Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

Knapp über „Natürlich“ – Sieben Reviews zu Mysteryfilmen

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Ja, liebe „Mimimi“-Sager: Das hier ist eine SF-Seite, kein Sammelbecken für Thriller-Weiber („Ein verrückter Serienmörder? So was habe ich ja schon seit 10 Minuten nicht mehr gelesen/gesehen!“). Trotzdem will ich heute mal ein paar Filme empfehlen, die nur ab und an übernatürlich/ übertechnisiert sind, aber dennoch irgendwie überraschen. Klar, ein Axtmörder ist kein Raumschiff, aber wenn ersterer das richtige „Triebwerk“ in Form eines soliden Twists verpasst bekommt, kann er sicher mehr überraschen als „Ender’s Game“, „Star Wars 7“ und Co… Daher jetzt: sechseinhalb irgendwie spannende Filme.

P2 – Schreie im Parkhaus (2007)

Ein Quälmovie mit dem Sat.1-Schrankwart der (gegessenen) Herzen? Was wie ein C-Movie klingt und mittels des Covers gleich noch die D- und E-Stufen nachlegt, ist ein erstaunlich spannender Thriller rund um’s Parkticket. Dieser Streifen (der Film jetzt, nicht das Ticket) ist zudem erstaunlich psychologisch und gut gespielt, wenn man bedenkt, dass „Frau rennt im Parkhaus einem Irren in die Arme“ so ziemlich das Generischste ist, was man von einer verfilmten BILD-Überschrift erwarten kann.

Doch die Darsteller reißen’s wirklich raus: Jede Nahaufnahme sitzt, jede aufkeimende Hoffnung welkt absolut treffsicher dahin, jeder Effekt und jeder Satz schreit förmlich nach „Irgendwie doch besser als alles von Marvel“. Zudem ist das Ding auch nicht zuuu brutal, wenn man von einer unvergesslichen Gedärme-Szene in der Mitte absieht. Fragt nur mal den Besitzer der vorgenannten Verdauungsschläuche, wie sehr ihm diese Sequenz unter die Haut ging!

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„Keine Sorge, kleine Prinzessin! Ich werde dich beschützen vor diesen verrückten Sektierern mit ihrem … Strafgesetzbuch und ekelhaften Menschenrechtsforderungen. Brauchst du dieses Ding auf deinem Hals eigentlich noch?“ – Blut… Gut gespielt ist halb geronnen: Gerade der Antagonist macht einen tollen Job. Und hätte wohl gerne einen mit Blow- davor…

Am Ende kommen ein paar Unwahrscheinlichkeiten dazu, bei denen z.B. man plötzlich ein Auto in der letzten (unerwünschten) Millisekunde um die Ecke brettert. Und der absolute Schluss ist dann doch eher Standard im Rache-Business… Trotzdem: Einer der überraschendsten „Weihnachts“filme für mich und in jeder Minute mit Kurzweil gefüllt! Und ein weiterer Beweis dafür, dass man einen Film nicht nach Cover, Zusammenfassung, erstem Gefühl oder Vermarktung bewerten darf.

Es sei denn, er ist von Til Schweiger.

ACTION
HUMOR
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Curve (2015)

Und noch mal eine Frau, die auf einen Mann reinfällt. Und er mit seinem Messer auf sie. Und beide zusammen durch die Holzbrüstung, etc… – Aber wir wollen dem Ende oder gar dem spannenden Mittelteil nicht vorgreifen. Denn auch dies ist ein Kleinod, das mehr mitreißt, als so mancher Blockbuster mit allen zehn verkrampften CGI-Fingern an Eurer Kehle („Du – musst – das – jetzt – spannend – finden!!“). Hier wird zudem die Action so sparsam eingesetzt, dass die ganze Mitte des Films unter Ausschluss der Beine des Kameramanns stattfinden kann. Erstaunlich stationär und dennoch spannend!

