Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

„Stranger Things“ – Kritik zur Netflix-Serie

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Man kann nicht behaupten, dass „Netflix“ nicht mutig wäre. Doch halt, oder ist die Erschaffung einer Serie im 80er-Jahre-Look vielleicht sogar das Gegenteil von mutig? Denn wie in meinem Fall schaut diese dann womöglich jeder, der zwischen 1965 und 1985 geboren wurde und zwischen 1990 bis 2016 stets betonte, dass es „so was leider nicht mehr gibt *Hust* “. Doch ist dieses inoffizielle „E.T. 2“ bzw. „Die Goonies 3“ trotz Retrofaktor so richtig perfekt altbacken?

Inhalt: Eines von vier Kindern verschwindet nach einem gemütlichen Rollenspielabend. Die Mutter und die drei Freunde machen sich auf die Suche. Finden tun sie jedoch erst mal nur die Spuren eines seltsamen Alptraumwesens und eines kurzhaarigen Mädchens, das wenig spricht…

Besprechung:

Wer verstehen will, was das (Erfolgs-)Konzept für diese Serie ist, sollte gleich unten mal bei Kollege Sparkiller nachlesen. Denn der kann einfach besser erklären, warum Serien mit wenig Handlung total guuut sind, wenn sie denn mehr von Retro verstehen als J.J. Abrams… äh… auf seinen alten Kinderfotos. Oder so.

Denn so leid es mir tut, so völlig überzeugen konnte mich „Stranger Things“ jetzt nicht. Ja, das Feeling von „frühaaa“© ist gut eingefangen, die BMX-Räder fahren schön auf allen zwei Reifen und die Telefone sehen folgerichtig wie Ziegelsteine aus. Und auch die 250 anderen Dinge dieser Art sind extremst(!) gut getroffen und erschaffen einen zauberhaften 80er-Look. Nur: Die Geschichte passt auf zwei Bierdeckel – oder was „die“ sonst so vor 30 Jahren benutzt haben, um die Plörre abzustellen.

, „Stranger Things“ – Kritik zur Netflix-Serie

„Dieses Fahrrad ist ein erster Hinweis darauf, dass Billy etwas zugestoßen ist.“ – „Aber Billy hatte doch gar kein Fahrrad?“ – „Okay, dann ist das hier superduper extra-unheimlich, Leute!“ – World of Waldcraft: Der „Guck und Fühl“ (Englisch wurde in den 80ern auch bei gängigen Floskeln meist holprig übersetzt) ist hier schon beeindruckend nah dran an Steven Spielberg/King.

Das Tolle an den „Goonies“ und „E.T.“ war ja gerade, dass an den Geschichten nicht ein Gramm (erzählerischer) Speck zu viel war. Nicht mal 5 Minuten Langeweile gab es damals, was ich mal dem Format eines KINOFILMS zurechnen möchte, welches in Verbindung mit einem knackig zulangendem Cutter für ebendiese Kurzweil sorgt. Doch 400 Minuten – sprich: 8×50 Minuten, sprich: 6,66667 Stunden – waren mir dann schon fast zu viel für ein übersinnliches Mädchen und ein geheimnisvolles Dings im Forschungslabor. Da habe ich in 7 Stunden „Half Life“ schon deutlich mehr erlebt…

Da kann die Machart noch so edel und die Schauspieler noch so toll sein (und das sind sie!): Zwei Stunden mit Winona Ryder, die sich mit ihren Blinklichtern unterhält, um ihren Sohn aufzuspüren, während der Sheriff nach seiner großen(!) Entdeckung einfach in seiner Wohnung aufwacht, weil er niedergeschlagen und einfach zurückgekarrt wurde, das zerrt schon an den Nerven. Auch darf man die Frage stellen, ob die Etablierung eines halben Freizeitparks an Zusatzfiguren notwendig war. Da haben wir zum Beispiel den halbbösen 17-jährigen Schulfreund, der noch bösere Freunde hat, dazu zwei böse 12-jährige Kids; dazu der nur kurz gezeigte, halbfiese Ex-Freund von Winona, etc… – Ich verstehe schon, dass man sowohl ein älteres Mädel mit Liebesproblemchen haben wollte, als auch Jungs nebst dazu passenden Antagonisten – aber die Storystreckung durch all dieses „Gewolle“ ist schon nicht von schlechten Eltern!

