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„Dark City“ (1998) – Review zum Matrix-Vorreiter

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Der geneigte Nicht-mehr-Zuleser wird es schon bemerkt haben: Im Moment arbeite ich einige „Geheimtipps“ der SF-Geschichte ab. Manche davon sooo geheim, dass ich den Tipp von einer polnischen Wahrsagerin aus Wassiverbirkt persönlich abholen musste. Und das, obwohl sie selbst den genannten Film nur „leicht überdurchschnittlich“ fand. Aber was tut man nicht alles, um seinen geliebten Stammlesern etwas abseits des Mainstreams zu präsentieren? Richtige Antwort: In der Regel nicht viel… Heute gibt es also den in Fankreisen sehr beliebten 1998er Geheimtipp „Dark City“.

INFORMATIONEN:

Regie: Alex Proyas
Jahr: 1998
Budget: 27 Mio $

, „Dark City“ (1998) – Review zum Matrix-Vorreiter
Diese Bösen sind haart an der Grenze
Inhalt: Ein angeblicher Frauenkiller erwacht ohne Erinnerung in einem Hotelzimmer. Während er von einem Kommissar gejagt wird, fällt beiden Figuren auf, dass das Leben in dieser dunklen Stadt irgendwie irreal und seltsam ist…

Bewertung:

Der Film fängt so vielversprechend an, dass man nach 15 Minuten schon den Fernseher(-App) ausmachen und ein Review beginnen möchte, um all die Positivpunkte bloß nicht zu vergessen: Die Stimmung ist so Film-Noir-ig, dass einem vor Schreck fast der Whiskey über den wohnzimmerlichen Bartresen läuft. Die Kamera zeigt perfekt eingefangene (und rechtzeitg vor dem Langweiligwerden wieder losgelassene) Bilder, die düster, aber dennoch schön farbenfroh – in allen Schattierungen von Kack-Grün – sind. Und die dem Verfall regelrecht huldigen. Aber wir machen dieses Review ja nicht für unsere Fans aus Sachsen-Anhalt, weswegen ich gleich mit dem Inhalt starte:

Auch hier fragt man sich auf eine positive Weise: Was soll das alles? Wieso ist es da immer dunkel wie in einem bitterfelder Bärenarsch? Warum erinnert sich keiner an den Weg zum Strand? Eine interessante städteplanerische Fehlleistung und ein Defizit an „Sim City“-Gamerskills oder doch nur eine langweilige Auflösung mit virtuellen Welten, veränderter Realität, blabla? Wer sind die vielen glatzköpfigen Männer, die sich gegenseitig „Mister Buch“, „Mister Süd“ oder „Mister Hauptsache-Wort-steht-im Duden“ nennen und exakt so wirken, als hätte man ein Experiment zur homosexuellen Vermehrung mit Momos schwarzen Männern und den Agenten aus „Matrix“ unternommen? – Mit einem Schuss Skinhead und grünen Glühbirnen über’m Schädel? Wieso pennen alle Menschen um Mitternacht gleichzeitig ein und bekommen dann ein neues Leben und Gedächtnis verp(r)asst?

, „Dark City“ (1998) – Review zum Matrix-Vorreiter

„Nein, Mister Magentablette, wir werden unsere Menschenexperimente NICHT auf Analsonden ausweiten!“ – „Könnte ich den Antrag einbringen, das Gedächtnis der Menschen nicht zu verändern, sondern es durch die Einführung von Privatfernsehen zu VERHINDERN?“ – „Hey, ich dachte, das hier wäre lediglich eine Echthaar-Toupet-Zuchtfarm?“ – „Und ich wollte eigentlich an das Filmset von ‚American History‘, denn reiche, allmächtige Space-Skins mit Mitternacht-Fetisch wirken auf mich eher… jüdisch.“

