Film- und Serienkritiken

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Star Trek Enterprise – 1.01 & 1.02 – „Aufbruch ins Unbekannte“ („Broken Bow“) Review

, Star Trek Enterprise – 1.01 & 1.02 – „Aufbruch ins Unbekannte“ („Broken Bow“) Review

Holladihö und Hallo, liebe Trekfreunde!
Wie wir durch perfide Marktforschungsmechanismen herausfinden konnten, besteht doch tatsächlich Interesse daran, dass wir uns mit dem Start der neuen ST-Serie befassen. Zwar ist mir dieser Gedankengang vollständig unverständlich, doch für unsere Besucher tun wir doch fast alles!

Nachdem unsere Marketingabteilung kurz bei meinem Chef durchgerufen hatte, wurde also wieder einmal ich „herbeigerufen“. Wütendes Umsichschlagen und Flüche, die mit den Müttern der anderen Redakteure abrechneten, waren vergebens: Flugs wurde ich an einem Drehstuhl festgeschnallt, nur mit einem leeren Word-Dokument und einen 100% legalen Downloadprogramm ausgestattet. Hinter mir fiel die riesige Kellertür ins Schloss. Die letzten Worte, die ich zwischen davoneilenden Lederstiefeln vernahm, waren: „Denk daran: Kritisch, witzig!“ und „Auch die positiven Seiten ausnahmsweise mal nicht vergessen!“

, Star Trek Enterprise – 1.01 & 1.02 – „Aufbruch ins Unbekannte“ („Broken Bow“) ReviewUnd so saß ich dort also und sah den Pilotfilm…

Für die Inhaltsangabe empfehle ich erst einmal das Aufsuchen unseres Episodenguides, sollten verirrte Seelen immer noch nicht wissen, was hier abgeht. Spoiler-Warnungen verkneife ich mir, weil ich erstens ein fieser Typ bin und zweitens keine wirklich umwerfenden Überraschungen über uns Menschenkinder hereinbrechen werden…

Der Vorspann:

Im ersten Moment dachte ich schon, dass im nächsten Moment die „Dawson`s Creek“-Spießgesellen um die Ecke stapfen würden, um ringelpiezmäßig um startende Raketen und Segelschiffe zu tanzen. – Sicherlich ist die neue Musik Geschmackssache, im Großen und Ganzen kann man jedoch sagen, dass das alte Classic-Gequitsche hier gar nicht gepasst hätte. „Enterprise“ ist hipper, rockiger und bedient sich ziemlich ausgiebig an der Welt, wie wir sie heute kennen. Die Marketingabsicht dahinter ist klar: „Die 4 Serien wollte ja gegen Ende keiner mehr sehen. Wird Zeit, dass jeder merkt, dass das hier NEU ist!“

Und tatsächlich, das Feeling ist nach dem ersten Teil des Pilotfilmes tatsächlich ein etwas anderes als beim althergebrachten Star Trek! Die Charaktere sind cooler, wenn auch nicht unbedingt kompetenter: Allzu oft glotzen sie noch verständnislos aus der Wäsche und haben keine Ahnung, was zum Henker sie jetzt eigentlich tun sollen. Gleich am Anfang, als Tucker mit einer kleinen Zubringerkapsel gegen den Rumpf des Schiffes rasselt, wird einem klar, dass diese Grünschnäbel im Gegensatz zu den 90er-Jahre Crew eigentlich die Überlebenschance einer Motte im Phaserstrahl haben dürften. Später wird dann auch mal ein falscher Kurs gesetzt, den T`Pol in der ihr eigenen, klugscheißerischen Art korrigiert…

Ob einem dieses Konzept zusagt, ist Geschmackssache. Einerseits wirken die Protagonisten somit menschlicher und nicht wie gegelte Übermenschen, deren oberste Direktive es ist, ja immer schön das Schiff blitzeblank sauber zu halten und in den Putzpausen neue Strahlenarten zu erfinden. – Das steril-reine Ambiente wirkte spätestens bei Voyager sehr aufgesetzt, da man sich immer fragte, wie ein gepeinigtes Schiff im Delta-Quadranten immer die Lager mit genügend Politurmittel gefüllt haben konnte…

Andererseits dürften sich genügend Trekkis finden lassen, die die neuen, unsicheren Charaktere als „Nicht ST-typisch“ bezeichnen würden. Genauso wie das Fehlen von solch liebgewonnen Techniken wie den Traktorstrahl, Schutzschilden oder dem Holodeck.

