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„Elysium“ – Das Review für „die da oben“

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Eigentlich wollte ich dieses Epos gar nicht sehen, sah es doch aus wie eine Mischung aller Filmen, die mich am Ende enttäuscht haben. Aber wer rechnet schon damit, mit diesen lockeren Prognosen IMMER Recht zu behalten? – Da es mal wieder Zeit für meine 1 % an jährlicher Falscheinschätzung war, wollte ich dem Film also die Chance geben, diese Lücke für sich zu finden. Tja, und nun bin ich der schuldbewusste Lücken-Büßer. Ergo: Mein Fehler, Blomkamp. Es liegt nicht an Dir…

INFORMATIONEN:

Regie: Neill Blomkamp
Jahr: 2015
Budget: 115 Mio $

, „Elysium“ – Das Review für „die da oben“
Hier wirkt sogar das Wellblech platt

Inhalt: Die Armen sind auf der Erde und müssen knechten, die Reichen leben auf Elysium. Bis ein Held mit Strahlenkrankheit aufbricht, eben jenes Aufzubrechen. Doch, oh Graus: Die Söldner sind schon aus dem Haus!

Besprechung:

Der Beginn des Films war so vielversprechend, dass ich beim Schauen gleich… viel gesprochen habe: „Das ist ja schön rau und brutal!“, „Endlich mal wieder eine richtige Dystopie!“, „Trotzdem alles schön zurückgenommen, beim Teutates!“, „Heyhooo! Bananenbrei mit extra Senf!“ (= Wenn ich mich richtig freue, rede ich wirr). Kurz: Obwohl der Streifen optisch in etwa so aussah, als hätte man „Destrict 9“ mit einer ordentlichen Portion „District 9“ abgeschmeckt, um am Ende noch einen Schuss von ebendiesem Film hinzuzugeben, wirkte alles noch sehr eigenständig und frisch. Keine Schnullerbacken-Dystopie wie „InTime“ mit geschönter „Heute schon einen Porsche dystopisiert?“-Optik, sondern eine Geschichte für harte Männer und coole Girls.

Der Höhepunkt des marxistischen Kapitalismusbildes war der Moment, in der die Hauptfigur in der Maloche-Fabrik verstrahlt wird. Lapidar werden ihm ein paar Pillen zugeworfen, damit sein Sterben auch geräuschlos verläuft. Eine Szene, die für die weitere Dramaturgie so wichtig war wie die „rote/grüne Tablette“ in Matrix. Nur, dass bei „Elysium“ hiernach alles so mies wurde, dass man sich wünscht, Lana Wachowski SELBER den Lümmel abgebissen zu haben.

Und das, obwohl die hieran nicht mal beteiligt war!

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„WIE, ihr wollt schon ein NEUES Bühnenprogramm? Aber das alte ist doch noch gar nicht zu Ende explodiert!“ – Bis neulich: Eigentlich wollte ich die CGI-Sequenzen und das gezeigte Blut sogar ausführlich loben, aber leider hatte ich für diese Äußerungen nur noch Stehplatzkarten bekommen. Schade, Volker!

Ab dem Zeitpunkt, an dem Marc Wahlberg alles egal sein kann (ich nenne ausdrücklich ihn, nicht seine Figur), wird aus dem Film ein Testosteron-Triumphzug für hirnseitig Shotgun-Geschädigte. Sogar die Staubschwaden und der dreckige Look gehen einem schnell auf die Testikel, da es ähnlich gewollt wirkt wie Michael Bays Explosionsstreiflichter unter Blau/Orange-Farbtönen. Okay, am Anfang sind die harten, schnellen Schieß- und Prügelduelle ja noch toll, doch nach dem 7. Rippenstoß unter schmerzverzerrten Gesichtsträgern wünscht man sich langsam echt den ARD-Klassiker „Klinik unter Palmen“ statt „Mimik unter Qualmen“.

