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„The Man From Earth“ – Ein Review in nur EINEM Raum!

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Ein SF-Film, der so ruhig ist, dass hyperaktive 12-Jährige damit beginnen, ihren Fernseher mit „Transformers“-Bügelbildern zu bedampfen? Eine Geschichte, die nur von einer Handvoll Personen getragen wird, die Günther fragen, warum er eigentlich seit 10 Jahren nicht altert? Ist das wirklich das Heilmittel für uns menschliche Blitzableiter in Hollywoods Effektgewittern? Darf man einen Film kritisieren, in dem Hauptschullehrer vorgeben, über Menschlichkeit und Unsterblichkeit zu plaudern? – Natürlich nicht! Darum tun wir’s jetzt…

INFORMATIONEN:

Regie: Richard Schenkman
Jahr: 2007
Budget: 200.000 $

, „The Man From Earth“ – Ein Review in nur EINEM Raum!
Dann lieber ein Minutenprotokoll zum ersten Star-Trek-Film

Inhalt:

Er altert nicht, lebt zurückgezogen und zieht nun sogar weg: John Oldman(!), der ein letztes Mal Besuch von seinen Freunden bekommt. Diesen berichtet er, dass er ein uralter Cro-Mangnum-Mensch ist.

Besprechung:

Ein Mann, der in einer Hütte von seinen (völlig rückblickfreien) Abenteuern berichtet, die er als Jahrtausende alter Unsterblicher erlebt hat? – Ein interessantes Konzept, das natürlich stark von einem bestimmten phantastischen Element getragen werden muss: Der Füllung der ollen Holzhütte. Dort sitzen seine Zuhörer nämlich wirklich zu 90% und lauschen den mäßig spannenden Psychologie-Abenteuern aus den Jahrtausenden:

Unsterblicher: „Ja, da waren natürlich alle aus meinem Stamm baff, dass ich nicht gealtert und gestorben bin. Huiuiui! Ich wurde daher regelmäßig Medizinmann und Zaubermeister.“

Zuhörer 1: „Ein interessantes kulturhistorisches antrophosophisches Historien-Sichtweisen-Projekt, hüstel. Mit Sahne obendrauf. – Natürlich nur für den Fall, dass das alles real ist.“

Zuhörer 2: „Darauf noch ein Weinchen, hipps. Doch würde eine derartig lange Lebensspanne nicht bedeuten, dass viele verschiedene Religionen und Kulturen … Blablabla… Blablabla… blabla… Bla. – Oder nicht? Oder was? Alles rein hypothetisch natürlich. Doppelhüstel.“

Unsterblicher: „Darauf kann ich nur mit einem Blick antworten, der halb verschlafen und halb überlegen daherkommt. Auf eine bescheidene Art, natürlich.“

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„ … Und dann lehnte ich mich sooo an gegen die Schulter von König Ramses. Und er so: ‚Biste schwul oder was?‘ Und ich so: Neee, das würde meine Figur ja noch irgendwie interessant machen! Krass, oda?“ – A Man From Nerv: Die ganze Handlung sieht wirklich nur exakt SO aus. Wen das nicht stört, wird sich auch nach einer Lebensspanne von ein paar Jahrtausenden niemals langweilen können…

Ja, ich gebe zu: Natürlich fordere ich schon seit so langer Zeit ANSPRUCHSVOLLE Fantasy-Filme, dass ich mich selbst schon seit dem mittleren Trias-Zeitalter des Mainstream-Nörgelns verdächtige. Aber so wirklich geflasht hat mich der behäbige Weltanschauungs-Porno des Autoren, der unbedingt die Sichtweise (und willkommenen Stichworte) von Studierten und Intellektuellen einbauen wollte, dann doch nicht. Außer einem quergelesenen Geschichtsbuch und zwei Gedanken zu Buddhismus und Christentum hat der Unsterbliche nämlich nichts zu berichten, was den rotweinschwenkenden SF-Fans irgendwas Neues geben würde.

Zumal der Schauspieler auch so passiv, austauschbar und glatt wirkt, dass man vermutet, dass der Tod einfach an ihm abgeperlt ist. Vielleicht hätte man hier doch einen älteren Schauspieler nehmen sollen. Zwei, drei Narben und ein fehlender Arm hätten nach all der Zeit übrigens auch nicht geschadet. Nach mehreren Eiszeiten, Revolutionen und körperteilzehrenden Abenteuern hätte ich sowieso einen sprechenden Kopf in einer Alkohollösung erwartet. – Glaubwürdig fand ich das alles nicht.

Zudem nach einer Weile der dahinplätschernden Gletscherstorys dann DOCH noch der GANZ dicke Hammer ausgepackt wird (SPOILER!!!). Einer, der die anwesende Oma erst mal zu 15-minütigem Kopfschüttel-Headbanging animierte. Unser uralter Milchbubi war nämlich niemand geringerer als Jesus selbst! Ein früher Buddhist, der seine Atmung am Kreuz reduziert und damit die Römer mal mächtig verarscht hat. – Das war dann doch ein paar Sedimentschichten zu dick aufgetragen. Nichts gegen Jesus, aber wenn das unsterbliche Universalgesicht nur sein Gemüsehändler gewesen wäre, hätte die dünne Story auch nicht drunter gelitten.

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„Hey, guck mal, John! ICH kann den Bogen auch überspannen, nicht nur du, hohohooo!“ – „Lass mich weitersprechen, Phlox-Darsteller! Also, König Ramses geht dann also in die Hocke und macht dieses komische Pupsgeräusch…“ – Visuell gleicht der Film einem deutschen Alpenkrimi mit 4-stelligem Budget. Dafür fand Phlox das Catering hier aber viel leckerer!