Ich selber glaube jedoch, dass die Autoren diesen Aspekt der Serie nicht lange werden halten können. Gut: Hier, im Pilotfilm wirkt die Technik wirklich wie von einem anderen Stern (die Rede ist von einem besonders minderwertigen und abgewrackten Stern), aber glauben wir wirklich, dass die versammelten Voyager-Autoren in „Enterprise“ bis zur 7. Staffel – sollte es sie denn geben – die aufgestellten Prämissen halten können?

Schon in einer der nächsten Folgen sollen angeblich Außerirdische den Klingonen Holo-Technologie(!) verkaufen! Nachdem Voyager in der letzten Staffel mit einem absoluten Technik-Overkill endete, der kaum noch Raum für sinnvolle Stories ließ und stattdessen manchmal ausgiebig erklären musste, warum die-und-die Technologie eben gerade NICHT angewendet werden konnte (so ein bisschen Spannung muß ja dann doch sein), fällt es schwer, den damals völlig ausgerasteten Autoren in dieser Hinsicht zu vertrauen…

Nun, der Pilotfilm kann Technobubble-mäßig durchaus überzeugen: Davon gibt es nämlich so gut wie keins! Die Zerstörung der Suliban-Basis durch das Abschalten eines gigantischen Magneten gehört ja nun wirklich zu den harmlosesten ST-Zerstörungsorgien. Was ich für sehr gelungen halte, ist die Szene mit der verringerten Schwerkraft an einem ausgewählten Ort des Schiffes. Einfach aus dem Grund, weil ich mich schon seit Jahren darüber aufrege, dass bei Star Trek das ganze All voll mit der wunderhübschesten Schwerkraft ist, die man sich nur vorstellen kann. Ob fremde Planeten, Schiffe oder kleine Shuttles: Immer verrichten die Natur oder gefügig geklopfte Schwerkraftgeneratoren ihren Zivildienst und fallen durch auffälliges Nicht-Auffallen auf. Immerhin wissen wir jetzt schon, dass Mayweather von seinen ausgiebigen Frachterreisen verringerte Schwerkraft gewöhnt ist. – Für Trek-Verhältnisse geradezu revolutionäre (da logische) Ansätze!

Stichwort: Kompatibilität mit Kirk-Technik.

Nun, trotz gegenteiliger Aussagen, die das „logische und chronologisch sinnvolle“ Aussehen der Konsolen und Geräte loben, muß ich doch mal anmerken, dass es unmöglich war und ist, die Kirk-Technik auch nach „Enterprise“ noch plausibel erscheinen zu lassen. Man sehe sich nur mal die Krankenstation von Doktor Phlox in den entsprechenden Szenen genau an! Was sehen wir da? Genau! Bildschirme! Konsolen! Ausstattungsgegenstände! Eine plausible Einrichtung! Was hatten wir bei Pille?

Besenkammeratmosphäre! Blankgeputzte Liebloskulissen! Ikea-Regale ohne was drin! Das ließe sich auf sämtliche Bereiche des Schiffes ausdehnen!

Sehen wir es realistisch: Nach dem Ende von „Enterprise“ wird man „TOS“ nicht mehr für voll nehmen können und es langsam aus der ST-Chronologie streichen müssen. Am besten, man verlegt das Ganze in eine andere Dimension oder bewirbt in 10 Jahren TOS als Prä-„Enterprise“-Serie und lässt sie im Jahre 1968 spielen.

Nun ein paar Worte zu den Charakteren, sofern diese mir im Pilotfilm in irgendeiner Form aufgefallen sind:

Cpt. Archer
Cpt. Archer ist der Kirk der 2000er-Jahre! Da können die Hörren Braga und Berman erzählen, was sie wollen! Viel kirkiger als Archer wäre selbst Kirk selber nicht: Archer ist der geborene Faustkämpfer (was er gegen Ende auch gleich beweist) und scheint mir ebenfalls eine Art Frauenschwarm zu sein – Die „vermenschlichte“ Sulibanfrau, auf die Archer unmittelbar nach seiner Mini-Gefangenschaft trifft, hat schließlich nichts anderen zu tun, als den Held gleich abzuknutschen! Ansonsten lässt sich noch nicht viel sagen: Bakula spielt cool, wirkt an manchen Stellen aber schon fast überheblich und reißt sein Maul ein paar Dezimeter weiter auf, als gut für ihn wäre… Eigentlich ein interessanter und grundsympathischer Charakterzug, WENN… – ja, wenn es den Autoren gelingt, in den nachfolgenden Nachfolgen auch ein wenig diplomatisches Talent einzuweben. Was ich auf keinen Fall haben möchte, ist eine zweite Photonentorpedo-Patentante, wie Janeway es einst war!