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„Okay, ihr könnt mich jederzeit anpiep… anblinken! Ich habe heute ja Bereitschaft… Beschreischaftsdienst, hört ihr?! Gnaaaah!“ – Als LEDs noch physikalische Quarks im Schaufenster waren: Winona macht ihre Sache sehr gut, was der Handlung anfangs eine erwachsene Note gibt. Nur das Kreischen und Jammern nach Notenblättern, das nervt die letzten zwei Episoden etwas…

Das geht so weit, dass man vor lauter Nebensträngen, Suchaktionen, Erwachsenen-Blabla, Rückziehern und neuen Anläufen kaum noch die drei eigentlichen, jüngsten Helden sieht. Gerade am Ende haben die sogar so wenig mit der Auflösung der Geschichte zu tun, dass die letzte Szene (ich sage nur: „Mini-Schleuder“ und „Alptraummonster“) eher lustig als spannend wirkt – und nur zu dem Zweck reingeschrieben, damit die stärkste, streckenweise allmächtige Figur nicht komplett alles alleine entscheidet, sondern eben „nur“ zu 95%.

Nicht falsch verstehen: Es gibt einige wunderbare Schnitte und Einstellungen, tolle musikalische Einlagen, Anspielungen auf ältere Filme, zwei oder drei gruselige Monsterszenen und irgendwo bestimmt auch eine frische Idee, die nicht irgendwo abgekupfert wurde, aber zwei Folgen mehr und ich hätte wirklich geweint – und das nicht nur, weil Mütter in den 80ern selbst in unpassenden Momenten (z.B. Monster in der Nähe) wie am Spieß zu brüllen pflegen, wenn sie ihren Sohnemann in einem Radius von 20 Kilometern vermuten.

Noch „schlimmer“ wäre es wohl gewesen, wenn ich das nicht am Stück gesehen hätte, sondern wochenlang hätte warten müssen, bis sich alle Figuren gnädiger- und produktiverweise mal im geheimen Labor einfinden. – Vielleicht ist das der Grund, warum „E.T.“ damals keine 8 Folgen und 14 Nebenfiguren mit auf den Weg bekam?

, „Stranger Things“ – Kritik zur Netflix-Serie

„Leute, hier geht etwas Merkwürdiges vor sich!“ – „Ja, diese Spielekonsole hat mehr als 16 Farben!“ – „Es muss sich um einen Zugang zu einer anderen Dimension handeln.“ – Verschwörer gegen Verschworene: Die Kids haben alle Ecken und Kanten und gucken auch mal verstohlen hinter einer hervor. Ich hätte gerne mehr hiervon gesehen, aber – verflixt! – der Sheriff wurde ja schon von unseren Steuergeldern für zehn Autofahrten im voraus bezahlt!


Fazit: Eigentlich will ich hiervon gar nicht abraten, denn auf… neee, UM 2-3 Folgen gekürzt hätte mir dieses Kleinod an Retro-Stilmitteln extrem GUT gefallen. Eben auch, weil Handys und 2010er-Schlägertypen irgendwie nicht die selbe Geschichte hätten erzählen können. So bleibt mir nur ein freundliches Schmatzen – wie nach einem etwas zu langem Mittagsschläfchen – und eine Empfehlung für alle, die grandiose Kinderdarsteller in einer zeitlupenhaften Erzählweise zu schätzen wissen.

P.S.: Am Ende von Sparkis Text unbedingt mal den Link zum Serienintro anklicken! Besser als die Serie selbst … (?)

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM
SPARKIS MICKRIGER MEINUNGSKASTEN
Ein gutes Mittel gegen Nostallergie!, „Stranger Things“ – Kritik zur Netflix-Serie

Kennt ihr noch die Goonies? Evil Dead? Jaws? VHS? Kantige Autos? Wählscheiben? Oder überhaupt die 80er, falls du einer unserer hochgeschätzten Teenie-Leser bist?

