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Babylon 5 – Teil 2 – Wenn die Schatten länger werden

, Babylon 5 – Teil 2 – Wenn die Schatten länger werdenUnd weiter geht’s mit der großen Babylon-5-Beweihräucherung auf ST-E.de! Auch im zweiten Teil loben wir die Serie ungehemmt weiter, um genügend Schleim für Sheridans Frisur zusammenzutragen. Heute richten wir unseren Blick auf die wichtigsten Charaktere (alle) und die schönsten Staffeln (auch alle). Wem das alles zu viel des Lobes ist, der kann ja gehen. Ich würde sogar mitkommen und euch auf dem Weg weiter bequatschen!

Die wichtigsten Charaktere im Überblick:

, Babylon 5 – Teil 2 – Wenn die Schatten länger werdenSicherheitschef Michael Garibaldi: Ist einer meiner Lieblingscharaktere. Und ich glaube, er mag mich auch ein bisschen! So mancher Spruch („Darf ich mich setzen?“ – „Da müssen sie ihren Orthopäden fragen, ich halte mich da raus!“) ist absolut kultverdächtig und hat mindestens den Grimmepreis für fortgeschrittene Grimmigkeit verdient! Dass der Mann sich prügelt, Alkoholiker ist, immer eine Waffe unter’m Kopfkissen hat und all dies sogar gleichzeitig zuwege bringt, lässt ihn für mich auf die selbe Stufe wie den Papst aufsteigen, auch wenn dieser Vergleich etwas hinken dürfte. Und röcheln. Und tot zusammenbrechen. (Dieser Papstwitz erfolgte an Zeitindex 17:26 Uhr am 07.03. und wird aus Pietätsgründen sofort gelöscht, sobald der Heilige Vater wirklich… nun ja.)

, Babylon 5 – Teil 2 – Wenn die Schatten länger werdenBotschafter G`Kar: Ehemaliger Freiheitskämpfer vom Volk der Narn. Die innere Zerrissenheit der Figur war mir stets ein glänzendes Vorbild. Doch man kann ihm trotz aller Rachegelüste gegenüber den Centauri, die einst sein Volk versklavten, eine gewisse Weisheit nicht absprechen. Gut, man kann es versuchen, aber wer will als Antwort schon ein Messer in den Rücken bekommen? Nein, im Ernst: Im Laufe der Staffeln mauserte sich das Echsengesicht zu einem geduldigen Mentor aller, wenn er zwischendurch sein selbstgemaltes Kinderbuch einmal absetzte.

Was diese Figur im Laufe der Serie durchmachen muss, verdient übrigens unsere vollste Anteilnahme und mehrere Geldspenden an den armen gebeutelten Darsteller. Ich würde mich übrigens durchaus für das Einsammeln und Weiterleiten zur Verfügung stellen! (habe ich schon erwähnt, dass ich seit „Save Enterprise“ jede Achtung vor der Intelligenz vieler SciFi-Fans verloren habe?)

, Babylon 5 – Teil 2 – Wenn die Schatten länger werden

„Schnief. Kein Aas ruft mich an!“ – Kein Wunder: Das Volk der Pakmara besteht aus Aasfressern. Da dies aber ungewohnt innovativ und abgefahren sein dürfte, bin ich auch bereit, an einen Übersetzungsfehler zu glauben. So wurde aus „Lick my ass“ vermutlich „Leck mein Aas“. Wo kämen wir da denn hin, wenn Aliens so viel anders als Menschen wären? – Richtig: Überallhin, nur nicht zu Star Trek…

, Babylon 5 – Teil 2 – Wenn die Schatten länger werdenBotschafterin Delenn: Okay, Delenn nervt gelegentlich etwas. Dieses ständige „Oooooh, Joooohn“-Gehauche, weil es ihr mitten auf einer Botschaftersitzung beim Gedanken an ihren Liebsten wieder mal gekommen ist, sorgte dafür, dass ich irgendwann Angst vor dieser Frau hatte. Eine Frau, die ihre Sexualität so offen zu Markte trägt, soll dort gefälligst Käse verkaufen, mir aber bitte mit ihren Melonen fernbleiben…

Aufrecht hielt mich nur mein Ehrgeiz. Der Ehrgeiz, herauszufinden, ob sie ihre lange Haare nun UNTER dem Knochenwulst hindurchzieht oder dieser fest AUF dem Schädel aufliegt. Dieses Rätsel hat mir schlaflose Nächte bereitet…