Die meiste Zeit ist die arme Frau einfach nur hilflos, auf wenige Zentimeter eingeschränkt und kann blutend nur das nutzen, was in Armlänge(!) zur Verfügung steht/liegt. Im Kölner Lokalfernsehen nennt man dieses spezielle, oftmals syrisch angehauchte Genre übrigens auch: „Fernseher ist doch gar nicht an, Weib!“

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Irgendwas an der Google-Bildersuche sagt mir, dass dieser Film nicht sooo bekannt ist. Ansonsten hätte sich vielleicht jemand die Mühe gemacht, für Pressefotos und Screenshots zu sorgen. – Gut, bleibt es eben bei diesem Screamshot hier.

Der Böse ist zudem auch niemand, der alle 10 Minuten mit Messer, Kettensäge und angespitztem Eiszapfen hinter seinen Opfern herrennt. Im Gegenteil: Im Grunde hat er es gerne ruhig und besinnlich. Opfer quälen: Ja gerne, aber wenn es gerade mal einen Tag schönes Spaziergehwetter gibt, so kann Mrs Opfer man auch mal länger auf den Herrn warten… äh… nicht warten wollen. Oder so.

Auch hier zeigt sich, dass der moderne „Slasher“ nicht doof oder nervig, kreischig oder splatterig sein muss. Wenn die Schauspieler fähig aus der Blutlache schauen und neben den Beinen auch eins-zwei Klischees gebrochen werden, sind 90 Minuten schneller rum, als man seine Vorurteile aufzählen kann.

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Triangle (2009)

Eine Gruppe aus Schiffbrüchigen bricht vor Schreck auf brüchigen Schiffen. – Diese Zusammenfassung, die ich einem unbekannten Werk von Wilhelm Busch entlieh, ist schon das Kreativste an diesem Film. Zumindest, wenn man nur die ersten zwei Drittel betrachtet. Klar, auch hier gibt es ein paar „Überraschungen“, aber die sind in einem guten Genrefilm seit 10 Jahren Standard. Ungefähr so wie die Tatsache, dass mehrere Hauptfiguren nur Einbildungen des Protagonisten sind (= passiert hier jedoch nicht, nur ein Beispiel), was schon fast mal einen Zukunftia-Artikel rechtfertigen würde. Kürzlich sah ich übrigens drei Filme in Folge, in denen gefühlte 90% des Casts nur verfilmten Hirnschluckauf darstellten. Da würde sich Edward Norton glatt im Grabe umdrehen, wenn er schon tot wäre…

In diese Richtung geht es hier nicht, dafür aber in eine andere. Logisch ist diese nicht immer, aber da es irgendwie um Zeitgedöns, alternative Universen und dergleichen geht, sollte man den Maßstab eh auf Zahnstochergröße kürzen und in 5 Metern Entfernung anlegen, wenn überhaupt. Die Effekte sind mittelmäßig, die Charaktere unsympathisch und nicht immer gut gespielt, manche sich wiederholende Diskussion überflüssig oder gar auf „LOST“-Niveau, was den Mehrwert für die spätere Enthüllung angeht.

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„Hallo, helft uns!“ – „Ja, wir sind zu viele Leute! Könnt ihr dagegen nicht irgendwie was machen?“ – „Ja, Jim sagt die ganze Zeit so Sachen wie ‚Was ist denn los mit dir?‘ oder ‚Das bildest du dir ein!‘ Unerträglich!“ – Wer Klischees und blasse Darsteller nicht mag, sollte am Anfang lieber ein Handygame zuschalten. Aber irgendwann „dünnt“ sich das Problem naturgemäß aus.

Aber dieser Film ist mehr als die Summe seiner Teile (und meiner verhohnepiepelnder Wortspiele). Das Ende lässt einen sogar verstört zurück. Muss sie wieder …? War alles … ? Wieso zum Geier hat sie dann nicht … ? Auch hier KANN man die Logik angreifen, sie mit dreifach verschränkten Bewusstseinsuniversen erklären (Der geschulte ST-Fan fabuliert bestimmt gerne, warum es am Ende genau SO kommen muss, fakewissenschaftlich betrachtet), aber am Schluss bleibt diese eine Grundidee, die nett ist und „greift“.

Muss man nicht mögen, musste Klapo aber.

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The Body (2014)

Eine Leiche verschwindet aus einem Leichenschauhaus und der einzige Verdächtige ist sich relativ sicher, die Frau auch ordnungsgemäß umgebracht zu haben – weiß aber nicht, warum die Gute danach verschwand. Was wie ein deutscher „Tatort“ mit anschließender Milieustudie im Gammelfleisch-Syndikat klingt, ist ein schicker spanischer Film, der fast nur in einer Polizeistation spielt.

