Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

Mind. haltb. bis: 01.01.1960

Wenn überalterte Menschen unsere schöne, junge Gesellschaft verschandeln, spricht man von „Rentnerschwemme“. Wo sie herkommt, was sie will und wann sie endlich wieder geht, weiß niemand. – Nur dass die Antwort auf alle 3 Fragen etwas mit dem Wort „Geschützfeuer“ zu tun hat…

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Tja… Alte Menschen. Alte Menschen lieben Katzen… Wenn Oma Platuschke klein Muschi zu einer ausgiebigen Führung durch die mystischen Zahnruinen einlädt und das fauchende Bündel liebkosend durch ihr Gesicht zieht, stellt sich durchaus die Frage: Wer füttert hier eigentlich wen? Wer auch immer das Sprichwort „Haare auf den Zähnen“ erfand, hatte wohl eine Großmutter…

Diese bildet sich nur allzu gerne ein, ihr Haustier hätte durch kleine Belohnungen eine ganz besonders innige Beziehung zu seinem Frauchen bekommen. Das sieht Morrle genau so. Nur in Morrles Szenario hat „Frauchen“ einen buschigen Schwanz und hört auf den Namen „Ich“…

Gerne wird übersehen, dass Katzen jeden lieben, der sich mit Vorliebe mit Fischpaste duscht. Jeder beliebiger Hobbysatiriker mit Bockwurst in der Unterhose ist genauso willkommen wie der Besuch von Tante Trude, deren Frisur erstaunlich einem Haufen Whiskas ähnelt…

Tja, alte Menschen. Diese haben auch für den Enkel-Besuch stets eine alte Bonbondose auf dem Regal stehen. Inhalt: Eine kleinere Bonbonkiste, die Kaffeepulver beinhält… Während Oma noch kopfkratzend („Warum hab’ ich denn das..?“) auf dem Küchenstuhl steht, hat Klein-E(n)kel bereits die Salmiakpastillen im Schuhschrank gefunden. Während Oma „Wie kommen die da denn hin“ murmelt, entdeckt Paul, Uwe oder Felix, dass die Salmiakpastillen mal „Nimm 2“ waren. Damals, in der guten alten Schlechten Zeit, die übrigens so mies war, dass sich so mancher Senior sehnlichst nach ihr zurücksehnt. Früher war eben alles besser! Das Essen schien weicher, die Luftmoleküle weniger milchig und das Schlechte immer noch einen Tick schlechter zu sein…
Nach der zweiten Tüte Schokobons sitzt aber selbst das dickste Kind irgendwann zitternd unter einem Haufen Katzenstreu und würde auf eine „Extraportion Milch“ liebend gerne verzichten. Wenn man eh‘ alle halbe Stunde mit legendären Buttercreme-Nougattaschen (Eine Tasche Buttercreme, eine Tasche Nougat) bedrängt wird, versandet die Bezeichnung „Extraportion“ sowieso in der galoppierenden Inflation…

Die Zuneigungs-Prostitution kennt eben kaum (und die dann nicht mal mit Namen) Grenzen. Dermaßen süchtig nach enkeliger Anerkennung – und sobald der Satz „Oma, du riechst aber komisch!“ seltener fällt, beginnt diese bereits – schrecken viele alte Menschen nicht mal vor Beschaffungskriminalität zurück. Wie sollte man einen gemeinsamen Kinobesuch im Pokemon-Wunderland auch sonst bezeichen?

Auch besitzen ältere Menschen auch immer einen Vorrat an vergilbten Groschen von 1932. Die Worte Inflation und Geldentwertung haben in der Welt der Rentner einfach keinen Platz, der über die Sitzfläche eines Lehnstuhls hinausgehen würde…. Sätze wie „Gönn‘ dir ’nen Kinobesuch!“, „Kauf dir ’n Eis“ oder „Kauf dir ’n Kino!“ hört man in diesem Zusammenhang immer wieder. Mit gespieltem Überschwang steht Omi gebückt vor dem Enkel und schichtet Pfennigstück um Pfennigstück in dessen Hand. – Die Augen adlergleich auf die des Kindes gerichtet, um jeden Anflug von geheuchelter Dankbarkeit sofort in sich aufzusaugen und in einem mentalen Schatzkästchen mit der Aufschrift „Relevante Erinnerungen seit 1945“ zu verstauen…

Doch alte Menschen lieben auch Hausarbeit! Da wird selbst die Innenseite des Staubsaugerrohres noch nach Schmutzpartikeln untersucht. Obwohl Opa schon lange keine Mikrochips mehr im Wohnzimmer herzustellen versucht, wird jedes Staubkorn erbittert bekämpft, als trage es die Aufschrift „Neumodisch“. Wer am Wochenende schon mal beobachten durfte, wie ein leicht tattriger Greis die Ränder seiner Grashalme abfeilt und gelegentlich ein Blumenmuster in die Ränder stanzt, wird wissen, was ich meine!

Besonders gerne, und da berichte ich wirklich aus eigener Erfahrung, wird von diesem Klientel lautstark über die „viele Arbeit“ geklagt, die so ein Garten macht. Kenner wissen hier natürlich sofort, dass hier nur einer nach compliments fishen tut.
Die dahingeworfene Bemerkung, dass man dem Garten all die Mühen durchaus ansieht, wird sofort mit der Genehmigung belohnt, pünktlich zum Abendessen (oder Mitternachtsimbiss, je nach Morgenstunde) das aufgezwungene Gespräch beenden zu dürfen.

Denn alte Menschen reden ja auch so furchtbar gerne. Gerade Enkel im Vorschulalter hören es unglaublich gerne, dass „Biene Maja“ für sie noch zu brutal sei, wenn kurz danach Opa vom „Blutbad von Stalingrad“ berichtet. An dieser Stelle wird natürlich immer stets gefragt: „Ooopa? Hast DUUU denn auch (Schluck!) geschossen??“

Nein, hat er nicht. Niemand hat das. – Wer im Verwandtenkreis diese Frage stellt, erhält tatsächlich Antworten wie „Ich habe nur die Munition angereicht!“ – Mag ja sein. Aber WOMIT sie denn gereicht wurde und ob der so Beschenkte nicht liebend gerne darauf verzichtet hätte, das wird gerne verschwiegen. Ansonsten war der ganze Rest Wehrmachtskoch, Helmdesigner, Sanitäter oder hat zufällig die ganze Zeit des Krieges in einer geheimnisvollen Paralleldimension verbracht…

Ja, so sind sie, unsere Alten. Sie sind der Kalk in der Suppe des Lebens, das komische Knirschen im ansonsten samtweichen Früchtemüsli, das gähnende Loch in einem von außen riesigen Frühstücksbrötchen… Aber wir lieben sie dafür.

– Ehrlich!

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Artikel

von Klapowski am 02.10.02 in All-Gemeines

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