T`Pol:
Sie wirkt im Gegensatz zu bereits bekannten Vulkaniern so vulkanisch wie Dieter Bohlen. Die bekannte Pisspottfrisur wurde gegen strähniges Wirrwarr ausgetauscht, während der figurbetonte Catsuit sich wollüstig an den Körper der guten (und ich MEINE „guten“!) Frau presst. Das zynisch-kecke Lächeln, das oftmals das hübsch geschminkte Gesicht T`Pol`s durchzieht, ist augenscheinlich als Scharfmacher für uns Kirk`s im Geiste gedacht: Für ST-Zuschauer mit viel Hormonstau und Seven-Fixierung. Wie viel das lasziv aus der Nahaufnahme herausblickende Gesichtelein mit Vulkaniern zu tun hat, kann ein beidseitig Armamputierter an den Fingern abzählen. Trotzdem: Als Mann mit Hormonstau komme ich nicht umhin, die Figur interessant und erotisch zu finden…

Etwas aufgesetzt wirkte die Szene jedoch schon, in der T`Pol sich vor erotischem Blaulicht mit einer Salbe einschmiert, da sich da irgendwelche ominösen Sporen am Körper festgeheftet haben könnten. Da hatte es aber einer ganz schön nötig! Und zwar Herr Berman eine erotische Szene für den Trailer! – Reiner Zufall, dass sich vor und nach der Einfett-Szene in Nahaufnahme die Lustnippel der Vulkanierin willig durch den dünnen Stoff bohren? Natürlich nicht!

Malcom Reed:
Fällt bisher noch nicht besonders auf. Beherrscht, ruhig, cool. Auf mich macht er den Eindruck eines Typs mit mehr unterdrückten Aggressionen, als man an einem durchschnittlichen Tag durch ausgiebiges Schiffe-zerstören und Aliens-Verkloppen abbauen könnte. Spätestens jetzt könnte man sich fragen, ob es nicht langsam genug obercoole Obermacker, zynische Hackfressen und gewiefte Nichtskönner in dieser Serie gibt…

Charlie Spike Tucker:
Noch so ein gebügelter Schönling? – Ja! Noch so einer! Auch er scheint mir trockenen Humor und Coolness im Dauer-Abonnement zu haben…

Mayweather:
Eine Art schwarzer Tom Paris. Fällt nicht weiter auf, geht aber auch nicht auf die Nerven. Anscheinend ein netter Kerl. Der Art Mensch, mit dem man gerne ein Bierchen trinken geht, um ihn dafür zu entschädigen, dass konsequent keine anständigen Charakterfolgen für ihn abfallen… Steht ansonsten halt liebenswert herum und kommentiert ab und zu das Geschehen.

Doktor Phlox:
Ich zuckte regelrecht zusammen, als ich Phlox zum ersten Mal in Bewehung sah! Er wirkte so ein bisschen wie ein speckiger Neelix mit entrümpeltem Cardassianer-Make-Up. Seine wohltönende, fast überfreundliche Stimme und das breite, schelmische Grinsen ließen mich sofort aufhorchen: Vorsicht! Da hat es einer faustdick hinter den Ohren! Kein Wunder, dass kein Aas Genaueres über diese Figur weiß! Er ist der mysteriöse Fremde, der den akuten Mangel an einfallsreichen Aliens in der Mannschaft zu kompensieren hat! Stück für Stück werden wir erfahren müssen, was es mit dem seltsam knuffig aussehenden Wanst auf sich hat…

Hoshi Sato:
Sympathisches Frauchen der etwas fürsorglicheren Art. Von dieser Sorte muß es ja bekanntlich in jeder Crew mindestens eine Person geben. Immerhin wirkte sie nicht ganz so verschüchtert und unauffällig, wie ich angesichts der ersten Charakterisierung befürchtet hatte…