Im Prinzip verkörpert sie aber eine gut ausgearbeitete Rasse mit einem reichen Fundus an bekloppten Ritualen und halbwissenschaftlichem Geschwafel. Hier vermischen sich religiöse Weisheiten derartig mit Kampf und Ehre, dass man guten Gewissens sagen kann, dass die Minbari die intellektuellere Version der Klingonen darstellen. Immerhin tragen sie Picards Haarschnitt sowie meine alten Winterreifen neu auf…

, Babylon 5 – Teil 2 – Wenn die Schatten länger werdenCommander Susan Ivanova: Coole Sprüche, Teil 2. Mancher B5-Fan behauptet, dass die kernige Russin zum Lachen in den Keller geht. Das mag ja auch sein. Aber fragt mich mal, was für eine unglaubliche Stimmung danach in jenem Keller herrscht! Jucheee!

Selbstbewusstsein und Humor gehen hier eine Verbindung ein, die ihresgleichen sucht und nicht mal bei Major Kira fündig wird. Die wirkte nämlich meist eher wie Alice Schwarzer im Bockwurstkostüm, statt so unschlagbar schlagfertig wie Ivanova.

Und einer ihrer Sätze in der Serie (Kenner werden wissen, welcher) legt sogar nahe, dass die gute Frau lesbisch oder zumindest deutlich bisexuell ist. Und da unsere Trekkie-Toleranz so oberflächlich und aufgesetzt ist, dass wir sogar einen Axtmörder vergöttern würden, solange er nur mit Männern schläft, ist dies natürlich ebenfalls ein gehöriger Pluspunkt für die olle Tante mit dem Wodkagesicht!

, Babylon 5 – Teil 2 – Wenn die Schatten länger werden

„Nachts ist es immer kälter als Draußen!“ – Botschafter Kosh ist nicht nur ein wandelndes Rätsel, sogar sein Darsteller wird in diesem Kostüm ausschließlich in Form eines Fragezeichens herumgelaufen sein. Das mysteriöse Volk der Vorlonen verbirgt sich ausschließlich in Raumanzügen. Das hat natürlich einen Grund: Sie tragen alle kein Höschen.

, Babylon 5 – Teil 2 – Wenn die Schatten länger werdenBotschafter Londo Mollari: Vom optischen Element her gehören die Centauri ja eher zu der unspektakulärsten Rasse bei B5 und können eigentlich nur durch den seltsam uncoolen Haarkranz von den Menschen unterschieden werden. Dafür ist Londo aber quasi der Gul Dukat im B5-Universum. Böse? Gut? Böse? Gut? Wer will noch mal, wer weiß noch nicht? Sein lockeres Mundwerk und seine lebenslustige Art (die erste Staffel hat er quasi komplett im Alk-Delirium verbracht) lassen einen schon mal vergessen, welch Intrigen dieser Mann schmieden kann und welche Opfer er zu bringen bereit ist, um seine Ziele zu erreichen.

Jeder B5-Fan, der etwas auf sich selber hält (schließlich muss man ja seine missbilligende Umgebung ausgleichen), vergöttert natürlich den Handlungsstrang, der aus dem Popel-Botschafter den großen Nagus… äh, den großen Imperator werden lässt.

, Babylon 5 – Teil 2 – Wenn die Schatten länger werdenVir Cotto: Praktisch der Rom der Serie, wenngleich auch weniger dusselig (immerhin hebt er beim Gehen nicht beide Beine gleichzeitig) und – großer Vorteil! – komplett ohne nervigen Sohn im Schlepptau. Anfangs von den Fans gehasst, forderten die Zuschauer auch bald den Rauswurf der Figur, die sich als Mollaris Assistent oft nur herumschubsen ließ und Ellenbogenabdrücke an den Schultern sammelte. JMS beharrte darauf, dass er mit dieser Figur noch einiges vorhabe, was dann zwischendurch auch mal eingelöst wurde. Im Großen und Ganzen bleibt er mir jedoch trotzdem nur als dicklicher Stotterheini mit mangelndem Selbstwertgefühl im Bewusstsein. Aber welcher Trekkie in dieser Hinsicht frei von Schuld ist, der werfe den ersten Stein…

