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Doctor Who – 7.03 – „A Town Called Mercy“ Review

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Western, Knestern, Festern… Das Drehbuch-Glücksrad hat diesmal ein Sand&Leute-Setting ausgespuckt und so landet der Doctor nebst seinen Kletten mit Köppen im Wilden Westen. Dort bekommt er es mit einem rachsüchtigen Cyborg zu tun, der mit seinem Leben als willenlose Killermaschine unzufrieden ist und sich daher gegenüber seines Schöpfers als willenlose Killermaschine aufführt.

Inhalt: Siehe Einleitung oben. (Blöde Inhaltsbeschreibungen; guckt doch einfach die Folge, statt mich immer so fragend an!)

Bewertung:

DAS ist mal was anderes: Eine Mischung aus Arnold Schwarzeneggers Terminator, einem Cowboy und einem Kinderschreck mit Batman-Voicemodulator hat es auf unseren Doctor abgesehen. Dieser wandelnde Spr(/Bl)echeimer hatte es mir vom ersten Moment angetan, in dem er ääh… dem „Dies ist eine tödliche Gefahr“-Präsentator umgeschossen hat.

Dabei ist der Beginn sogar ausgesprochen witzig – für eine Serie, auf deren Humor ich mich sonst nur einstellen kann, wenn ich vorher mindestens 50 Furzkissen auf die Bänke meiner Dorfkirche verteilt habe! Ein Doctor, der einen besonders harten Tee bestellt („Aber lass den Beutel drin!“) und den schon mal Maß nehmenden Bestatter verscheucht, das sorgt echt für gute Laune. Jedenfalls zu Beginn, wo Laune noch erwünscht ist.

Danach gefiel es mir als (SF-)politisch Interessierten sehr gut, dass mal ein ernsteres Thema auf der (Bl)agenda stand. Nachdem schon Episode 7.01 es verpasste, die Defizite des Dalek-Gesundheitssystems in Nervenheilanstalten anzuprangern, bekommen wir hier wenigstens am Rande einen futuristischen Wissenschaftler auf dem Silb… Titanium-Tablett präsentiert, der große Schuld auf sich geladen hat. Und als Maske eine eingetrockneten Neger-Regenwurm auf der Wange. – Aber gut, auch „Doctor Who“ darf mal das Star-Trek-Prinzip der beklebten Gnubbelkopfaliens aufgreifen, nachdem es derzeit GAR keine diesbezügliche Schwammkopf-SF mehr gibt.

Es ist auch „schön“, dass der vermeintliche Wohltäter sich nach wenigen Minuten als unethischer Doktor-„Maschinenmenschen“-Mengele herausstellt. Und dass der Doctor sich zeitweise mit ihm vergleichen lassen muss (Motto: „Egoist im Bonbongewand“) bzw. zeitweilig sogar eine Bleispritze in die Hand nimmt, was man ruhig noch etwas mehr hätte ausbauen können. Aber hier ist sich die Serie weiterhin der zusehenden Kinder sehr bewusst. („Oooh, nein, das ist ja faaaalsch. Ich bin verwirrt. Okay, jetzt spielen wir wieder was anderes.“) Wenngleich ich die Szene, in der er den „Bösen“ mit zarten Stubsern vor sich herjagte, eher amüsant fand. Ein bisschen mehr Brutalität hätte da sehr geholfen, um den Eindruck zu vermeiden, der Typ wäre SOWIESO dort lang gelaufen und hätte den Doctor nur hinter sich hergezogen.

, Doctor Who – 7.03 – „A Town Called Mercy“ Review

„Bitte nicht ins Gesicht schießen! Dann habe ich nach der Regeneration immer so trockene Haut auf der Stirn.“ – Schießbefehl: In ihrer bekannt bildhaften Art beschäftigt sich die Serie mit dem Schusswaffengebrauch an der früheren DDR-Grenze. Natürlich ist diese Darstellung historisch zutiefst unkorrekt, denn so schönes Wetter gab es wegen der Schwefelschwaden im Osten natürlich nie.

So gut mir der Grundplot, die schönen Landschaftsaufnahmen (HD ist hier Pflicht, sonst hagelt es von Zukunftia.de Abmahnungen!) und die eher nebensächliche und unkitschige Amy/Rory-Beteiligung auch gefielen, so ausbaufähig (oder auch abrissreif) war die Psychologie dieser Episode. Nach dem Motto „Der Feind meines Feindes ist… egal, ALLE sind irgendwie dufte!“ bekommt hier jeder seine Rehabilitation, früher oder später. Eben richtete der Doc noch eine Waffe auf den Fiesen, schon ernennt ihn der sterbende Sheriff – bekennender Fiesen-Freund – zum Nachfolger. Und nachdem der Unhold in einer sehr schönen Sequenz erklärt hat, warum er eine metaphsyische Angst vor dem Tod hat („Dann klettern mir die Geister meiner Opfer auf dem Buckel und ich habe eh schon Bandscheibe!“), flieht er aus der Stadt und sprengt sich dann doch. Was von ihm zweifelsfrei lieb gemeint ist, dann detonationstechnisch aber doch aber etwas plötzlich kommt.