Im Folgenden nun die Stellen, die mir aus irgendwelchen Gründen besonders aufgefallen sind. Entweder, weil sie etwas vollkommen Neues darstellten, oder weil ich das Gefühl hatte, diesen Artikel noch etwas strecken zu müssen:

Klebriger Klingonenauswurf
Speichel, Sabber, Krächz!
Als der abgestürzte Klingone dem Farmer wild Unverständliches entgegenbellt, musste ich zugeben, dass dieses kleine Stilmittel der ausgelutschten Rasse doch tatsächlich wieder etwas Farbe verleiht. Denn was ist gefährlicher, als ein gebissgeschädigtes, bewaffnetes Monstrum, welches einem gegenübersteht und deren Sprache einem unbekannt ist? – Die eigene Schwiegermutter ohne Zähne natürlich!

Pulleralarm!
„Ass“, „bitch“ und andere, nicht minder böse Worte scheinen bei „Enterprise“ an der Tagesordnung zu sein. Obwohl ich eigentlich ein Fan von der korrekten, spießigen, aber vorbildlich durchdachten TNG-Sprache bin, sehe ich auch, dass dieser Weg spätestens nach Voyager (Wo diese ja immerhin auch schon aufgeweicht wurde) hier nur noch für Langeweile gesorgt hätte. Warten wir`s ab, was fuckin` Berman daraus macht!

Phlox` Hexenküche!
Wen außer Kassenpatienten würde man ernsthaft in die Praxis des verrückten Doktors schicken, der seltsame Tiere, Gewächse und anderes Ekelzeugs an seinen Patienten befestigt? So ganz plausibel wirkt dies nämlich nicht, wenn wir verschüchtert aus unserem eigenen zeitlichen Rahmen herausglotzen. Wie muß es da erst Archer gehen, als ihm eine Art Seestern auf die Laser(?)verbrennung gepappt wird? Nun gut: Hauptsache dem Guten geht es schon bald wieder besser… – Vermutlich feiert die homöopathische Berufszunft auch einfach nur in naher Zukunft unglaubliche Erfolge…

Stell` den Grill auf die Brücke, T`Pol!
Archer und Tucker schieben sich dicke, saftige Steaks hinter die Kiemen und knuspern dazu Weißbrotstangen. Eine Wohltat! – Erwähnte ich schon mal, dass ich von imaginären Alienfraß üble Pickel bekomme? Ich kann sie nicht mehr hören, die „marsianischen Rabzappkuchen“, den „vulkanischen Schnörfbrei“ und auch die „klingonisches Cock-Cookies“ gingen mir spätestens bei Neelix mächtig auf den takelerianischen Gewürzkeks!

Sagrotan? – Nein danke!
Die Alienstation, auf die es die Crew verschlägt, hält ein paar nette Schmankerl parat: Die Atmosphäre ich kalt, düster und in dem rauchumsäumten Keller springt einem direkt „Alien“-Feeling entgegen. Nebenan krächzt ein Junge herzerweichend, da es ihm in unserer Atmosphäre ohne Atemhilfe schlecht ergeht. Ein paar Türen weiter wird hemmungslos gestrippt und gepufft. Na also! ST kann ja auch mal richtige Atmosphäre erschaffen! Oder sogar die Falsche!

Heute in der Wiederholung: Die temporale Kammer
Netter, faszinierender Effekt: Als Archer die Kammer betritt, die die Suliban zur Kommunikation mit ominösen Auftraggebern aus der Zukunft benutzen, flitzt dort ein durchsichtiger Archer ebenfalls herum. Sein Ebenbild aus einer Zukunft, die eine Sekunde vor seiner Zeit liegt. Verspielt schwenkt er den Todesstrahler und sieht seine Handbewegung schon vollendet, bevor er sie vollführt hat. Ein Phänomen, das Archer im Kampf gegen Pockenmann einen schönen Reaktionsvorteil bringen wird…

Kritik an der Story:
Wie zu erwarten war, vergeht ein Großteil des Pilotfilms erst einmal damit, indem die Enterprise auf ihren Jungfernflug vorbereitet wird und Archer seine Mannschaft zusammentrommelt. Das muß so sein und bildet somit keinen Grund zur Beschwerde…

Die Dialoge sind locker-flockig und eben von einer Coolness, wie sie Voyager oftmals verzweifelt einzuweben versuchte, aber immer kläglich scheiterte.

