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„Hand Of God“ – Kritik zur ersten Staffel (so Gott will)

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Können einem göttliche Visionen helfen, den nur zu 80% gelungenen Selbstmord am eigenen Sohn aufzuklären? Muss man nur ganz feste zuhören, um finstere Machenschaften und brutale Vergewaltigungen zu rächen? Und was ist, wenn man selber gleichzeitig finstere Machenschaften … äh … macht UND staatlicher Richter ist? – Wir sehen schon jetzt: Mehr Potenzial auf Charakterentwicklung haben nur multiple Persönlichkeiten. Lest jetzt das Review dieser kostenlos zu beguckenden „Amazon Prime“-Serie.

Eine interessante Idee! Mit religiösen Irren kann man im Seriengeschäft anscheinend nicht viel falsch machen, wenn man ihnen nicht gerade seine Kreditkarte zur sicheren Aufbewahrung überreicht. Aaaaallerdings muss man sich recht schnell davon verabschieden, die Figur zu mögen (den Hauptdarsteller jetzt, nicht Gott). Der durchtriebene Ron Perlman – als Pernell Harris – erscheint einem nämlich immer ein bisschen fern, sogar noch mehr als Walter White, an dem man emotional oft sooo nah dran war, dass man sich selbst schon fast für seine kranke Lunge hielt.

Hier liegt das wohl daran, dass wir viele erklärenden Dinge erst am Ende(!) der ersten Staffel (nämlich per Rückblick-Folge) sehen. Viele Motive und Entwicklungen bekommen wir nämlich etwas Holterdistolper zwischen die Serien-Oblate gequetscht, was vielleicht einerseits gewollt ist (selber nachdenken und so), andererseits aber den typischen Effekt hervorrufen kann, den normale Ommas auch mit „Game of Thrones“ haben dürften: „Waaa?! Was soll das alles?! Wer sind diese Leute alle? Will ins Heeeeim!“

, „Hand Of God“ – Kritik zur ersten Staffel (so Gott will)

„Siehe, sprach der Herr! Und es wurde Taubenscheiße auf allen Anzügen und Krawatten auf der Erden Rund!“ – Hand of Gurr: Zwischen kaltherzig und weichbirnig bewegt sich Pernell Harris durch Kirchen, Konzerne, Krankenhäuser und Krimihandlung. Was wirklich in seinem Kopf vorgeht, bleibt meist in allen Schattierungen der hier getragenen Anzüge verborgen.

Wieso zum Geier wird aus einem eiskalten Richter, der immerhin bis zu 2 Stunden in der Woche seinen Beruf ausübt, ein Gläubiger, der nackt im Stadtbrunnen zu Jesus hochjault? Klar, den eigenen Sohn im Koma zu wissen, das ist nicht schön, aber sofort in eine halbseidene Kirche im Industrie-Beton-Chic zu rennen, DAS ist es auch nicht. Erst spät entwickelt man daher ein gewisses Gefühl für die Motive des Richters – was auch daran liegt, dass gerade im Mittelteil viel Zeit für Weibergeschichten verschenkt wird: Prostituierte begatten, ja oder nein? Hmm… Schwierig. Da muss selbst der Herrgott mal für drei Folgen die Knobelbecher rausholen, um das zu entscheiden… Oh, eine Sechs! Das bedeutet „Streit am Whirlpool unter Geschäftsmännern“! – Na, dann mal los!

