Film- und Serienkritiken

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Dexter, Staffel 8 – Lieber ein Ende mit Strecken, als… ?

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Ja, da ist der Müllsack über’m Kopp durchaus mal angemessen… – Ich weiß, es ist inzwischen viele Wochen her, dass das Serienfinale über die Bildschirme all jener flimmerte, die sich von ihrem Ami-Cousin die letzte Folgen „geliehen“ hatten. Aber ich komme einfach immer noch nicht drüber hinweg, was in der letzten Staffel geschah, nämlich dieses… dieses… Dings. – „Nichts“, oder wie das gleich hieß. Zur Verarbeitung MEINER mordlüsternen Gedanken folgt nun also die voll SPOILERhaltige Besprechung der letzten Episoden.

Mönsch, blöder Serienmörder-Serienselbstmord…

Okay, ich hätte schon ab der Mitte der 8. Staffel skeptischer werden sollen. Skeptischer noch als ein Streifenpolizist, der des nachts einen blutverschmierten Dexter mit 3 Macheten trifft und ihm einen „Guten Abend, braver Durchschnittsbürger“ wünscht. – DAS passiert zwar nicht, aber inzwischen hatte sich das Muster „Dem kann keiner was“ so sehr in die Grundstruktur der Serie eingefressen, das ich heute sogar eher damit rechnen würde, ein Mitglied des „A-Teams“ könnte während der finalen Action erschossen werden.

12 finale Folgen lang tingelte Dexter zwischen seinen auf Rezept verschriebenen Familienabbildern hin und her: Die Psychopathinnen-Fetischistin ist eine Parabel auf die (kaputte) Mutter, die er nie hatte, der kleine Nachwuchspsychopath ist irgendwie der Sohn und der halbwegs Gleichaltrige versteht sich irgendwie als Bruder. Kurz: Metaphern und verzerrte Spiegelbilder für Leute mit 100%iger Hor… Hirnhautverkrümmung. Auf die Nase gebundene Doofenpsychologie ohne tiefer gehende Substanz, dafür mit (Leute-)Masse statt Klasse. – Fehlte eigentlich nur noch, dass Dexter immer schon seinen alten Schornsteinfeger und seinen gestörten Hund vermisste (durch einen Rückblick nachträglich enthüllt), damit man später einen frauenmordenden Kaminreiniger und einen kläffenden Klötenbeißer hätte einführen können.

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„Oh, Dexter, sie haben den Täter anhand dieser Urinprobe gefunden, die sie in ihrem Mund aus dem Polizeirevier geschmuggelt haben? Warum so aufwendig, Junge?“ – Weiß nicht, Mami… Hochbegabung, schmatz?“ – Eine Spinatwachtel ist auch nur ein schräger Vogel: Die Schauspielerin ist prima gewählt, aber irgendwie ist die ganze „Habe deinem Vater damals bei DEINER Gehirnwäsche geholfen“-Nummer konstruierter als der Lehrstoff eines Ingenieurstudiums…

Dexter, eine Figur, die in Staffel 4 noch wahnsinnig großes Potenzial für diverse Wandlungen versprach (Gut? Böse? Heiligenschein oder Waffenschein?), verkam am Ende zur Fliege auf einem Kackhaufen: Ab und zu flog sie mal ab, verschaffte sich summend einen Überblick über die Blödheit der umstehenden Kühe (= seine Kollegen, seine Schwester, Zuschauer…), um dann wieder selbstgefällig und mental unverändert auf dem Fladen Platz zu nehmen. Man gab sich nicht mal mehr Mühe, das logische Drumherum zu erklären, hat Dexter doch schon per Definition mehr Glück, als die Polizei erlauben oder jemals herausbekommen würde: Ungesehen und dutzendfach Leute betäuben und diese in das eigenen Auto schleppen, dies war stets sein Hobby! Funktionierte sowohl in der spontanen als auch in der geplanten Variante viel besser, als wenn ICH mir vornehmen würde, Oma Platuschke von Gegenüber mal 3 Tage NICHT über den Weg zu laufen.

