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„Alien versus Predator“ – Das Review zum Selberjagen

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Marzipantorte und Chilischoten. Linksextremistische Neonazis. Küssen ohne Anfassen. Viele Dinge passen einfach nicht zusammen, doch gilt das auch für zwei unterschiedliche Filmfranchises, in denen marodierende Zahnreihen (mit Monster drum rum) auf gänzlich lebensbeneinende Art in Frauen, Kinder und Helden gesenkt werden? Die Macher dieses Films dachten sich wohl: „Hmm… tjaaa… – Oh, ist das das Gutachten darüber, wie viel Kohle wir mit dieser Idee verdienen können? Und Comics gibt es von dem Scheiß auch schon?! – Licht, Kamera, ACTION!“

INFORMATIONEN:

Regie: Paul W. S. Anderson
Jahr: 2004
Budget: 60 Mio $

, „Alien versus Predator“ – Das Review zum Selberjagen
Gut gegen Böse gegen Eklig gegen Tiefsinn
Inhalt: In einer Pyramide unter dem Eis gerät ein Forscherteam zwischen die Fronten der Aliens und Predatoren, die sich alle 100 Jahre ein Gefecht liefern. Jo, das war’s…

Besprechung:

„Alien“ und „Predator“… Beide Filmreihen (bzw. deren besten Abkömmlinge) basieren darauf, dem Zuschauer laaangsam die Schlinge(l) um den Hals zu legen, sanft zuzudrücken und nach 30 Minuten Screentime zu sagen: „Ja, dieser Blauton um Deine Nase ist genau das Farbspiel, das ich für diesen Film vorgesehen habe!“ – Auch wenn dem derartig Entoxidierten an dieser Stelle das Wort „Atmosphäre“ wie Hohn vorkommen muss…

Doch zum Glück(?) gibt es ja noch dieses Mischwerk aus der Wichser… äh… Mixerindustrie namens Filmbusiness. Statt stundenlang die Spannung aufzuspannen, werden alle Hauptfiguren mal gerade an spannenden Orten der Welt von EINEM schwarzen Typen abgeholt („Sparst Du nicht an der Zeit, so hast Du Logik in der Not“, oder so ähnlich?), um sie zum ersten inhaltsbefreiten Turbobriefing zu verfrachten: „Wir haben im ewigen Eis eine Pyramide gefunden, die aus Maya-, Ägypter- und…“ – Frisch eingeweihter Archäologe: „Stimmt, ist von jeder Kultur was drin, glasklar zu sehen anhand der unscharfen Punktegrafik. Wie? Nein, ich bin nicht überrascht, lasst uns hinfahren, ich habe einen äußerst strengen Sterbezeitplan!“

Natürlich werden die Warnungen der schwarzen Expertin nicht angehört („Wir haben die beste Ausrüstung und 30.000 konservierte Stahlhoden von der US-Armee an Bord, Lady!“), so dass man sich schon nach 10 Minuten darauf freuen kann, den üblichen Kampf von Mensch gegen Technik / Natur / Selbstüberschätzung / Aliens irgendwo knapp vor dem Spielanpfiff entschieden wissen zu können. Nachdem dem doofen Zuschauer noch schnell erklärt wurde, wo eigentlich die Polarlichter herkommen (Ach, deshalb hatten meine Selbstversuche mit Taschenlampen am Bielefelder Nachthimmel keinen Erfolg!), die Schönlinge vorschriftsmäßig geflirtet haben (gar nicht nötig, bei solchen Filmen WISSEN Gutaussehende schließlich, wo sie sich zusammenzustöpseln haben!) und der schusselige Sidekick mindestens drei Dinge NICHT gerafft hat („Ach, das hier ist ein SCHIFF. Na, dann sind die Flugzeugflügel wohl noch nicht kaputt, wie?“), geht es dann auch schon los, bzw. tot.