Generell hätten mehr wohl Szenen mit dem verwirrten Richter nicht geschadet. Aber vielleicht war es Ron auch zu viel, die Show auf seinen popeligen 2,50-Meter-Schultern alleine zu tragen? Immerhin hat (Drehbuch-)Gott ihm ja zwecks Entlastung seinen schwarzen Kumpel gegeben, die durchsetzungsstarke Ehefrau, das betrügerische Priesterpärchen mit Drogenproblemen, die Prostituierte mit Makler-Nebenjob und verkommenen Bruder/Mutter, dazu einen einen bärbeißigen Knasti, der aus religiöser Überzeugung stets das tut, was Ron ihm sagt. – Bis auf den siebten Tag. Denn da, sagt der Herr, sollt ihr euch aufregen und Zeter und Mordio schreien wider des falschen Propheten und diesen verdammen – und danach trotzdem wieder unkritisch Leute umlegen. („Oh, du hast mich überzeugt! Du kannst schlechte Lügen in mittelgute Lügen verwandeln!“) Genau so steht es geschrieben.

, „Hand Of God“ – Kritik zur ersten Staffel (so Gott will)

„Ich sehe einen Polizisten, der mich verfolgt! Er hat einen Waffe! Es ist ein Taser! Dieser Taser steht unter Strom! Ich sehe auch, dass Wasser Strom leit-et-et-et-et-et-et-etttt…“ – Vom Regen in die Taufe: Keine Angst, in diesen Posen sieht man den Richter nur dann, wenn er sich nicht gerade die Brille zurechtrückt. Aber es ist eine verdammt (teuflische?) Versuchung, nur diese Fotos zur Bebilderung auszuwählen…

Doch im Grunde ist das hier eine weitere Qualitätsserie aus dem Hause Netfl… HBO… – ne, Amazon. Oder zumindest aus deren Video-Prime-Bereich. Ob es nun seltsames Schreiben ist oder volle Absicht: Man ist doch immer wieder überrascht von so mancher Entwicklung – und froh darüber. Da gibt es zum Beispiel das mysteriöse Computerprogramm, das der durchsiebte Sohn geschrieben hat… Dieses wird zumindest bis zum Ende der 1. Staffel NICHT dazu benutzt, um eine billige Crime-Story mit Regierungstypen und Schnüffelhunden auf USB-Stick-Suche zu zeigen. Zu einer allumfassenden „Jeder wusste Bescheid und alle werden abgehört“-Story hätte ich wohl wenig Böcke. „Homeland“ ab Staffel 2 hat mir da völlig genügt.

Interessant ist die Figur des leutemurksenden Knackis – schon alleine, weil ich nicht kapiert habe, warum der nach gefühlten 5 Minuten wieder aus dem Knast durfte in der Mitte der Staffel. Gottes Wille oder mieses Drehbuch? Und natürlich wird es immer dann spannend, wenn Ron Perlmann wieder Visionen hat und den eingebildeten Vögeln an der Krankenhausdecke hinterher läuft. Oder wenn er zu seiner kernigen Psychologin geht, die ihm so rigeros ihre Meinung um die Ohren knallt, wie es sonst nur Erdogan und Putin vermögen. DAS sind brillante Momente!

„Ich muss es ihnen auf diesem Podium mitteilen. Ich bin kein Gottesmensch. Ich … bin … HELLBOY!“

Dass möglichst lange offen gehalten wird, ob die Hauptfigur wirklich Gott hört oder einfach nur richtige Rückschlüsse aus ihrem Unterbewusstsein zieht, ist logisch. Halt das Serienkonzept.


Fazit: Nicht ganz rund und teilweise etwas ärgerlich in der Mitte herum („Dann bums doch die Prostituierte, Mensch! Deine Frau lacht sich scheckig über deine Skrupel, ey!“). Dennoch hat die Serie einen eigenen Charme, der sein Pulver nicht sofort verschießt. Man merkt deutlich, dass Gott einen Plan für die noch ausstehende 2. Staffel hat. – Wacht der Komasohn noch auf? Kommt die Polizei endlich Rons Untaten auf die Schliche? Warum werden die Industriellen so oft thematisiert?

Eine Serie, die ich auf jeden Fall weiter verfolgen möchte. Der missionarische Fan-Eifer kann ja dann mit dem Taxi nachkommen…

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Artikel

von Klapowski am 20.08.16 in Serienkritik

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