Senile Knacker wie wir können sich aber noch ganz gut daran erinnern, altersbedingt natürlich nicht mehr perfekt. „Stranger Things“ hilft in diesem Fall dann auch enorm, ist die Serie schließlich ein prall gefüllter Eintopf der gängigsten Klischés dieser Zeit. Lediglich auf die WIRKLICH peinlichen Frisuren dieser Ära hat man anscheinend verzichtet, aber selbst ein Schauspieler geht wohl nur so weit.

Diese etwas unsubtile Präsentation von 1983 („Da! DA! Ein E.T.-Poster an der Wand!“) ist aber auch so ziemlich das Einzige, was mich gestört hat. Und wer weiß, wie inkorrekt später die 2010er dargestellt werden? („Hey, hast du mit deinem Handy auch schon diese ganzen fremden Wesen gesammelt, welche im ganzen Land verteilt wurden?“ – „Na, klaaaar! Hab bestimmt schon viel mehr Flüchtlinge, als duuu!“).

TOLL ist dagegen alles andere! Die Optik schreit förmlich 80er-Spielberg plus all die Vorteile, welche die heutige Technologie so bietet. Perfektes Bild, filmreife Belichtung, da freut sich der Freund des Visuellen. Die Musik ist meist dezent, aber mit ihrem Carpenter-mäßigem Gedudel gleichzeitig stimmungsvoll. Selbst die Kinder-Darsteller befinden sich in den Wertungsregionen von Gut bis Super und spielen selbst 99% unserer hiesigen erwachsenen „Schauspieler“ an die Kulissenwand. (Wobei der eine Junge schon irgendwie einen seltsamen Kopp hatte. Wisst ihr, wen ich meineee?) PS: Winona Ryder als permanent gestresste Kreischmutter nervte nach einer Weile doch etwas.

Die Handlung um ein Monster aus einer parallelen Dimension ist zwar mehr Mittel zum Zweck, aber ausreichend interessant. Wobei der Plot mit acht Folgen schon an seine Grenzen kommt. Man sollte wohl nicht zuviel darüber nachdenken und das Ganze am Besten mehr als Fantasy, statt Science-Fiction, deklarieren.

Fazit: Fachmännisch produziertes Grusel-Abenteuer mit Charme. Das 80er-Setting ist zwar ein netter Bonus, aber ohne hätte das Ganze wohl auch funktioniert. Aber ohne gäbe dann andererseits nicht das stimmungsvolle Retro-Intro.

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Artikel

von Klapowski am 21.07.16 in Serienkritik

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Kommentare (8)

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  1. G.G. Hoffmann sagt:

    Fantastisch, großartig, einmalig! Nein, nicht diese Serie. Der neue Star Trek Film. Warum findet sich hier kein Review? Wird Zukunftia skandalöserweise noch immer nicht zu den Pressevorführungen eingeladen? Und warum saß ich heute Nachmittag in der 2D-Vorstellung im großen Premierensaal mit nur 8 anderen Leuten?

    Witzig, spritzig, emotional, technisch beeindruckend, wie immer etwas zu viel sinnlose Action, aber dafür viele sehr schöne Anspielungen auf 50 Jahre Star Trek. Und dazu ist soeben noch die neue 4K-Abtastung von „Der Zorn des Khan – DC“ per Post eingetroffen. Der Tag ist gerettet. \ \\//

    • Klapowski sagt:

      Lieber Leser,

      selbstverständlich wird es irgendwann mal ein Review zu dieser Supergurk… diesem hochinteressanten, emotional tiefgründigen und übersichtlich geschnittenen SF-Film geben.

      Ein recht neuer Fetisch meinerseits schreibt mir jedoch vor, dass zuvor erst eine bestimmte (geheime!) Menge an themenbezogenen Kommentaren unter diesem Serienreview stehen müssen, bevor Sparki und ich uns ins Kino aufmachen.

      Wir bitten um Ihr Verständnis.

      Antworten
    • G.G.Hoffmann sagt:

      Diese zynische (wahlweise menschenverachtende, herablassende, frauenfeindliche) Bemerkung verursacht mir als Feminist_*in fassungslose Atemlosigkeit und atemlose Fassungslosigkeit. Als jahrelange Stammleser_*in habe ich ja wohl ANSPRUCH (!!!!) [!!!!!] auf ein unverzügliches Review meines neuesten Stark-Trek-Lieblingsfilms.