, Babylon 5 – Teil 2 – Wenn die Schatten länger werdenDr. Stephen Franklin: Der sympathische Arzt vom Dienst. Er hat nicht nur stets ein offenes Ohr für alle, sondern er heilt dieses eitrige Leiden sogar. Auch wenn seine Krankenstation ein wenig so ausschaut, als hätte man ihm allerlei Gerümpel hereingestellt und dem guten Mann erzählt, der ausrangierte Plastik-Brieföffner sei ein medizinischer Scanner, wirkt Dr. Franklin kompetent und vertrauenswürdig. Umso mehr, als dieser ein Problem mit Aufputschmitteln bekommt. Das Problem im Detail: Es waren einfach nie genug davon da.

Es gäbe sicherlich noch mehr Leute aufzuzählen, wie z.B. den trantütigen Lennier, die mysteriöse Lyta Alexander, Commander Sinclair, Botschafter Kosh, Aushilfssicherheitschef Zack Allen und natürlich Walter Koenig alias Pavel Chekov (TOS) alias Gedankenpolizist Bester. Aber das soll hier erst einmal genügen. Und John Sheridan ist hier ja sowieso Dauerthema. Diese Artikelserie ist von mir schließlich nur auf 5 Jahre ausgelegt… Das steht schon seit 1982 fest! – Wirklich!

, Babylon 5 – Teil 2 – Wenn die Schatten länger werden

„Gottesanbeterin? Nein, ich bin Atheist!“ – Hatte JMS nicht nur einen, sondern genau DIESES Tier an der Klatsche? N’Grath vom Volke der *Hmrlabnbllmm* (Eine Verzerrung in unserer Datenbank, sorry) kam nämlich leider nur in der ersten Staffel vor. Sah dieses Wesen den Machern dann doch zu billig aus? Wenn ja, so wäre das seltsam von einer Serie, deren Wände keiner Fliege etwas zuleide tun könnten, selbst wenn sie frontal auf sie fallen würden.

Eine Staffel nach der anderen (nicht ungewöhnlich)

Nur wenige Ereignisse können es von der mysteriösen Zahlensymbolik her mit dem mythischen „5-Jahres-Plan“ von Babylon 5 aufnehmen. Inzwischen kann die religiöse Verklärung um JMS wohl nur noch durch die Erschaffung der Welt in 7 Tagen gesteigert werden. Außenstehende sollten sich also nicht wundern, wenn Babylon-5-Fans plötzlich einen verklärten Gesichtsausdruck bekommen und erläutern, dass der Kauf eines neuen Autos von ihnen bereits vor 4 Jahren angedeutet worden war. Außerdem habe man schon in 2002, Monat 3, in einem Schwimmbad eine verschlüsselte Botschaft hinsichtlich des Modells fallen lassen. Das müsse man sich allerdings auf den Überwachungsbändern von damals noch einmal ansehen, um diese Andeutung in all ihrer Schönheit im Nachhinein begreifen zu können.

Dies gehört zu einem echten Babylioaner (oder sagt man „Babbie“?) natürlich einfach dazu und soll durch meine folgende Auflistung der einzelnen Staffeln sogar noch angefacht werden:

Staffel 1:

Meiner Meinung nach wird das erste Jahr sogar deutlicher unterschätzt als Hans Eichels Neuverschuldung. Ja, ich mochte Commander Sinclair! Diese Mischung aus picardschem Bombastintellekt und diplomatischer Ader ließen ihn trotz gelegentlichem Schnarchnasenblick wie den idealen Vorgesetzten erscheinen. Solide, hintergründig, erfolgreich. In ruhigen Zeiten unterschätzt, aber in schwierigen Verhandlungen eine zuverlässige Geheimwaffe irgendwo zwischen Schlafkappenbomber und Rhetorikkursleiter!

Am besten gefielen mir hier die Folgen, in denen irgendeine Organisation von außerhalb (Vorgesetzte, Gewerkschaft, Gedankenpolizei, TÜV-Belegschaft wider Luftschleusen aus Sperrholz) mit Verfassungsklage und sonstigen inquisatorischen Mitteln drohten, da Ihnen die friedfertige und sanftmütige Station ein Dorn im Auge des Orkans war. Wie überraschend aggressiv sich Opa Sinclair da immer herausgewunden hat, das ließ jeden Regenwurm vor Streit erblassen!

