern und durchanlügen, bekommen wir es hier vor allem mit saudämlichen Teenies/Einstellies zu tun, die gleich in dreifacher Ausführung wenig beitragen/raffen. Und der fettgesträhnte Mofa-Zertrümmerer hat es eventuell auch eeetwas mit dem leidenden Blick übertrieben. Tippe aber bei ihm generell auf fortgeschrittenes Flachzangentum, wenn er nach EINEM blöden Ereignis im Leben schon einen Rentner umhaut und mit dessen Pistole wegrennt. – Was hätte ich dann schon alles machen müssen? Kim Jong Un die Atombombe unter’m Kopfkissen wegklauen?

      Wie auch immer. Ich sehe hier ganz klar Zugeständnisse an den deutschen Zuschauer, der ohne Fremdgehstory in der Frittenbude UND ohne dem beruhigenden Schlussbekenntnis GEGEN Waffen einigermaßen irritiert gewesen wäre.

      Wie toll wäre es gewesen, Sohnemann läuft am Ende Amok und alles Drehbuchglück des gerade geretteten Vaters verpufft? Dann noch eine schöne Montage von Gegenschnitten am Ende (vor Freude heulender Pastewka, Blut im Auge des Sohnes) und alle wäre froh(?) gewesen.

      Genau das Richtige für den Zukunftia-Lesezirkel, oder?

      Antworten
  5. Bergh60 sagt:

    tach auch !

    Ich fand es jetzt nicht soooooo schlecht.
    Der Sohnemann ging allerding gar nicht.
    Etscheide Dich schrie Ich den Monitor an:
    Bist Du Emo , oder Gangster; Du Flachw*****

    Der Rest war aber O.K. für deutsches TV und das Drehbuch echt besser, als 3/4 aller Tatorte.

    Gruß BergH

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