Passwörter werden munter beim ersten Versuch erraten, Tarnung gar nicht erst versucht (*stundenlang in Cafè sitz und dann hinter Opfer herlauf* – Überwachungskameras?!), Handys sowieso überall hin mitgeschleppt, damit wenigstens die Technik was PEILT (haha) und am Ende dürfen dann sogar die Kollegen von Nebenan zuschauen, wie Dexter in der Zelle einen Mann mittels Kugelschreiber tötet. Motto: Die Feder ist mächtiger, als der, der’s erfährt. – Alles egal, der Mann ist nun mal ein Supermann in der Beherrschung der Wahrscheinlichkeitsregeln. Aber vermutlich hatte sich DA schon rumgesprochen, dass er gerne am helllichten Tag Leichen aus dem Krankenhaus schleppt.

Und so jemanden kommt man besser nicht zu nahe. Was physisch eh immer schwieriger wurde, hat Dexter doch nur noch minutenweise im Büro gesessen und hat sich häufiger vom Arbeitsplatz verdrückt als ein griechischer Beamter von einer überflüssigen Fake-Behörde (z.B. „Kontrolle des amtlichen Kalenders anhand von Funkuhrdaten“).

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„Dexter, mir geht es nach meiner Schussverletzung schon wieder besser, aber bevor ich gleich überraschend an Herpes sterben werde, will ich dir noch etwas sagen: Nämlich… Zovirax bringt GAR nichts!“ – Der Tod steht ihr gut: Nach all den Abenteuern ist Debs Abgang so unepisch und langweilig, dass ich sogar MEINE Schwesternlosigkeit für tragischer halte. Und ich hatte noch nicht mal eine!

War er jetzt ein Psychopath, ein Mann ohne Empathie? Staffelweise fühlte er nichts, hat dann aber plötzlich seinen Sohn geliebt, der ihn vermutlich mit der bloßen Macht amerikanischer Familienmoral geheilt hat? Apropos Sohn: Wieso stand das steife Kind da eigentlich immer herum wie sieben Tage Castingwetter und hat 99% seiner Zeit mit Babysittern verbracht, um den Rest der Zeit Dexter mit drehbuchinduzierten Fragen zu löchern? („Warum ist mein Teddyyyy voller Bluuuu… roter Flecken?!“)

Aber gut, so fühlte sich Dexters Schwester Depp… äh… Deb wenigstens intellektuell nicht so ganz alleine… Bis zur 7. Staffel fand ich die sogar noch richtig sympathisch, aber ihr ständiges Wanken zwischen „Muss meinen Bruder im Auto ertränken“, „Will plötzlich mit meinem Bruder poppen“ und „Muss meinen Bruder vor der Polizei bewahren“, teilweise innerhalb der selben Minute(!), das machte mich echt schwach. Sie nervte mehr als ein Borderline-Patient mit dem Interessensgebiet Schizophrenie.

Dexters Geliebte Hanna hingegen nervte durch die von ihr ausgestrahlte Nullinger-Sympathie, der Tatsache, dass sie in der letzten Folge mal gerade auf eine fertig aufgezogene(!) Betäubungsspritze in der Hand hatte (wegen der Flugangst oder watt?) und generell die Vorsichtigkeit eines blonden Lemmings besaß. Wenigstens die auffällig blonden Haare hätte sie vor ihrer Flucht durchs halbe Land mal mit ein paaaar dunkelblonden Strähnchen versehen können, oder?! Apropos (Glücks-)Strähne: Dexter hat also nach Mord-Vorkommnis Nummer 294 plötzlich die Hosen voll, während er 293 Mal noch zu Recht „ich bringe alles in Ordnung“ raunzte, steuert sein Schiff trotzig und Sohnemann-schützend in einen Orkan und entsteigt den Trümmern als Holzfäller im Niemandsland?

Im Ernst jetzt:

Wiiiiiirklich?!

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„Papaaa? Willst Du nicht was mit mir malen?“ – „Aber nur, wenn Du die ROTEN Stifte raussuchst, damit ich dabei über meine Blutlust resümieren kann!“ – „Stöhn. Ne, dann will ich lieber doch Fangen mit dir spielen!“ – „Aber nur, wenn dabei eine Sequenz gegengeschnitten wird, wie ich gestern einem Mörder hinterhergerannt bin.“ – Alles tiefgehende Momente… – vor allem im unteren Bereich der Zuschauerintelligenz.

