Film- und Serienkritiken

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Prinzessin Diana auf Reiersfüßen

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Als mein Kollege mir Vorgestern die neue BILD-Zeitung brachte, hätte ich fast auf meinen Roy-Black-Sticker am Monitor gekotzt: Prinzessin Diana ist wieder da! Nun, aus Hygienegründen nicht wirklich körperlich, aber dafür medial! 10 Jahre nach ihrem tragischen (für sie, nehme ich an) Tod gibt es – neben einem geplanten Musical – eine neue tägliche Serie in BILD: Was wäre eigentlich, wenn sie heute noch leben würde?

„Wenn Diana heute noch leben würde, was würde sie dann tun?“ – Außer der vorsichtigen Antwort „Atmen?“ würde ich da ja nicht viel aus mir herauspressen können. Und auch die Schreiber derartiger Bücher möchte ich eigentlich mal kritisch fragen: Wie viele Paralleluniversen (in denen Diana die Tunnelwand nicht mit sich selbst anstreichen musste) wurden statistisch ausgewertet, um einen glaubwürdigen Mittelwert der wahrscheinlichsten Ereignisse zu erhalten? Alles unter einer Million wäre für mich journalistisch ja äußerst fragwürdig…

Aber BILD weiß mehr. So hieß es am Montag unter einem kitschigen Bild in Öl: „Festlich gekleidet trifft Diana nachts in New York auf eine Gruppe Obdachloser. Als sie ein kleines Mädchen tröstend auf den Arm nimmt, drückt ein Paparazzo auf den Auslöser…“

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„Na, Du kleiner Hosenscheißer? Riechst ja schon ganz wie Dein Daddy, was? Hahaha!“ – Abgeblitzt: Sogar auf diesem Bild, gezeichnet mit echten Schleimscheißer-Malfarben, sieht Diana aufgrund der multidimensionalen Vermarktung ihrer Gutmütigkeit irgendwie ein bisschen leidend aus. Vielleicht hätte sie damals doch nicht 12 Mark Fuffzich ans Rote Kreuz spenden und die Quittung danach „vergessen“ sollen. – Und zwar als großkopiertes Farbposter, angeklebt am Buckingham Palace…

Die Idee an sich ist natürlich toll! Vielleicht gibt es das heitere Lebenslauf-Memory für Phantasie-Überproduzenten demnächst auch als Brettspiel? Einfach eine Personenkarte ziehen (z.B. der historische „Hannibal“) und dazu eine Stichwortkarte (z.B. „1978, Stadtzoo“). Und schon wird daraus: „Hätte Hannibal im Jahre 1978 noch gelebt, wäre er vermutlich Elefantenpfleger im Stadtzoo geworden“.

Man könnte das auch auf die Vergangenheit ausweiten: „Hätte Newton bei der Erschaffung der Welt schon gelebt, hätte Eva den Apfel nicht gegessen, weil er dem Physiker vorher auf den Kopf gefallen wäre.“ – Tolle Sache! Da wartet man nur auf das erste Buch, dass Adolfs Hitlers Leben im Jahre 2007 beschreibt: „Der afghanische Gebietsfürst Osama Bin Laden zeigte sich tief beeindruckt von seinem Treffen mit dem steinalten Weltdiktator. Sofort kündigte er an, ein kleines Viereck über der Oberlippe so lange nicht mehr zu rasieren, bis die Haare auch bei ihm an dieser Stelle 2 Meter lang seien.“

Diana wäre so voll mit Mitgefühl, dass sich viele Krüppel spontan eine Bein-, Arm- oder Kopfprothese bauten, um von ihr bloß nicht angesprochen zu werden. „Hilfe zur Selbsthilfe“ nennen wir Industrieländer das.

Man müsste sie gesehen haben, die Gehkranken, die plötzlich wie junge Antilopen die Bäume hinauf springen würden, um nicht von der „Königin der Herzen“ mit hilfreichen Tipps („Einfach gerade gehen“) und tiefer Anteilnahme („Nächster!“) bedacht zu werden. Darüber hinaus halte ich Zeilen wie diese halte in dem großen Di(e)-Buch für möglich:

„2. August 2007: Lady Diana trifft in Bombay auf eine Slumsiedlung aus Leprakranken. Liebevoll wäscht sie die schmutzigen Laken eines Inkontinenten, dessen Penis sich bereits verabschiedet hat, mit importierten französischen Quellwasser. Als sich mehrere

Als sich ein Kind übergeben muss, entfaltet Diana ihre Kleider, um das Erbrochene von dem Lehmboden fern zu halten. Doch als der Nahrungsbrei den Saum ihres Gewandes berührt, glitzert die Flüssigkeit wie tausend kleine Sterne der Hoffnung. Sie riecht nur nicht so.“