Mehr sollte man schon gar nicht spoilen, denn der Film lebt vom Rätselraten, was denn nun mit wem geschah – und warum trotzdem NICHT. Auf das Ende kann man nicht unbedingt durch gutes Aufpassen kommen, vielleicht aber doch im Groben, wenn man 50 Jahre Dramaturgische Filmpsychologie studiert hat. Der Mörder ist z.B. nur dann der Gärtner, wenn man vorher kurz gesehen hat, wie nett und harmlos er ist… Der Lösungsansatz ist auch nicht ganz neu, was nach 70 Jahren Fernsehkrimis (= alle im letzten Jahr von der ARD neu verfilmt) auch kein Kunstwerk ist.

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„Bitte verwechseln sie uns nicht mit dem gleichnamigen Film von Antonio Banderas!“ – „Ja, dies ist eine Initiative von Künstlern mit Vorliebe für kurze Titel!“ – Bitten, die man vor Sat.1-TV-Filmen nie hören würde…

Eigentlich mag ich Krimis mit mäandernden Leichen und grunzigen Powerkommissaren ja nicht, aber hier gab es eben wenig, was man dem Film vorwerfen könnte. Für eine spanische Produktion (und die sahen vor einem Jahrzehnt echt noch mehr nach Ballermann aus!) wirkt das alles so hollywoodig, dabei aber doch dezent anders, dass es dafür alleine schon einen Bonuspunkt gibt.
Weiter so!

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The Tall Man (2013)

Bei diesem Film sollte man so langsam GAR nichts mehr verraten. Außer, dass es irgendwie um verschwundene Kinder in einem armen Dorf geht, die ein großer Mann entführt haben soll. Doch zu welchem Zweck? – Nach und nach enthüllt sich dieser und alles ist komplett anders, als man vermutete.

Die große Überraschung scheuert hier auch arg nah an der Unglaubwürdigkeit vorbei, weil die Auflösung zuvor einige Nebelkerzen in Richtung Motivation und logischer Abläufe verlangt. So gaaanz wollte am Ende nicht alles überzeugen, aber das kann bei einem Film das Todesurteil sein, den anderen aber quietschfidel in Richtung „Kult“ wandern lassen..

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„Wer hat Angst vor’m schwarzen Mann?“ – „Hör auf damit, wir dürfen in diesen Zeiten nicht alle über einem Kamm scheren!“ – Das Mann-tra für spannende Filme dieser Zeit: Eine Auflösung, bei der selbst „Sixth Sense“ dauerstaunt. Aber der Schlussgag darf bei einem modernen Thriller nicht alles sein! Höchstens 99 Prozent, kein Jota mehr!

Wer den perfekten Film sehen will, muss eben warten, bis Zukunftia selbst (wieder) einen dreht. Hier gibt es jedenfalls eine Auflösung, die dem einen oder anderen zu sozialpädagogisch und un-gruselig erscheinen mag, im Prinzip aber etwas erfrischend anders macht. Ja, dieses „Anders“! Dieses Teil, das wir ständig wollen, um am Ende rumzuheulen, weil einem der Filmemacher mal auf den letzten Metern ordentlich ins Gesicht ge-hauf-it hat.

Und so verbleibe ich auch hier mit einer soliden Empfehlung. 5,5 Punkte wären hier wohl realistischer, aber man will ja auch als Kritiker kein herzloser „Tall-patsch“ sein.

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Horns (2013)

Harry Potter soll eine Frau umgebracht haben, kommt gerade so davon – und dann wachsen ihm Teufelshörner?! Klingt wie ein französischer Kunstfilm aus den 80ern, bei dem man den Fernseher beim Methadonprogramm anmelden möchte. In Wahrheit ist der Film aber doch viel amerikanischer als das, was einerseits gut ist (flott erzählt; man will sich zudem nicht mit einer Rotweinflasche in den Schlaf weinen), andererseits aber am Ende in einem Finale endet, das in dieser Form nicht nötig gewesen wäre. Hier wäre weniger mehr gewesen. Ich sage nur: CGI-Schla(n)gen. Ich sage nur: Brechreiz. Ich sage nur: Augen-Wehweh. Ich sage nur: Machte das Gedröhn wirklich Sinn? Woher wusste der Held, dass ihm plötzlich George Lucas‘ Geist in Form zahlreicher Computergrafiken erscheinen würde?