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„Pyramide hin oder her: Legen sie sofort den Comic „Asterix und Kleopatra“ weg, Steve! Dies hier ist ein ernsthafter Fun-Film!“ – Ein echtes „Spitzen-Haus“: In diesem Monument einer längst vergangenen Rasse von Opfern (hmm, WORAN die wohl zugrunde gegangen ist?!) beginnt das Spiel, das nur einen Sieger kennen wird: Denjenigen, der sich am Ende blutend im Schnee wälzt und freudestrahlend „Letzteeeer!“ brüllen darf.

An dieser Stelle sollte man vielleicht einwerfen – bevor die Gegenspieler dies mit ungleich überzeugenderen Wurfgranaten tun – , dass jegliche Kritikpunkte problemlos in einem mitteltiefen Pool aus Popkorn ertränkt werden können. Im Gegensatz zu „AvP 2“, der auf jeder erdenklichen Ebene schlecht war und trotzdem noch ein paar Zusatzebenen aus dem Hut (bzw. dem birnenförmigen Hinterkopf) zauberte, ist der ERSTE Mischwesen-Mischer beinahe der Inbegriff an gelungener Sonntagnachmitag-DVD-Unterhaltung, die niemanden stört. – Auch nicht die Unterhaltung, die man gemütlich mit den Mitzuschauern führen kann, ohne dabei wichtige Plotpoints/holes zu verpassen.

Apropos Hole: Wenn ich gesehen hätte, wie eine Art Laser mehrere Häuser durchbohrt und einen gleichmäßigen Eistunnel hinterlassen hätte, wäre ich durchaus schon zu diesem Zeitpunkt auf einen Strahl aus dem Weltraum gekommen. Aber die Hauptfiguren wollten es wohl aus den selben Gründen nicht aussprechen wie diesen, die in Zombiefilmen stets die Benutzung des Wortes „Zombie“ verbieten. Irgend so ein mysteriöser „Gemeinsam sind wir doof“-Kodex, der sich auch an anderen Stellen noch aus dem bereits genannten Popkorn-Potporree schälen wird…

Aber kommen wir zu den lebensverkürzenden Maßnahmen in der Pyramide: Keine der gezeigten Seelenbefreiungen ist wirklich spannend oder gar gruselig oder mit Feingefühl inszeniert (Yeah, „Finefeeling“ you didn’t know, you Filmemacher-Gesocks?). Wer sich hier in die Hosen machen will, muss vor dem Film schon Fischreste vom letzten Jahr vertilgen. Auch Splatterfreunde müssen weiterhin mit Eimerchen und Schäufelchen in anderen Blutwurstparadiesen herummantschen, denn AvP tötet einfach einen Lebenskraftcontainer nach dem anderen, ohne Rücksicht auf Verluste (ach?) oder Charakterisierung. – Welche übrigens bei den meisten Figuren ebenfalls verlustig gegangen ist. Ebenso wie deren Fachwissen, ziehen sie doch die richtigen Schlüsse aus unzureichenden Informationen (Man kann einen Brustkorb sicher auch von außen aufhebeln, ohne, dass etwas herausgesprungen sein muss!) oder missachten mal gerade ALLE Statuen von Predatoren und die Embleme mit Alienköppen drauf, um sich der vergleichsweise langweiligen Übersetzung von „Auserwählten“-Gefasel zu widmen.

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„Maria, komm ruhig wieder in den Raum zurück, ich habe eine gute Nachricht für deine Phobie: Hier gibt es KEINE Kellerasseln! Die wurden sicher alle gefressen.“ – Sprunghaft wie ’ne menstruierende 16-Jährige: Schon interessant, auf wie vielen Ebenen diese Wesen ekelig sind! Beine wie eine Spinne, Schwanz wie eine Schlange und ein Einsatz wie in einem B-Movie. Und dank ihnen muss man sich nicht mal mehr selber die Hände vor’s Gesicht schlagen.