Als einzige Motivation am Ende des Screentime-Tunnels müssen die magischen Alkoven herhalten, mit denen die Reichen auf „Elysium“ jede Verletzung heilen können. Hier will Marc Wahlberg unbedingt hin, koste es, was der Drehbuchautor wolle. Dass das Ganze eine politische Dimension erhält, liegt nur daran, dass ein fieser Software-Magnat zufällig ein Manipulationsprogramm für Elysium bei sich hat, welches in Marc Wahlbergs Hirn landet. Damit könnte man alle wichtigen Programme auf Elysium steuern. Und das anscheinend für alle verbleibenden Zeiten; wir sind schließlich in der Zukunft, was soll da noch groß kommen? Ein Admin? Der Typ, der am Stromschalter steht? Ha, Gott… äh, Neill Blomkamp bewahre!

Doch der Eiserne Thron liegt hinter einem endlosen Gewirr aus Schieß- und Drohszenen. – Wie, das habe ich schon zwei Mal weiter oben erwähnt? Dann hier ein herzliches Willkommen in dem Genervtheit-Gefühl, das auch die repetitive Filmhandlung hinterlässt. Volker Pispers (siehe Bild oben) vertut derweil (Leichen-)haufenweise Gelegenheiten, um ein kultiger Bösewicht zu werden; die Ansätze zum Luxus-Psychopathen mit Vergewaltigungs-Fimmel waren ja durchaus da. Doch für echtes Mitfiebern helfen auch die immer wieder mal drastisch gezeigten Gewaltszenen nich… na gut: EIN WENIG. Indiana Jones auf der bröselnden Hängebrücke war jedoch locker zehnmal so spannend.

, „Elysium“ – Das Review für „die da oben“

„Au! Aua! Autschi! Sag mal, WARUM bekämpfen wir uns eigentlich die ganze Zeit?“ – „Das hat – Gnah! Autsch! – im weitesten Sinne politische Gründe. Aber über Religion und Politik – Autschibautsch! – spreche ich ungern, wenn ich neue Leute legen… äh… kennen lerne.“ – Wenn Bud Spencer ein Borg wäre: Bis auf ein-zwei Szenen nimmt sich die dröge Geschichte viel zu ernst. Und den Zuschauer rektal.

Wahlbergs Figur wird lediglich zu einem Getriebenen seines eigenen, verstrahlten Untergangs, was tiefgründiger klingt, als es wirkt: Sein Exo-Skelett (natürlich schmerzhaft, schmuddelig und brutalstmöglich angeschraubt) kloppt halt Söldner kaputt. Punkt. Und das alles in einer Welt, in der die Reichen sich den Körper heile „beamen“ können, sie aber keinerlei Verteidigungswaffen an(!) ihrer Station besitzen. Stattdessen muss immer irgendeine arme Läusekopp-Wurst aus der Wellblechhütte rennen, wenn dreißig Meter weiter(?!) ein Schiff mit Flüchtlingen startet. Die abgeschossenen Raketen reichen dann auch praktischerweise bis ins All, bis kurz vor Elysium. Was besonders praktisch(?) ist, wenn das Flüchtlingsschiff fast schon fast da ist und die Explosionen die Golfplätze der Schickeria erhellen – oder schlimmeres.

Trotz einer weiblichen Hauptrolle mit Potenzial (Jodie Foster) erfahren wir wenig Interessantes über das Leben auf Sauerstoff-kleptomanischen Weltraumstation. Waren es da jetzt Schutzschilde oder doch nur die eigene Gravitation, die die Atmosphäre über dem Grünenwähler-Viertel festhielten? Und was macht man da eigentlich so, außer im Sitzungssaal rumsticheln und Leute abschießen (lassen)? Wären ein paar Heilungs-Maschinen AUF der Erde nicht auch ganz hilfreich, alleine für die wichtigen Leute, die ab und zu runter müssen? – Trotz des schmutzigen Gelsenkirchen-Looks auf der Erde hat mich die ganze Welt überhaupt nicht gepackt. Vor allem die Elysium Designs rotzen die Blockbuster-Grafiker vermutlich heutzutage aus dem linken Nasenloch. (LINKS, für die tiefgründige Sozialbotschaft, die sonst nicht im Film wäre)

Wenn man sich „District 9“, „Elysium“ und die Bilder des mir noch nicht bekannten „Chappie“ ansieht, so gehe ich auch mal davon aus, dass Blomkamp gar nix anderes kann, rein optisch. Bei ihm würde selbst die „Lindenstraße“ im afrikanischen Slum spielen. Und Figuren kann er auch nicht. Trotz aller markigen Einführungen sehe ich bei ihm nur platte Protagonisten, die von (Explosionen-)Hinz zu (Knallbumm-)Kunz geschickt werden. Von Pomp(-tius) zu Pilatus sozusagen.

