Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

Star Trek Enterprise – 1.25 – „Zwei Tage auf Risa“ („Two Days And Two Nights“) Hoffmann-Review

, Star Trek Enterprise – 1.25 – „Zwei Tage auf Risa“ („Two Days And Two Nights“) Hoffmann-ReviewDas Schema ist ja hinreichend bekannt. Jede Star-Trek-Folge hat eine A- und eine B-Story:

Kirk speist mit Kaiser Wilhelm, während Scotty den Transporter mit Hartwurstresten flickt. Picard heißt eine neue Rasse in der Föderation willkommen, während Data unter dem Einfluß eines TV-Satelliten mehrere Fähnriche brutal vergewaltigt.

Während Neelix allen tierisch auf die Nüsse geht, läßt sich Chakotay tierisch beraten. Weiland Sisko Massenerschießungen an cardassianischen Kloster- schülerinnen vornimmt, hat O’Brien Krach mit Sulu. Quatsch… Hoshi! Nein, jetzt weiß ich! KEIKO! Wie der Wal. Nicht zu verwechseln mit Kim. Obwohl der so ähnlich aussieht. Nein, nicht wie der Wal. Wie Keiko.

Doch mit Enterprise bricht das Chaos in diese Idylle ein:

Nicht eine Story, nicht zwei Stories, nicht drei Stories. Nein! VIER Stories in einer einzigen Episode!! Und die Yucca-Palme lege ich auch noch oben drauf! Für nur 10 Euro! Wahnsinn! Das gab’s noch nie in 36 Jahren! So viel Trek für’s Geld!

Plot 1: Archer macht Urlaub auf Risa. Würde gerne pimpern. Muß sich stattdessen den ganzen Tag über Suliban unterhalten. Frust.

Plot 2: Tucker und Reed machen Urlaub auf Risa. Würden gerne pimpern. Landen stattdessen im Kartoffelkeller. Frust.

Plot 3: Hoshi macht Urlaub auf Risa. Will auf keinen Fall pimpern. Hat den Ritt ihres Lebens. Überraschung. Freude. Presse flippt aus.

Plot 4: Doctor macht Urlaub im Bett. Will in Ruhe poofen. Wird geweckt, weil Mayweather mit dem Dreirad auf die Fresse geflogen ist. Wunderheilung trotz schlaftrunkener Orientierungslosigkeit. Nobelpreis für Phlox.

Soweit der Inhalt. Nun zum Resümée:

– trekhistorischer Schwachsinn
– witzig wie Bud Spencer auf Möhrendiät
– Erotik auf Mutter-Beimer-Niveau
– Phlox for President

Das war mal wieder so ein richtiger Griff ins Klo. Um das Positive gleich vorweg zu nehmen. Die Phlox-Story war großartig! Ein Feuerwerk an fantastischen Gags. Um ‚mal eine Floskel zu vermeiden: Ich hab‘ mich bepisst vor Lachen!

Wenn ich als Voyager-Geschädigter ‚mal eine Prognose wagen darf: ab Staffel 3 werden ausschließlich NUR noch Phlox-Geschichten ausgestrahlt. In den meisten Folgen wird sich Phlox darüber Gedanken machen, ob er von der Besatzung auch als Individuum anerkannt würde, wenn er nur ein Hologramm wäre.

Erfreulich auch, dass sich Hoshi ‚mal richtig entspannen durfte, während Tucker und Reed der Saft langsam bis zu den Ohren steht.

Super aufregend fand ich, dass Star Trek endlich seinem Ruf als „Science Fiction für Erwachsene“ gerecht geworden ist. Ich verhehle nicht, dass ich durchaus ins Schwitzen geraten bin, wie die Kamera auf Hoshi’s leidenschaftlich erregtes Gesicht zoomte, als die beiden Turteltäubchen im Gegenlicht des Kaminscheins heftig korpulierten und erstmals in Star Trek entblöste Brüste und knackige Hinterteile zu sehen waren. Wow! Mutig! Gewagt! Langsam sollte man ernsthaft darüber nachdenken, ob man Star Trek noch vor 18:00 Uhr ausstrahlen kann.

Früher lugten Star Trek Paare nach vollzogener Bestäubung ja wie Sissi & Franzerl unter einer blütenweißen Bettdecke hervor, die brav bis zum Hals hochgezogen und am Jochbein akkurat festgetackert war und hauchten ihren Lovern ein sonniges „Guten Morgen“ ins Öhrchen. Gut, dass diese prüden Zeiten vorbei sind.

Der Rest war Schrott. Da gibt es gar kein Vertun. Auch wenn Klapowski das Gegenteil behauptet und seit drei Tagen mit einem Risa-Reisekatalog auf Warpkern 7 durch die Redaktion schwebt.

Dieser ganze Bordell-Planet hat im 22. Jahrhundert überhaupt nix zu suchen. Und das nicht nur aus kreativen Gründen. Ich dachte, der Gag vons Ganze war, endlich von diesem ausgelutschten TNG-Universum wegzukommen. Pusteplasma!

Offenbar haben sich die Autoren fest vorgenommen, nicht nur weiterhin total ausgelatschte Pfade zu beschreiten, sondern auch 36 Jahre Star Trek ad absurdum zu führen, indem man die Enterprise mit ihrem Warp 5 Antrieb schneller reisen läßt als die Voyager und die Enterprise-E zusammen.

Fassen wir kurz zusammen: Q’onos, Rigel, Ferengi, Andorianer, Nausikaner, Risa – in nur 10 Monaten Reisezeit. Endlich ‚mal eine Star Trek Serie, die zu den Wurzeln zurückkehrt und dieser großkotzigen „Wir können alles“-Technik eine klare Absage erteilt.

Hinreißend blöd war auch die Geschichte, wie sich Tucker und Reed von zwei – Achtung! Jetzt wird’s originell! – Formwandlern (Tolle Idee! Kinder werden Berman zum Handauflegen gereicht), verarschen lassen. Und dann noch von so zwei Schweinemasken aus dem TOS-Fundus.

Für mich ist die Serie mit dieser Folge abgehakt. Enterprise knüpft nach einem hoffnungsvollen Beginn wieder nahtlos da an, wo VOY – weitgehend unbehelligt von irgendwelchen Einschaltquoten – aufgehört hat.

Spätenstens in der zweiten Staffel werden wir wieder auf die liebenswerten Hackfressen treffen, die Picard (damals, in 350 Jahren) „entdeckt“ hat und die uns seit 10 Jahren so mächtig auf die Eier gehen: Cardassianer, Bajoraner, Borg (auf jeden Fall Borg – da verwette ich meine Uhura-Barbie drauf!) und alle anderen Rassen, die völlig außerhalb der theoretischen Operationsreichweite dieses Schrottschiffes liegen.

Langsam frage ich mich, ob eine 8. Voyager-Staffel nicht sinnvoller gewesen wäre. Da war die Erwartungshaltung wenigstens entsprechend niedrig.

Note: 4- (Doktor-Bonus)

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Artikel

von Hoffmann am 20.05.02 in Star Trek: Enterprise

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