Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

Torchwood – Staffel 4 – „Miracle Day“ – Folge 05&06

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„Torchwood ist keine Organisation, sondern eine Idee“ wird an irgendeiner Stelle der aktuellen Episoden gesagt. Und sie haben Recht! Die irren Alienjäger sind das Al Qaida des kleinen, unsterblichen Mannes: Die Mitglieder austauschbar, eingeschränkt sympathisch, aber immer bereit, eine „falsche“ Weltordnung mit einer Brötchentüte voll TNT zu beheben. Aber reicht das, um der Unsterblichkeitsmafia („Die wollen doch nur, dass wir noch MEHR konsumieren!“) Einhalt zu gebieten?

Willkommen im Gesundungs-Gulag! Liegen Sie sich HIER das Budget ihrer Krankenkasse gesund, indem Sie auf pöterunfreundlichen Pritschen ihre Hämorriden bis in alle Ewigkeit wuchern lassen können! Geleitet wird das (AOK-)freundliche Furzmulden-Camp von einem überforderten Verwaltungsfutzi, der „nur“ seine Befehle befolgt. An WAS erinnert mich das nur? Ach ja, an die Macher von „Stargate Universe“…

Ja, es gibt diesmal Militärfahrzeuge, Menschenmassen, Gepöbel, Zelte, Komparsen, Requisiten, Gänge und Soldaten mit der Freundlichkeit eines grantelnden Schulhausmeisters: Hier muss man sich NICHT mit zwei Fussballmannschaften vor den Fernseher quetschen, um beim Torchwoodschauen das Gefühl zu haben, an einer Massenveranstaltung mit viel zu wenig Deostiften teilzunehmen.

, Torchwood – Staffel 4 – „Miracle Day“ – Folge 05&06

„Nur mal keine Eile, es geht hier ja hier schließlich nicht um Leben und… Tooood, hihi.“ – Auf, auf, Wand: Der Aufwand für diese beiden Folgen ist gar nicht mal so niedrig, mussten doch extra die Bundeswehrzelte für schwule Groß-Gang-Bangs aufgestellt werden, plus etliche Details mehr (z.B. Clipboards mit Leuten dran). Dagegen stinken die Staffeln 1+2 mit ihrem „Guck mal, noch eine tolle Folge im Keller!“ ganz schön ab…

Der Aufwand ist also erheblich, doch teilweise hat man das Gefühl, dass der „Guck mal, Oma ist gestorben und ich bin Alleinerbe“-Luxusfaktor zu Lasten der Spannung geht. Denn eigentlich fiebert man in jeder Folge nur den letzten 5 Minuten entgegen, die mit aufbrandender Abspann-Mucke noch mal eine kleine Überraschung in die geröteten Augen der Zuschauer rotzen. Denn tatsächlich hätte man die Brennöfen schon nach einer Viertelstunde zeigen können und trotzdem wäre noch genügend Zeit gewesen, die Abgaswerte der Verbrennungstherme in Serien-Echtzeit zu überprüfen. „TÜV-Rheinland hier. Sie müss’n die getrockneten Körper von den Ansaugstutzen wegräumen, hörn’se? Der Funkenflug könnte sonst Waldbrände auslösen. Ich belasse es aber vorerst bei einer Vergas… äh… Verwarnung.“

Apropos Vergasung: Bin immer noch unschlüssig, ob das Ganze nun eine unsubtil-oberflächliche „Nie wieder Nazideutschland in Great Britain!“-Story ist, oder ob die… „Entsorgungsreferenzen“ fast schon wieder so deutlich sind, dass es mutig wirkt. Mal eben allen(?) Ländern die Eröffnung von Konzentrationskokereien unterzuschieben ist jedenfalls ungewöhnlich in der Serienlandschaft. NOCH gruseliger ist es jedoch, dass man beim näheren Nachdenken durchaus den Standpunkt vertreten kann, dass die „eigentlich“ Toten (jetzt halt dauerkomatös auf ewig) durch die finale Verbrennung sogar ihren Frieden finden könnten. Nur an dem Drumherum des Rituals (Ofen an, feddich) müsste man mit ein paar zusätzlichen Blumen und Gedenkreden vielleicht noch etwas feilen…

