Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

Die blutigen Vier – Unheimliche Filme mit Geschmack.

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Verstörende Filme müssen inhaltlich mehrere Kriterien erfüllen: Aus Freunden sollten komisch agierende Besessene werden, dumme Sprüche und ständige Selbstironie haben draußen zu bleiben (holt J. J. Abrams dort bestimmt bald ab!) und wenn am Ende noch alle Körper hermetisch verschlossen sind, waren garantiert zu wenig Küchenmesser im Haus. Bei uns gibt es heute vier Filme, die fast alle diese Merkmale erfüllen. UND: Sie sind eigentlich alle gaaanz gut. Eine Premiere auf Zukunftia! – Im Jahr 2025 vielleicht mal wiederholen?

„The Woman“ (2011)

Eine verwahrloste, bissige und feindselig agierende Frau wird im Wald gefunden – und eingefangen. Was wie ein normales Sonntagsspaziergang-Problem von Alice Schwarzer klingt, ist hier ein erstaunlich solider Quäl-Thriller mit hauchzarter „Was du nicht willst, das man dir tut…“-Botschaft. Denn die Gefangene erweist sich als wunderbares Triebabführmittel für einen verrückten Psychovater samt unterdrückter Familie. Wobei „Quäl-Thriller“ irgendwie nach dumpfem Folter-Gedöns klingt, wo Jigsaw und die Hostel-Hotelkette mit der Kettensäge auf dem Blocksberg tanzen. Doch: So platt ist das Filmchen gar nicht, dann eher … plakk. Plakativ nämlich.

Der Roman, auf dem diese Unterdrückungsgeschichte basiert, soll wohl durchaus einen feministischen Unterton besitzen, was man aber erst am Ende spürt. Ohne spoilen zu wollen: Natürlich bekommt der Psychotiker am Schluss die Strafe, die er verdient. Und noch Zinsen obendrauf. – Wobeiii die Momente, in denen er seine Familie bestraft, fast die stärksten sind. Gefesselte Frauen in der Scheune sind naturgemäß etwas eingeschränkt in ihren Ausdrucksmöglichkeiten, auch wenn sie die Hand, die sie füttert, ab und an mal wegschlagen. Oder anknabbern, um dem Sprichwort etwas Pfeffer zu verleihen.

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„Walking Dead? Nein, die Serie gucke ich nicht! Diese Zombies sehen einfach soooo eklig aus!“ – Wenn die Hygiene zehnmal klingelt: Im Schuppen gehen düstere Dinge ab. Und wenn dann noch der Hausherr mit runtergelassener Hose ankommt, weiß diese Dame: „Na, wenigstens gibt es hier mal was zu beißen…“

Spätestens, wenn uns der „Wahnsinns-Vater“ seine K.O.-geschlagene Frau mit den Worten „Sie macht nur ihr Erfrischungsschläfchen“ vorstellt, ist man bereit für das strafende Ende, das äußerst hart ausfällt und zudem noch eine mittelgroße Überraschung präsentiert. Da verzeiht man auch, dass die kräftige Wilde mit dem Überlebensinstinkt eigentlich nur zarte Schwabbelärmchen hat, die zusammen mit der allgemeinen Epiliertheit ihres Körpers einen eher durchschnittlichen Glaubwürdigkeitsfaktor versprühen.

Fazit: Überdurchschnittlicher „Ab 18“-Streifen, bei dem am Ende auch gerne mal die „Streifen“ fliegen. Nicht zu lang, auf den Punkt, nicht zu trashig. Ergo: Bestanden! *Klapo-Siegel draufdrück*

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„Honeymoon“ (2014)

Ygritte aus „Game of Thrones“ braucht mal eine Auszeit und zieht sich mit ihrem Mann in eine einsame Waldhütte zurück. So weit, so notwendig für 80 % aller Horrorfilme mit „Warum beschwert ihr euch nicht beim Oberförster?“-Fragegarantie. Natürlich geschieht bald … irgendetwas, wonach die Dame des bemoosten Hauses seltsam verändert scheint. Mal erinnert sie sich an nischt, dann wieder ist sie mit der Logistik der Spiegeleier-Zubereitung hoffnungslos überfordert.

Hier könnte man dann auch den einzigen Kritikpunkt des atmosphärisch dichten Films anbringen: Die meiste Zeit hört man den Mann nämlich nur fragen, was – zum Geier! – denn nächtlich im Wald passiert ist. Und das in allen denkbaren Varianten: Bettelnd, flehend, aus dem Nebenraum, aggressiv, beim Liebesspiel und nonverbal, falls es mal etwas weniger ruhiger sein soll. Und das drängende Gesabbel geht manchmal fast auf die Nerven; zumal auch nicht alles aufgedeckt wird und die Geschmacksrichtungen des „komischen Verhaltens“ gerne mal spontan wechseln.

