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Star Trek Enterprise – 1.19 – „Raumpiraten“ („Acquisition“) Review

Vorneweg: Da saß ich nun, ich armer Thor und war so klug wie stets zuvor. Jedenfalls am Anfang der Folge:

Während die Ferengi-Philharmonika die allgemeine Krötenwanderung mit spannungsheischenden Melodien untermalte („Tideidelididü… (Pause) – BUMM-BUMM!“), quälte ich mich mit der nicht unwichtigen Frage, was ich von der Einführung dieser Rasse halten sollte. Eigentlich hatte Picard ja das erste Vergnügen, angesichts strahlender SM-Peitschen in Deckung zu springen.

, Star Trek Enterprise – 1.19 – „Raumpiraten“ („Acquisition“) ReviewVerkrampft saß ich da und rang diesbezüglich nach einer eindeutigen Meinung. – Während mein Kopf sich rot färbte und ich Laute wie „Gnnnnaaa!“ und „Krrrrrh!“ von mir gab. Ein bißchen fühlte ich mich wie der Sonderschulabbrecher, der von Kamerateams zu dem Wahlprogramm der FDP befragt wird: „Hmmm… Jaaaaa… Ist schon OK, denke ich.“ (gönnerisch nickend)

Ähnlich geht es mir heute: Dass es nun Ferengies waren, die die Westerwellen aus den Zahnrädern montierten, ging mir glatt am Latexohr vorbei…

Auch wenn die Autoren in meinen Augen einen klitzekleinen Faux-Pass begingen, als sie die Oropax-Zielgruppe frühzeitig in die Serie hieften. Ganz nach dem Motto: „Verderbsregel Nr. 666: Mit Kalkül und Spucke fängt man Zuschauer als Gruppe“ – Im Klartext: Reiner Stimmenfang bei Alt-Trekkies der TNG- und DS9-Zielgruppe!

„Ooooohhh! Bruuudaaaaaa! Guck maaaal! Ferengies in der neuen Serieeee!“

Wurde aber trotzdem einigermaßen clever eingeleitet: Die Crew schläft und muss somit nicht mal hilflos zusehen, wie die Genscher-Imitatoren die Minen aus den Kugelschreibern stibitzen!

Ergo: Kaum einer sieht sie UND (Tataaa, einfacher und logischer geht`s kaum noch) da der Name der Rasse meines Wissens nirgends fällt oder auch nur sanft aufplumpst, findet Picard im Geschichtsbuch später nur leere Kästchen zum Selberausfüllen vor…

Ich versuche einmal, die Stimmung dieser Folge zusammenfassend zu beschreiben: Nett. Spartanisch. Einem Comic aber nicht ganz unähnlich.

Warum Letzteres? – Weil der „Ich spiel die Bösen gegeneinander aus“-Kniff spätestens seit Tick, Trick und Track Einzug in die Weltliteratur der Lustigen Taschenbücher hält…
„Du hast mich bestohlen!“ hat in der Comicgeschichte ungefähr den gleichen Stellwert wie „Warum hast du mich beworfen?“ oder „Legt die Waffen zur Seite und lasst die Gefangenen `raus! – Sie haben alle einen Blinddarmdurchbruch!“

Plump, aber unterhaltsam…

Und weil die Bösen ja bekanntlich dumm sind (ansonsten hätten sie ja nach 100 Jahren Filmgeschichte bereits dezente Schlüsse gezogen), wird im Zweifel immer etwas weniger gemordet, gefoltert und hinterfragt, als führende Hirnaktivisten gemeinhin empfehlen…

Ist aber auch zu komisch: Erst bekommt der Captain derartig was auf`s Maul, als wär`s Morgen verboten, dann aber sucht man ohne seine Hilfe nach den vermuteten Golddukaten. Was sprach denn dagegen, ihn mit diversen Kopfschüssen zur Kooperation zu bewegen? BEGFG? – Besorgte Eltern gegen Fernsehgewalt?

Überhaupt sehr auffällig, dieses chronische Archer-Mobbing in der (nicht mehr allzu) neuen Serie. Kaum eine Folge, in der der Chefbluter nicht gefangen genommen und gesichtsmassiert wird. – Was eigentlich auch gut ist! Rustikale Action gefiel mir schon immer besser als leuchtende Schmerzstäbe und komatierende Baldrianblaster. Jawoll: Rechter Haken statt linker Laser!

Auch ist mir diesmal mal so richtig aufgefallen, wie die Macher mit vergleichsweise dünnen Storys stets 45 Minuten voll bekommen! Zu TNG/DS9/Voy-Zeiten hätte so ein einfach gestrickter Entführungsplot gerade mal für die Zeit bis zur Titelmusik gereicht. Hier jedoch stapfen die Einbrecher zu satten Tubaklängen ganze 10 Minuten raubend und plündernd durch die Altglascontainer, bevor sie überhaupt synchronisiert werden…

Der von Ferengiefolgen gewohnte (und manchmal kritisierte) Deppenfaktor kam hier mit mittlerer Stärke zum Tragen. Wir zählen die wichtigsten zwei Endstationen des Geistes kurz auf:

– Butterbrote und leere Reagenzgläser paaren sich im Leinensack aus dem Nikolaus-Merchandising mit kleineren Technologieschmankerln.

– Manipulierende Aussagen vom Archerteam werden fast sofort als Tatsache akzeptiert. – Vielleicht weil „Glauben schenken“ auch dem geizigsten Tellerohr nichts kostet?

Ist das etwa lustig? Ist das unterhaltsam? Reicht das für einen amüsanten Enterprise-Nachmittag bei Bier und Aldichips?

Na klar reicht das! – Schüttelt doch nicht so den Kopf und dafür lieber den vorauseilenden Gehorsam von euch!

Fazit: Auch wenn ich mir (aus reinem Interesse) inzwischen die ferengische Zwangsteilnahme an der RISA-Studie wünsche, kann ich nicht umhin, dieser Folge überdurchschnittlliche Unterhaltung auf konsequent niedrigem Niveau zu bescheinigen…

Note: 2 –

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Artikel

von Klapowski am 01.01.03 in Star Trek: Enterprise

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Kommentare (1)

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  1. Major Rakal sagt:

    1.?
    ……………………………………………………………………………………………….
    AAAHHHHH!

    Oh, Verzeihung, die Erfahrung hat mich einfach überwältigt.

    So, hab mich wieder gefangen. Die Folge ist zwar dünn, das stimmt, aber zumindest witzig, stimmt auch. ;-) *sichalsDS9eroute*

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