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„Die Legende der Wächter“ – Review

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Animationsfilme haben diesen bestimmten Zauber, der mich immer aufs Neue fasziniert: Wie wird aus einem gigantischen Haufen Texturen und technischem Firlefanz („Ups, wir müssen noch schnell ein Programm für die Federbewegungen schreiben!“) ein realistisches Werk, das selbst Zeichentrickhassern ein „Booooah! Wie echt!“ aus den sperrangelweit geöffneten Schnäbeln ziehen kann? Dieser Film versucht es erneut zu demonstrieren. Und nebenbei irgendso ’ne nebensächlich Story um Hühner zu erzählen, die sich in einen Nachbarschaftsstreit verstricken (glaub ich)…


INFORMATIONEN:

Regie: Zack Snyder
Jahr: 2010
Budget: ca. 80 Mio.

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Endlich mal so richtig vögeln
Inhalt: Die Eule Soren wird mir ihrem Bruder bei ersten Flugversuchen gekidnappt. Denn böse Eulen versuchen sich gegen die guten in Stellung zu bringen und eine Armee aufzubauen. Doch Soren entkommt und findet die legendären „Wächter“.

Wertung:

Glasklare Effekte glühen größenwahnsinnig durch gleißende Gummibäume. Großartiger Glamour gefällt geilen Guckern gut. – Ja, technisch ist „Die Wächter der Kakadus“ ein grandioses Stück aus dem (Wirklich-)Toll-Haus! So gut wie jede Umgebung, sei es Höhle, Gebirge, Wald oder das Meer, sehen aus, als hätte jemand eine echte Umgebung gefilmt. Jede verdammte Dreckspore am Felsen wurde handgeschöpft und mundgeblasen, bevor in jahrzehntelanger Arbeit die Textur darum gelegt wurde! Vor allem das Licht ist so schön warm und märchenhaft, dass man sich fragt, warum ANDERE Fantasystreifen augenscheinlich unter der gelsenkirchener Kohlenstaubglocke verfilmt werden (vielen „Dank“ an Sparkiller für’s Ausleihen)…

Selbst Pixar muss bei so viel Liebe zum Degeil… tail einmal kurz schlucken und mit bebenden Fingern auf die dramaturgischen Erfolge ihrer Filme hinweisen. Ein Fachgebiet übrigens, das „Die Wächter der Nymphensittiche“ nicht ganz zur vollen Zufriedenheit ausreizen: Hier gibt’s irgendwas mit guten Vögeln und bösen Vögeln, die sich gegenseitig bekämpfen, weil sie’s halt können.

Der Held ist der einzige, der als Vermittler und Ereignisauslöser dient („Ihr müsst die Bösen bekämpfen!“ – „Nö, jetzt hammwa Mittach.“), wobei er immer mehr Geier um sich versammelt und am Ende seinen eigenen Bruder bekämpfen muss. Darth Vader im Meisenheim. – Doch all diese Wendungen erahnt man schon nach der Hälfte des Filmes… Bleibt daher die philosophische Frage, ob etwas eine „Wendung“ ist, das vom „Handbuch der unbedingt erforderlichen Dramaturgie (112. Auflage)“ schon von Beginn an so festgelegt war.

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„Kann mal bitte jemand umblättern? Wir können noch nicht mal fliegen, geschweige denn, unsere Krallen wie Uhrmacher benutzen!“ – Vogelfrei: Im Film werden die Eulen dem Vollmond ausgesetzt, um sie zu willenlosen Wundersklaven zu machen. Eine Taktik, die mit den Grafiken im Film bei mir ebenfalls wunderbar funktioniert hat. Als eine der Figuren rief: „Los, schlag mit deinen Flügeln!“, da habe ich tatsächlich zwei Klaviere gegeneinander gedroschen…