Auch der recht hohe Produktionsetat fällt in diesem Pilotfilm positiv auf. Wie nicht anders zu erwarten war, bietet der Zweiteiler schöne Kulissen, wobei die versiffte Bodenstation im Sodom&Gomorra-Stil noch am auffälligsten ist. Auf die Computereffekte gehe ich an dieser Stelle nicht weiter ein… Seit ein paar Jahren schon ist hier keine bahnbrechende Verbesserung mehr zu bemerken: Noch immer wirken sie genauso künstlich wie Voy `99, Voy `00 oder Voy `01… CGI halt! – Bis heute nicht in der Lage, Raumschiffmodelle aus dem Jahre 1990 ihrer Schranken zu verweisen, noch ihren Kumpanen aus den 60ern („2001 – Odyssee im Weltraum“) zu zeigen, wo der Frosch die Locken hat. Aber das ist ein anderes Thema und wird vermutlich demnächst gesondert von uns aufgegriffen werden…

Die Storie selber ist relativ simpel gestrickt und lässt sich in ihren Grundzügen schnell zusammenfassen: Klingone soll nach Chronos gebracht werden, wird jedoch von den Suliban entführt. Die Crew holt den Vermissten trotz aller taktischen Unterlegenheit aus seiner Gefangenschaft, liefert sich Raum- und Nahkämpfen, zerstört eine Raumstation und macht eiligst die Fliege.

Natürlich ist es mal wieder komplett unlogisch, wie 2 minderbemittelte Menschlein mal eben unbemerkt auf der Raumstation einer technisch überlegenen Rasse herumtraben können und so gut wie keinem der hautkrebsgeschädigten Gelenkartisten begegnen. Alarm wurde ja bei der Sternenflotteninfiltration von feindlichen Schiffen ja sowieso noch nie ausgelöst. Irgendwie gelingt es derartigen Selbstmordkommandos eben wider aller Wahrscheinlichkeit dann doch immer irgendwie. Aber das ist OK. Das war schon in Star Wars so und gehört zu dem unantastbaren Hirnschlamm, den sich jeder SF-Fan ruhig großzügig gönnen sollte, um ein eben solcher bleiben zu können: Ein SF-Fan…

Das Action-Verhältnis steigt (wie zu erwarten war) gegen Ende jedenfalls kräftig an. – was man durchaus als Indikator für die weitere Marschrichtung der Serie sehen darf… Tiefgründige TNG-Parallelen sind nirgends zu entdecken, während actionreiche DS9- und Voy-Kost befriedigend in die Trek-Vergangenheit transferiert wurde. Klar wirkt dieses ST „anders“, was alleine schon wegen der anderen Kulissen und neuen Schauspielertypen zwangsläufig der Fall sein musste. Aber im Großen und Ganzen ist es immer noch erkennbar das gute(?), alte, ausgelutschte Star Trek. Ob es nun eine Raumstation im 22. oder 24. Jahrhundert zerlegt und ob die Enterprise nun Schutzschilde oder halt gehärtetes Teflon benutzt, ist ja eigentlich relativ Wurstbrot!

Der einzige Punkt, an dem „Enterprise“ seine Kräfte wird ausspielen können, werden die unerfahreneren Charaktere sein. Hoffen wir also, dass nach der Larfari-Charakterisierung von Voyager hier wieder mehr Wert auf dieses Aspekt gelegt wird. Alleine mit dem „Kirk? Wer ist Kirk?“-Bonus und dem „Alles so fremd hier!“-Zusatz lässt sich keine 7-staffelige Serie am Leben halten!

Auf was die Autoren ja bekanntlich großen Wert legen wollen, ist die Entwicklung der Story rund um den „Temporalen Krieg“. – Ein Krieg also, der (so scheint es mir) über mehrere Zeitebenen ausgetragen wird, was vor allem auf die positive Veränderung der eigenen Zeitlinie hinauslaufen dürfte. – Sofern ich richtig liege, klingt das interessant, ist in der Praxis aber kaum machbar, da jede winzigste Einmischung die Zukunft jedes Mal komplett umkrempeln würde. Eben die Zukunft der Zeitkämpfer-Spacken, die sich bestimmt erschrocken umblicken würden, wenn sie bemerken, dass sie vielleicht nie existiert haben oder plötzlich Farmer in Kansas sind… – Wenn sie es denn bemerken könnten.

