Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

„Source Code“ – Das Review

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Was wäre, wenn man für wenige Minuten in die Vergangenheit reisen könnte, um einen Terroranschlag systembedingt NICHT verhindern zu können? Nun, man könnte dem Terroristen aus Prinzip das Gebiss umdekorieren und sich einen Flirt anlachen, den man 8 Minuten später nicht mal mit „Ach weißt Du, ich habe gar kein Telefon“ abwimmeln müsste. Genau das findet auch dieser Film, den ich schon alleine aus einem Grund anschauen musste: Die Worte „Quantenphysik“ werden der Vorschau in einer sehr aufreizenden (sprich: für mich hörbaren) Weise ausgesprochen…


INFORMATIONEN:

Regie: Duncan Jones
Jahr: 2011
Budget: ca. 32 Mio.

, „Source Code“ – Das Review
Bei der Bahn sind die Explosionen pünktlich
Inhalt: Ein Pilot erwacht in einem Zug in einem fremden Körper, um herauszufinden, wer für einen Bombenanschlag vor Ort verantwortlich ist. Möglich ist dies durch den „Source Code“, der für 8 Minuten eine Parallelwelt in die Vergangenheit öffnet.

Besprechung:

Schön, dass meist dort keine Längen sind, wo man sie anfangs von einem weiteren „Murmeltierfilm“ erwartet:

„Wo ist die Scheiß Bombe?“ (Oh nein, bitte keine stundenlange Suche nach Ostereiern mit Granaten-Bemalung!) – „Scheiß Bombe? Na, auf dem Lokus natürlich!“ (Puh, Glück gehabt. Schon in den ersten Minuten abgekackt… äh… -hakt.)

„Wo ist der Scheiß Attentäter?“ (Nööö, bitte nicht anderthalb Stunden nach dem Mann mit dem Goldenen Colt… äh… Handy suchen!) „Na, ist doch der Bubi mit den Kaffeeflecken auf der Unterhose!“ (Ah, fein. Können wir uns ja doch noch um was anderes kümmern. Meine Unterhaltung, zum Beispiel.)

„Was ist mit dem realen Körper des Hauptdarstellers los?“ (Sieht doch ein blinder Bestatter mit Krückstock, dass der im Sterben liegt) „Na, der macht gerade das alte ‚Aus die Maus‘-Spielchen!“ (Okay, sie beleidigen nicht stundenlang meine Intelligenz mit dem alten LOST-Bingo.)

Erfreulich ist, dass „Source Code“ so wenig wirklich falsch macht, was das Ganze ebenfalls… erfreulich macht, um die Reviewsatire mal mit einer uncoolen Floskel abzubremsen. Die Grundidee „Murmeltier trifft Star Trek trifft Sterbehilfe trifft schmierige Katalogdarsteller“ ist in 9 von 10 Paralleluniversen einfach grundsolide umgesetzt und lässt wenig Freiraum für Kritikerkloppe im modernen Orientexpress. Die Inszenierung ist flott und trotz der ganzen ewig gleichen „Zug-Vögel“ bei jedem Zeitsprung erfrischend anders… gleichförmig. Schließlich gibt es einen großen Anschlag und einen ganz kleinen, misslungene Aktionen und die ganz feinen, Philosophie und ein klein wenig Action… fürs Knie (siehe die nett inszenierte „Aus-dem-Zug-spring-Szene).

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„Wirklich? Der Zug wird explodieren?! Verdammt, ich trage doch nicht die richtigen Schuhe dafür!“ – Weich(en) im Kopf: Der Regionalexpress verbindet heute Stuttgart und Hameln durch einen dazwischenliegenden Krater, damit man wenigstens 50% der Strecke abwärts rutschend zurücklegen kann. Und damit man sich dann auf der Mitte trifft, schubst man auf der anderen Seite einfach die zu besuchende Stadt hinein. Eine Idee mit… Knoff-Hoff!

