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Doctor Who – 5.11 – „The Lodger“ Review

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So langsam ist man doch gewillt, die jüngsten Who-Drehbücher persönlich zu nehmen. Und zwar mit dem Teppichklopfer von hinten. – Die Verseichtung der SF-Elemente zugunsten dem Aufbau geistig behinderter Nebenfiguren wird langsam doch etwas auffällig. Aber was soll’s: Ein letztes Mal ließ ich das der Serie noch mal durchgehen und konnte mich daher noch immer gut amüsieren. Aber beim NÄCHSTEN Mal klatscht es, und zwar nicht Applaus, klaro?


Geschichte: Der Doc bleibt in einer Vorstadtgegend zurück, als die Tardis mit Amy einfach wieder verschwindet. Schuld ist wohl das Wesen, das in einer Dachgeschosswohnung haust und per Sprechanlage Passanten zu sich reinlockt. Während es ebenso seltsame wie unspannend inszenierte Zeitschleifen hagelt, zieht der Doc kurzerhand in diesem Haus ein.

Wertung:

Wer sich schon immer mal gefragt hat, wie es wäre, mit dem Doctor in einer WG zu wohnen, wird hier alle Antworten finden. Und den promovierten Alien vielleicht auch schon mal neben sich im Bett: „Hey, what’s that? Ah, that’s your bed? How bad. I’ve heard a strange noise in here. Oh, it’s you. rubbeling, scrubbeling and wabbeling the… middle of your body. This activity is getting more boring with each decade I live. But that’s my point of view. – Cracker?“

Ungefähr so fühlt es sich wohl an, wenn ALF in der modernen Doctor-Variante neu verfilmt wird. Tatsächlich konnte ich mich gar nicht sattsehen an den vielen kleinen und großen Gags, mit denen der Zeitreisende auch auf meiner Seite des Bildschirms 45 Minuten wie im Fluge vergehen ließ. Kann ich das bitte als Serienkonzept haben? Ich sehe es direkt vor mir:

Vermieter: „Hey, da sind Eierschalen in meinem Omelett!“

Doctor: „Tut mir leid, das Omelett ist mir nur versehentlich zwischen die Eierschalen geraten!“ (Lacher aus der Konserve)

„Ist das etwa die Art, wie Timelords frühstücken?“

„Wir stücken eigentlich nicht früh. Wenn wir Hunger haben, reisen wir ans Ende des Tages und freuen uns gleich auf ein deftiges Abendessen.“ (Tonband-Ausflipper)

„Ich weiß nicht. Mir ist das alles zu hektisch. Musst du denn immer alle Zutaten so wild durch die Gegend werfen?“

„Hey, ich könnte stattdessen auch die Gegend herumwerfen! Für einen Raumzeitkünstler ist nichts unmöglich!“ (hysterische Lachkrämpfe vom Band, man hört einzelne Herzattacken heraus)

„Wie auch immer: Beeile dich bitte. Gleich kommen die Ochmoneks von nebenan zum Essen!“

„Okay, ich verstecke mich wieder in der Küche.“

„Aber wir ESSEN in der Küche!“

„Dann findest du mich im Gemüsefach des Kühlschranks. Das ist innen viel größer, als es von außen aussieht. Ich werde meine Zeit dann einfach damit verbringen, die Zwiebeln zum Weinen zu bringen. HA-HA-HA, ich lach mich tot und regeneriere, HA-HA!“

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„Pardon, wenn ich in diesem romantischen Moment störe, aber: Ich bräuchte ein kleines bisschen Vaginalsekret für meine Maschine, wenn sie nichts dagegen haben…?“ – Unter(belichteter)mieter: Obwohl der Doctor schon seit Ewigkeiten die Menschen studiert, ist ihm bei der letzten Regeneration wohl das Knigge-Handbuch zu einer Witzesammlung mutiert. David Tennant hätte sich besser benommen. Oder wenigstens etwas kürzer daneben, Hektik sei Dank.

Zurück zur Folge: Sehr schön bereits zu Beginn das Überreichen der Miete in der Papiertüte („Kann ich reinkommen?“ *schwupp*), gefolgt von brüllend komischen Koch-, Dusch- und Sport-Aktivitäten. Da wird die Zahnbürste schon mal wie der Sonic Screwdriver gehalten. Und bei romantischen Situationen taucht der Doc auch schon mal wie ein Space-Columbo hinter’m Sofa auf („Ich hab‘ da mal ’ne Fraaaage!“). Viele kleine Gags sah ich sogar erst beim zweiten Schnelldurchlauf (Der Doctor öffnet seine Tür z.B. einmal mit einem Verkehrshütchen unter dem Arm!), so dass man eines schon mal festhalten kann: Der Doc ist definitiv ein Alien und somit nicht nur ein Schauspieler, der ab und zu erwähnt, dass er zwei Herzen besitzt.