Warum wird der Doc so schnell als Sheriff akzeptiert? Weil er durch seinen aggressiv tropfenden Milchbart damit droht, das Linoleum zu versauen? Und wieso – zum Geier – hält sich der Cyborg so sklavisch an seine kleinkindhaft gezogene Grenze aus Sperrmüll und alten Holzbalken? „Oh, die Zielperson ist 20 Zentimeter zurückgewichen. Verdammt, die Holzwurm-Strahlung macht meine Armknarre funktionsuntüchtig!“ – Und wieso ist Metallauge nicht einfach in die Stadt gelatscht, hat die Zivilisten doof stehen gelassen, die Tür von Meister Kriegsverbrecher geöffnet und ihm mit einer Kugel das „i“-Tüpfelchen auf sein Gesichtsmuster gespritzt? Okay, die normale Bevölkerung sollte ja durch seine „Barrikade“ geschont werden, aber wenn ich den Junkie auf dem Spielplatz verdreschen will, warte ich ja auch nicht, bis die Kinder im Sandkasten verhungert sind.

Auch die Ansichten des Doctors wechselten etwas zu schnell („Ausliefern, nicht ausliefern, selbst erschießen… Oh, da sehen ja Kinder zu. Hihi, wir haben uns alle liiieb!“), während die Bevölkerung etwas zu naiv auf die Ideen und Argumente des Doctors einging. Aber das ist ja generell so bei der Serie: Sobald der Mann mit der blauen Zelle über den Dimensionshügel reitet, ergreift eine Art Jedi-Macht ihren Geist und alles tanzt nach der Pfeife des irren Fremden, der selbst einen Steinzeitmenschen mit Quantenphysik-Gelaber zu seinem willfährigen Gehilfen zurechtblubbern könnte. Sogar der Cyborg ließ nach etlichen Erschießungsaktionen Gnade vor Schlecht ergehen und schaute traurig aus der Wäsche, als der Gestalkte sich selber opferte. „Oh, er hat sich selber ehrenvoll gesprengt. Na, DANN war mein Hass ja unnötig. Das beeindruckt mich jetzt in den Tiefen meines Seelen-Subprozessors.“

, Doctor Who – 7.03 – „A Town Called Mercy“ Review

„Ja, ich habe falsch gehandelt. Aber wie konnte ich denn wissen, dass die Einverständniserklärungen auf den 45 Millionen ‚Ja, ich will getötet oder in einen Technozombie umgebaut werden’-Formularen gefälscht worden waren?“ – Im Zweifel für den Angefragten: Doctor Dingsbums hat viel Schuld auf sich geladen. Aber gut, man wird halt nicht Nordkoreanischer Wissenschaftsminister, wenn man nicht bereit ist, Kanonen mit Kleinkindern zu bestücken.

Aber trotz all der komischen Motivations-Gymnastik und dem Mor(t)al-Stretching gefiel mir die Folge doch ganz gut. Irgendwie fühlte sie sich anders an als die letzten beiden, die mir irgendwie wie typischer Who-Durchschnitt vorkamen. Daleks und Selbstzweck-Irrsinn haben wir oft genug gesehen, da tut so eine Moralkeule, umwickelt mit Stimmungsstacheldraht ja doch mal ganz gut. Denn zumindest das Feeling und die Optik dieser Episode passten so sehr, dass man auch über (gewollte?) Wester-Klischees wie das Schießduell um kurz vor 12 hinwegsehen kann. Am besten durch einen Blick in den schönen blauen Himmel dieser Episode.


Fazit: Immerhin ein schöner Versuch, eine halbwegs ernste Thematik mit einem recht frischen Western-Feeling zu verknoten. Die Grundidee hätte eine bessere Note hergegeben, wenn man in den Wendepunkten nicht stets Figuren gesehen hätte, die ihre Urteilsfähigkeit nicht beim Baby-Bingo gewonnen hätten. Weiter so, nur bitte jetzt wieder mit etwas vollkommen anderem, bitte!

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM
SPARKIS MICKRIGER MEINUNGSKASTEN
Schreib mir das Lied vom Gähn, Doctor Who – 7.03 – „A Town Called Mercy“ Review
Da! Daaaa! Der Doctor! Im wilden Westen! Mit Cowboyhut! Mensch, sowas KANN doch nur super werden!

Ähnliche Gedanken wehten anscheinend auch durch den Schädel des zuständigen Drehbuchautoren, aber dummerweise blieb dann noch diese lästige Pflicht des Stopfens von so nervigen Dingern im Script namens Lücken. Und dies ist irgendwie nicht so wirklich gelungen, geht der Geschichte doch bereits nach den ersten fünf Minuten („Western-Stadt. Böser Cyborg latscht drumherum. Doc helfeeen?“) die staubige Luft aus.

Okay, okay, der andere Alien-Doktor sorgt dafür, daß die Folge nicht völlig blutarm wirkt. Beziehungsweise diese komischen Gnubbel an seiner Backe, welche selbst bei der Anwendung von Star Trek-Verhältnissen eine Arbeitsverweigerung von Seiten des Maskenbildners darstellen. Oder sollten das etwa gar keine Blutegel darstellen?