Nach und nach präsentiert der Film Antworten auf all dies. Doch leider wird er dadurch nicht besser, anspruchsvoller oder bekommt gar einen sympathischeren Hauptdarsteller. Der hat nämlich exakt die Funktion von Keanu Reeves in „Matrix“, wirkt aber vom produktionstechnischen Standpunkt her nicht sehr „auserwählt“. Es fehlt ein gewisser Funken Mitfühl-Minimalismus; je mächtiger und cleverer das Bürschchen wird, umso mehr wünscht man sich Nicolas Cage oder Samson aus der Sesamstraße, die wenigstens noch mit einem markanten Gesicht erfreuen konnten. Und spätestens, wenn (Ab hier Spoooiler!!) die düsteren Gestalten doch wieder nur Aliens mit Zauberfähigkeiten sind, die es aber nicht für nötig halten, die Außenwand ihres Raumschiffs mit mehr als mit einer Backsteinwand(!) zu schützen, fällt der Film extrem ab. Beziehungsweise einige Leute ins Vakuum. Was aber auch nicht gerade glaubwürdig inszeniert ist, aber da hat der technische Berater wohl buchstäblich auch mal „die Luft angehalten“.

Es ist schon eine Kunst für sich, mit der Aufklärung so weit zu gehen, dass man Dinge erfährt, die man nicht erfahren wollte/sollte, die Logiklöcher und neuen offenen Fragen sich hingegen am Ende exorbitant vermehren. So hätte ich lieber darauf verzichtet, das Raumschiff und das kitschige Ende (= Wasser ist Leben, mehr noch als Bier?) zu sehen, dafür aber erfahren, WARUM Mister Hautfigur, äh, Hauptfigur jetzt eigentlich die Materieumwandlungsfähigkeit hatte. Zu viel von der Alienkaka inhaliert, welche die männlichen (gab’s keine Weibchen??) Glatzköppe in deren unterirdischen Hörsaal hinterlassen haben? Wie konnte der menschliche Arzt (= Kiefer Sutherland!) die künstlichen Erinnerungen so exakt herstellen, wenn er die meiste Zeit nur mit Spritzen aus dem (gefühlt) 18. Jahrhundert vor Christi hantierte und ein schwarzer Klecks eine „schlechte Kindheit“ symbolisierte?

, „Dark City“ (1998) – Review zum Matrix-Vorreiter

„Hm, hier wird es irgendwie nie hell. Aber warum nur?“ – „Junger Mann, unsere Geisterbahn schließt jetzt. Gehen sie bitte raus und genießen sie das schöne Wetter, ja?“ – Dunkel wie ’n Furunkel: Die Stimmung von „Dark City“ ist so bedrückend, dass es eine Wonne ist. Also, für die Verkäufer von Stricken, Schlaftabletten und anderen Ablebe-Beschleunigern natürlich…

Die Suche nach der Seele des Menschen hatte echt Potenzial (gerade in Hollywood wäre das FINDEN jener Seele mal wichtig), genau so wie der Wert und das (Ver)Wesen von Erinnerungen. Was in der einen Szene besonders Spaß macht, in der ein Arbeiterpaar zum Schickimicki-Pärchen regelrecht „umgebaut“ wird. Ein echter Filmhöhepunkt, wie da der Esstisch iiimmer länger wurde und die edlen Speisen aufploppten, als gäb’s kein Morgen… Äh, Morgen kein Kaviar mehr.

Doch der Endkampf mit undefinierbaren „Materie-Veränderungsstrahlen“, bei dem sich Held und Chefskin klischeehaft beharken und die anderen Fiesen sich vor Frustration – und sklavischer Dramaturgiehörigkeit – anscheinend einfach auflösen, das war dann doch kein intellektueller (Bedeut)samenserguss.


Fazit: Ein Film, bei dem ein Ende, welches Fragen offen gelassen und einem die Lunge mit „Häääää?!“-Lauten malträtiert hätte, einiges rausgeholt hätte. David Cronenberg hätte sich mit einer Halluzination und kryptischen Andeutungen zu Analsex mit Couchtischen aus der Affaire gezogen, dafür aber das Kopfkarussell des Zuschauers angestoßen. So aber bleibt am Ende von „Dark City“ nicht viel Kultiges übrig. Und DAS, obwohl der Beginn noch einen 7- oder 8-Punkte-Film andeutete. Sauerei mit Matrix-Brei!

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Artikel

von Klapowski am 29.06.13 in Filmkritik

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Kommentare (1)

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  1. jcneal sagt:

    Jennifer Connelly?
    ¿

    ?

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