„Trotzdem eine Empfehlung, Klapo? Warum? Bist du so enttäuscht von aktuellen SciFi-Filmen, dass ein überdrehter Mystery-Plot ausreicht, um dich in den seligen fünf Zehnteln des Hochwertungsbereichs zu verirren?“ – Mit einem Wort: Ja.

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„Ich weiß nicht, was mein Verteidiger damit meint, wenn er sagt, dass ich besser mit Sack über’m Kopf zum Gerichtstermin erscheinen soll?!“ – Gerade noch mehr fresh als Trash: Besser seltsam zusammengestückelt, als vom Testpublikum mit Fragebögen zuende gesponnen.

Der Film ist unterhaltsam, hat schöne Bilder und gerade in der ersten Hilfe mehr Humor als ein Betriebsausflug deutscher Comedians. Allein die Tatsache, dass der Protagonist durch seine reine Anwesenheit das Böse und Geheime in den Menschen hervorbrechen lässt, ist schön schwarzhumorig. Die Stelle, in der die Fernsehteams sich gegenseitig auf die Mappe hauen – ganz großes Kino für „Lügenpresse“-Rufer!

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Haunter (2013)

Haunter kommt schnell in Gang und überspringt mal gerade die erste halbe Stunde von „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Kennt man schon, interessiert ja auch nicht. Im Gegenteil: Es ist sogar ganz erfrischend, das miese Benehmen der Pubertierenden dadurch zu erklären, dass diese jenen Tag schon endlos wiederholen musste. Da ist die Motivation, pünktlich zum immer gleich gedeckten Essenstisch zu dackeln, naturgemäß eher semi ausgebildet.

Damit der Wiederholungsfaktor nicht zu einer filmischen Zwangserkrankung ausartet, ändert sich natürlich DOCH etwas, nach und nach: Die Eltern benehmen sich merkwürdig und hinter der Waschmaschine im Keller lauert noch mehr als angetrocknete Megaperls…

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„Tach, ich bin von der Telekom. Entschuldigen Sie, dass Sie diesen Tag 500 Mal wiederholen mussten, aber inzwischen schaffen wir es nur noch so, am Ende doch noch pünktlich vorbeizukommen.“ – Wenn der Gasmann zweimal kling… vernarbt: Einige wirklich unheimliche Szenen werten den Film auf. Vielleicht besser mit voll getönter 3D-Brille ansehen? (= zweiseitig verspiegelte Sonnenbrille?)

Auch hier macht es Spaß, die Hintergründe zu erforschen, alles so lange herumzudrehen, bis am Ende die Tipplegitimation für den Drehbuchschreiber rausfällt. Abseits vom Murmeltierfaktor geht es am Ende in eine andere Richtung, die (natürlich) auch nicht komplett neu ist. Stichwörter: Reue – und jene, die sich mit dem Baseballschläger weigern, diese zu empfinden. Spätestens dann überschlägt sich das stimmungsvoll gefilmte Gruselhaus vor Auflösungen wie ein allzu laut klappernder Penny in der Waschmaschine.

Aber das hier ist nun mal kein Artsi-Fartsi-Film zum selber grübeln, sondern ein solider Mystery-Streifen. Übrigens vom „Cube“-Macher.

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Artikel

von Klapowski am 09.01.16 in Filmkritik

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Kommentare (3)

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  1. Cronos sagt:

    Danke. Jetzt bitte noch ein paar gute Scifi Filme. Ich will wieder gute Scifi Filme sehen!

  2. Onkel Hotte sagt:

    SciFi ist doch tot ?! Was man von Frau Biel nicht sagen kann oder darf. Die kann einfach mal so überhaupt nicht schauspielern.

  3. BergH sagt:

    tach auch !

    Wenn man an Biel ein paar Buchstaben verschiebt, kommt Blei heraus
    und so spielt sie auch.

    Gruß BergH

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