Jedenfalls sorgt Neu-Doc für ein bisschen Drama im Wüstenkaff, nachdem seine düüüüstere Vergangenheit ans Tageslicht gekommen ist, der Plot-Brechstange des Sonic-Screwdriver sei Dank. Im Ernst, hätte das Teil noch so kleine Beinchen und die Fähigkeit zu sprechen, man könnte den Rest der Baggage eigentlich wegschmeissen. (Notiz an mich selbst: Low-Budget Scifi-Serie mit sprechendem Dosenöffner produzieren.)

Denn Doc Jex war auf seinem Planeten sowas wie unser Josef „Jetzt bitte einmal AAAAAAAAHHHH! sagen“ Mengele, nur halt in… öh… nett? Schließlich bereut er seinen Taten ganz fürchterlich, u.a. halt dem fiesen Cyborg ungefragt ein All-inclusive-Waffenupdate zu verpassen. Aber man muß ja tun, was ein irrer High-Tech-Chirurg tun muß. Denn auch im All muß so ein Krieg endlich mal beendet werden und wenn man jemanden die Laserkanone direkt an den Armstumpf tackert, dann ist diese logischerweise natürlich um so einiges effizienter. So habe ICH meinen Mittelfinger schon lange gegen ein Löffel-Implantat ausgetauscht. Endlich nicht mehr abwaschen!

Böse Zungen, nämlich meine, behaupten übrigens, daß dieses Story-Konzept ganz fürchterlich von der Babylon 5-Folge „Ein unheimlicher Fund“ abgeguckt wurde, welche sehr ähnlich unspannend war. Denn in beiden Geschichten geht es um Unschuldige, welche durch die Erfindung finsterer Wissenschaftler in unbesiegbare Terminatoren verwandelt werden um sich danach in Shakesspeare-taugliche Daseinskrisen zu stürzen. So einen Knochenschädel als Stilmittel kann man schließlich schnell selber „machen“.

Letztendlich besteht „A Town called Mercy“ nur aus gefühlten Hundert „Cyborg aktiviert seine Armwaffe und macht diese nach gutem Zureden wieder aus“-Szenen und „Was machen wir denn jetzt nur?!“-Gesaller. Amy und Rory kriegen ein oder zwei Zeilen als Berechtigungsbescheinigung und den Rest hab ich schon wieder vergessen. Oder es ist einfach nicht mehr passiert? Egal, Folge blöd… Nächste!

Wertung: 4 von 10 Punkten

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von Klapowski am 17.09.12 in Serienkritik

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Kommentare (3)

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  1. Aliencowboy sagt:

    Die obligatorische Cowboys vs. Alien Kopie äh Homage durfte natürlich nicht fehlen. Nach dem Motto die Filmcrew hat da diese hübsche Westernstadt gemietet, Script und so ist da eigentlich egal. Eine Lückenfüllerfolge, bei der ich gleich den Ton ausgeschaltet habe und deswegen in meiner Bewertung vielleicht nicht ganz so fair sein kann.

  2. BergH sagt:

    tach auch !

    Goile Folge.
    Der Mashal wird erschossen.
    Ich wartete wirklich darauf, daß der Cyborg
    I shot the Sheriff
    anstimmt.
    Nebenbei wer hat ihn erkannt nseren Helden aus Farscappe und den späten Zukungen des Stagates ? Ben Browder.

    ich fand die Folge trotz der offensichtlichen Logiklöcher recht gut.
    Der Doctor auf einem Pferd (mit dem er spricht) ? Endgeil und luistig.

    Alle die keine Amerikaner sind senken jetzt die Waffen? Brüller.

    Wo wart Ihr, als diese Szenen liefen ?

    Mindestens 7 von 10 und einen als Pferdebonus obendrauf.
    Gruss BergH

    Irgendwi hatte das auchwas von Firfly.
    Vor allem, als der Cyborg aus seinem Wabberfeld austrat.

  3. O sagt:

    Achtung !!!

    Als betroffener (also nicht vom Schießbefehl)
    ist mir ein örtlicher Anachronismus in Bild 1 aufgefallen:

    Schießbefehl gab es nur an der innerdeutschen Grenze.
    Gelben Schwefelhimmel nur (und immer) in:
    Halle-Leipzig, Bitterfeld, Karl-Marx-Stadt, Schwedt, O.Berlin,
    Eisenhüttenstadt, Cottbus, Lauchhammer, Schwarze Pumpe, Schkopau,
    Buna und Leuna und Wilhelm-Pieck-Stadt Guben.

    In unbewohnten Bereichen der DDR, also ca. 95% der Fläche
    (inkl. der sehr breiten Grenzzone) war auch unser Himmel blau.
    In den Übergangsgebieten zwischen Industrie- und Landbereichen
    war der Himmel nätürlich? Naaaa??? Wer weiß es?
    Richtig Grün. (Mischfarbe von Blau und Gelb)

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