      Antworten
  2. Tabularius sagt:

    So wie Klapo geht es mir eigentlich bei jeder Serie die eine so genannte Arc-Handlung hat. Es wird einfach alles zu lange gestreckt und verwaessert. (Einzige Aussnahme bisher: GoT)
    Auch Filme mit oder gar ueber 2h sind meist schon viel zu lang.
    Der Medienindustrie ist es grossteils wohl abhanden gekommen, mal auf den Punkt zu kommen.

    Denn ich werde lieber fuer 90min exzellent unterhalten als 150min mittelmaessig.

    gleiches Prinzip bei Serien, lieber eine abgeschlossene Handlung in jeder Folge (ggf mit einer langeren Story im Hintergrund) als duzende Filler Episoden.

    Startrek TNG ich vermiss dich :(

    Auf ein Review des ST-Kinofilms wuerd ich mich natuerlich auch freuen. je zeitnaeher desto besser.

  3. Onkel Hotte sagt:

    Also das hier klingt sehr nach „8mm“ äh nein „Super-8“ (wird die Fortsetzung dann „High8“ heissen ? [80er Brüller]) aber dafür in superlang. Hmm, das tu ich mir wohl eher nicht an. Wobei ich schon ganz gerne meine Jugendliebe Winona wiedersehen würde („Waas ? Die hat ja Faaaalten – iiiiih“)
    Super8 war schon eine Abramsche Fehl-Leistung: Toll anfangen aber dann nur geklaute Grütze liefern und das Ende einfach scheisse werden lassen.
    Wo wir bei „klauen“ sind: JarJar Abrams bedient sich und klaut fröhlich und alle finden das dufte ??? Das Poster des neuen ST Films stellt bisher den Gipfel an Dreistigkeit dar, aber wie heisst es doch so schön: schlimmer geht immer.

  4. Cronos sagt:

    Hier noch in Kommentar, damit das ST:B-Review Wirklichkeit wird: Öh, ja. Kinderdarsteller? Zeitlupe? Das ist nichts für mich.

  5. AlfredSK sagt:

    Ich bin beim Starten der Netflix App eigentlich nur zufällig über „Stranger Things“ gestolpert. Nachdem die erste Folge erstmal lief, konnte ich aber nicht mehr aufhören weiter zu schauen. Und ja, ich bin in den 70ern geboren. :-)

    Optisch gibt es nichts auszusetzen. Die Musik ist großartig, aber nicht aufdringlich. Die John-Carpenter-Reminiszenz ist unüberhörbar und faszinierend. Ja, die Geschichte passt wohl auf eine A5 Seite. Das hat mich aber nicht gestört, weil die Hauptcharaktere interessant sind und die Schauspieler ihre Sache sehr gut machen.

    Also mir hat die Mischung aus Spielbergs E.T., Stephen-King-Elementen und Akte X sehr gut gefallen. Sehr solide und emotional packende Fernsehunterhaltung.

    4,5/5 Sternen

  6. Elfis Kunstnasenblut sagt:

    Könnt ihr mal bitte ein Review zur besch*ssenen 3. Staffel machen?

    Damit nicht noch mehr Leute sich den überhypten Quatsch angucken müssen. Ein paar Adjektive die mir nach den 8 neuen Folgen in den Sinn kamen: kitschig, brutal, substanzlos, arrogant, hysterisch. Dumpfe Ami-Schei*e halt, hätte man dazu wohl in den 80ern gesagt. Hat das ach so wohlige, 80er-Feeling in Staffel 1 noch so leidlich hingehauen, war Staffel 2 schon ein mittelschlechter Aufguß dessen. Nun in der 3. Staffel also die Kopie der Kopie der Kopie. Nur mit „jetzt noch mehr von Alles(!), jeder Menge Hack und Schlitz und der pöse Russe is auch da!!11eins-elfi!!“.

    Dennoch: die Kritik hyped es wie runtergesetztes Kunstnasenblut und „den Leuten“ scheint der Schrott zu gefallen. Angeblich sogar mehr Streams als Staffel 1 und 2. Meh! :/

    Wertung: 1 von 5 blutverschmierten Popelfingern

    Huch, nu hab ich ja selbst beinahe ein kurzes Review geschrieben. :O

    PS: SPOILER: am Ende stirbt einer!

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