Selbst offensichtliche Schrottepisoden wie die mit dem Heini, der den heiligen Gral im Weltraum sucht oder jene, in der beschränkte Aliens sich im Boxring gegenseitig das Kunstblut auf die Masken kloppen, bekamen durch die Veredlung durch die restlichen Folgen einen gewissen experimentellen Charme. Übrigens sind diese beiden genannten Episoden einige der wenigen, die JMS nicht selber geschrieben hat…

Herausragende Folgen: „1.10 – Die Gläubigen“ (TNG-Feeling at it’s best!), „1.13 – Visionen des Schreckens“ (einfach visionär), „1.22 – Chrysalis“
Unterdurchschnittliche Episode: „1.17 – Krieger wider Willen“ (Die Crew auf der Suche nach einer toten Leiche. Nach 15 Minuten möchte man ihnen zurufen: „Neeehmt miiich!“)

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„Verdammt! Vom mythologischen Standpunkt aus wäre ein drittes Auge eindrucksvoller gewesen!“ – Aber es entwickelte sich doch nur zu einem Pickel auf der Stirn… Dies ist ein „Seelenjäger“. Der steckt Seelen in blinkende Kugeln und erfreut sich dann daran, bis die Mundwinkel müde herunterbaumeln. – Einfach mal im Arbeitsamt nach dem Job fragen!

Staffel 2:

Nur wenige Geheimnisse, die während der Serie aufkamen, blieben bis zum Ende ungelöst. Die zweite Staffel präsentierte gleich zu Beginn eines der unheimlichsten: Warum zum Geier hat John Sheridan, der neue Captain, bloß für mehrere Folgen orangefarbene Haare? Und auch ich hatte anfangs meine Probleme damit, dass Sinclair von einem Tag auf den anderen beim Zigaretten holen suspendiert wurde… Zumal Sheridan mir zu Beginn noch ein bißchen zu aalig unter der Föhnfrisur herauslugte.

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„Zugegeben: Ich bin Technomagier. Aber ich bekomme trotzdem meinen Videorekorder nie dazu, mir eine Kojak-Folge aufzuzeichnen…“ – Nein, “Technomagier” ist kein besonders cooler Ausdruck für einen Raver, der sich als DJ betätigt. Schade nur, dass diese Gruppe bei B5 nur 2x aufgegriffen wurde. – Wegen Herumlungerns und dem Hören von Bibi-Blocksberg-Kassetten in der Öffentlichkeit…

Meine liebsten Momente waren hier die, in denen die Vorlonen uns an ihren doppel-, wenn nicht sogar trippledeutigen Weisheiten teilhaben ließen. Alle im Stile von: „Rechte Hand auftragen, linke Hand polieren“ (aus „Karate Kid“) oder „Tee ist ein Gericht, das am besten heiß serviert wird.“ Wenn’s auch mal etwas länger sein durfte, hieß es auch schon mal: „Bitte unterlassen Sie diese Tätigkeit! Ihre Spezies ist noch nicht weit genug entwickelt, um unsere Papierkörbe zu leeren. Öh, aber wenn sie schon mal da sind: Könnten sie vielleicht mal meinen Schlüsselbund aufheben?“

*Vorlone beugt sich knackend nach vorne, was schon nach 3° von Omas gestärktem Gehrock unterbunden wird – Vorlonen nennen ihre Wickelgardine auch oft liebevoll „Raumanzug“*

Tolle Episoden: „2.10 – Die Schlacht um Matok“ (warum Krieg so sinnlos ist), „2.18 – Das Ende der Markab“ (Warum Seuchen keinen Spaß machen), „2.21 – Das Verhör des Inquisitors“ (völlig schräg, hat aber was)
Nicht so prall: „2.05 – Der unsichtbare Feind“ (Standard-Monstergrusel)

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„Tag, ich bin der Inquisitor und sie zahlen jetzt sofort ihre GEZ-Gebühren nach! Mein Solarium lässt mich nämlich schon seit Monaten nicht mehr anschreiben.“ – Stock und Hut stehn’ ihm gut: Hänschen Klein sorgt gegen Ende der Staffel richtig für Wirbel, da er für sein Leben gern foltert. Aber warum auch nicht? Ist ja schließlich eine amerikanische Serie…

Staffel 3:

Meine persönliche Lieblingsstaffel! Endlich sehen wir die Schattenschiffe nicht mehr nur als kultigen Bildschirmschoner, der in den Regierungskreisen kursiert, sondern als sich nähernde Bedrohung. So viel Atmosphäre bot Babylon 5 später nie wieder, ohne in Hektik zu verfallen oder Einzelepisoden völlig zu vernachlässigen.