„Source Code“ ist einer jener Filme, die man nach einer gewissen medizinischen Einwirkzeit niemals vor dem Ende ausschalten würde, eben wie „Star Trek 8“, „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“ oder „Blonde Nonnen treiben’s in schwarz-weiß“. In die DVD-Sammlung muss er trotz aller Eingängigkeit jedoch nicht reingecodet werden, denn er verströmt letztendlich nicht den GANZ großen Stallgeruch eines regietechnischen Meisterschisses. Dieser Streifen ist eben ein weiterer Versuchsballon („Könnte ein Hit werden, vielleicht aber auch nicht. Näääächster.“), wie sie eben monatlich von den Studios für 2 Laufzeitwochen in die Kinos geworfen werden. Zu „Hollywoodig“ und altbekannt ist die Inszenierung für wahren Kult. Für Mut, Anecken und Wegstecken (hätte die Alte schon bei der dritten Wiederholung auf der Toilette auf ihren Lebenswillen „durchgecastet“) gibt es hier diesmal keine Bonuspunkte.

Und so ist die gefällige Inszenierung der „Zug-rein-Zug-raus-Explosion…-JETZT“-Hatz auch der größte Kritikpunkt, der ein Viertel der Filmbewertung durchaus auf das Abstellgleis zu schieben vermag. So ist die weibliche Hauptdarstellerin soooo sympathisch, verständnisvoll, dauerlächelnd und auf breite Zuschauersympathie angelegt, dass man schon aus PROTEST lieber eine 89-jährige Obdachlose mit Nasenekzemen verlangen möchte. Und als Hauptdarsteller hätte ich mir auch eher den stetig vom Quantenzeitsprung „überschriebenen“ Lehrer gewünscht, statt den dreitagebärtigen („Bitte um 17 Uhr nur kurz die Spitzen anschleifen!“) Piloten mit dem „Held Inside“-Etikett ab Filmminute eins.

Und das kriminelle Mastermind hatte sein Plutonium wohl am Boden der Kirschbowle auf der letzten Studentenparty gefunden, wie? Mal davon abgesehen, dass dessen „Alles wird besser, wenn erst mal kaputt“-Motivation auch für Bösewichte mit angeschlossenem Wiederaufbau-Unternehmen langsam aus der Mode kommt. Und dass die Wissenschaftler erst am Ende entdeckten, dass (SPOILER) man auch länger als die 8 Minuten in einer neuen Realität verbringen kann, war nur dem etwas krampfigen Umstand geschuldet, dass der Protagonist vorher stets pünktlich nach Ablauf dieser Zeitspanne den Zugkantinen-Löffel abgeben musste.

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„Und? Gab es in dem anderen Universum neue Erkenntnisse, die uns hier helfen könnten?“ – „Jein.“ – „Wieso Jein?“ – „Nun, in dem anderen Universum war der Bombenleger ein wütender Dinosaurier von Alpha Centauri. Aber ob ihnen das hilft?“ – „Kommt drauf an. Welches Fahrzeugkennzeichen hatte sein Raumschiff denn?“ – Back to the loops: Mister Prota Gonist ist der Mensch, der die Versklavung durch faselnde Flachbildfernseher auf die Spitze getrieben hat.

Und warum war der Attentäter doch gleich „ganz sicher“ an Bord? Damit er sich an seiner popeligen Minibombe erfreuen kann, bevor er die ganze Stadt umnietet? Na ja… Aber auch Bin Laden soll ja am 11. September 2001 per Fallschirm aus einem ganz bestimmten Flugzeug abgesprungen sein…


Fazit: Erstaunlich, dass der „Moon“-Regisseur so mainstreamig geworden ist, wenn auch mit wirtschaftlichem Erfolg, recht niedrigem Budget sei Dank.

Insgesamt netter (Schmier-)Film für alle, die Paralleluniversen in normalen Filmsettings unterrepräsentiert sehen. Für das einmalige Eintauchen in den Quellcode der „Excelltabelle für Hollywood-Achtungserfolge“ taucht… taugt er ganz sicher, nur sollte man beim zweiten Gucken vermutlich mit einer Frau auf dem Sofa sitzen, die nicht weniger als… HALB so anschmiegsam wie die Film-Brünette ist. – Was immer noch extrem viel wäre, lechz.