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„Mann, was ist nur los mit dir? Dein Nachthemd verschmutzt, rätselhafte Selbstgespräche, komische Lichter in der Nacht…“ – „Es ist niiichts. Lass mich!“ – „… Dazu eine sprechende Gießkanne, ein tanzender Besenstiel, Blut aus der Kaffeemaschine…“ – „Ich weiß gar nicht, was du meinst.“ – „… Fliegende Pizzen, Elvis Presley im Schornstein, ein zweiter Mond am Himmel…“ – „Okay, okay, ich sage dir ja, was los ist: Ich habe deine Zahnbürste benutzt. Zufriiiieden jetzt, Herr Ich-bohr-mal-nach?!“

Trotzdem fand ich einige (in Zahlen: 1,5) härtere Szenen am Ende durchaus (be)merkenswert. Und das entschädigt für die mittelmäßig sympathischen Charaktere und mitt-skaliger Inszenierung. Manchmal muss man nämlich gar nicht das Rad neu erfinden und dem Zuschauer mit der nackten Actionssequenz ins Gesicht springen, um anderthalb Stunden gut zu unterhalten. Und wenn man Klischees gaaaanz leise dreht, dann versteht man beim Zuhören vielleicht sogar was ANDERES, bzw.: mehr! Eben das Prinzip der „Stillen Post“.

Fazit: Kein Kultfilm oder angehender Klassiker, dafür aber auch kein Kot- oder Komawerk. Da wir jetzt alle Worte mit „K“ durchhaben, bleibt nur eine flüsterleise Empfehlung. Na … Klar!

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„Evil Dead“ (2013)

Das Original von Sam Raimi kennt wohl jeder, der sich in den letzten 20 Jahren erklären lassen musste, dass dieser Waldhütten-Horror damals der ab-so-lu-te Shit war. – Positiv gemeint. Doch natürlich ist der Streifen aus den 80ern eher schlecht gealtert. Als ich ihn vor einem Jahr mal wieder sah, wäre mir vor lauter Gähnen fast eine Folge „Game of Thrones“ aus den Händen gefallen. Die übrigens die verstörenderen Momente hatte. Da half es auch kaum, dass der alte Film immer dann mal „lustig“ wurde, wenn man mangels Möglichkeiten irgendwie nicht gruselig genug war.

Das Remake geht da schon einen anderen Weg: Aus den ikonischen Momenten (Düster-Buch, Horror-Bodenklappe, Ranken-Vergewaltigung…) wird hier eine auf den ersten Blick ähnliche Story gestrickt, die von der Grundstimmung her aber so zeitgemäß ist, dass ich den Film sogar erst 2016 reviewen wollte. Mit Augenmaß, wenig (sichtbaren) CGI-Effekten und Maskenbildnern auf HD-tauglichem Niveau wird hier eine unterhaltsame Horrorstory abgeliefert. Psychologisch tiefgehend ist das nicht, was auch an den Charakteren liegt (Namentlich: Lari und Fari), aber wenn die zerteilten Körper wieder mal mit blutigen Pranken und Planken nach jemandem schlagen, ist das extrem sauber inszeniert. Auch wenn die Raumpflegerin das später anders sehen wird.

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„Harhar! Der Teufel wird die Welt übernehmen! Ich werde das Blut deiner Kinder trinken und alle Kirchen zerstören, die… – Oh. Eine Kette um die Luke. Okay. Hm. Dann wohl nicht, wa? Komme in 1.000 Jahren noch mal vorbei… Tschö.“ – The Evil Nett: Wisst ihr, was ein Dämon sagt, der erfolglos versucht hat, einen Körper zu besetzen? Na? – Natürlich: „Hey, man steckt eben nicht drin…“ – HAHAHAHAHAHAHAHAHA!

Wer das Original mochte, wird hier kaum was meckern können, denn doofe Charaktere gab es damals ja auch. Und dass ein paar 1981er-Kamerafahrten der Marke „Reicht heute knapp für eine Farce“ in 2013 in den genreüblichen Standard verwandelt wurden, kann man auch keinem vorwerfen.