Braga versprach ja in einem Interview in dieser Hinsicht „Akte x“-ähnliche Handlungsstränge mit Auflösungen am Sankt-Nimmerleins-Tag. Ähnlich also DS9.

Fazit:

Der Pilotfilm hat zahlreiche Qualitäten, sagt aber nur begrenzt etwas darüber aus, was die Autoren eigentlich planen und wie viel eben dies taugen wird… Nach dem grundsoliden, unterhaltsamen, actionreichen aber relativ anspruchslosen Einstieg kann man aber beruhigt schon mal vermelden, dass es wohl kaum schlimmer als Voyager werden wird…

Note: 2

Achtung!
Diese Beurteilung spiegelt nur MEINE Meinung wieder, nicht die der gesamten Redaktion, die teilweise noch wichtigere Dinge zu tun hat, als sich SF-Filme aus dem Internet herunterzuladen. z.B. Socken stopfen oder Nase schnäuzen… Wenn ihr nichts mehr von mir hört, dann wisst ihr, das meine Kollegen nicht meiner Ansicht waren und… – He, wie seid ihr hier rein gekommen?! Meine Fresse, ist das ein großer Jutesack, was wollt ihr denn damit ma-chäääääään!?!

HOFFMANNS SENILER MEINUNGSKASTEN
, Star Trek Enterprise – 1.01 & 1.02 – „Aufbruch ins Unbekannte“ („Broken Bow“) Review
Haben wir es nicht gesagt? Haben wir nicht gewarnt! Haben wir nicht schon vor Monaten genau das vorausgesagt? Natürlich haben wir! Hier! Und natürlich dort! Aber auch da!
Sie können es einfach nicht, habe ich gesagt! Das wird nichts, prophezeite ich schon vor Monaten. Doch Herr Klapowski – und der Rest der Welt ? wollte einfach nicht auf mich hören.

Pilotfilmen gehören selten zu den Highlights der TV-Unterhaltung erst recht nicht bei Star Trek. Wir erinnern uns an den öden TOS-Auftakt „Der Käfig“, den selbst Paramount einmotten ließ. Auch die TNG-Premiere „Mission Farpoint“ konnte nicht gerade alles Appetithäppchen für weitere Episoden dienen. Auch DS9 öffnete in „Der Abgesandte“ quitschend, träge und undurchischtig seine Tür und die VOY-Premiere ?Der Fürsorger? kann nur als Anfang allen Übels bezeichnet werden.
So erwartete ich auch von „Broken Bow“ nicht viel zumal ich dem Konzept von vornherein kritisch gegenüber stand. Ungerechtfertigte Vorurteile? Im Gegenteil. Ich sah meine frühen Einschätzung gänzlich bestätigt.
Doch bevor ich mich der Meckerecke hingebe, bin nicht zu stolz zuzugeben: der Enterprise-Pilot hatte durchaus sehenswerte Aspekte. Beginnen wir mit diesen.
Der Film hatte seiner technischen Umsetzung nach Kinoqualität. Selten hörte man hier die Spanplatten der Kulissen klappern und nie wirkte der Streifen billig oder lieblos dahingerotzt. Aufwendige Bauten, komplexe Beleuchtung, schnelle Schnitte, gute Kameraführung hoben ?Broken Bow? nach der langweiligen Massenproduktion von Voyager positiv heraus. Ob sich dieser hohe Standard halten läßt, bleibt zu bezweifeln. Denn dieser Film wirkte teuer. Vermutlich zu teuer für eine wöchentliche Serie.
Erfrischend, wenn auch schon fast etwas zu keck: die unverblümte Sprache der menschlichen Besatzung: Ärsche, Hurensöhne und Scheiße sind die ständigen Begleiter der neuen Crew. Etwas weniger offensiv eingesetzt, lockert es die bisher so steife und cleane Star Trek Welt bedeutend auf und macht die Sache wieder „kirkiger“. Mein Favorit der Premiere waren Hoshi?s Übersetzungsversuche aus dem Klingonischen.
Als es auf der Krankenstation turbulent wurde und der Klingone lauthals in Panik geriet, forderte Archer Hoshi auf: „Sagen Sie ihm, er soll das Maul halten!“
Die überforderte Hoshi betätigt sich jedoch nicht als Dolmetscherin, sondern als Megaphon und herrscht den Klingonen an: „Halt?s Maul!“
HAHA! Ein Guter! Und das gleich in der Premiere. Weiter so!