Der Schauspieler von Doktor Phlox, John Billingsley, mimt hier übrigens wieder den nuschelnden Berufsverwirrten, was ich fast noch am besten fand. Wie er da ständig ein belustigtes „Hmpf…“ zwischen Schaukelstuhl und Kamin von sich gab, das hatte teilweise mehr Charme als die aufgesetzte Intellektuellenstimmung im Raum.

Was am Ende bleibt, ist ein Dampfhammergeplauder im stilvollen Retroambiente. Ab und zu wird damit gespielt, dass sich der Erzähler vieeeelleicht nur alles ausgedacht hat. Aber das wäre ja noch schööööner gewesen! Auch so war‘s jetzt nicht super(ent)spannend, sah ich vor meinem geistigen Auge eh die ganze Zeit einen Drehbuchautoren verkrampft vor seinem „Will noch drei wissenschaftliche Erklärungen drin haben!“-Wunschzettel hocken.


Fazit: Ein besseres(?) Theaterstück mit (behauptetem) SF-Hintergrund macht noch lange keinen Anspruch. Sieht man sich so manches Review zum Film an, so hat man den Eindruck, dass die Euphorie bereits daraus entspringt, dass die einzigen „Explosionen“ hier die des knisternden Kaminfeuers sind. Vom Stil und der Stimmung her ist das aber eher eine Mischung aus dem Film „K-Pax“ und einer Univorlesung eurer Wahl, bei der man sich am Ende fragt:

„Hätte ich nicht lieber länger schlafen können und den Stoff in 5 Minuten zuhause nachlesen?“

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Artikel

von Klapowski am 31.10.14 in Filmkritik

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Kommentare (4)

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  1. G.G.Hoffmann sagt:

    Ein Budget von 200.000? Wußte nicht, daß diese Ex-Star-Trek-Darsteller finanziell so am Ende sind, daß sie schon für eine warme Suppe spielen. Zumal es auch noch eine Synchronfassung gibt, die für sich schon einmal 50.000 bis 100.000 Euro kosten kann. Ich finde nicht, daß der Film optisch wie ein deutscher Alpenkrimi aussieht. Eher wie ein Porno… habe ich gehört.

    • BigBadBorg sagt:

      Die deutsche Synchro geht absolut in Ordnung, einige bekannte Stimmen sind auch dabei. Auch wenn sie (wie im Falle des Dr. Phlox) manchmal nicht gut getroffen sind.

      Mir hat der Film sehr gut gefallen. Und ich weiß auch nicht warum der Film automatisch der anspruchsvollste SF-Film der letzten Dekaden sein soll (wie Klapo uns mehr oder weniger aufgrund irgendwelcher Reviews im Netz weiszumachen versucht und ihn dafür kritisiert), für den ein oder anderen mag das ja zutreffen, für mich war es einfach ein sehr sehr gutes Kammerspiel (ich mag sowas) mit einer faszinierenden Fantasy-Story. Die Dialoge waren fesselnd und dynamisch, ich kann mich nicht erinnern mich mal gelangweilt zu haben. Der Film hat sein Ziel erreicht.

      Ein Low-Budget-SF-Film, der Gott sei Dank auf Rückblenden mit miesen Effekten verzichtet (bei 200.000 $ wäre da wohl auch nicht viel drin gewesen) und einzig durch die Erzählung und die Phantasie des Zuschauers punktet. Wann gibt es sowas schon mal?

      Klapo, dir ist es wirklich schwer recht zu machen. Gibt es eigentlich noch Filme denen du irgendwie was positives abgewinnen kannst? Blockbuster sind schlecht, Low-Budget ist schlecht, ich würde wirklich gerne wissen ob es irgend einen Science Fiction-Film der letzten Jahre gibt dem du was abgewinnen konntest. Ist ernst gemeint. Falls es irgend eine Perle da draussen gibt die sogar du gut findest, würde ich mir den Film gerne mal ansehen! Zu deiner Verteidigung: Ich mag die neuen Star Trek-Filme, Dredd war toll, und auch die durchschnittlichen Doctor Who-Folgen schaue ich mir gerne an. Ich bin, denke ich, relativ einfach zufrieden zu stellen :)

      Antworten
  2. G.G.Hofmann sagt:

    @BigBadBorg

    Ich erwarte für den nächste Wochen anlaufenden „Interstellar“ nicht weniger als einen hymnischen Dampfhammer von Klapo! Vermutlich wird er demnächst eine Christopher-Nolan-Statue in seinem Büro aufstellen, mit Akten Sternenexplosionen simulieren und dem Amtsleiter erklären, daß Wiedervorlagefristen im kosmischen Vergleich irgendwie kleinkariert seien.

    Allerdings stimmt mich die Wikipedia-Zusammenfassung, wonach die Menschen von der Erde aus gleich in eine andere Galaxie (!) starten (unsere ist wohl nicht groß genug für Amis), etwas skeptisch. Ganz zu schweigen von der Hauptdarstellerin.

  3. BergH sagt:

    tach auch !

    @GGH Recht so, der Film würde mich auch interessieren.
    Ansonsten ist die Umsetzung der Geschichte in DIESEM Film wirklich schnarch lahm.
    Aber letztendlich doch etwas mit Spannung und gut erzählt,
    halt leider von Amis. Die können Krach-Bum, aber selten Kammerspiele erzählen.

    Wobei das Thema schon in SF Kurzgeschichten in den 60ern behandelt wurde.
    (Irgendwas von einem 50 KiloJahre alten Neandertaler der vom Blitz getroffen und unsterblich wurde.)
    Ich hoffe mal der Cro-Magnum war ein Stilmittel, denn unsere Vorfahren waren Cro-Magnon Menschen.

    Gruß BergH

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