Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

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Weihnachtsmann im Turbolift?

, Weihnachtsmann im Turbolift?

“Ho-Ho-Ho!“ – Wenn alte Männer sich durch gekünsteltes Lachen wieder mal tiefenpsychologisch unbeliebt machen, ist sie wieder da: Die Weihnachtszeit! Doch wer dieses Fest als Aufhänger nehmen will, um über die Festtage bei Star Trek zu schreiben, hat ein Problem: Es gibt bei Star Trek ebenso kein Weihnachten, wie es bei diesem Weihnachtsfest auch kein Star Trek mehr gibt…

Star Trek ist schon ein seltsamer „Ort“: Es gibt dort einfach keine regelmäßigen Feiertage, ja, wahrscheinlich nicht mal einen monatlichen Eisprung! Niemals hörte man ein Gespräch wie dieses:

„Wo ist Doktor Crusher? Ich hab Nanoschorf am Kopf!“

„Wie, Schuppen? Jedenfalls, die Frau Doktor ist heute nicht da! Hat sich mit ihrem Sohn zurückgezogen, um ein sehr altes heidnisches Fest zu feiern, das in ihrer Familie Tradition hat!“

„Was soll das denn sein? Jonathan Archers erster Warpflug? Das Märtyrer-Opferfest des heiligen Sankt Tucker?“

„Nein. Nennt sich „Ostern“, geht um einen, der mal beim Roten Kreuz gearbeitet hat. Oder auch am! Keine Ahnung…“

Ja, so sind und waren sie bei Star Trek. Ein Tag wie der andere und die Sternzeiten sowieso… Bei Babylon 5 hingegen konnte es durchaus passieren, dass Hobby-Jüdin Susan Ivanova plötzlich in einer entsprechenden Zeremonie ihres toten Vaters gedenkt. Oder dass der Jahreswechsel mit mehr als nur einem etwas euphorischeren Tastendruck auf der Konsole bedacht wird! Irgendwelche feststehenden Rituale gab es dort immer. Und wenn es nur der Jahrestag eines weiteren verstorbenen Vaters (ja, die Welt wimmelt von diesem Personenschlag!) war, zu dem Garibaldi einen besonderen Nudelauflauf aus der Mikrowelle gehoben hat…

Wie abgehoben und kalt wirkt dagegen die monotone chronotone Welt der Sternzeiten… „In Paris ist heute das große Frühlingsfest… mit anschließendem Flohmarkt!“ hätte ich Picard gerne mal wehmütig sagen hören, auch wenn er dabei in ein Vierfach-Sternensystem einschwenkt und dabei einen Planeten mit Beinen entdeckt. Denn sind wir nicht alle ein bisschen Retro? Ein bisschen „Als Kind bin ich immer am allerersten Tag der Sommerferien in den Schweinestall gestiegen, weil mir der ganze Sauhaufen so fehlte!“?

Okay: Dass man die irdischen Jahreszeiten und Monate auf einem Sternendampfer irgendwann nicht mehr der Rübe hat, versteht man wohl selbst als ausgemachter Begriffsstutz. Aber dass wenigstens nicht mal ab und zu ein fröhlicher Riker nach einer geglückten Statisten-Beam durch die Tür trat und sagte: „Ich liebe Freitage! Da läuft stets alles glatt!“ ist ein wenig schade!

Umso erstaunlicher, dass Picard in „Star Trek – Generations“ tatsächlich auf eine ausgewachsene Weihnachtsfeier gehext, Pardon: genext wurde. War da mehr der Punsch der Vater des Gedankens? Weil es in seinem Universum keine Weihnachtsfeste gibt, hat sich eine angeborene Ur-Erinnerung bei Jean-Luc gemeldet? Eine schattenhafte Mutation, hervorgerufen durch den Glühweinkonsum seines Urururururgroßvaters? Und der Nexus griff dies auf und erschuf ein Fest, in dem selbst die Lamettafäden am Baum noch mit Schleim getränkt waren?

Wünschen sich die Trek-Charaktere etwa nichts sehnlicher, als endlich unbeobachtet wieder Feiertage begehen zu können? Schämt man sich dafür als anerkannter und tolerierter Transvestit bei Star Trek, weil Feierlichkeiten nur die Beliebtheit von Kirchensteuer besitzen? – Okay, zugegeben: Religion scheint es auf der Erde der Zukunft nicht mehr zu geben… Höchstens undefinierbare Spätfolgen von Drogenkonsum, die mit dem Deckmäntelchen der esoterischen Betätigung verhüllt werden, damit Chakotay nicht beim psychologischen Eignungstest durchfallen musste. Aber feiern nicht auch heute schon Menschen das Weihnachtsfest, die alle Jahre wieder bei Fernsehumfragen verkünden, Weihnachten gäbe es seit ca. 200 Jahren und man feiere da die damalige Amtseinführung von Reichskanzler Herodes beim Krippenspiel in Bad Reichenau?