Dafür soll ihm MEINS gehören…

Meine drei Lieblingsszenen: Der Doctor geht mal gerade für seinen Vermieter zur Arbeit, was der Chef mit einem aufgeregten „He’s brillant!“ und einem leicht verliebten Gesichtsausdruck quittiert. Und die Variante, einfach die Köpfe aneinanderzukloppen(!), um den Leuten telepathisch(?) das Leben des Doctors zu erklären, kannte ich auch noch nicht („Und nun die detaillierten Infos!“ *Rumms* „Auuu!“). Richtig angetan war ich dann aber von dem abstrusen „Maschine“, die der Doc in seinem Zimmer zusammengebaut hat. Ich erkannte einen Regenschirm, eine Stehlampe, ein Paddel und diverse Gartengeräte, wobei die Drehbewegung dem ganzen Schrotthaufen noch den richtigen „What the Fuck?!“-Pfiff gibt.

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„Aaach, was bin ich blöd! Ohne verschimmelte Joghurtbecher und Gartenabfälle KANN die Maschine ja gar nicht funktionieren.“ – „Was soll das denn werden?“ – „Ein Lufterfrischungsgerät natürlich!“ – Und wegen so was schwankt dann wieder meine DSL-Geschwindigkeit: Wenn man sich das hier so anschaut, ist der legendäre Künstler Joseph Beuys wohl doch noch von seinem Thron verstoßen worden. Pardon: Von seinem Fettstuhl.

Das mit dem Fussballspiel fand ich jetzt nicht sooo klasse, aber immerhin erfahren wir dadurch, dass der Doc in der Timelord-Grundschule wohl nicht als Letzter in die Mannschaften gewählt wurde (Charakterszene?).

Sich so etwas in einer SF-Serie zu trauen, zeugt entweder davon, dass die Macher völlig durchgedreht sind oder ihre Serie kein bisschen Ernst nehmen. Oder dass der Drehbuchgenerator („Kombiniere alten Fisch mit Planet aus Traubenzucker“) kaputt ist. Wie ich auch immer: Ich finde jetzt einfach mal alle Lösungen grundsympathisch…

Die SF-Story stank dann auch ein bisschen ab, was vielleicht auch daran lag, dass der Doc den Kloputzdienst verschlafen hatte (*mief*). Als sich unserer Hampelpampel endlich mal dazu bequemte, die blöde Treppe hochzugehen, war’s ja schon fast wieder Zeit für den Winterdienst! Und da lasse ich es auch nicht gelten, dass der Doc noch etwas researchen musste: SONST steht er ja auch nach 2 Sekunden freiwillig im Schlund einer geifernden Bestie und plappert etwas von wegen „Zahnstein“, während er mit dem Screwdriver interessiert auf das Gaumenzäpfchen einpiekt.

Dass Amy diesmal in der Tardis gefangen war und sich mit deren seltsamer Technik abmühen musste („Und jetzt das Pedal vom Mülleimer durchtreten?!“), störte mich nicht. Mit dem rotblonden Nervengift an seiner Seite hätte es der Doc in seinem eigenen Wohn-Wahnsinn wohl nicht so weit gebracht. Und etwas unschlüssig bin ich mir auch, ob diese Love-Story namens „Dickling liebt beste Freundin, traut sich’s aber nicht zu sagen“ jetzt eine nette Abwechslung von der netten Abwechslung in der letzten Folge war, oder ein peinlicher Versuch, mal etwas Roh-mantik unterzubringen. Ich entscheide mich für „Geht so“ und ziehe mich einfach aus der Bewertungs-Affaire, in dem ich ablenkend auf die blöde Hackfresse vom Doktor weise, als er in seinem eigenen Kabelsalat im Wohnzimmer hockt.

Apropos angeklebte Storys: Das als Etagenwohnung getarnte Alienschiff war jetzt wirklich nicht der Renner. Innen wie außen sah das aus, als hätte man in Photoshop und Studiokeller noch rasch was zusammengeschoben. Und wie die Aliens jetzt WIRKLICH aussahen, war jetzt wohl auch nicht so wichtig. Ich hätte sie wohl eh nicht gesehen, nachdem ich bei der peinlichen Kussszene einige Sekunden wegschauen musste, um den Fremdschäm-Pegel wieder runterzubekommen.