, Torchwood – Staffel 4 – „Miracle Day“ – Folge 05&06

„Okay, jetzt bitte lääääächeln, oh du 40-Zentimeter-Eintrittswunde auf Brustbeeein!“ – Meister Schwatto wartet mit der Kamera darauf, dass dem Halbtoten ein Fußball an den Kopf fliegt. Er filmt nämlich für „Englands lustigste Heimvideos“, hat dabei aber übersehen, dass der liegende Alte schon längst aus dem (Pflege)Heim entlassen wurde. Diagnose: Zu kaputt für all die schönen Katheter.

Interessant und folgerichtig ist die 3er-Kategorisierung von „beschädigten“ Menschen aber auf jeden (Un)Fall. Und irgendwie muss man ja mit denen umgehen, will man den gerade erst entfallenden Zivildienst nicht wieder schrittweise auf 15 Jahre hochschrauben.

Apropos gruselig: Gwen ist wieder mal die Standard-Frauenfigur aus dem Kindchenschema-Katalog. Zu hässlich, um attraktiv zu sein, aber viel zu gutaussehend, um als „mutige Wahl“ in die Serienanalen zu gehen. Sie tut halt, was das Drehbuch und blaustichige Computeranalysen ihr permanent in die Sparcharakterisierung hineinfräsen. Zumal die besten Momente erschreckend durchgängig an die neuen Mitglieder vergeben wurden. Man denke nur an die „Ich würge ihn, bis er untot ist“-Sequenz. Ich rieche beinahe einen Austausch des Briten-Casts; die Pfefferminzsoße wird quasi schon in Bullis weggefahren.

Auch Jack steht im wahrsten Sinn des Ortes „doof da“. Als Quoten-Sterblicher mit neckischem Gelmopp auf’m Kopp sieht er in der düsteren Handlung irgendwie nach dem Infiltrationsversuch eines „Village People“-Mitglieds aus. Inzwischen bewegt er sich wie ein Fremdkörper (mit Lust auf fremde Körper, rrrrrh!) in der Geschichte, was auch daran liegt, dass ihn die Bösen entweder verarschen oder ihm auch nichts Neues erzählen können. Würde mich allerdings schon interessieren, wie sich eine Riesenfirma nebst Subunternehmen von Aliens(?) steuern lassen kann, ohne dass der Chef was merkt. Wie läuft das konkret?

„Chef, da sind schon wieder 1 Milliarde von unserem Konto verschwunden. Und gleichzeitig hat irgendwer 40 Lagerhäuser in unserem Namen gebaut!“

„Holt mir die Buchhalter her! Das muss aufhören!“

„Die Buchmacher wurden abkommandiert, um 500 Millionen Schmerzmittelpackungen zusätzlich herzustellen.“

„Verdammt, von wem?“

„Na, von den Personalchefs unserer Firma!“

„Ohne mich zu fragen?“

„Sie sagen, sie wollten sie fragen, aber da die Firma sooo riesig ist, hat die Susi aus dem Sekretäriat einfach mit einem Telepathiestein weiterverbunden, der auf ihrem Schreibtisch lag.“

„AHA, eine Spur! Und wer hat den jetzt?!“

„Der Manni aus dem Lager. Aber der hat gerade für 6 Monate Urlaub. Außerhalb des Planeten.“

„Verdammt! Diese Serienautoren finden echt jedes Schlupfloch!“

Aber noch mal zu Jack zurück: Der steht gerne dramatisch in der Zuwegung der Umkleidekabinen und hofft, durch breitbeinige Prostatadehnungen den Bösewicht Oswald anzulocken. Dieser hat sogar Mitleid mit „Mister Sharpless“ und lässt seine Personenschützer abziehen, wohl spontan vergessend (ist ihm gerade ein Gedanke in Form eines 12-Jährigen durch den Kopf gegangen?), dass Jack ihn kürzlich noch in den Lauf einer 45er Serienplastikpistole hat schauen lassen.