, „Elysium“ – Das Review für „die da oben“

„Mir ist schlecht, sind wir bald daaa?“ – So oder so ähnlich dämlich kann man die Story zusammenfassen: Während die Strahlenvergiftung dem Helden immer wieder mal für 2 Sekunden zu schaffen macht, machen die Reichen auf der Station diverse… Reichensachen. Ob das… reicht? Die tiefgründigste Figur scheint mir bei Blomkamp-Verfilmungen immer diejenige zu sein, die das alles fuuurchtbar kultig findet. Was wohl IHRE düstere Motivation ist?!

Die weibliche Nebenrolle habe ich übrigens schon fast wieder vergessen. Die war eh nur dazu da, die verschwitzten Bösen zum Öffnen der Hose zu animieren.


Fazit: Nach einem sehr interessanten Anfang (7 von 10) gibt es von Volker Pispers nur noch auf die Fresse, bis der Abspann läuft (1 von 10). Eben ein Kabarett-Programm, das wirklich mal den Finger in die (selbst verursachte) Wunde legt – oder auch in die Brieftasche von Hollywood, so genau konnte ich das bei dem ganzen Staub nicht erkennen. Selbst Neill Blomkamp sagte kürzlich in einem Interview über diesen Film: „I fucked it up!“ – Recht hatta. Okay: Wer seine typische Action-Machart total mag, wird „Elysium“ besser bewerten, für mich war’s aber am Ende kein altgriechisches Elysium mehr, sondern eher der Tartaros.

Ist „Chappie“ wenigstens besser, Leute? Oder doch nur Hundefutter?

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM
SPARKIS MICKRIGER MEINUNGSKASTEN
Das Drehbuch aus der Strahlenkammer, „Elysium“ – Das Review für „die da oben“
Huhuuu! Erinnert ihr euch noch an „Elysium“? Ich jedenfalls nicht, weswegen Klapos Anfrage von wegen Meinungskasten auch für so einiges Kopfkratzen gesorgt hat. Also, IM Kopf, meine ich jetzt.

Andererseits spricht es wohl eh nicht für einen Film, wenn man nach knapp 12 Minuten kaum noch mehr über die Handlung weiß als „irgendwas mit Dreckserde gegen Saubermannstation“. Vielleicht hat mich PERSÖNLICH diese Geschichte auch nicht angesprochen, leben wir Gelsenkirchener schließlich bereits in einem ewigen Neidzustand gegenüber diesen total versnobten Leuten aus Düsseldorf. („Schon gehört? Dort liegen KEINE benutzen Kondome in den Stadtparks!“ – „Watt? Soll man die auf dem Schniedel lassen, oder wie?!“)

Gelieben ist aber der Eindruck, daß dieser Film „irgendwie flach“ war und die Handlung aus einem einzigen Abklappern diverser Drehbuchstationen (1. Kaputte Erde zeigen, 2. Funkelnde Deluxe-Raumstation zeigen, 3. Grund für den Helden fabrizieren nach 2. zu reisen) bestand, während die Figuren eher weniger beeindruckten. So war Matt Damon (gespielt von Matt Damon) jedenfalls keine große Abweichung von der üblichen Helden-Pressform und auch seine romantische Begleiterin (gespielt von einer begleitenden Schauspielerin) hatte wenig zu tun jenseits des Protagonisten-Bemuttern. So war auch der Strahlenunfall (siehe 3.) schon fast unfreiwillig komisch in seiner Krampfigkeit. („Huppsi, wie bin ich denn hiiiier rein gekommen? Und was soll denn dieses unfreundliche Warnschild mit dem Blinkelicht, chichi?“)

Fazit: Wenig origineller Klassenkampf-Mampf, welcher nur durch diesen gewissen Flair von Regisseur Neill Blumenkopf und der dazugehörigen netten Optik aus dem Sumpf des Mittelmaßes gezogen wird. Die Grundidee hat was und bietet Potential in Sachen sozialer Satire, aber sie wurde einfach wieder unter zuvielen Hollywood-Kohlen begraben. Welche wohl das einzige Geld darstellen, das DOCH stinkt!

