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Doctor Who – 6.10 – „The Girl Who Waited“ Review

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Liebe Brigitte-Redaktion! Meine Frau wurde durch einen Unfall mit ihrer Faltencreme in zwei unterschiedlich alte Versionen ihrer selbst aufgespalten. Nun fordert die jüngere, dass ich den Müll rausbringe, während die ältere behauptet, dass Müll sich für sie zu einer ergiebigen Nahrungsquelle entpuppt hat. Was soll ich tun?“ – „Lieber Leserbriefschreiber! Reden sie bitte mit der Mülltonne, wessen Vorschlag sie bevorzugen würde und wie sie sich dabei fühlt. Sollte jedoch eine ihrer beiden Frauen optisch als „Tonne“ bezeichnet werden können, so liegt die Antwort hoffentlich auf der Hand…?“

Inhalt: Amy gerät auf einem fremden Planeten in einen parallelen Zeitstrang, der viel schneller vergeht (komischerweise nicht, wenn man über die Gegensprechanla… lupe mit der Person spricht). Als der Doctor und Rory sie holen wollen, ist Amy allerdings schon um 36 Jahre gealtert, hasst den Doctor und verbittet sich die Rettung ihres jüngeren Ichs…

Wertung:

Okay, genau DAS habe ich ja immer gefordert: Eine Folge, in der mal nicht Adolf Hitler verkloppt, Puppenköpfe verwaltet oder Rumschleichaliens verhohnepiepelt werden, sondern eine, in der es um die Charaktere geht und die companion keine austauschbaren Zuschauerlink-Fachangestellte sind. Eine Folge, in der auch das Doctor-Begleitfleisch („Was ist daaaas? Was machen wir jeeetzt?“) mal Entscheidungen fällen darf, statt kulleräugig zum Zeitmechaniker hochzuschauen.

Nun, diese Episode ist jetzt angekommen, denn es geht tatsächlich um Rorys Verhältnis zu Amy, um eine Entscheidung über Leben und Tod, um einen unauflösbaren Widerspruch, sozusagen um die Königsdisziplin des humanistischen Zeitreisens: Rette ich die junge Amy und lasse die alte verschwinden (Mord?), oder rette ich die alte Amy und riskiere schlechteren Sex und das miese Gewissen, sie 36 Jahre in den Händen von angrabbelgeilen Eierkopp-Robotern gelassen zu haben? Ein Plot, der zur Abwechslung mal aus dem wahren Leben gegriffen ist. Nämlich dem von Star Trek.

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„Amy, was hast du nur all die Jahre hier gemacht?“ – „Ich, ich war Laufsteg-Modell für einige Hundert imaginäre Freunde… Sie halfen mir auch dabei, nicht verrückt zu werden, hihiharrharr.“ – Kleider machen Bräute: Auch im hohen Alter von „Musste-3-Stunden-in-der-Maske-sitzen“ weiß Amy noch, wie man einen Roboter in die Knie zwingt. Man verlässt sich einfach auf die Haltungsgschäden der regelmäßigen Monsterdarsteller dieser Serie…

Ja, eigentlich sollte ich begeistert über diese Geschichte sein, spielen Amy und Rory, streckenweise vom fliegentragenden Zappelphillip befreit, doch diesmal recht gut. Sie dürfen weinen, betteln, lieben und batteln. Die Folge sieht zudem gut aus, hat eine stimmige iPad-Äthetik (weiß, mit ganz wenigen Knöpfen), recht aufwendig aussehende Watschel-Roboter (der aufgeklappte Kopf war nicht von schlechten Ausstatter-Eltern!) und die vielen Spielereien mit der Lupe und Doppel-Amy wirkten tricktechnisch sehr solide.

Okay, die Altdamenmaske wirkte nicht ganz glaubwürdig, was ich aber nicht an einem Detail festmachen kann. Vielleicht liegt es auch einfach daran, das Frauen zwischen 50 und 60 einfach einen anderen Körrrper haben, als das bei der sehr ansehnlichen Alt-Amy der Fall war: Die Brüste hängen meist schon ganz wo anders, die Hüfte sieht irgendwie nicht gebärfreudiger aus als die von Sylvester Stallone und… und… – eigentlich ist auch das nicht mein wirklicher Kritikpunkt.