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„Okay, sie brauchen Hilfe für ihr hässliches, lahmgelegtes, abgedunkeltes Schiff, das sich viel zu sehr mit der Erde beschäftigt. Könnten sie mir dann nicht wenigstens ihr Gesicht zeigen?“ – „Nein, das ist auf der Destiny leider nicht üblich. Aber ich könnte sie mit meinem Kollegen Rush verbinden, wenn sie mit jemand anderen sprechen möchten?“ – Sensation: Zweite „Stargate Universe“-Staffel wird von BBC gedreht!


Fazit: Trotz aller Kritik: Die vielen kleinen Witze um den Doc als ganz normalen Untermieter gefielen mir so klasse, dass es sogar die aufgeplusterte Pimperstory um den Dicken ausglich. Und wenn man sich noch mal vorstellt, wie der Timelord nackt im Hausflur steht, um eine „Bussi-links/rechts“ -Kombination auszuteilen, vergesse ich sogar wieder das hilfesuchende Alienhologramm der Marke „Doof & Unpersönlich“.

Ein bisschen schade finde ich es aber schon, dass der sympathische Doc nebst Amy zum Staffelschluss in solchen R.Ü.L.P.S.-Geschichten verbraten wird: „Reiner Überschuss liebenswerter Plot-Schätzchen“ – Die Umsetzung des Tchibo-Prinzips gefiel mir unter dem letzten Showrunner ja dann doch etwas besser:

„Jede Woche eine neue Welt!“

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SPARKIS MICKRIGER MEINUNGSKASTEN
Wie man mit Haustürvertretern richtig umgeht., Doctor Who – 5.11 – „The Lodger“ Review
Ich kann es einfach nicht haben, wenn sich der Autor seine Charaktere einfach doof schreibt: Monatelang blitzt es die Treppe runter, der Strom schwankt pausenlos und an der Decke sammelt sich in Rekordzeit der Alien-Siff. Und dies soll schliesslich AUSSERHALB meiner Heimatstadt Gelsenkirchen gar nicht mal so normal sein, weswegen ich mich doch sehr wundere, warum der rundliche Typ nach all der Zeit nicht mal die Polizei gerufen hat. Oder zumindestens den Mieterschutz. Das Ordnungsamt. Irgendwen?

Wobei es um das Geheimnis des mysteriösen Mietnomaden ja (erneut) sowieso nicht ging. Denn wie schon beim unsichtbaren Monster in der Vorgängerfolge mit Vincent diente der Sprechanlagen-Entführer eh nur dazu, unsere Helden in die entsprechenden Positionen zu rücken. Eine Folge vorher als neue Kumpels und Lebensberater für van Gogh und nun als… öh… ja, was eigentlich? Als WG-Partner und ahnungsloser Amor für Moppel? Um uns zu zeigen, dass der Doc ganz toll Fußball spielen kann? Hier versuchte man wohl, die Nebenhandlung zum Star zu machen.

Wie schon in den Episoden davor lebte diese hier hauptsächlich wieder davon, dass der Doctor halt eine echt tolle Person ist. Immer verschroben, immer in Bewegung. Aber dieses Stilmittel so häufig hintereinander zu wiederholen, kommt mir mittlerweile doch etwas seltsam vor. Handelt es sich vielmehr um den Versuch, ein gekürztes Budget zu kaschieren? Die olle Butze und der Bolzplatz waren ja optisch auch nicht wirklich eine Steigerung zu den leeren Dörfern der letzten Male. (Auf der anderen Seite hat man sich eventuell ein paar Pfund für die nächste Episode gespart. Schon allein die Vorschau dafür verwendete schon mehr CGI-Effekte.)

Fazit: Tolle Folge für Freunde des verrückten Doktors, aber leider ohne ergänzende Beilagen. Der undünne Vermieter blieb farblos („Ich bin verliebt und mag meine Couch!“) und der Bösewicht („Kommse rein, könnse nie mehr rauskommen!“) hatte eine Biographie, für welche selbst ein Bonbonpapier viel zu groß gewesen wäre. Trotzdem, (seichte) Unterhaltung war vorhanden, daher von mir die Note 3 minus.