Diese überragende Staffel bot mehr Nervenkitzel als ein romulanischer Neurostimulator: Die (kurze) Rückkehr von Johns Frau, der drogensüchtige Stationsarzt, das unentwegte Zerren der beiden Mächte Gut & Böse an Londo Mollari, die Abspaltung von der Erdregierung(!) und nicht zuletzt den überragenden Cliffhanger, wegen dem ich wochenlang meinem türkischen Gemüsehändler auf den Ohren lag: „Du schon habbe 4. Staffel Babylon??“

Der einzige Wehrmachtstropfen: Der Ausbau der Figur namens „Marcus“, der als lebenden Symbionten einen öligen Wischmopp auf dem Kopf trug, welcher sich manchmal sogar bewegte. Möglicherweise waren’s aber auch die eigenen Haare… Jedenfalls nervte mich das besserwisserische Geschwafel des „Vorzeigerangers“ (ohne Cowboyhut und Marlboro im Mundwinkel eine ziemlich lächerliche Bezeichnung) dann doch recht flott.

Herausragende Unterhaltung: „3.06 – Der Selbstversuch“, „3.09 – Kriegsrecht“, „3.10 – Die Strafaktion“, „3.15 – Zeit des Abschieds“, „3.22 – Der Alleingang“ (für mich die beste B5-Episode und der beste Cliffhanger überhaupt)
Schrott: „3.07 – Der Hüter des Wissens“ (Die 583. SciFi-Version von: Mein Körper ist besessen), „3.13 – Schmerzen der Erinnerung“ (sehr passender Titel! – Aua…), „3.19 – Das Rätsel von Grau 19“ (laut vieler Fans und JMS selber die mieseste B5-Episode überhaupt)

, Babylon 5 – Teil 2 – Wenn die Schatten länger werden

„Meine Medikamente, meine Medikamente! Mein Königreich für meine Medikamente!“ – König Arthur und die Ritter der Schwafelrunde: Nein, liebe Nicht-B5-Kenner… Ihr wollt nicht wirklich wissen, was es mit DIESER Folge auf sich hat. Nur soviel: Wenn ICH ein Schwert wäre, hätte ich mich für diesen Scheiß auch nicht aus meinem Stein ziehen lassen.

Staffel 4:

Ich weiß, ich weiß: Dieses offizielle Ende des Handlungsbogens wird von vielen Fans als die beste Staffel bezeichnet. Vermutlich sind dies die selben Menschen, die das Wort „Reizüberflutung“ nur für die Überschwemmung des Flusses „Reiz“ halten. Mir jedoch war Staffel 4 einfach zu hektisch… Keine persönlichen Gespräche zwischen Kantine und Aboretum, kein abendlicher Besuch in der Koksdisko „Zum grauen Sektor“ und überhaupt kein Chillen und Abhängen, soweit das Auge reicht!

Stattdessen Überstunden im Planungsstab: Wo greifen die Schattenschiffe als nächstes an? Was wollen sie mit dem Sektor von Volk Ernst-August, wo doch die Rasse Hans-Wurst erst gerade ihre Truppen schutzlos zurückgelassen hat? Im Großen und Ganzen war das natürlich gewohnt spannend, doch die Hetze und das ständige Erklären für vergessliche Fernsehzuschauer und Neueinsteiger, um was es doch gleich geht, lassen diese Staffel in meiner Gunst knapp hinter die 3. fallen.

Schuld war die Meinung der Macher, kein 5. Jahr genehmigt zu bekommen, weswegen man zwei Serienjahre in eins stopfte. So war ich dann auch recht irritiert, dass der Krieg zwischen Vorlonen und Schatten schon in der ersten Hälfte der Staffel beendet werden konnte. Mit nur ein paar salbungsvollen Worten Sheridans, denen die beiden arroganten Völker auch plötzlich hingebungsvoll lauschten, war der Apfel gegessen. Die polternden Planetensprenger vom Dienst erschienen mit einem Mal wie infantile Pappnasen, Marke: „Der kleine Vorlone möchte von seiner Mutter im Kinderparadies abgeholt werden“

Die beiden Hologramme auf Sheridans Brücke jammerten plötzlich, die Galaxie nicht verlassen zu wollen, da sie ja nicht „allein“ sein wollten. Doch nachdem der „Allererste“ versprochen hatte, seine Milchdrüsen nun für beide Völker mütterlich zur Verfügung zu stellen, zogen die seit Jahrtausenden kämpfenden Kontrahenten schneller ab, als… als… ich einen gewohnt lustigen Vergleich finden kann.