Nein, nein, nein! Ich will zukünftig wenigstens ab und zu einen glückseligen Offizier, der seine geschenkte Krawatte zum Umtauschen in den Replikator zurückgibt! Ich will Schrott-Wichteln mit einem zeternden Neelix in der Geschenkverpackung! Ich will den späten Scotty als heilige Drei Könige sehen! Ich verlange einen kerzeninduzierten Wohnungsbrand bei Janeway! Ich will Borgimplantate am Weihnachtsbaum und wenigstens Ostereier in Wesleys Hose, wenn es für richtige schon nicht gereicht hat…

In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!

, Weihnachtsmann im Turbolift?

„Ich verspreche Dir: Zu Sylvester kannst Du schon wieder am Stock laufen!“ – Selbst Picard passt sich an das von ihm gehasste Fest an: Am Tag der Geschenke prügelt er nur mit seiner „Wünschelrute“!

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von Klapowski am 25.12.05 in All-Gemeines

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Kommentare (11)

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  1. Gast sagt:

    Die Frage mit dem Weihnachten im Nexus hab ich mir auch schon gestellt…

    MfG, Pete

  2. Kaba sagt:

    Stimmt, dieser "kleine" Logikfehler mit dem Weihnachten in Generations ist mir noch gar nicht so bewusst aufgefallen. Da haben wohl die alten "White Anglosaxon Protestants" bei de Amis generell mal angenommen, dass Weihnachten so grunsätzlich ist wie naja… das Amen in der Kirche passt da wohl nicht so ganz.
    Und ich hab mich ganz eindüdeln lassen – Klapowski, MEIN Held, danke für ein weiteres Puzzleteil des Wissen in meinem kleinen Universum.

  3. nakedtruth sagt:

    Wie soll den der Weihnachtsmann an Bord kommen? Denn merke : Santa Claus im Torpedorohr, kommt Gott sei Dank recht selten vor!

  4. Special OPS sagt:

    Vierter!!

    und wenn doch, dann wundert sich der romulaner wenn worf auf die feuer taste haut…

  5. Gast sagt:

    In den USA war doch jetzt so ne Debatte, das "Christmas" ja wegen dem "Christ" total religiös wäre und man dieses Wort abschaffen sollte von wg. Bevorzugung einer Religion blabla.
    Warscheinlich ist das in Star Trek dann ganz verboten, irgendwelche Glaubensbekundungen zu machen, da bei so vielen Spezien und dementsprechend vielen Glaubensrichtungen sonst immer irgendwer was feiern würde und das die Einsatzbereitschaft der Crew vielleicht schwächen würde.
    Vielleicht hat man aber nach Kirks unfreiwilligem Ausflug zu "Gott" auch einfach die Schnauze voll gehabt. Würde zumindest das Fehlen bei TNG erklären.

  6. mungomunk sagt:

    die usa: weihnachten ist nun mal ein christliches fest, das müssten doch selbst die unterbelichteten unter den amis wissen.

    zum partymachen in trek: *gast_01:12 zustimm.
    nur eins fehlt: unser aller lieblingsrasse mit den süßen, kleinen riffeln an der nase (wie war doch bloß deren name?) feiert jeden mist. quasie der planet für alle die auf risa oder cassperia prime spass haben würden und sich lieber nach quälenden (und leicht dogmatisch angehauchten) prozessionen sehnen. Sogar der gemeine Terrorist findet dort sein seelenheil im "kreis".

  7. Westheim sagt:

    Der beste Artikel, den ich hier gelesen habe – besonders die Stelle mit Reichskanzler Herodes (lach + rumkugel).

    Hat am Anfang von VOY nicht auch Neelix immer wieder einen der scheinbar unzähligen talaxianischen Festtage durch eine neue leicht giftige, von grünlichen Dämpfen umwaberte Emulsion aus Linola-Wurzeln mit der Beliebtheit von Wesley C. gezaubert? Dass _ihm_ da nicht die Punkte von den Backen abplatzten …

  8. Gast sagt:

    Religionen hat es doch in Star Trek mehr als genug gegegeben, zumindest Alienreligionen. Hat ja ne ganze ST Serie rund um eine Alienreligion gegeben.

  9. hotzenplotz sagt:

    "Ich will den späten Scotty als heilige Drei Könige sehen"
    Äh. Klingt wie eine mislungene Maschinenübersetzung :-)
    hotz'

  10. Gast sagt:

    und spock als Weinachtsengel :)

  11. Gast sagt:

    Ich möchte das späte Scotty als heilige drei Könige sehen

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