Es ist wohl vielmehr das traurige Gefühl, dass, so moralisch verzwickt die Lage zwar ist, „Doctor Who“ einfach nicht mehr für Tiefgründigkeit geschaffen ist. Nach mehreren Staffeln nussigleichter Lockerheit und chronischem Rumgerenne („Da! Eine riesige Wespe/Dalek/Silent!“) kann man nicht so einfach umschalten, zusammen mit Amy die TARDIS mit Tränen benetzen („Bitte lasst mich NICHT rein, denn ich würde so gerne mitkommen!“) und Rory von seiner Sidekick-Vergangenheit genesen sehen. „Doctor Who“ ist für mich nicht Drama, nicht Flenn, nicht „Oh Gott, sie haben sich in eine ausweglose Lage manövriert“! Es ist ein andauernder Liebesbrief der Briten an die eigene Schrägheit, ein Ideenpool, eine lustige Freakshow, ein angenehm kranker Beklopptenhaufen mit inzestuösen Tendenzen (River Song, gnaaa!)…

Es war doch klar, dass nicht zwei Amys an Bord der TARDIS sein würden, oder? Nachdem unser letzter Ausbilder („Voyager“) uns immer mit unser Leichtgläubigkeit aufgezogen hat, hatten wir beschlossen, nie wieder weinend vor altbekannten Zeitreiseproblemen in die Knie zu gehen. Und es war abzusehen, dass es kein „hartes“ Ende geben würde, bei dem irgendjemand „Arschloch!“-schreiend zurückgelassen wird. Die Serie hat nicht die Eier – die Roboterköpfe ausgeschlossen – uns einen düsteren Doctor zu präsentieren, der sich als DER böse Gott aufzuspielt, als den seine Widersachern ihn immer sehen. Denn Alt-Amy entscheidet am Ende aus freien Stücken, zurückzubleiben, wenn auch durch die verrammelte TARDIS-Tür in dieser Hinsicht SEHR bestärkt.

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„Okay, Leute, ich werde dieses ‚Europa-Ding‘ schon irgendwann finden. Aber DANACH nehmt ihr mich doch auf jeden Fall mit, oder? Äh, was soll das denn bitte für eine Antwort sein, dieses ‚Wiiiuuu, wiiiiu‘?“ – Globale Verhärmung: Auch an leicht gefühlsduseligen Szenen mangelt es diesmal nicht. Um das Ganze noch zu steigern, hat sich Amy aus der Fettschicht eines süßen, getöteten Robbenbabys sogar ein Jäckchen genäht!

Im Internet gibt es Leute, welche dies Folge als eine „der besten“ der letzten Staffel ansehen, ebenso wie welche, die sie einfach nur „langweilig“ fanden. Ich denke, bei einer Serie wie „Doctor Who“ ist ausnahmsweise beides gleichzeitig möglich. Das hier war humanistische Langeweile auf hohem Niveau. Fast so, als wollte der Clown im Zirkus mit uns über die Präimplantationsdiagnostik diskutieren. Daher fällt mir eine abschließende Bewertung so schwer, dass mir mein zukünftiges Ich eben eine Mail geschickt hat, ich möge mich endlich entscheiden und ihn von seinen Kopfschmerzen erlösen.

Daher nun mein Schiedsspruch für mich selbst:


Fazit: Trotz bester Absichten und schöner Ideen für Emos ist das Ende so simpel, wie es nur sein kann: Die Schabracke zurücklassen und weiterfliegen. Hier hätte ein weiterer Twist (der mir gerade allerdings nicht einfällt) für etwas mehr Begeisterung gesorgt, stellte dies hier doch das Standard-Ende für durchgängige SF-Serien mit Zeitreiseelementen dar. Fachbegriff: „Wibbly-Wobbly-Stuff“

Trotzdem: Eine schöne Folge mit schönen Amys (das Glas ist halb VOLL) und einem Doctor mit Stubenarrest. Mal was anderes.

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM
SPARKIS MICKRIGER MEINUNGSKASTEN
Im nächsten Zeitfluß bestimmt spannender..., Doctor Who – 6.10 – „The Girl Who Waited“ Review
*zeigt mit zitterndem finger auf den fernseher*

Ein Ka! Ein Kaka!! Ein KAMMERSPIEL!!!

Doch keine Angst, verehrte Leser und Nicht-Leser, dieses ist ausnahmsweise gar nicht mal so übel. Jedenfalls, wenn man die Amy mag. Und wer tut dies schließlich nicht?!

Finger runter, das war nicht wörtlich gemeint!

Jedenfalls konzentriert man sich hier auf die Frau Pond, welche durch das Drücken des falschen Knöpfchens in einen ebenso falschen Zeitstrom gerät und erst 36 Jahre später gerettet wird. Weswegen die Dame dann auch ziemlich stinkig auf den Doctor ist. So ist ihr schließlich erst während der langen Wartezeit aufgefallen, daß das Reisen mit dem Who gaaaar nicht mal so ungefährlich ist. ICH würde schließlich meinem Reisebüro auch die ewige Rache schwören, nachdem ich mir beim Besteigen des Mount Everest den kleinen Zeh abgefroren habe.