, Babylon 5 – Teil 2 – Wenn die Schatten länger werden

„Was soll das heißen, ich sei zu alt für den Arbeitsmarkt?! Ich kann immer noch eine Fackel von einem Faustkeil unterscheiden! Und was habt ihr gegen dieses Bewerbungsfoto? Das Hemd ist gerade mal 200.000 Jahre alt!“ – Lorien wird auch der „Erste der Allerersten“ genannt. Wie das kam? Er stand jeden Mittwoch als erstes in der Schlange vorm Aldi, wenn’s neue PCs gab.

Grandios: „4.04 – Das Monster auf dem Thron“, „4.07 – Unter Quarantäne“, „4.08 – Lügenpropaganda“ (faszinierende Einblicke in die Entstehung von Propaganda), „4.15 – Die Befreiung von Proxima 3“, „4.18 – Das Verhör“ (ein mutiges Kammerspiel), „4.22 – In Hundert Jahren, in Tausend Jahren“ (Fakten, Fakten, Fakten!)
Grandios gescheitert: „4.09 – Das Traumorakel“ (Minbari-Schwachsinn hoch 2), „4.13 – Krieg der Kasten“ (Minbari-Schwachsinn hoch 3)

Staffel 5:

Ja, ich war wirklich willens! So, wie ich auch die 1. Staffel schon toll fand (die von vielen Fans ja ebenfalls nicht sonderlich geschätzt wird), so saß ich angespannt vor der 5. Staffelbox und murmelte mit geballten Fäusten mein persönliches Mantra vor mich hin: „Gut-finden! Gut-finden! Gut-finden!“ Zu sehr hatte ich mich auf die letzte Staffel gefreut, um mir diesen Spaß durch meine eigene Erwartungshaltung kaputt machen zu lassen.

Aber es geschah trotzdem mit der Naturgewalt der dritten ENT-Staffel: Mittelmaß um Mittelmaß pladderte von außen gegen meinen Hirnlappen. Der neue – weibliche – Captain tat nicht wirklich viel, um sich meine Zuneigung oder wenigstens eine gewisse Hormonausschüttung meinerseits zu verdienen. Selbst die experimentellen Episoden (Mollari im Todeskampf, der Stationsalltag aus der Sicht zweier Arbeiter, der Besuch zweier Komiker nebst Geisterstunde) kränkelten daran, dass die Hauptgeschichte schon längst erzählt worden war.

, Babylon 5 – Teil 2 – Wenn die Schatten länger werden

„Ich habe deine Gedanken gelesen! Ich spüre deutlich, dass du mich nicht so ganz leiden kannst! Aaaah, Moment. Ja, so ist’s besser. JETZT kannst Du mich gar nicht mehr leiden!“ – Byron war nicht wirklich beliebt bei den Fans. Aber was hätte er denn tun sollen, um sich wieder in eurer Herz zu schleichen? Sich selber verbrennen? ….. – Äh, Momentchen mal…

JMS bummelte weite Teile der Staffel somit einfach nur mit Füllepisoden ab, auch wenn sich vieles auf dem Papier noch recht dramatisch liest: Alkoholiker Garibaldi hat einen Rückfall, Telepathen schikanieren die Stationsbewohner, Lyta wechselt die Seiten, die Centauri zeigen sich noch mal von der fiesesten Seite und Sheridan versucht verzweifelt, eine Art Föderation der Planeten zu etablieren…

Doch selbst die finale Abschiedsepisode wirkte entgegen anderslautender Meinungen (die ich hiermit für ungültig erkläre) irgendwie trist und schal, wenn man sie mit der Abschiedsepisode der 4. Staffel vergleicht, in der noch einiges an großartigen Ideen und interessanten Informationen über die Zukunft steckte. Außerdem waren die Personen im Schlussakkord von Staffel 5 so grauenvoll (eigentlich gar nicht) auf „20-Jahre-älter“ geschminkt, dass dies mir die gesamte Episode verdorben hat. Und das Ende der Station an sich hätte auch ein wenig emotionaler sein können.