Fehlen dürfen natürlich auch nicht die menschlichen Kanonenschwenker, die mit Sprüchen wie „Wir erledigen jetzt UNSEREN Job!“ auf jedem Promo-Plakat der Arbeitsagentur eine Zier wären. Das klischeehaft-knackige „Klick-Klack“ der entsicherten Waffen könnte man ja lautmalerisch dazukritzeln. Ab und zu hängt halt dann natürlich mal einer der Bodyguar… Bodyparts durchbohrt an der Wand – oder die Wand auf ihm. Tja, Schicksal im Schlicktal. Beeilung, wie haben hier sooo viele Figuren und so wenig Zeit, alle zu verbrauchen! „Nur noch einen“, hört man die Predatoren beinahe sagen, als wenn sie sich nicht von einer Schachtel Zigaretten trennen können. Und man selber ist ebenfalls schon ganz ungeduldig, da so ein Film erst dann richtig anfängt, wenn einem armen Gesichtsträger vom Drehbuch endlich ein Facehugger an die Birne geklatscht wurde. DAS Äquivalent einer geworfenen Torte in Slapstick-Streifen!

Was natürlich immer noch nicht erklärt, warum ein Predator mit Verstand(?) überhaupt gegen ein Viech kämpfen sollte, dessen Blut einem im Nahkampf die Rüstung wegätzt. Unbewusster Drang zur Selbstentblößung? Alternative zu Ritzen und Magersucht? Und mit WEM soll ich eigentlich bei den minutenlangen Kämpfen zwischen den Aliens mitfiebern (was zugegebenerweise eine schräge Frage bei einem Film mit diesem Titel ist)? Mit dem Hochfrequenz-Krallentier oder dem Gurgel-Otto? Da blieb mir nichts übrig, als mich mit einem rumliegenden Stein zu identifizieren und zu hoffen, nicht getroffen zu werden…

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„Als uns der Exeditionsleiter versprach, dass garantiert für jeden von uns etwas ‚herausspringen‘ würde, hatte ich eigentlich an etwas anderes gedacht…“ – Mehr Springteufel geht nicht: Teilchenphysiker nennen so etwas auch einen (Achtung!) „Prankensprung“, haha! Die völlig ausgehungerte Gruppe schießt natürlich erst mal wild um sich, was allerdings ein Fehler ist. Dies hier ist nämlich… der Pizzabote! (Pizza Diabolo mit extra viel Spesen)

Wie schon gesagt, ist AvP nicht wirklich schlecht, sondern macht sogar Mut! Mut deshalb, weil er jedem, der schon mal eine oberflächliche Fanfiction-Story geschrieben hat, das Gefühl gibt, ebenfalls ein verkannter Blockbuster-Autor sein zu können. Und gleichzeitig fragt man sich, was jemand wie James Cameron, Ridley Scott oder Steven Spielberg… s Kameramann wohl in den 80ern mit einer SOLCH schönen Pyramiden-Dekoration geschaffen hätte. Oder mit den immer noch tollen zwei Alienarten, die definitiv einen besseren Regisseur verdient hätten als einen, der nach „Event Horizon“ (1997) nichts Bahnbrechendes mehr erschaffen hat.

Erst im letzten Viertel (nein, nicht das der Alienpyramide) wird es etwas variantenreicher, dann nämlich, wenn Hauptfigurmausi sich mit einem Predator verbündet und man sich gegenseitig das Leben rettet oder das Ableben der anderen Partei kommentiert (Mit „Grrrrnkh“ bzw. „Was für hässliche Mistviecher!“). Spannend wird es durch das austauschbare Modepüppchen mit Zoe-Saldana-Aussehen (Was ist aus der Tante hier eigentlich geworden? 8 Jahre später schon zu hässlich für’s Filmgeschäft?) zwar trotzdem nicht die Bohne, aber dafür gibt es etwas Action, die einem bekennenden Fan des Films „Aliens“ (1986) immerhin ein kurzes Zucken im Mundwinkel beschert. Ungefähr da, wo im Schlaf manchmal der Sabber rausläuft.