Apropos kirkig: die neue alte Technik konnte mich entgegen aller Befürchtungen restlos überzeugen. Der alte Kahn sieht scheiße aus und knarrt bei jedem Manöver wie ein altes U-Boot auf Tauchgang. Der Warpkern gleicht endlich wieder einem lauten öligen Vierzylinder und hat nicht diesen unspektakulär-hygienischen Leisetretercharme seines Voyager-Pendants. Hier spürt man noch: der Weltraum ist kein Vorgarten und Warp 5 kein Sonntagsspaziergang.
Eine unerwartete Reminiszenz an TOS boten viele kleine Brückendetails: an vorderster Stelle sei „Spock’s Wundertüte“, wie Kirk sie stets nannte, erwähnt jener alberne Guckkasten ohne erkennbaren Nutzwert, der auf der „neuen“ Enterprise sogar ausfahrbar ist. Kultfaktor 10!
Mindestens ebenso trashig sind Hoshi?s Ohrhörer und die aufklappbaren Kommunikatoren. Aber auch die vielen Schieberegler sind optisch äußerst zusagend, ohne daß sie so rückwärtsgewand und albern wie noch in TOS wirken. Die ganze Innenausstattung des Schiffs versprüht einen rostig-metalligen Flugzeugträgercharme. Ein Effekt, an den man sich schon ansatzweise in Voyager herangewagt hatte, der jedoch für ein Schiff des 24.Jh. stets fehlplaziert wirke. Hierher dagegen paßte es.
Ingesamt wirkten alle Charaktere weit menschlicher als die Mr. und Mrs. Perfects aus dem 24. Jh. Zum Abendessen gibt es deftige T-Bone-Steaks mit ordentlich Ketchup und Archer rennt in Unterhosen in seiner Kabine herum. Das macht Hoffnung! Sehen Sie nächste Woche: Arschkratzen nach Linseneintopf. Janeway dagegen trug selbst zu Feierabend noch Uniform oder „beglückte“ uns mit einem 20er-Jahre-Negligé, das alle erotischen Phantasien unter Tüll und Rüschen begrub – die „Golden Girls“ ließen grüßen.

Besonderer Hervorhebung bedarf auch Dr. Phlox’s Suppenküche. Hier herrscht noch echtes Metzgerhandwerk und keine Scan&Weg-Therapie à la Crusher. Der getötete Suliban wurde von Phlox so schön verwurstet, daß jeder Mettbrötchen-Freund Appetit bekam.
Hübsch anzusehen war auch die Kolonie auf Rigel 10. Dreckig, obszön, skuril, abgefahren. Fast möchte man sagen: „warsig“. Ja, so einen Haufen ungewöhnlicher Freaks in alten Kaschemmen hat man bestenfalls `mal in Star Wars zu Gesicht bekommen, während wir uns in Star Trek stets nur auf die Gnubbelstirn der Woche freuen durften. Doch auch dies dürfte nur dem hohen Produktionsetat des Pilotfilms zu verdanken sein. Schon entdeckte ich die erste Faltennasen à la Bajoran, die uns durch billigstes Make-Up Alienqualität vorgaukeln sollen.
Überhaupt nicht verstanden und sehr bedauert habe ich, daß Tucker und T’Pol zwar Bauch, Rücken und Beine, ja sogar Öhrchen, intensiv dekontaminieren mußten, Lendenbereich – und bei T’Pol leider auch die Brustpartie – durften dagegen ausgespart bleiben. Unlogisch, doof und ein erotischer Tiefpunkt. Da nützte es auch nichts, daß Tucker sich die Soße in hektischen Bewegungen – ganz Mann eben – wie Sonnenöl auf die Haut klatschte, während sich T’Pol extra für Kamera 1 betont langsam einmassierte (aber warum zum Teufel nicht die Nippel? Gerade die sind so empfindlich!) Und an Tucker’s Stelle hätte ich mir auch ein wenig von der Soße in den Slip gegossen!
Abgesehen von diesen durchaus überraschenden und positiven Ansätzen wurde dem Zuschauer zu viel althergebrachtes Star-Trek-Handwerk präsentiert: solide, aber langweilig und voller Fehler, die den weiteren Weg aufzeigen: Enterprise wird 35 Jahre Star Trek Geschichte über den logischen Haufen werfen.