Fazit: Sam Raimi wäre stolz. Und das IST er auch, denn er war ja hieran sogar beteiligt. An einzelnen Szenen könnte man bestimmt geschmäcklerisch herumkritteln, aber dafür hat mich der Gesamtfilm dann einfach nicht genug aufgeregt. Das haben die letzten Transformers-Filme einfach BESSER gemacht! Grrr…

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„The Babadook“ (2014)

Obwohl auch der gefeierte „Babadook“ ein guter Film ist, ist dieser am schwierigsten spoilerfrei zu besprechen. Und die Kritikpunkte perlen irgendwie an der Oberfläche herum, da der Film ja explizit etwas anders machen wollte – was er auch gut hinbekommt.

Sagen wir mal so: Der Babadook geht einen anderen Weg als normale Horrorfilmchen, will tiefer und vielschichtiger sein. Das ist er auch, zeigt er doch das Leben einer alleinerziehenden Mundwinkel-Hängen-Lasserin, die mit ADHS-Sohn und dem Leben allgemein ziemlich überfordert ist. Da ist die Gruselfigur aus einem Kinderbuch natürlich nur das Tüpfelchen auf dem „i“. Die Inszenierung ist hervorragend, gerade zu Beginn: Der Kinderdarsteller stellt wunderbar dar, alles ist angenehm unpoppig und die Gefahr baut sich so langsam auf, dass man nebenbei noch das Gras wachsen hört.

Großer(!) SPOILER-Absatz: Letztendlich ist die ganze Bedrohung ja nur die hirninterne Antwort auf die Überforderungen im Alltag. Mehr Ein- als Legendenbildung. An dem Punkt, an dem dies allen klar wird, wird es schwer, dem Babadook eine Form (oder ein würdiges Ende) zu geben, die irgendwie noch mitreißt. So behilft man sich gegen Ende mit beidkehligem Anschreien des immer öder aussehenden Schornsteinfeger-Imitators. Da musste ich dann doch desillusioniert schlucken, als nach ewigem „Geh weg!!“-Geschrei dann pflichtschuldig Weg-Gegeht wurde. Und alles relativ gelöst war.Spoiler Ende!

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„Mama, der Babadook war wieder da, als du meine Spielzeuge im Hof verbrannt hast.“ – „Ach hör auf, das bildest du dir doch ein!“ – „Das hat der Babadook auch gesagt, als du damals meine Schaukel abgerissen hast.“ – „Hm. Könnte es sein, dass dir was auf dem Herzen liegt?“ – Conan der Baba: Hier läuft auf vielfältige Weise einiges falsch. Vielleicht sollte der Typ vom Jugendamt einfach mal den schwarzen Zylinder abnehmen?

Trotzdem sollte man den Film als Grusel-Interessent nicht verpassen. Allein die frischere Herangehensweise nebst überzeugenden Figuren rechtfertigt das Sehen. Das fehlende Splatterfest muss man dann eben in der Chipstüte neben dem Fernsehsessel anrichten…

Fazit: Selbstbewusstes Anderssein, das auf den letzten Metern irgendwie nicht mehr weiß, wie man alles unkitschig – und trotzdem befriedigend – auflösen kann. Aber da ICH es auch nicht weiß, haben wir immerhin was gemeinsam. – Jucheee!

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Artikel

von Klapowski am 31.07.15 in Filmkritik

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Kommentare (5)

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  1. Cronos sagt:

    Vier halbwegs gute und/oder ganz gute Filme auf einen Schlag? Was ist hier los? Wo sind die Verrisse?

  2. Klapowski sagt:

    Reine Berechnung. Bei den nächsten 392 Verrissen kann ich dann einen Dauerlink zu diesem Artikel einrichten, wann immer Anton Anspruchslos meint, meine fehlende Begeisterung für … IRGENDWAS anführen zu müssen, um sich persönlich meine Abneigung gegen „Star Trek 13“ oder „Hollywood vs. Brains VII“ erklären zu können.

  3. Onkel Hotte sagt:

    Liegt bestimmt nur an Klappo’s Altermilde ^^.
    „The Woman“ hat mich jetzt neugierig gemacht, „Honeymoon“ überhaupt nicht, „Evil Dead“ fand ich bis auf 1-2 Ekelszenen gar nicht gruselig aber den „Babadook“ kann ich nachts allein zuhause und etwas lauter eingestellt sehr gut empfehlen. Ja, die Blutfontänenfans müssen hier draussen bleiben aber ich fand das Ende dennoch ganz gut.

  4. bergh sagt:

    tach auch !
    Ich mag ja spritzige Filme wie TDT , oder Kill Bill 1.

    Gruss BergH

    Neee natürlich nicht , mit Horror kann man mich in der Regel jagend seit Carpenter mich mit dem Nebel des Grauens
    ähh
    vergrault hat.

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