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Artikel

von Klapowski am 13.06.10 in Serienkritik

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Kommentare (5)

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  1. Raketenwurm sagt:

    Komplette Zustimmung von mir.
    Und noch ein paar semi-interessante News:
    http://www.dailymail.co.uk/tvshowbiz/article-1285997/James-Corden-Patrick-Stewart–vicious-row.html

    Captain Picard hat den Dicken aus der Folge neulich dumm angemacht. Dabei müßte er doch wissen, daß die meisten seiner Fans – Trekkies, auch so einen Bauch haben und nun bestimmt sauer auf ihn sind…

  2. FD sagt:

    „… weswegen ich mich doch sehr wundere, warum der rundliche Typ nach all der Zeit nicht mal die Polizei gerufen hat …“

    Wurde doch erklärt, wegen dem Wahrnehmungsfilter. Der war nicht nur dafür verantwortlich, dass man statt des Raumschiffs ein zweites Obergeschoss gesehen hat, sondern hat auch die Leute mehr oder weniger beeinflusst. Sonst wär das auch schon früher aufgefallen, dass über Nacht plötzlich jemand was angebaut hat. (ohne Baugenehmigung!)

    Fand die Folge, die bisher interessanteste, bis auf ein paar andere Logigfragen. Warum ist der Doc diesmal nicht gleich ins Obergeschoss zum „Oberbösewicht“ marschiert, wie sonst auch? Wurde er auch beeinflusst oder warum hat er vorher noch die Leute abmurksen lassen.

    Und die Ähnlichkeit zur Folge The girl in the fireplace war auch auffallend. Wieder mal ein Amok laufender Autopilot auf Suche nach Nachschub.

    • Sparkiller sagt:

      Dachte nur, dass neben dem Deckenfleck auch die Stromausfälle bemerkt werden können. Schon allein, weil man diese nur schlecht aus den Kopp filtern kann, wenn man gerade Fernsehen guckt… („Ey, ganz schön finstere Serie! Ich dachte, SGU lief Gestern schon?“)

      Kann ich aber gelten lassen. Dieser Wahrnehmungsfilter scheint ja sogar begehbare Treppenhäuser erschaffen zu können. Und eine typische deutsche Stadtverwaltung würde wohl selbst bei geistig-getarnten Raumschiffen eine Anbau-Genehmigung verlangen. („Ihr Reaktor-Abfluß überschreitet die erlaubte Nutzfläche um 0,2 Quadratmeter laut §54, Absatz 5. Und war dieser norm-widrige Gravitonen-Umkehrer bereits bei ihrem Einzug vorhanden?“)

      Antworten
  3. Gamlor sagt:

    Die Folge gefiel mir im grossen und ganzen. Klar, gabs tonnenweise logische Löcher. Warum hat der Doctor plötzlich keine Ahnung mehr von Menschlichen Manieren, warum findet niemand der Rumpelnde Nachbauer seltsam. Auch die Auflösung war eher ne Hauruck Aktion ohne Substanz.

    Aber ich fand die Folge witzig und sie brachte Abwechslung.

  4. SiriusIsNotDead sagt:

    Ich hoffe du schnipselst in deinen Hobbykeller, bessere SciFi-Filme zusammen, dann wäre diese Kritik, die zugegebenermaßen teilweise weit unter der Gürtellinie landet, noch zu rechtfertigen. Ich finde es ok, zu sagen, dass dir die Episode nicht gefallen hat und warum. Man kann es ja nicht allen recht machen, aber bleib doch mal bitte sachlich.
    Mal ehrlich, ich finde SciFi-Filme müssen nicht immer mit Lasern, intergalaktischen Kriegen und Weltraum-Müll zusammenhängen. Ich fand die Folge gut, spannend und witzig. Und in dem Sinne witzig, dass ich mir bei jeder Aktion vom Doctor denken konnte: „Jup das würde der sogar machen“. An alle: der Doctor ist kein Mensch! und er verhält sich, zum größten Teil, auch nicht so. Auch nicht in den klassischen Serien. Bitte wann verhält sich der Doctor jemals wie ein normaler Mensch? Warum sollte er auch? Nach fünf Sekunden stempeln ihn sowieso alle als verrückt ab. Ist ja auch verständlich.
    Bitte sehe das nicht als persönlichen Angriff sondern als gut gemeinten Rat. Einigen deiner Kritikpunkte kann ich voll und ganz zustimmen, zum Beispiel die gehastete Auflösung, nur leider finde ich die schlecht unter deiner stilistisch ausgereiften Satire, die ja wohl eher dazu dient, dein Talent unter Beweis zu stellen, als die Folge zu besprechen.

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