, Torchwood – Staffel 4 – „Miracle Day“ – Folge 05&06

„Wie, DAS soll ich auf der Bühne vorlesen? Aber da steht ja nur Geschwurbel drauf!“ – „Das ist ein Quellcode. Wir wollten unsere Erkenntnisse ursprünglich über Blog öffentlich machen, aber da ich dann sah, dass ihre Countryband in der Stadt ist…“ – Lesen bil… bindet: Oswald ist eben noch der klassische Kindermörder, wie ihn die Massen lieben. Nicht so wie diese modernen Pädophilen, die gleich in ganzen Gruppen zusammengecastet werden, bäh…

In Episode 6 kommt Oswald dann jedoch nicht mal vor, was schade ist, denn dessen „Wir sind alle Engel“-Ansprache fand ich durchaus gelungen. Auch wenn mir das Drehbuch nicht verklickern konnte, warum eine derartig veränderte Welt sooo auf einen pädophilen Schniedelspieler abfährt, der 2x vor der Kamera die Schlagworte aus alten Hitler-Reden gegen freundlichere Silben ausgetauscht hat. („Wollt ihrrrr den totaaaalen Krie… Engelssegen?“)

Überhaupt spielen die Neuen die Alten ziemlich an die Wand. Großartig, wie der… Schwarze (diese blöde Namen überall!) am Ende von Folge 5 angewidert, aber in Erfüllung seiner Dokumentationspflicht den Tod seiner Liebe filmt. Das hätte man Gwen oder Jack nicht wirklich zugetraut (nein, auch nicht echte LIEBE an sich). Überhaupt: Super gefilmt und gänsehauterregend, die letzten 5 Minuten von Episode 5! Dagegen stank die etwas überflüssige „Psychopathen-Hatz“ mit Mister „Mein Bleistiftanspitzer hat es mir so befohlen“ in Folge 6 dann doch etwas ab.


Fazit: Dass die „Konzentrationsstory“ nach 2 Episoden vorbei ist und man sich ENDLICH den Hintermännern zuwendet, finde ich gut. Wenn ich noch eine Folge mehr gesehen hätte, wie Gwen versucht, ihren kranken Vadder durch eine stinknormale Tür nach draußen zu bekommen, hätte ich jemanden umgebra… „Kategorie 1“ zugeführt.

Gut unterhalten war ich durchaus, obwohl man nachträglich das Gefühl hat, dass 100 Minuten für das bisschen Inhalt (kann man locker in 5 Sätzen zusammenfassen!) etwas zu lang waren. Immerhin schauspielerisch absolut brillant: Oswalds mit jeder Sekunde selbstsicherer wirkende Irrenansprache.

Sooo habe ich einst auch gegen Voyager gewettert, ohne dass es was genutzt hätte…

Wertung Episode 5:

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM

Wertung Episode 6:

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM
SPARKIS MICKRIGER MEINUNGSKASTEN
Der Sesselfurz des Bösen, Torchwood – Staffel 4 – „Miracle Day“ – Folge 05&06
Folge 5:
In „The Categories of Life“ wird uns noch einmal bestätigt, was wir alle eigentlich schon lange wissen: Beamte sind finstere und seelenlose Gestalten, welche unter Druck über Leichen gehen.

Und die wohl perfekteste Verkörperung dieser traurigen Tatsache dürfte wohl der Lagerleiter in dieser Folge gewesen sein, welcher neben seiner wohl angeborenen Schleimigkeit auch kein Problem damit hat, Dr. Vera in die „Endlösung“ des Untoten-Problems zu schmeißen, als diese ihm auf die Schliche kommt.

Überhaupt gab es hier plötzlich einen ziemlichen Ruck hin zur bösen Gesinnung bei den meisten Regierungen. Zeigte man vor nicht allzu langer Zeit noch recht human wirkende Diskussionen zum Thema „Miracle Day“, haut man einem hier bereits die Konzentrationslager-Parallelen um die Ohren, daß man vor Schreck glatt einen Stechschritt zurück macht.

