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„Eden Log“ – Oder: Wenn der Franzmann zweimal spinnelt… – Review

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Ein silbrig glänzender Baum aus messerscharfen Spitzen? Das Blu-Ray-Cover dieses Filmes erinnerte mich stark an den „Baum der Schmerzen“ aus Dan Simmons Buch „Hyperion“ und hatte daher sofort eine hypnotische Wirkung auf mich. Der Sadist in mir zwang mich, sowohl diese leidenden(?) Menschen zu begutachten, als auch meinen lokalen „Saturn“-Markt zu schädigen, erschien mir doch der geforderte Preis von 5 Euro durchaus günstig. Doch da hatte ich die Rechnung wohl ohne zugekokste Franzmänner aus der Filmbranche gemacht…

INFORMATIONEN:

Regie: Franck Vestiel
Jahr: 2007
Budget: Winzigst

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Die vom Nervenarzt verbotene Frucht des Kunstkinos
Inhalt: Ein Typ erwacht ohne Gedächtnis im Matsch und versucht daraufhin, sich durch ein Schrott-Laber… -Labyrinth nach oben zu robben. Er trifft hierbei auf Monstren, Labore, Menschen, die etwas mehr wissen (allerdings gleichzeitig Erklär-Analphabeten sind) und eine Frau, die irgendwie da ist.

Meinung:

Kein Zweifel: „Eden Log“, das ist „Doom 3“ für Leute, mit denen man niemals, NIEMALS über Filme wie diese diskutieren möchte. Wer DAS hier gut findet, kann bei aller Objektivität nur ein Nervbolzen und geltungsbedürfiger Kulturfetischist sein.

Ein Beispiel gefällig? – Nach der Vergewaltigungsszene, in der durch die geschlossene Hose zwangsbestäubt wurde (habe in französischen Filmen schon mehr Erotik gesehen als eine brustversteckende[!] Frau, die angezogen eine Plastikplane beweint), latscht die unfreiwillig Gefreite dem irgendwie mutierenden Pimmepaule hörig hinterher. Vermutlich, weil der sich mit dem emotionslos gehauchten Satz „Das bin ich eigentlich nicht“ mal eben an der eigenen Hasenscharte entschuldigt hat.

Der Regisseur mochte einen Plan gehabt haben, aber wenn man diesen nicht mal dem Cutter, dem Beleuchter und dem Hauptdarsteller mitteilt – der übrigens konsequent wie ein eingeschlagener Feuerlöscher guckt – , dann ist man gar nicht so sicher, ob die (biblische) Vertreibung aus Eden nicht einfach nur eine Maßnahme zur Hirnschmalzschonung war. Viele Einstellungen sollen künstlerisch total krass-konkret sein, wirken aber bei näherem Hinsehen(), als wenn man einem Obdachosen und seinem besoffenen Kameramann beim Wühlen nach Pfandflaschen im Dunkel zusieht. Teilweise weiß man nicht, was man da gerade beschaut: Verkloppen die Wärter mit den klobigen Sinneseindruck-Vermeidungsuniformen gerade die Monster, oder stürzen sich letztere auf die gesichtslosen Hektiker, oder aber feiern sie zusammen nur ein lautstarkes Gang-Bang-Festival?

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„Okay, Jungs, liebe Brasilianer! Ich weiß ja, wie sehr ihr euren Urwald hasst und ich bin echt dankbar für die kostenlosen Holzlieferungen, aber der Kamin im Hintergrund ist langsam ECHT voll und ich würde mir gerne mal den Borkenkäferkot aus den Haaren waschen, jaaa?“ – AST-rologie: Der riesige Baum war einst als Energiequelle gedacht, doch irgendwann produzierte er stattdessen mutagene Gifte. Tzzz, in Europa sieht man das als Basis für einen dystopischen Film, während man in China einfach sagen würde: „Gifte? Laborunfälle? Undefinierbare Biomasse? Hey, Leute, das gibt wieder Babynahrung zum halben Preis!“

Die Kunstbesoffenheit – oder vielmehr die Einbildung derselben – trieft aus diesem Film wie Eiter aus Van Goghs abgeschnittenen Ohr. Getreu dem Motto: „Kunst muss sperrig sein, habe ich mal irgendwo gelesen, Alter“, ist weder Musik, noch das Timing, noch irgendetwas anderen an diesem Film greifbar oder zugänglich. Mit der Gewissheit, den Zuschauer mit wirren Bibelgleichnissen (Eden, Baum, fertiiig!) bereits genug „beglückt“ zu haben, bekommen wir eine saftlose Story präsentiert, die man auch in einem 10-minütigen Kurzfilm oder einem 10-sekündigen Klebstoff-Alptraum hätte abhandeln können. Ein paar Monster, die 2-3 Male völlig unlokalisierbar den Kameramann umrennen, die reichen auch dann nicht, wenn nebenbei eine Frau in einer Videobotschaft zusammenhanglos von Menschlichkeit, Zukunft und Leberkäse spricht.