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Artikel

von Klapowski am 13.06.11 in Filmkritik

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Kommentare (11)

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  1. FF sagt:

    Dann muss ich mir den Film vielleicht mal angucken. Gibts auch noch ein Review vom X-Men-Prequel-Watchmenklon?

  2. das obst sagt:

    mir hat „source code“ auch spaß gemacht. kurzweilige sf-unterhaltung mit sympathischen charakteren. duncan jones ist sicherlich einer der vielversprechendsten newcomer unter den genre-regisseuren.

    @FF
    klar, die x-men sind ein klon der watchmen… schließlich erschienen einige der comics, auf denen der neue film basiert, auch erst in den 1960ern (x-men: uncanny) und die watchmen bereits weiiiit vorher ende der 1980er. korrekt kombiniert, detective FuckFace!

  3. FF sagt:

    >FuckFace

    Erstmal möchte ich mich von tiefsten Herzen dafür bedanken! So lieb hat mich noch nie jemand genannt. :) Ich weiß gar nicht wie ich auf so eine intime Liebeserklärung reagieren soll! Ich bin aber wirklich total emotional berührt! :)

    Dabei hab ich gar nicht die Inhalte gemeint. Es ging nur um die Filme. Und da hat Watchmen mit dem nostalgischen 60er-Jahre Superheldenstyle nun mal einen Trend gestartet, der nun auch von X-Men wieder mal filmisch weiter geführt.

    Aber ich fand X-men Die Einschulung gar nicht mal schlecht, nur das Ende war dann wieder etwas schwach. Z. B. von wegen ich lass meinen Bruder mal schnell sterbend auf einer Insel zurück, weil wir den Film schnell fertig kriegen müssen und alle Stränge zu Ende führen usw. Dabei hätte sie wenigstens dafür sorgen können, dass er von dem Devil-Vieh in ein Krankenhaus gebeamt wird oder sowas. Aber ingesamt war der Film ok, würde sagen 7 v. 10.

    Dagegen ist Source Code von zukunftia total überbewertet, war bisschen enttäuscht. Kann ich mein Kinogeld zurück verlangen? ;) Für die Moon-Macher viel zu mainstreamig und ein ödes kitschiges Happy-End. Außer für den Lehrer in der Parallelwelt! Hallo?! Hoffentlich springt nie ein Dimensionsreisender in meinen Körper, klaut mein Leben und meine heiße Freundin, nur um angeblich die Welt zu retten. Na danke! Konnte der sich etwa noch von seinem Vater verabschieden? Ingesamt hat der Film nicht mehr als 5 oder 6 verdient, alles viel zu konstruiert und wenig überraschend. Da war das Murmeltier schon origineller.

    • das obst sagt:

      ich bin eben von natur aus ein liebenswerter und tiefgründiger geselle. deswegen fiel mir zu deinem kürzel FF als erstes „FuckFace“ ein. könnte aber auch „FurunkelFummler“ heißen. ;-)

      „watchmen“ spielte in einer alternativen version der 1980er jahre. „x-men: erste entscheidung“ hingegen ist in den 1960ern angesiedelt und bedient sich dabei der realen historischen ereignisse der damaligen zeit. insofern passt der vergleich zwischen den beiden filmen nicht so ganz. das ist so als wurde man jeden film, der in der zukunft spielt, als klon eines anderen filmes bezeichnen, der in der zukunft spielt. „boah ey, ‚alien‘ ist voll der ’star trek‘-klon!“ ziemlich unsinnig, findste nicht auch? außerdem hat „watchmen“ sicherlich keinen trend ausgelöst, schon gar nicht in hollywood. der film war nämlich leider nicht besonders erfolgreich. „erste entscheidung“ hat da bisher einen wesentlich besseren start hingelegt. aber auch ansonsten kann ich momentan keine tendenz zu retro-superheldenfilmen erkennen.

      zu „source code“: lustig, wenn leute sagen, ein film wäre überbewertet, nur weil er ihnen selbst nicht gefallen hat. „meine meinung ist der maßstab, jawoll!“
      wenn du im kino nächstes mal weniger an deinen furunkeln rumfummelst, kriegst du vielleicht auch mehr vom film mit. ;-)

      Antworten
  4. FF sagt:

    Ich liebe deine schmutzige Ausdrucksweise, bitte mehr davon, das macht mich ganz heiß. Furunkel kenn ich gar nicht, was ist das genau? bist du etwa selber betroffen, dass du dich mit solchen medizinischen Fachausdrücken so gut auskennst?

