Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

Heute ist nicht aller Tage Zeitung: News für Doofe.

, Heute ist nicht aller Tage Zeitung: News für Doofe.

„Waaaaas?! Du liest keine Tageszeitung?“ – So schallt es mir von Intellektuellen, die einen Volkshochschulparkplatz durchaus von oben kennen, des Öfteren entgegen. Schließlich bin ich nicht nur Brillenträger sowie -pinkler, sondern fühle mich schon anatomisch der gemeinen Druckerwalze verbunden.

Unvorstellbar, dass ein gebildeter Mensch wie ich, der die Kreidezeit von einem Tafelberg unterscheiden kann, sich nicht für die faszinierende Welt des Lokalpatriotismus interessieren tuten tut. Dabei bin ich im alphabetischen Entzifferungsbereich durchaus ganzjährig aktiv: Bekannte Nachrichtenmagazine („Afghanistan – Die Jahresbilanz 2006“) sind vor mir genau so wenig sicher wie Wissenschaftsmagazine („Afghanistan – 2006 vor Christi“). Dazu kommen Sachbücher („Die gemeine Sache – Nützlichkeit und Vorkommen“) und Pixelpreviews in Computerspielmagazinen („Sensation! – Der erste 2.-Weltkriegsshoter im Januar!“)…

Dazu habe ich noch das Internet, wo ich mich über die wirklich wichtigen Dinge des Lebens informieren kann, wie z.B. über zweitklassige SF-Serien auf drittklassigen Seiten, die eine erhebliche Verschwendung meiner persönlichen vierten Dimension bedeuten…

Natürlich haben aber auch Tageszeitungen ihre Berechtigung, wie zum Beispiel unser Lokalblatt, die „Neue Westfälische“. Es gibt schließlich nichts Schöneres, als regelmäßig mit tiefgründigen Titelgeschichten wie „Der Frühling ist da!“ aus dem Naherholungsgebiet Nahost geholt zu werden. Bevorzugt untermalt mit Bildern von Bauchfrei-Gaby, die ihre Quanten in den großen Altstadt-Brunnen baumeln lässt. Natürlich wenigstens für das Foto mit Eis- statt Grastüte bestückt. – Dazu die Bildunterschrift: „Hui, das tut gut: Schleckermäuler Gaby und Susi nutzen die ersten warmen Tage des Jahres für ein erfrischendes Bad im Rudolf-Augstein-Brunnen (ehemals Adolf-Hitler-Brunnen).“

Okay, die nächsten drei Seiten sind dann meist durchweg interessant: Da gibt es das Neueste aus Politik („Nach einem Auffahrunfall mehrerer Pkw mit Anhänger fordert SPD-Politker Manfred Hinterreihe den Verbot von Ladeflächen“), Gesellschaft („Killerspiele bald auch auf Handys?“) und die Rubrik „Aus aller Welt“ („500 Chinesen bei Flucht über die mexikanische Grenze erschossen. Aber nun zurück zum Eisbärenbaby Knut:“)…

Danach geht es bei den Sportseiten allerdings bergab: Wenn „unsere“ Eintracht Zwietracht nun mit Spielern von Bayern München und einem Trainer aus Holland auswärts in Bremen gewinnt, frage ich mich, wieso das noch unter „Lokalsport“ läuft. Und wenn nicht gerade ein Deutscher Weltmeister wird, interessiert sich kein Mensch für zwei DIN-A1-Seiten mit Golf, Handball oder beidhändiges Popelessen auf Skiern.

Toll dann wieder der Lokalteil: Wir erfahren, dass Oma Platuschke im „Altenheim Buttermilchflöckchen an der Hauptstraße“ sich schon mächtig auf Ostern freut: „Manchmal blase ich sogar die Eier meiner Mitbewohner einfach zusätzlich aus!“ verrät sie unter einem S/M… Pardon: s/w-Foto. Auf der Seite daneben kommt dann die junge Generation zu Wort: “In der Hermann-Guggenhöfer-Grundschule freut sich die Theater-AG über die Spende der Stadtsparkasse: `Mit den zusätzlichen 300 Euro können wir endlich so aufführen, wie es der Autor gewollt hätte`, verrät Hilde Humpel-Ernsköttel, die Deutschlehrerin, unter den fröhlichen Gröhlen der Kids!“

Dann fehlen nur noch Hammermeldungen, wie: „Dezernentenposten von Michael Schnulli nach seinem tragischen Jagdunfall weiterhin unbesetzt. Michael Pulli, sein Vertreter bis auf weiteres, äußerte sich gegen unserem Redakteur, Peter Michaelis: `Wir werden bezüglich der Nachfolge zu einer Einigung kommen, wenn die Zeit reif ist. – Wollen sie jetzt ein Foto mit mir am Rathausdenkmal schießen?’ “

Dann ist da noch der winzige Hansen-Bach, der endlich für 3,5 Millionen Euro um 100 Meter umgeleitet werden soll, um den Anliegern der Städtischen Kläranlage eine Freude zu bereiten… Begründung des Umweltdezernenten: „In meinen Augen ist dies überhaupt keine Geldverschwendung! Man muss auch die gesamtwirtschaftlichen Aspekte im Blick haben: Durch die Verschönerung des Stadtteils Bahndammsdorf sind mit jährlichen touristischen Zusatzeinnahmen in Höhe von 10 Millionen Euro zu erwarten! Wenn wir den Bau eines Tretbootverleihs zulassen, sogar 12,5 Millionen!“

Ich bleibe da lieber beim SPIEGEL, um die wichtigsten gesamtdeutschen Themen präsentiert zu bekommen: Muslimische Kindergärten, Soldaten in den Irak, Ehrenmorde…

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von Klapowski am 26.03.07 in All-Gemeines

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Kommentare (1)

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  1. Otto Normalzuleser sagt:

    Kaum aus dem Dornröschenschlaf erweckt, scheint zynika.de auch schon wieder einen Niedergang zu erleben: Der Woche/Update-Quotient liegt inzwischen schon bei durchschnittlichen 1,5! So wohl auch der Promillepegel in der Klapowsk’schen Blutbahn, deren Besitzer sich vielleicht feuchtfröhlich über das Fehlen von satierisch verwert-, bzw. verwurstbaren Erlebnissen hinwegtröstet. Aber nicht verzagen!
    Auch der Büroalltag kann lustig sein (einfach mal Stromberg gucken), und über das schreibhemmungsbezogene Alkoholproblem kommen wir schon wieder weg.

    Anmerkung: das war latürnich nur satirisch gemeint. Wir wissen alle, wie sehr sich Herr Klapowski um seine Seiten sorgt. Wahrscheinlich befindet er sich gerade auf einer geheimen Mission in Hollywood, um die Drehbücher zu ST 11 zu stehlen, und schon im Vorraus zu verreißen, sodass er der begierigen Masse an Zulesern leider nicht artikelschreiberisch zur Verfügung steht. Ich denke, wir alle hoffen, bald wieder etwas aus dem Leben des Bri.., äh, Klapowski zu hören.

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