Die zerstörten Labore sehen aus, als hätte man den Film in einem Müllwagen gefilmt, was nicht mal besonders schlimm wäre, wenn man die Farben nicht mit einem Spektrographen suchen müsste. Nichts gegen S/W, aber nachdem man sich schon entschied, die meisten Einstellungen aus 50 Zentimetern Entfernung zum Hauptdarsteller-Parodisten abzulichten, hätten ein paar Farben durchaus das trockene Zeug aus den Augenlidern schütteln können, das einem beim Pennen gemeinhin befällt. Um wenigstens ein bisschen Laboratmosphäre herzustellen, hätte man wenigstens in einem (anderen?) Müllwagen nach ein paar kaputten PC-Monitoren suchen können. Zwar mag das europaweite Forschungsbudget nach der 28. Griechenlandrettung auf zwei Tic-Tacs heruntergedampft worden sein, doch bezweifle ich trotzdem, dass Forscher mit einer Projektionsanlage arbeiten, die Dia-Projektor-like grieslige Bilder in die Zimmerecke klatschen.

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„Dank der Wand aus Alditüten (dürfen nur keine Wurstpackungen drin sein!) können die Wesen vermutlich nicht hier hinein. Viel logischer erscheint mir aber, dass sie den Raum meiden, weil ich mich ausschließlich wie ein Vöglein an der Decke fortbewege.“ – Be-Wand-erter Geselle: Diese Nebenfigur erklärt ausführlich, wie er sich im Irrenhaus einst den Kopf an einem Wortgenerator kaputt gestoßen hat. Rechts im Netz: Der Typ, hinter dem der Kameramann immer auf allen Vieren herkriecht. Vielleicht ist’s der Hauptdarsteller? – Also der Kameramann jetzt?

Der Hauptschnarchsteller ist ausgearbeitet wie ein unbeschriftetes Neutron: Außer, dass der Hansel gerne durch aufgestellte Wände aus mit Plastikfolie torkelt (deren zombieabweisenden Eigenheiten legendär sind!) und ab und zu mal zuckt, wenn seine DNA mal zwickt, erfährt man nix. Der „Ereignishorizont“, also der Moment, an dem man erstmals Dinge erfährt, die NICHT auf der Blu-Ray-Hülle stehen, tritt 5 Minuten vor Schluss ein. Oder gar nicht, wenn man das pseudophilosophische Gestammel von nichtssagenden „Welt wird anders, aber wir sind noch nicht b(r)eit genug dafür, Hicks!“-Sätzen denn als Auslösung sehen will. Der amnesierte Floskel- und Frauenvergewaltiger ist dann plötzlich wieder der sich erinnernde Chef(?) der Sicherheitstruppe(?), schlüpft in den Fremdschamanzug und rammt sich einen Ast in die Eingeweide. Eine Aktion, die den Baum wachsen lässt, die Glaskuppel sprengt und in der nahe gelegenen Stadt die Lichter ausgehen lässt.

Na, von solchen Helden (/ Antagonisten? /von der Pflanze Fremdgesteuerten?/ generelle Wahnsinnigen?) lassen wir uns doch gerne retten, vernichten, aufwecken, befreien oder vergiften. Je nachdem, was das Ende bedeuten soll und unter welcher Droge der Autor zu diesem Zeitpunkt stand. Man hätte diese als „Bonusmaterial“ der Hülle beifügen sollen, um das generelle Verständnis und/oder das schnelle Vergessen dieses Machwerks voranzutreiben. Übrigens: Die Story um ein schiefgelaufenes und kameratechnisch ebenso quer verfilmtes Experiment ist NICHT deswegen anspruchsvoll, weil die Nebencharaktere ständig „Ich weiß doch auch nix, raaah! Puuups!“ oder „Etwas an ihnen ist anders. Toll, oder? Tschüss!“ in die Kamera raunen. Was mich übrigens so aufgeregt hat wie die (Nicht-)Fragen von LOST-Charakteren an etwas mehr eingeweitere LOST-Charaktere.