Wenigstens in die Kamera hätte er noch etwas sagen können, aber auch in der letzten Einstellung bleibt sich die letzte Staffel – und speziell die letzte Episode – ihrem Stil treu: „Erstes Take… Zack! Im Kasten! Nächste Szene! Wie? Scheiße gespielt, unlogisch verpackt, inhaltlich unbefriedigend, optisch und vom Timing her unter dem Seriendurchschnitt?! – Warum sagt ihr das? Ihr habt doch noch nicht mal das RICHTIGE, das Direct-to-DVD-Ende im Jahre 2018 gesehen! Da, wo Dexter eine Tochter hat und sich die ganze Zeit über fragt, ob er nur noch Totschläger (im Affekt) töten soll statt echte Mörder! Wegen der Selbstverbesserung und so!“.

Dexter war nur noch ein Gefäß, in das die Macher ihre „Irgendwas mit Familie und Krimi“-Ideen reinstecken konnten. Praktisch war hierbei, dass das Gefäß auch gleichzeitig einen Mixer integriert hatte. Wann immer es in Staffel 8 (oder davor) mal eine frische Idee oder eine tolle Wendung gab, so wurde diese psychologisch gar nicht beleuchtet. Dexters Monologe mit „Virtual Papa“, die es den Machern erlaubten, interessante und subtile Möglichkeiten zur Seelenbeleuchtung zu vermeiden, nervten immer mehr. Dieses ewig gehauchte „Dexter, das solltest du nicht tun. Hör sofort auf, das Schloss vom Polizeidirektor zu knacken!“, gefolgt von „Denk daran, was ich dir beigebracht habe, als ich noch kein besoffener Neuronenüberschuss in deinem Kopf war!“, das ging irgendwann GAR nicht mehr!

Gerne hätte ich Dex mal für mehrere Folgen gefoltert oder in Gefangenschaft gesehen, ihn wirklich gebrochen und verzweifelt erlebt. Aber nein, man musste ja die Hauptfigur als genialen Nahkämpfer etablieren, der bereits Probleme damit hatte, sein braunes „Killer-Time-Shirt“ auch nur EINMAL in die Wäsche zu geben. Immer der Polizei einen Schritt voraus, weil er 10 Sekunden lang Google bedient hat und dann für 5 Stunden verschwand, angeblich „Bleistifte für die Abteilung kaufen“.

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„Ich musste plötzlich untertauchen, die Menschen, die ich nie liebte, waren seit 8 Staffeln in großer Gefahr!“ – Gestatten, Bart-olomeäus Dexter: Die ganze Aktion, dass Dexter plötzlich ein neues Leben beenden… äh… beginnen wollte, kam so plötzlich und war so offensichtlich zum Scheitern verurteilt, dass das Ende schon 3 Folgen vorher weh tat. Als er dann sooo in die Kamera glotzte, war es nur noch der gespielte Phantomschmerz des Schauspielers, hervorgerufen durch die zukünftig fehlenden Gehaltsschecks.

Das war kein gebrochener Held mehr, nicht mal ein unheimlicher Bösewicht. Das war nur noch ein Typ, der zur Marke geworden war und genau so gut sein Gesicht auf die Packung von Frühstücksflocken hätte bringen können, statt eine achte Staffel zu verantworten. Bloß keinem weh tun, es sei denn, der Zuschauer hasst den Getöteten mindestens so sehr wie Abweichungen vom Schema F in Sachen „Mann, was sind wir mutiges und frisches Serienmörderfernsehen“! Er hätte doch mal ein Kind töten können, absichtlich, unabsichtlich, fahrerfluchttechnisch. Scheißegal, nur halt mal was anderes als „Den Gestörten der Staffel“.