Zurück in Deutschland (wo die Prinzessin mit einem dorfbekannten Pornodarsteller befreundet ist), findet sie als Gast einer Live-Kochshow zufällig ein Mittel gegen Krebs. Als sie mit dem Auto auf dem Weg zu einer Gala – ihr zu Ehren – ist, überfährt sie im Dunkeln den NPD-Parteichef, Peter Hartz, den Kerl, der bei Pro.7 die geilen US-Serien absetzt und einen Affen namens Charlie. Die Nation ist ihr daraufhin so dankbar, dass sie den Titel von Diana anatomisch noch ausweitet: Sie ist nun nicht nur „Königin der Herzen“, sondern auch der „staunend aufgeklappten Unterkiefer der Nation“, die „Hirnanhangdrüse“ (für Endorphine zuständig!) der Menschheit und der „G-Punkt der Menschlichkeit“ (bei Frauen).

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„… und nach dem Techtelmechtel mit einem Darmspezialisten aus Paris (das liegt in Frankreich, liebe Doofies) fühlten sich sogar ihre Pobacken ganz durchgefi… lächelt an.“ – Eigentlich MÜSSTE man diese Krakelromantik für Klischee-Separatisten gar nicht weiter kommentieren. Andererseits hat mein Kardiologe gesagt, dass ich nicht mehr alles in mich hineinfressen dürfe…

Mal ehrlich, liebe Männer und ehrenamtlich hirnschmalztragende Frauen:

Wen interessieren die fiktiven Rumpelstilzchen-Abenteuer von einer Barbiepuppe für Postfeministen? Ist es nicht genug, dass wir vor 10 Jahren beim Friseur mit Titelbildern erschreckt wurden, auf denen der Prinzessinnen-Darstellerin die Braten reihenweise in die Röhre gedichtet wurden? „Diana! Wir enthüllen: Wieder schwanger!“ – „Diana! Schwangerschaft breitet sich aus! Noch schwangerer als letzte Woche!“ – „Diana! Nie wieder Baby? Charles und seine geheimen Sterilisationspläne!“ – „Diana! Kind heimlich entbunden?“ – „Diana! Säugling von Außerirdischen entführt. Die Queen weiß von nichts, das GOLDENE BLATT deckt auf!“

Muss ich denn jetzt noch Diana-Comics (in der BILD), Diana-Videoclips (auf der Webseite von MSN, sagt mein Kollege) und Diana-Verschwörungsbücher ertragen? Im Sinne von: „Diana! Ihr Tod war vorherbestimmt! Im Anhang dieses Buches finden sie dazu auch ein Interview mit dem Zellbiologen und Sterbespezialisten Dr. Morbius, der tatsächlich behauptet: ‚Alle müssen mal abtreten’.“

Da spende ich lieber für den „Medialen Unterhaltungsfond Daniel Klapowski“ und kaufe mir ein paar DVDs. Dann bleiben einem wenigstens die Boulevardmagazine des TV-Programms erspart…

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von Klapowski am 06.09.07 in All-Gemeines

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Kommentare (3)

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  1. P.N. 03 sagt:

    Ein ähnliches Phänomen trat vor kurzem bei uns in Österreich auf.

    Thema:
    Natascha „Ich will meine Ruhe haben, lasse meinen Urlaub aber vom ORF dokumentieren“ Kampusch.

    Dazu kommt, dass nahezu jeder Stuhlgang von der jungen Frau ausführlichst berichtet wird, so dass einem graust. Nicht wegen dem Stuhlgang, wegen dieser Art von „Journalismus“.

    Wird nicht mehr lange dauern, und man wird die Ölbild-Idee auch noch kopieren.

    Interessant ist nur, dass im Gegenzug genau -nirgendwo- über die seit einem Jahr geplante „Natascha-Foundation“ berichtet wird, die – natürlich – mit dem Spendengeld finanziert werden soll. Dann lieber doch eine Spende für den Klapowski-UnterhaltungsFond…

    Mit Diana, Knut, dem Panda-Baby, dem „Kannibalen“ aus Österreich, Kampusch und co. zeigen sich die Medien diesen Sommer ganz besonders von ihrer Schokoladenseite..

    übrigens:
    „Im Anhang dieses Buches finden sie dazu auch ein Interview mit dem Zellbiologen und Sterbespezialisten Dr. Morbius, der tatsächlich behauptet: ‚Alle müssen mal abtreten’.“

    muahaha großes Kino! Genial! ^^

  2. Bergh sagt:

    tach auch !

    Nichts gegen Frau Windsor an sich, sie war halt die Prinzessin der Erbsen.
    Der Hype um ihren Tod vor 10 Jahren : kaum zu ertragen.
    Aber das Diana Revival im Moment ist wirklich nicht zu ertragen.
    Dann schon lieber Peter Pan auf DVD.

    Wo muß ich hinspenden ?

    Gruss BergH

  3. Alm-öhi 2.0 sagt:

    Bitte sag mir jemand, dass das ein Scherz ist. Das ist sogar für Bild-Verhältnisse absolut widerlich.

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