Dieses SF-Debutwerk des Franzosen Frank Vestiel ist so unverschämt gehaltlos (anscheinend hat der Beleuchter auch kein „Gehalt“ bekommen, haha!) und in die Länge gezogen, dass man sich in manchen Einstellungen wünscht, die Erkenntnis würde dem reglos dastehenden Typen in Form einer beschrifteten Steintafel auf den Kopf fallen. Dieses sinnlose Starren auf diverse Unverständlichkeiten ist nicht qualitativ tiefgründig, sondern grundlos tiefqualitätig. Sprich: Einfach nur schlechtes Leveldesign. – Und nein, ich weiß wirklich nicht, warum ich plötzlich in Videospieljargon verfalle. Vielleicht, weil die Geschichte sich hervorragend für einen Ego-Shooter des Jahres 1996 eignen würde?

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„Boah, in der Kanalisation ist es ja total eklig! An den Wänden klebt überall das braune Zeug, das die Basis dieses Drehbuchs war!“ – Sieht spannender aus, als es pisst: Der Film ist Oberkante überdreckig, hat aber selbst keinen blassen (Licht-)Schimmer, inwiefern das wichtig oder stylisch ist. Es gibt zwar im Internet ein paar Versprengte, die diesen Look loben, aber man sollte man aus eigenem Interesse wirklich nicht auf einen augenlosen Grottenolm hören, wenn man ihn nach der aktuellen Farbe der Fußgängerampel fragt.


Fazit: Selbst im Genre der „Französischen Kackfilme©“ überaus kranker Scheiß, ein durch den Analplug der Selbstbestätigung total aufgeblähtes Enddarmprodukt. Das, was man visuell überhaupt erkennt, sieht nicht kunstvoll aus, sondern wie eine Parodie auf die Kameraarbeit von „Berlin Tag und Nacht“. Und der Darsteller ist vielleicht sogar der emotional „egalste“, den ich je gesehen habe. Und ich habe sogar schon komplett „Voyager“ und „Enterprise“ ertragen, nur, um sich mal die Relationen klar zu machen. – Man kann als Zuschauer nur hoffen, dass man bereits bei dem Stroboskoplicht zu Beginn in einen seligen und laaangen epileptischen Anfall geführt wird. Ansonsten muss man nämlich 90 Minuten lang den des Regisseurs ertragen…

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Artikel

von Klapowski am 03.12.12 in Filmkritik

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Kommentare (3)

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  1. s1k sagt:

    :) und wie ich nur darauf gewartet habe, bis ihr diesen Film in der Luft zerfetzt. Mein Freundeskreis hat mich erst letztens darauf hingewiesen, dass jeder der diesen Film nur im Ansatz mag „total bescheuert“ sein muss. Oder aber einem wurde „..ins Hirn geschissen“.

    Beides trifft nicht ganz zu… habe ich mir zumindestens einmal von einem Arzt bescheinigen lassen.

    Damals als ich den Film gesehen habe, war ich mit einem Kater auf das Sofa gefesselt und hatte noch Restalkohol vom Vortag. Könnte es das gewesen sein, dass ich den Film gut fand? .. ja ich mochte den Style… und außerdem steh ich auch auf Schlammschlachten.. was ist so verkehrt daran?

  2. Jabba sagt:

    Hohoho, KLappo glaubt noch ernsthaft, beim Saturn würde es echte Film-Perlen auf dem 5€ Wühltisch vor der Kasse geben, wie süss.
    Franzosen sollten dabei bleiben, was sie können: Frauen und Wein, manchmal auch Brot. Filme ? Hmmm… es gibt sehr gute statistische Ausreisser, unvergessen auch Louis de Funès, Jean-Paul Belmondo, Gerard Depardieu und Pierre Richard, aber im Grunde bestehen französiche Filem aus langwieligen Liebesschnulzen in Paris. Man denke nur an Alien 4, wie der verhunzt wurde.
    (Und für die politsch korrekte Ecke: Deutsche können im Grunde ausser Traumschiff, Graf von Bergdoktor und Hitler die 48. Ausgabe auch nix, aber auch hier sehr gute Ausnahmen)

  3. O sagt:

    Ich habe mir diesen Film mal (vor 2 Jahren) für 1,99 €
    (am Moviemaxx24-Automaten) geliehen.
    Ich dachte eigentlich ich wäre zu …DUM… für den Film oder
    mein Röhrenfernseher wurde aufgrund der Zimmertemperatur
    nicht warm genug um Tiefenschärfe und Farbkontrast zu
    liefern. Jetzt erfahre ich hier das es sich um eine
    konzeptbedingte Unschärfe handelt. (optisch und inhaltlich)
    Ihr könnt euch meine Überraschung vorstellen. Mein Leben
    hätte anders verlaufen können.

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