Wie hat Dexter sich entwickelt, über 8 Staffeln? Antwort: Gar nicht, lässt man den Fuhrpark an unausgegorenen Nebenfiguren mal außer acht, die sein Handeln mal mehr oder weniger passend bewerteten… Vom religiösen Heini über einen mordenden Badewannenfetischisten bis hin zur Giftmischerin ertrug ich noch tapfer seine Suche nach „Vorbildern“. Aber als dieses am Ende nur noch oberflächlich geschah und man lieber selbsternannte Hirnchirurgen dazu benutzte, um irgendeinen vergessenen Aspekt von Dexter hervorzuheben („Aha! Er arbeitet auch gerne mit dem Gehirn? Oder isst dieses gerne vom Schwein?“), da war’s vorbei.

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Na, Hauptsache, drei Stunden in einen schmissigen Reinschmeiß-Promoshot gesteckt als zwei in ein vernünftiges Drehbuch. In der 9. Staffel hätten wir ihn dann vermutlich von einem Sprungbrett in ein MEER aus Blut springen sehen. Ha, das ist mal eine Figurenentwicklung!


Fazit: Bei Breaking Bad hatte man – zu Recht – das Gefühl, dass keine Figur vergessen wird, jede Handlung Auswirkungen auf die Zukunft hat und niemand nur deswegen stirbt, um der Staffel noch eine B- und C-Handlung zu verpassen. – Falls z.B. Deborahs Verbalmenstruation („Fuck! Fuckedi-Fuck!“) aus irgendwelchen rätselhaften Zuschauer-Erwartungshaltungen mal nicht die Hälfte der Season tragen sollte.

Ich mag die Serie noch immer irgendwie, aber Dexter ist am Ende nur noch so scharf gezeichnet wie ein Schatten in einem Bärenarsch: Statt seine Konturen zu schärfen, ihm Antworten zu liefern oder sie ihm wenigstens dramatisch zu entreißen, verwischten die Autoren die Figur immer weiter. Um halt mal (ohne Folgen) über Religion nachdenken, dann mal für 10 Minuten „Harry’s Code“ in Frage zu stellen, mal blumig über Verantwortung zu schwadronieren, um sie dann doch später an der Garderobe des „Alles kann, nichts will“-Clubs abzugeben.

Klar, ab und zu gab es fiese Enthüllungen und somit GEFAHREN, die mit dem überraschenden Tod der Enthüller wieder obsolet werden, aber mutiges Fernsehen sah ab Staffel 5 anders aus. Schade, darf ich mir halt nur noch die ersten 4-5 Staffeln angucken. – Und diese unweigerlich ebenfalls um 50% abwerten, wegen des Gefühls, dass Dexter keine Tiefe hatte, sondern einfach nur… Autoren.

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Artikel

von Klapowski am 12.11.13 in Serienkritik

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Kommentare (3)

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  1. DasBo sagt:

    Volle Zustimmung.

    Ich hätte es toll gefunden, hätte man Staffel 7+8 direkt miteinander als EINE Staffel vermischt.
    Stevenson (Sirko) war ein durchaus interessanter, gut gespielter Gegenspieler und hätte durchaus das Potential gehabt, am Ende zwangsläufig mehr mit Dexter gegen Jacob Elway zusammenzuarbeiten (z. B. weil der Deb gekillt hat). Die beiden Staffeln auf deren wesentliche Parts komprimiert wäre dann in Sachen Figuren- und Handlungsdichte äußerst interessant gewesen.

    So aber leider nur der langweilige, lustlose Abgesang einer einstmals wunderbaren Serie (S4+S2+S1)… schnüff

  2. DJ Doena sagt:

    Ich hab schon die 7te Staffel nicht mehr zu Ende geguckt, weil die Serie einfach langweilig geworden war und das obwohl ich gehofft hatte, Hannah (Yvonne Strahovski von Chuck) würde den Laden noch mal aufmischen.

    Und das Ende ist dann leider auch noch mal von Executive Meddling beeinflusst worden, der Sender Showtime hat drauf bestanden, dass Dexter überlebt…

    • katy sagt:

      Das ende staffel 8 war für mich unlogisch und nicht auf dexter zugeschnitten

      Ich ar so entsezt dexter der zu seinet hanah u Sohn wollte als einsamen holzfäller
      Enden zu sehen….er hätte doch alles drangesetzt seinen Sohn wiederzusehen…was die sich da gedacht haben so einen tollen film mit so einen unlogischen ende zu zeigen…das ende zerstört den Anfang..habe einfach nur geheult…lg Katy

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