Auch wirkte die Geheimniskrämerei dazu nicht wirklich schlüssig. Einerseits manipulierte man sogar Landkarten(!) um die Entkörperungsanlagen verschwinden zu lassen, andererseits scheint irgendwie jeder kleinen Helferin klar zu sein, was darin passiert. Was aber zumindestens dadurch erklärt wird, daß die Bürokratie zu so manch finsterer Tat in der Lage ist. (Man muß sich hierzulande ja nur die GEZ ansehen!)

Fazit: Ein kleiner Abstieg von den schönen vorherigen Folgen. Weiterhin finde ich die Darstellung dieser Welt ohne Tote zwar gelungen, aber hier hat es sich zum ersten Mal doch spürbar gezogen. Daher von mir nur 6 von 10 Punkten. Pluspunkte aber für den schleimigen Lagerboss und den charakterlich verwandten Pädo-Promi.

Folge 6:
Schnarch. Ratzepüh. Viel mehr hab ich zu dieser doch recht öden Verlängerung der fünften Episode eigentlich nicht zu sagen.

Der durchgeknallte Lagerchef übt weiterhin „Extreme Nervenzusammenbreching“, während der Darsteller des schwarzen Ghostbusters in seiner Rolle als Phicorp-Handlanger nicht viel Neues erzählt, bzw. weiß.

Die Geschichte um Gwens Vater wirkt auch nur wie ein Zeitschinder, da dieser von seiner Tochter eigentlich nur hin- und hergekarrt wird. („Arrrgh! Herzinfarkt!“ – „Aha! Ab ins Todes… äh… Untodeslager!“ – „Vatti, ich bin hier um Dich zu retten!“ – „Arrrgh, Herzinfarkt!“ – „Aha! Ab in den Laster mit Dir!“)

Fazit: Abgesehen von der Bloßstellung der bösen Länder (Sehr realistisch: Das juckt die nicht die Bohne.) erfahren wir vorwiegend… öh… gar Nix. Auch die spannende Enthüllung aus der Mottenkiste aller Cliffhanger („Wir haben ihre Tocher/Mutter/Fernbedienung! Tun Sie, was ich sage!“) sorgt nicht gerade für ein ungeduldiges Warten auf die Fortsetzung. Note: 5 von 10 Punkten

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Artikel

von Klapowski am 16.08.11 in Serienkritik

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Kommentare (1)

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  1. s1k sagt:

    Lustig..

    Die Reviews sind im Prinzip vollkommen gerechtfertigt. Wobei ich eine Anmerkung machen muss. Ich könnte langsam mehr Entwicklung in den „Hauptcharaktern“ (àla Miss Zahnlü.. Sunshine und Cpt. Cookalot) erwarten. Ich mein bitte??

    Sie hat nun mindestens schon zig Aliens gesehn, gegrillt, gerettet.. und führt sich immernoch auf wie im Kindergarten. Das treibt mich manchmal zur Weißglut, dass diverse Teammember sich ständig emotional auf Achterbahnfahrt, oder auf Schmusetour mit ihrem Freund befinden. Warum können nicht alle einfach àla Jason Bourn sein?

    Und Mr. 10k Jahre alt.. Wie zur Hölle kann dieser Mann:
    a.) Anscheinend aus einer anderen Zeit kommen… und keinerlei Technische Rafinesse besitzen

    b.) Keinerlei Nahkampffähigkeiten besitzen

    ich mein wenn ich unsterblich wäre, wäre mir VERDAMMT LANGEWEILIG!… und da helfen 0815 DailySoaps nicht weiter. Da kann man doch wenigstens 1 Buch im Jahr durchlesen um damit der ultimative Mensch zu werden… oder Krebs heilen… oder Ach fuck ihr dürft das jetzt selber weiterspinnen..

    Ich möchte mal eine Serie die komplett durchdacht ist -.- und dann noch Spannend..
    ist das so schwierig realistische Zukunfts/ScienceFiction Serien zu machen?

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