Das Schicksal der eklektischen Eulen interessierte mich tatsächlich wenig, denn trotz einprägsamer Figuren, Okay-iger Dialoge und perfekter „Tadaaaa!“-Technik rasselte die Dramatik durch mich hindurch wie ein Durchfall, hervorgerufen durch alte Disneyschmonzetten. Die Story ist an sich eher düster, wird mit vielen „Oh-wie-niedlich“-Elementen aber immer wieder dem Geiste der Grundschule zum Fraße vorgeworfen. Schlangen freuen sich über ihren ersten Flug, ältere Eulen klampfen (und singen!) gerne und die bösen Handlanger haben einen Clown ohne Schulabschluss verschluckt. Da man die Motivation der Antagonisten bereits in der ersten halben Stunde mit dem Schnabel abhaken kann (Drehbuchautor: „Die sind halt aus der Voliere von Mordor entkommen, reicht doch!?“), fallen kleine Störungen im Spannungsbild umso heftiger auf.

Egal. „Die Legende der Kolkraben“ ist sowieso als vernichtende Grafikexplosion gedacht, der sich alles andere unterzuordnen hat. Zum Beispiel die Sonne: Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es mal etwas anderes als Sonnenauf- oder -untergang im Film zu sehen gab. Stets hängt der Vertreter des digitalen Beleuchtungsprogramms am Horizont fest, damit das Licht auch weiterhin so schön orange über die Federn pullert. Apropos Federn: Es ist ein Genuss, diese wabern und wehen zu sehen, wann immer sich irgendwer bewegt oder in der Zugluft steht! Ein echter Animations-Quantensprung für Ornithologen!

Vielleicht konnte ich auch deshalb oftmals die Figuren nicht auseinander halten: Weil ich im Geiste ständig durch die flauschigen Wölkchen an ihrem Kopf getollt bin. Ob der eine jetzt braune Flecken am Kopf hat, während sein Nachbar eher weiße Watte spazieren trägt, war dann schon fast wieder zu viel für mein durch Schönheit geblendetes Erinnerungsvermögen.

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„Duhuu? Ich trau mich, gar nicht, mich zu bewegen!“ – „Warum?“ – „Schau dich doch mal um! Sollen sich die armen Menschen NOCH MEHR Arbeit machen?“ – Render, Baby: Regisseur Zack Synder zeichnete… ähm… bereits verantwortlich für „300“ und „Watchmen“. Und gerade an „300“ erinnert zumindest ein Teil der übertrieben-epischen Farbgebung. Hier ist alles so opulent und perfekt, dass es fast schon wieder etwas weniger durchgestylt sein könnte… (*Ice-Age-Figuren herbeiwink*)

Immerhin: Das Ende ist dann doch angenehm temporeich und optisch so perfekt choreografiert, dass man sich mit einem ausgestopften Adler auf den Kopf zu schlagen beginnt, um endlich etwas für die Charaktere zu empfinden. Wo kommen wir denn dahin, wenn alles super ist, man die Kellner dieses Hochgenusses aber nur mit „War’n halt so Typen“ umschreiben kann? Sinnlose Verschwendung von „Gutfind“-Potenzial, jawohl! Wie auch immer: Der Endkampf ist durchaus nicht unbrutal, auch wenn natürlich kein Blut gezeigt wird. Dass die Eulen ihre Eisenkrallen aber nicht deswegen umgeschnallt haben, um ihren Widersachern ein „Z“ auf die Brust zu ritzen, kommt in jedem Moment rüber.


Fazit: Technisch erstklassige Grafikperle, die Lust auf zukünftige Animationsfilme macht. Wenn es noch realistischer wäre, sähe es aber schon wieder öde aus. Guckt zum Beispiel mal JETZT aus Eurem Fenster! – Die Geschichte ist leider nur der Zusammenschnitt epischer Allerweltsgeschichten mit Verrat, Versklavung und Befreiung. Ob das nun Eulen, Uhus oder sprechende Emus sind, spielt kaum eine Rolle.

