Film- und Serienkritiken

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„Könnte mir jetzt wieder jemand diesen Bären abbinden, bitte?“

„Zum knut-schen“, „Knut tut gut“, „Knüte tuen Güte“… Mit marktwidrigen Dumping-Angeboten versucht momentan die BILD-Zeitung, unseren Status als schlechteste Wortspielredaktion zu überbieten. Und wer ist schuldig? Ein kleiner Scheißbär (haha!) mit dem Namen einer skandinavischen Sitzgarnitur: „Knut“.

Was musste ich Gestern auf SPIEGEL Online lesen? Über die Osterfeiertage brach sich diese posthypnotisch aufgebaute Begeisterungshaltung Bahn und veranlasste Tausende Menschen – und daneben sogar viele Kinder – zum Berliner Zoo zu fahren. Da residiert er nämlich, der kleine Schneefresser mit den Stummelaugen und den Stupsbeinchen. Glaubt man dem SPIEGEL, war der weiße Teufel los: Kinder „verloren im Minutentakt ihre Eltern“, das Rote Kreuz stellte Zelte auf, um die Entbärlichen (haha!), Schwachen und Verweißlichten (hoho!) bis zur nächsten Fütterungszeit des tierischen Bodenscheißers zwischenzulagern.

Man stelle sich das Chaos vor: Mehrere Liter Kinderkacke werden von den Besuchermassen vor dem Spielfeld eines minderjährigen Raubtieres zertreten. Da wünscht man sich glatt, die damalige Umbring-Fake-Meldung aus der BILD hätte der Wirklichkeit entsprochen und Knut hätte ein letztes Mal an einer Giftspritze nuckeln können. Hätte sicherlich auch total niedlich ausgesehen und höchstens den Neid einiger plattgekloppter Robbenbabys auf den Plan gebracht. – Wenn man sich den geistlosen Rummel so anschaut, ist zumindest mir klar, wie es zu den Fackelzügen zu Hitlers bärenstarker Machtergreifung kommen konnte. Nur, dass der Bär diesmal nicht so braun ist.

Nun ist es ja nicht so, dass es keine anderen niedlichen Tiere in Zoos zu bestaunen gäbe. Nur weil sich der ergraute Raubbär hinter dem Kindchenschema aller Säugetiere versteckt (großer Kopp, kurze Gliedmaßen), wird die „Tilt“-Anzeige des menschlichen Unterbewusstseins dahingehend verlängert, dass sich der mentale Stau auch auf die Verkehrsverhältnisse überträgt. Dabei sind doch auch Milchkühe oder Baby-Aasgeier possierliche Viehzeug, das noch dazu im hohen Alter seiner sozialen Verantwortung für volle Tetrapaks und entsorgte Tierkadaver wahrnimmt. Ein junger Eisbär hingegen hat es in wenigen Jahren medial eher schwer: Wenn Knut jetzt seinen Pfleger mit dem Pfötchen anstupst, kreischen die Massen. In 10 Jahre hingegen hätte die selbe Geste zwar ebenfalls ein Kreischen zur Folge, jedoch wohl in leicht höherer Tonlage.

Ich kann die BILD-Schlagzeile direkt vor mir sehen: „Knurr-Knut tut nicht gut: Pfleger totgeschlagen.“ oder schlicht „Tötet die Bestie!“. Gefolgt von einer großen Mediendiskussion um vernachlässigte Eisbären und der überaus konkreten Frage: „WARUM?“. – Warum? Weil Knut ein (leider nur medial) ausgeschlachtetes Schlagzeilenvehikel für Animalophile mit Schwarz-Weiß-Weißer-Denken ist.

Aber muss man Euch denn selbst als Satire-Blog jeden offensichtlichen Scheiß erklären?

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Artikel

von Klapowski am 10.04.07 in All-Gemeines

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