Star Trek vs. Babylon 5

JMS sah sich von Trekkies stets mit dem Vorwurf konfrontiert, von Star Trek abgekupfert zu haben. Und tatsächlich sind die Parallelen frappierend: In beiden Universen düsen Transportvehikel durch den Weltraum, welche der aufmerksame Beobachter als Raumschiffe identifiziert… In beiden Shows gibt es maskierte Gestalten (im weiteren Text „Aliens“ genannt) und meist weniger maskierte Figuren, die in fast jeder Episode auftauchen und ziemlich viel Text haben. Nennen wir sie „Hauptcharaktere“. Damit erschöpfen sich die Gemeinsamkeiten allerdings auch schon.

Vor allem im Bereich der Technologie kann man JMS kaum Plagiatsvorwürfe machen. Schiffe reisen durch den Hyperraum, der durch Tore im Weltraum beflogen werden kann. Auf Erdschiffen und der Station selbst wird die Schwerkraft durch Rotation erzeugt, was schon so manchen landenden Frachterpiloten in den vorzeitigen Ruhestand aufgrund nervöser Nervenleiden geschickt haben dürfte. Überhaupt sieht JMS den ganzen Technikkram eigentlich eher locker: Technobabble gibt es so gut wie gar nicht, während man bei Star Trek das rettende Manöver der Woche oft nicht kapiert hat. Die meisten Starfleet-Schiffe scheinen ja immer unbegrenzte Mengen an Anti-, Plasma-, Proto- und Pseudomaterie im Frachtraum zu lagern, die im Ernstfall ausgestoßen werden kann, um dem Gegner die Windschutzscheibe zu verhageln…

Teilweise vermischte JMS auch Religion mit Wissenschaft, was darin münden konnte, dass ein Dr. Franklin lapidar feststellte, die gefundene außerirdische Maschine übertrage halt „Lebensenergie“ von einem Wesen auf das andere. So, als handele es sich hierbei um eine Selbstverständlichkeit wie Kolibakterien. Störend war dies jedoch meist nicht, da sich das Ganze dann doch noch im Rahmen hielt.

Bei JMS stand die spätere (Kriegs)Handlung auch erwiesenermaßen schon fest, als DS9 noch im Geburtskanal am Wurmloch steckte und noch keiner wusste, dass man zur Quotenrettung später einen gigantischen Krieg vom Stapel lassen würde.

, Babylon 5 – Teil 2 – Wenn die Schatten länger werden

„Guten Tag. Sie sehen hier nun Schiffe aus reinsten Schatten. Bitte fotografieren sie daher OHNE Blitzlicht, ansonsten haben wir hier nämlich gleich ein kleines Problem!“ – Das ist es also: Das unsagbare Böse bei Babylon 5… Hey, einen Moment mal! Habe ich das eben etwa GESAGT?!

Auch dürfte jedem klar sein, dass von den jeweiligen Captains bei DS9 und Bab5 das spätere Schicksal Sheridans besser vorausgeplant worden war. Immerhin waren beide in gewisser Hinsicht Auserwählte. – Auch wenn das anscheinend immer nur bedeutet, im ungünstigsten Moment in eine verdammt tiefe Schlucht zu fallen. Aber gerade da merkte man schon, dass Siskos ach-so-große Bestimmung, der Kampf gegen die Bla-Geister, am Ende noch schnell drangeklöppelt wurde, um fast 7 Jahre visionäre Fieberträume in der diesigen Wurmloch-Waschküche nachträglich zu rechtfertigen. Wobei man Sisko aber hoch anrechnen muss, dass er im Lavasee nicht auf seinen persönlichen Mentor (wäre vermutlich Allzweckwaffe Jeffrey Combs mit Ziegenbart geworden) traf, der ihm den rettenden Freischwimmer und ein 20-jähriges Abo auf Lebensenergie angeboten hätte…

Im 3. Teil und abschließenden Teil besprechen wir noch ein bisschen die CGI, ungelöste Subplots, die Fernsehfilme und ziehen außerdem ein Fazit.

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Artikel

von Klapowski am 08.03.05 in Serienkritik

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