    Watchmen spielt sehr wohl auch zum Teil auch in den 60ern und wir werden schon noch sehen ob das der Beginn eines Trends war. :p

    Ich hab allerdings schon alles von Source Code mitgekriegt, gerade weil ich die einzige richtige meinung zum Film vertrete, habe ich mir die entscheidung wirklich nicht leicht gemacht! :D

  5. Henrik sagt:

    Danke Daniel. Deine Reviews werden geschätzt.

    Alles in allem ein sehr unterhaltsamer Film, der nicht zu sehr mit abgelutschten Elementen spielt. Auch Gayenhaal hat mir diesmal wesentlich gefallen als z.B. in „Prince of Persia“…

  6. Donald D. sagt:

    So ähnlich war das Thema auch schon da: der Film hieß „Déjà Vu“ mit Denzel Washington. Auch wenn der ab der Hälfte doch ziemlich vorhersehbar war, war er dennoch reißerisch inszeniert.
    Das Leben eines Toten in 8 Minuten zu erleben, wurde direkt schon in „Voyager“ und „Stargate“ benutzt.
    P.S.: FummelFicker und das obst(garten) nerven in letzter Zeit tierisch. Wie Nontschew und Jürgens in ihren ach so Herricht- und Preil-mäßigen Diskussionen.

    • FF sagt:

      Solange ihr mich alle bei so netten Kosenamen nennt, werdet ihr mich auch nicht so schnell los. Fummelficker gefällt mir übrigens sehr gut! :) Gibt es denn etwas Schöneres als Fummeln und Ficken?!

      Für die Zwischenzeit empfehle ich Ginseng. BTW sollte das nicht auch mal eine Satireseite sein, die ruhig bis an die Nervenfasern und deren Mark provoziert? Aber dafür fehlt mir hier in letzter Zeit sowieso auch etwas der Biss! Könnte das vielleicht an den Dritten des Betreibers dieser Seite mit unbuchstabierbaren Namen liegen? Naja, ihr habt ja zur Not noch mich dafür. ;)

      PS: Was ist Nontschew, Jürgens, Herricht- und Preil? Was zu Essen? Kenn ich jedenfalls nicht. Aber ich hab sowieso gerade Hunger, ess ich trotzdem gern.

      Antworten
  7. Donald D. sagt:

    Ach Kannibale bist Du auch noch? Dann habe ich noch eine neue FF-Bedeutung: FrischfleischFresser!

  8. Raketenwurm sagt:

    Ich dachte immer, dass FF steht für „Fast Forward“ und dahinter verbirgt sich Charlotte Roche. Aber die Theorie ist nun vom Tisch; Charlottchen hätte schließlich sofort gewusst, was ein Furunkel ist.
    Ist es eben doch nur ein FantasticFour-Fan. Oder FinalFantasy-Fan. Oder FredFeuerstein-Fan…

  9. Parody R.Hodan sagt:

    Saubere Rezension, gern gelesen, praktisch genau mein Gedankengang, nur schärfer herausgestellt und formuliert. Naja, ich schreib ja auch keine Rezensionen. Einzig hätte ich mir bei dem Film gewünscht, er hätte in der letzten Sekunde der 8-Min-Spanne auch geendet – hier zeigt sich Hollywood leider am deutlichsten.
    Imho hat der Film in seiner immanenten Logik nur ein großes Loch – wie sind die an eben diese letzten 8-Minuten überhaupt rangekommen? (Der Rest ist eh Suspension-of-Disbelief und Quantenphysik, mit der Kombi killt man jede Katze nicht trotzdem obwohl doch wirklich, aber nicht, vermutlich doch.)

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