Angefangen von der Formwandler-Rasse der Suliban, die uns in den letzten 250 Jahren schlicht entgangen sein muß. Hatten nicht Kirk, Picard und Sisko immer wieder kundgetan, nie etwas von Formwandlern gehört zu haben? Da müssen wohl ein paar Dateien verloren gegangen sein… Von der äußeren Gestalt der Enterprise wollen wir hier gar erst wieder anfangen zu sprechen ? das haben wir schon an anderer Stelle ausführlich getan und das Urteil hat immer noch Bestandkraft: einfach Scheiße.
Daß Berman/Braga nicht einmal fünf Minuten lang, geschweige denn 7 Staffeln, in der Lage sind, eine Prämisse zu halten, erwies sich bei der ersten Außenmission. Gerade noch wurde dem Zuschauer lang und breit erklärt, daß es Universalübersetzer noch nicht gibt und Hoshi daher dolmetschen muß, schon wird unsere Crew in der Bar auf Rigel 10 von unbekannten Rassen in akzentfreiem Englisch von der Seite angequatscht!
Die Story war insgesamt banal, actionreich, wenig komplex und schnell zusammengeschustert. Für die erste Mission etwas zu abgefahren und unglaubwürdig. Die Crew bewegte sich mit ihrem neuen Schiff souverän und ohne Respekt durch die Gefahren des tiefen Raums, als seien sie bei Tante Käthe persönlich in der Lehre gewesen. Gleich in Folge Nummer Eins wird das Schiff Voyager-like zusammengeschossen, Konsolen explodieren, Funken sprühen und überlegene Aliens werden zu Volltrotteln degradiert.

Kann so der erste Schritt der Menschen im Weltraum aussehen? Müssen wir schon wieder diese überlegene Arroganz erdulden, statt Ehrfurcht vor den Weiten des Raums spüren? Wenn Enterprise diesbezüglich dort anfängt, wo Voyager aufgehört hat, ist für Innovation kein Raum. Ein kleines Schrottschiff, das ohne nennenswerte Schildtechnologie eine Massenangriff der ach-so-fortschrittlichen Suliban übersteht, ist ebenso eine Lachnummer, wie die Voyager, die einen Borgwürfel fertig macht. Bitte nicht noch mehr davon. Wir haben die letzten sieben Jahren schon genug gekotzt.

So bleibe ich zwiegespalten zurück. Technologie und Charaktere versprechen frischen Wind. Doch die „Broken Bow“-Story und die Previews der ersten regulären Folgen lassen durchblicken, daß die Drehbücher nur den alten Muff der letzten 14 Jahre recyclen werden.

Note: 3

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Artikel

von Klapowski am 01.10.01 in Star Trek: Enterprise

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Kommentare (3)

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  1. Gast sagt:

    Analyse abgeschlossen!!! Ich habe dem nichts hinzuzufügen weil ich in großen Teilen mit deiner Beurteilung übereinstimme. Allerding schau ich mir die Folgen von Voyager immmer wieder gerne an und finde die Charaktere nicht ganz so schlimm wie viele andere. Vielleicht hilft mir auch mein Alzheimer viele Logikfehler in Voyager zu übersehen. Enterprise ist auf jeden Fall eine Bereicherung. Es gibt viele AHA-Effekte wie zB. das erstmalige testen des Teleporters (Beam mich hoch Scotty). Oder aber welche Rasse das Holodeck in unser Universum gebracht hat. Ich freue mich auf weitere Folgen und hoffe das die 7 Staffeln auch wirklich gedreht werden.

    Gruß

    Waldi

  2. Gast sagt:

    Ha! Klar sind die Voy Charaktere nicht so schlimm wie andere, sind ja keine! Der Captain ist zum Gähnen, der Indianer gibt nur dumme Ratschläge von sich und der Doktor "opert" nur herum (den Rest spar´ich mir) Allerdings muß ich zugeben, daß ich Tom Paris irgendwie mochte. Der war der Einzige, der wenigstens Sinn für Humor hatte.

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