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„Hinfort, du komischer Vogel! Mein Arzt hat gesagt, dass mir das Cholesterin aus deinen Frühstückseier den TOD bringen könnte!“ – Schwerter zu „Flug“scharen: Man kann etwas verwerfen, sich unterwerfen oder sich im Streit überwerfen. Und DANN man kann man einen anderen auch einfach mit dem Kopp in die Ecke klatschen… Gut nur, dass der gesundheitsbewusste Predator noch nichts von der Übersäuerung im Körper durch den Verzehr von Alienlebensmitteln gehört hat. Echt Ätzend!


Fazit: Man kann gar nicht so genau sagen, was der Film falsch macht, schließlich ist die Action rummsig, die Musik macht Duff-tata und Leerlauf gibt es auch nur im Abspann. Vielleicht ist es einfach die – Achtung, jetzt kommt der Filmkatholiker in mir! – Seele, die vor Produktionsbeginn einem beliebigen Videospiel geliehen wurde. Und ja: Diese sind im Jahre 2012 meist wirklich besser erzählt und mit dem Publikum verbunden und verwurschtelt als DAS hier.

Aber immerhin: Der Nachfolger ist deutlich… Schlächter.

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Artikel

von Klapowski am 26.02.12 in Filmkritik

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Kommentare (4)

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  1. Exverlobter sagt:

    Ich hab mich am Schluss immer gefragt was eigentlich mit der Protagonistin passiert ist. Schließlich lässt der Predator sie am Schluss ganz allein in der Antarktis zurück. Brrr! Waren die zuletzt nich Freunde?

  2. bergh sagt:

    tach auch !

    Open End wie in the Thing mit Kurt Russel.
    Solange die Sattion brennt ist alles O.K.

    Zur Frage von Klapoeski :
    Die Damen (Sanaa Lathan)ist recht „dick“ im Filmgeschäft:
    (Heißt : Sie ist nicht mehr so schlank wie in Alien vs. Predator.)

    Filme [Bearbeiten]1997: Drive – Keiner schlägt härter
    1998: Blade
    1999: Catfish in Black Bean Sauce
    1999: The Wood
    1999: The Best Man – Hochzeit mit Hindernissen (The Best Man)
    1999: Lebenslänglich (Life)
    2000: Love & Basketball
    2000: The Smoker
    2000: Eine Liebe in Brooklyn (Disappearing Acts)
    2002: Brown Sugar
    2003: Out of Time – Sein Gegner ist die Zeit
    2004: Alien vs. Predator
    2005: The Golden Blaze
    2006: Neue Liebe, neues Glück (Something New)
    2008: A Raisin in the Sun
    2008: The Family That Preys
    2009: Wonderful World
    2009: Powder Blue
    2011: Contagion

    Ansonten gebe ich Dir recht :
    Aus den Zutaten hätte man einen richtig guten Film machen können.

    Gruss BergH

  3. Speedomon sagt:

    Muss ich jetzt schon wieder selberlesen? Warum nicht als Zukcast? *rummoser, motz*
    Im Ernst: Gut geschriebenes Review, eines der besten der letzten Zeit.

    Was micht als notorischen Hirnausschaltverweigerer am meisten am Film gestört hat: dass die Predators zu Protagonisten stilisiert wurden, auch wenn vorher lang und breit erklärt wird, dass die ganze Alienmisere nur ihrem Jagdtrieb zu verdanken ist. (Gibts denn keine Killerspiele auf dem Planeten?) Die Aliens sind ja eher wilde Tiere, die nur ihrem Instinkt folgen, und taugen insofern eigentlich gar nicht so gut als Bösewichte.

    Wird eigentlich erklärt, warum die ein ganzes Waffenarsenal zu einer Forschungsexpedition in die Antarktis mitschleppen? Nur weil der Zuschauer Geballere erwartet?

  4. Jabla sagt:

    Wie wär’s denn mal mit nem Review zu
    „Star Wars Revelations“, dem Fanfilm, von dem ich bis gerade eben noch nichts wusste und den auch Goerge Lucas noch nicht gesehen hat?

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