Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

„Stargate Universe“ wird abgesetzt, Fans sind Schuld.

, „Stargate Universe“ wird abgesetzt, Fans sind Schuld.

Wir wollen unsere Zuleser, die SGU lieben, nicht zusätzlich verärgern. Daher bemühen wir uns, den Tod des halbgaren SF-Experiments ohne Häme zu betrachten. Lasst uns vielmehr die Serie in ihrem eigenen Schatten begraben und hoffen, dass zumindest SIE wusste, wohin all die jüngsten Versuche einer durchgängigen Handlung führen sollten. Die Legendenbildung in Bezug auf die langfristige Planung startet vermutlich in wenigen Tagen („Ja, wir hatten bereits Drehbücher für 5 Staffeln epische Handlung! Bei LOST waren noch welche übrig…“), was uns aber nicht beunruhigen sollte, da – Pardon! – vermutlich frech gelogen.

Zum Thema:

SGU wird am Ende der 2. Staffel abgesetzt. Tschüssi, Staffel 3. Punkt.

Brad Wright sagte schon vor einiger Zeit, dass er die wütenden Fans der abgesetzten Stargate-Serie „Atlantis“ teilweise für die niedrigen Quoten verantwortlich sehe:

„Ich glaube nicht, dass es an der mangelnden Qualität unseres Produktes liegt, wenn wir aus irgendeinem Grund abgesetzt werden sollten. Es hat uns vielmehr geschadet, vom Althergebrachten abgewichen zu sein. Es ist eine Tatsache, dass viele SG1- und Atlantis-Fans uns absichtlich geschadet haben. Das ist wirklich unglücklich.“

Bei so viel fehlender Selbstkritik (hat der Mann qualitätsbewusstseinserweiternde Drogen genommen?) kommen bei mir Erinnerungen hoch. Ich erinnere mich daran, dass auch Rick Berman in seiner späten (Ein)Wirkungszeit als präparierte und in Alkohol gelagerte Star-Trek-Mumie ebenfalls den Fans die Schuld gegeben hat. Eine Auffassung, die man getrost und in eigentlich ALLEN ähnlichen Fällen als Bullshit ansehen darf.

Echte Fans sehen eine Serie, wenn sie ihnen gefällt. Wenn sie ihnen nicht gefällt, sind sie keine Fans und schalten halt ab. Logik for free. – Allein die obige „Fans schuld!“-Aussage ist somit so unnachvollziehbar wie die Absetzung der Serie „Atlantis“, von der ich selbst kaum etwas gesehen habe, die aber immerhin stabil(er) lief.

Brad Wright unterstellt tatsächlich, dass ein „absichtlicher“ Schaden von wütenden Alt-Fans angestellt wurde. Wie funktionierte das? Sitzstreiks vor den Fernsehern begeisterter SGU-Gucker? Drohmails mit dem Inhalt: „Wenn Du gucken neues Serie, ich machen Dir Wraith mit Lebensenergie“? Oder surften die potenziellen SGU-Zuschauer gar den ganzen Tag im Internet, um sich auf kritischen Foren die Erlaubnis für’s Weitersehen zu holen? So nach dem Motto: „Hey, alle heißen Girls aus meiner Klasse mochten Atlantis lieber! Da darf ich mich nicht mit dem neumodischen Schattenkabinett erwischen lassen.“

, „Stargate Universe“ wird abgesetzt, Fans sind Schuld.

SGU hätte womöglich gerettet werden können, wenn man zu Beginn der zweiten Staffel das Grundkonzept überarbeitet hätte. Mehr hell, mehr Humor, mehr Story pro Folge. Das hätte den Altfans wohl gefallen. Aber auf uns hört ja wieder keiner…

Nein, so funktioniert das nicht. Wenn eine Serie nicht läuft, kann man dem (fehlenden) Marketing eine Mitschuld geben oder auch dem Sender für die möglicherweise behämmerten Sendetermine. Vor allem aber gilt: Wenn einem seit der Pilotfolge 1,3 Millionen Zuschauer abhanden gekommen sind, muss man sich fragen, was man FALSCH gemacht hat. Und falsch heißt auch „qualitativ falsch“. Beleidigte Freunde abgesetzter Serien sagen oft: „Die anderen Zuschauer sind einfach zu doof, Qualitätsfernsehen zu erkennen!“ – Mag sein, aber eine objektivere Maßeinheit als Einschaltquoten gibt es nicht. Für den einen ist es Qualitätsfernsehen, wenn auf RTL2 eine Bande Mallorca-Urlauber ein Sandloch fickt, für den anderen, wenn eine Serie düster, mysteriös und gewalttätig daherkommt.

Das alles ist jedoch gleichwertig zu betrachten vor dem unbestechlichen Quotengott. Den Fans hierbei eine Schuld zuzuschieben ist ähnlich Panne, wie der Straßenmusiker, an dem alle achtlos vorbeiziehen und der seine Nicht-Zuhörer regelmäßig mit „Arschgeigen, Kulturbanausen, Charthuren!“ beschimpft.

Somit werden die verbleibenden Folgen der zweiten Staffel mit einem Cliffhanger enden. Blöd für Leute, die sich dann fragen werden, ob das Schiff tatsächlich explodiert oder auf den Planeten gestürzt wäre, oder so. Kleiner Tipp von mir: Vom Schlimmsten ausgehen und es als unorthodoxes, kunstvolles Serienende nehmen.

Schade ist das alles trotzdem: MGM geht es finanziell nicht gut, womit eine frische Raumschiff- und/oder Wurmlochserie wohl in weite Ferne rückt. Aber vielleicht kauft ja jemand die Rechte und probiert es mit einer Mischung aus alten SG-Fehlern (= Naivität, ständig gleiche Kämpfe) und neuen SGU-Versäumnissen (Naivität in Langsam, Arschloch-Figuren) erneut. Wenn selbst das abgetakelte Battlestar-Franchise nach dem weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit gesendeten „Caprica“ (zuletzt mit 890.000 Zuschauern deutlich unter der Million von SGU) eine erneute Chance bekommt, ist wohl alles möglich…

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Artikel

von Klapowski am 17.12.10 in All-Gemeines

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