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SPARKIS MICKRIGER MEINUNGSKASTEN
Die 80er nach Zahlen, „Die Legende der Wächter“ – Review
„Die Legende der Wächter“ ist kein Kultfilm. Er ist weder originell, noch tritt er auf irgendeine andere Art und Weise aus der Reihe vorwiegend identischer Abenteuerfilme. Aber DAS macht er wirklich schön! Hier ist der Held noch ein strahlender, ein selbstloser, einfach… ein total netter Typ, dem man auch einmal seiner Schwiegermutter vorstellen möchte. Wenn man denn schwul wäre. Und (hoffentlich) eine Eule.

Trotzdem, in diesen Zeiten des „Trends zur Arschloch-Hauptfigur“ (Mal gut, wie in House, mal schlecht, wie in SGU) tatsächlich eine angenehme Abwechslung. Hier legt man noch seinen schützenden Flügel über die zitternden Unterdrückten und versucht auch dann seinen bösen Bruder wieder zur hellen Seite zu bekehren, wenn dieser bereits seine Überstunden am Opferaltar abarbeitet. Manchmal mag man es halt einfach nur simpel. (Das Gutsein, nicht die Überstunden am Opferaltar.)

Die Handlung passt dabei zum Schema F(lieg). Der Bösewicht (erkennbar an der bösen Maske, bösen Stimme und der bösen… Bösheit) wohnt in einer Mordor-Zweigstelle, während die guten Obereulen früher wohl die Haustiere der Elben aus Herr der Ringe waren. Was kein Nachteil sein muß, war im genannten Vorbild der Unterschied zwischen Gut und Böse ja schon allein am mengentechnischen Absatz der Farben Schwarz und Weiß zu erkennen.

Und immerhin GIBT es in diesem CGI-Fantasyfilm auch mal richtige Böse! Laden diese schließlich in den Werken der Konkurrenz doch meist fast genauso zum Knuddeln und Drücken ein, ist die Stimmung HIER immerhin so düster, daß auch mal eine Eule um die Ecke gebracht wird. (Also, im wahrsten Sinne. Aber als die um die Ecke rum waren, wurde die dann auch abgemurkst. Glaub‘ ich.)

Erwähnenswert sind übrigens auch die SEHR guten Computeranimationen. Setzen viele andere Produktionen noch auf einen bunten Knuddelfaktor mit simplen Formen, geht man bei „Legende der Wächter“ einen ganzen Schritt weiter. Hier verrutschen im Wind auch schonmal die Federn und funkeln die beinhahe fotorealistischen Masken. Für mich definitiv ein wichtiger Schritt weg vom „CGI-Filme sind für Kinder“-Look. Daher bitte gerne mehr davon!

Fazit: Alles in allem erinnerte mich dieser Streifen sehr an 80er-Jahre Abenteuer, d.h. simple Grundidee und moralisch eindeutige Figuren, welche einem trotzdem (oder gerade deswegen) irgendwie symphatisch sind. Quasi „He-Man“ mit Eulen, aber besser „gezeichnet“ und überhaupt handwerklich einfach schön rund. Oder so.

Note: 3+

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Artikel

von Klapowski am 23.12.10 in Filmkritik

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Kommentare (2)

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  1. FF sagt:

    Da fehlt der Warnhinweis für Diabetiker und der Ernährungsberater. Bei soviel Eye-Candy und sowenig Nährgehalt wäre das vielleicht angebracht.

    Fand den trotz ansprechender Aufmachung eher für Kinder geeignet. Da bevorzuge ich Pixar-Filme, die sind auch für Erwachsene noch ganz gut genießbar.

    Übrigens möchte ich den Warnhinweis dann wenigstens bei Tron Legacy sehen, soviel Klavierlack-Neon-Optik und so ein langweiliger Inhalt … aber das ist schon wieder ein anderes Thema.

  2. vendetta sagt:

    Stil über Substanz, ein typischer Film des frühen 21 Jahrhunderts?

    Man hält sich auch in allem was man tut immer krampfhaft an „Animation ist für Kinder“ Mantra, da schau ich mir doch lieber was von den Japanern an. Warum nicht mal nen Thriller, sowas wie Perfect Blue mit der neuen Technik?

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