Aber nach ein paar netten Szenen zwischen allen Beteiligten (also unserer Stammcrew, für mehr reichte das Geld nicht) und einem kleinen Rührseeligkeitsgespräch zwischen Alt- und Frisch-Amy hat unser Team auch schon wieder harmonisch zusammengefunden und tritt nochmal kurz gegen den typischen Who-Kleingegner an. In diesem Fall laufende Ipods inklusive Fixerbesteck im Handschuhfach. Nichts weltbewegendes, wie auch die weißgehaltene Spar-Umgebung, wenn man einmal von ein paar dezenten Alien-Hecken á la Burtons Wunderland absieht.

Fazit: Nette Grundidee für eine Konflikt-Folge, welche aber etwas blut- und einfallslos daherkommt. Also der typische Füller bis zur nächsten Folge, für welche man wohl wieder mal das Budget zusammenrafft. Note: 6 von 10 Punkten.

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Artikel

von Klapowski am 12.09.11 in Serienkritik

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Kommentare (9)

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  1. Mieze sagt:

    Ich fand die Folge eigentlich ganz gut. Und ich hatte zwischendurch tatsächlich kurzfristig gedacht, daß die alte Amy doch mitgenommen wird. Die hättense dann auf irgend nem Planeten abgesetzt und irgendwann in der Zukunft als Charakter wieder reaktivieren können^^ .. Zeit-Zeug, Paradox, blabla, da hätte sich schon ne Lösung gefunden, wir sind schließlich im Who-Universum ..

  2. DJ Doena sagt:

    Grammar Nazi Mode activated.

    companion – english
    compagnon – français
    Kompagnon – deutsch

    Compagnion – jar nüscht

  3. FF sagt:

    Fand die Auflösung Voyager-mäßig (Tuvix) Sch… äh unschön. Old-Amy wenigstens für ein paar kommende Folgen dabei zu haben (hätte man bei Bedarf auch schnell auf anderen Weg entsorgen können) wäre das beste für die Serie seit langem gewesen. Da hätte man etwas von allem gehabt, Comedy, Beziehungskonflikt, einen interessanteren Companion etc. Also kurz etwas mehr Pepp. Und das verschenkt man einfach alles so – fail! 3/10

  4. FF sagt:

    Meinte doch nicht so einen, die Dreieckskiste hatte doch eher was Comedymäßiges.

  5. Raketenwurm sagt:

    Ihr habt sie wohl nicht mehr alle ?! Also Bewertungspunkte meine ich. 6 Stück nur für so eine schöne Folge, dabei hat es hier endlich mal wieder eine ordentliche und insich schlüssige Geschichte. Und gerade das Ende war doch supi – denn im Gegensatz zur Ganger-Gängelei, bei der am Ende glücklicherweise immer genau einer der doppelten Leutchen draufgegangen war, um jegliches Moral-Dilemma zu umgehen, gab es hier eben endlich mal auch ein Problem. Und das wurde eben nicht simpel gelöst. Old-Amy hat sich nicht spontan mal selbst vor die Roboter geschmissen, sondern musste geschmissen werden, und dabei war diesmal der Doctor nicht nur der Arsch (Sorry Rory, ich muss die Tür zumachen), sondern sogar der Oberarsch (Mach Du mal die Tür zu, Rory !). Das haben wir ja nun wirklich selten. Pah !

    • FF sagt:

      Wollen wir wirklich einen Doctor Oberarsch wie Janeway oder Airlock-Archer? Hätte lieber gesehen wie Old-Amy den Doctor in seinen selbstgefälligen Arsch TRITT. Das hat schon Donna relativ gut gekonnt, seitdem vermisse ich aber sowas.

      Antworten
  6. Z3R0B4NG sagt:

    nach dem hunderfünundreiundsechachtzigstentausendsten mal „this is a kindness“ hab ich angefangen den ton immer leiser zu drehen bis ich endgültig auf mute gedrückt habe bis die blöden viecher ausm bild verschwunden waren.

    gratulation, noch nervendere Roboter zu bauen als George Lucas seine „Roger Roger“-Droiden in Episode 1 – 3 ist schon ne echte Leistung.
    KOPF -> WAND

    ansonsten ging die folge so… wär halt schön gewesen wenn man nebenher noch paar sachen erfahren hätte über den Planeten wo sie da überhaupt waren und es etwas weniger schnulzig gewesen wäre.

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