Wertung: 6 von 10 Punkten

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Artikel

von Klapowski am 22.06.15 in Filmkritik

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Kommentare (5)

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  1. Leute sagt:

    Chappie ist ungesundes, weil nerviges Hundefutter, hergestellt aus Jar Jar Binks.

  2. flyan sagt:

    Mark Wahlberg? Ich dachte doch glatt, das wäre Matt Damon gewesen! Oder habe ich da einen Joke verpasst? Heißt dieser andere Film nicht „District 9“? Oh man, jetzt muss ich das alles nochmal googlen. Menno.

    Achja, inhaltlich natürlich platt und linear und unspektakulär. Aber die Optik hat mir schon gefallen.

    Und der eine aus der ersten Star Trek Parodie von JJ Abrams war auch dabei! Dieser Captain von ganz am Anfang, ihr wisst schon, der mit der recht kurzen Screentime. Nicht Kirks Vater.

    • Klapowski sagt:

      Nachdem ich kurz nach dem Sehen nicht mehr wusste, welche unbewegte Standardnase da gezeigt worden war, habe ich aus der kurzen Verwirrung eine satirische Tugend gemacht und Wahlberg auch textlich mit Matt Damon verwechselt.

      Wer muss bei Zukunftia schon googeln oder sich an die Wahrheit halten, wenn man den Bösewicht ungestraft(! – Hört Ihr, oh Anwälte?) Volker Pispers nennen darf und man generell alle Trek-Darsteller von JJ Abrams als „Hackfresse 1-10“ durchnummeriert?

      Ich nenne diese Form von Spontan-in-Review-gegossener-Verwirrung die „Ultimative Objektivität“. Journalistische Sorgfalt würde unser Konzept auch zu sehr verwässern.

      „District 9“ habe ich trotzdem korrigiert. Dieser Schreibfehler war dann doch eher unhumorig.

      Antworten
  3. Lucien sagt:

    Chappie hab ich gefeiert; definitiv besser als Elysium…und vorher ein paar videos von „die antwoord“ anschauen… freu mich aufs review ;-)

  4. Gunnar sagt:

    Die futuristische(*) Railgun sollte aber noch erwähnt werden. Das ist mal eine kompromisslose Waffe – da werden keine Gefangenen gemacht, jedenfalls nicht am Stück. Fast so gut wie der Alien-Laser® aus District 9.
    (*)Arnies Wumme(n) aus Eraser wirken im Vergleich wie Wasserpistolen. Aber mit sehr hartem Wasser!

    Und die Szene „er hat die Granate gefressen“ bleibt unerwähnt? Sekundenschlaf? Fand ich zumindest mal überraschend und, in Summe der Teile, nebenbei noch den unausgeglichenen Gemütszustand des Gegners erklärend.

    Auf die Fortschritte der Medizintechnik freue ich mich sehr sehr -WIE, nur für Privatpatienten??

    Das Ende war auch nur so vordergründig „Happy End“. Die paar Medizin-Transporter für den ganzen Globus.
    Was ist denn, wenn die Tanks leer sind, die Akkus der Florence-Nightingale-Robbis vom Roten Zahnrad verbraucht sind, die Medizinschränke geplündert? (was wohl „in echt“ als Erstes passieren würde, durch den mit der größern Wumme oder mit mehr Leuten an der AK47).
    Aber selbst wenn die unbehelligt bleiben und im Dauerbetrieb arbeiten – irgendwann braucht die Technik eine Wartung, Ersatzteile… wer soll das leisten? Wäre ein Thema für eine Fortsetzung (die nicht kommen wird) mit Mart Wahlmon.

    Nee, so ist das als Ganzes betrachtet mir einfach zu sehr Schwarz-Weiß-Malerei: „Diese Pöhsen Weltraum-Kapitalisten wollen uns einfach nicht die Supi-Dupi-Endlos-Medozin geben, weil sie so Pöhse sind!“ quasi der filmgewordene Slogan „Wir haben Medizin“ (statt Platz). Grundsätzlich ist man filmisch ja gern auf der Seite der Rebellen/Underdogs/Umstürzler. Aber auch nur, weil man die Konsequenzen nicht (mehr) ansehen braucht und am Filmende einfach abschalten kann.

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