Film- und Serienkritiken

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„Wanted“ – Dankbares Mordopfer gesucht.

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„Wanted“, der Actionknaller für Matrixgeschädigte, lockt mit Schießereien und irren Autostunts. Doch ist der Auftragsmörder-Film tatsächlich so gut, wie die Produzenten be- und enthaupten? Sollte man einer durchgeknallten Mörderbande wirklich eine großzügige Plattform bieten oder hätte der heimische Flokati nicht schon gereicht? Sparkiller und ich machten uns auf den Weg, diese Fragen gnadenlos zu klären… – Jawoll, die machten wir fertig, diese verfluchten Fragezeichen! Schluckt Blei, ihr antwortheischenden Miststücke! Das ist ist nämlich ein giftiges Metall, jawohl!

Doch zuerst: Was ist nur mit Angelina passiert? Sie sieht aus, als wäre sie in „Tomb Raider“ ein paar Mal von der legendären Steinkugel aus dem ersten Indiana-Jones-Film überrollt worden! Da will man ihr beim Faustkampf nicht mal mehr in die Fresse schlagen, sondern diese lieber mit Sahnetorte befüllen! Ich habe schon Weihnachtsgänse gesehen, die gesunder gewirkt haben. – NACH dem Abnagen!

Aber letztendlich ist das sowieso egal, denn Angelina spielt – entgegen ihrer Auftretenshäufigkeit auf Filmpostern – hier nur eine Nebenrolle. Und eine kurze Sequenz muss reichen, um ihrer Figur – eine brutale Killermaschine – so was wie eine rührende Hintergrundgeschichte zu verpassen. Kleiner Tipp: Tote Papis, umgebracht von einer geisteskranken Aktenzeichen-XY-Hauptfigur, dürfen bei so etwas nicht fehlen…

Und war der Filmzynismus am Anfang noch amüsant und angenehm böse, bekam er gegen Ende doch einen komischen Beigeschmack, bei dem man seine Zunge schnell mal nach Shatners Toupet absucht. Irgendwann ist einem GAR KEINE der Figuren mehr sympathisch, da die Grenzen zwischen Gut und Böse so sehr verwischen, dass die dortigen Zollbeamten sich nur noch tumb am Schädel kratzen können.

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„Oh, wie schön! Man kann ja direkt von eurem Wohnzimmer aus auf eure Terrasse gehen!“ (*Schepper*) – „Neeeeeiiin“ – „Oh, und hier habt sogar ein Gewächshaus im Garten! Wo ist denn da der Eingang?“ (*Krach-Klimper*) – „Buhuuuu!“ – „Oh, ich habe jetzt irgendwie einen Splitter im Auge. Ich kann doch mal Euren Flurspiegel benutzen, oder?“ (*Krach-Klimper*) – „Ich HASSE es, wenn mich übermotivierte Stuntmen zuhause besuchen…“

ALLE sind sie plötzlich brutal und abgebrüht, der eine mehr (das gesamte Cast), der andere halt etwas weniger (Der Zuschauer). Sogar der Hauptdarsteller, der am Anfang noch die sympathische Null gespielt hat, legt nach einer erfrischenden ersten Filmhälfte einen überraschenden Spurt zur Dunklen Seite des „Macht nix“ hin. – Frei nach dem Motto: „Na, wenn mein Papa AUCH ein Assassine war, ist das natürlich etwas gaaanz anderes. Wie war doch gleich das erste Gebot? Du sollst nicht löten? Macht ja auch irgendwie keinen Sinn, das!“

Das ist schade, denn der erste Teil ist wirklich gut und langweilt kaum eine Sekunde. Ich habe sowieso ein Fable für Ich-Erzähler, die aus dem Off ihr eigenes Leben kommentieren. So manch eine Stelle erinnerte mich sogar an den Beginn von „Fight Club“, wo Edward Norton sich wegen seiner Krawatte anpiefen lässt, im Kopf aber bereits den blutigen Teil der Inquisition nachspielt…

So manch ein Dialog (oder kleine Wendung) hatte sogar das Zeug zum Kult. Besonders schön zum Beispiel die Szene, in der dem nervigen Arbeitskollegen eine Tastatur um die Ohren gehauen wird. Wobei die davonfliegenden Tasten in der Luft die Worte „Fuck You“ bilden. Mit einem rausgesegelten Zahn samt Wurzel als „Y“.

Da fiebern wir mit, das verstehen wir! Hier wohnt noch eine gesunde Phantasie in einem wachen Geist, welcher wiederum in einem leicht abgeschlafften Körper residiert! Doch wenn der Hauptdarsteller wenig später (wieder mal) von seinen „Lehrern“ blutig geprügelt wird, damit er lernt, dass man Blut auch um die Ecke spucken kann, fühlt man sich doch etwas verschaukelt. Zumal eine gewisse ironische Distanz genau ab hier ausbleibt, welche vorher durch lockere Sprüche gewahrt wurde…

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„Tja. Die Nähmaschine hat gesagt, dass wir einen gewissen ‚Müller‘ exekutieren sollen. Ich hoffe nur, es kommt noch ein Vorname, sonst wird das wieder ein verdammt langes Wochenende für meine Mitarbeiter.“ – „Aber… Sie können es doch nicht einer Maschine überlassen, wer sterben soll und wer nicht!“ – „Keine Angst! Die Schmutzflecken im Hausflur sowie der Belag auf meiner Zunge hat diesen Namen soeben bestätigt! Und sie sehen ja selber, dass wir hier nicht ohne Netz und doppelten Boden arbeiten, haha!“

Tja. Und ein lebender Webstuhl im Keller spuckt die Namen der zu tötenden Personen aus… Und zwar als binären(!) Code! Hier hätte ich gerne etwas mehr erfahren, und sei es nur, dass die Figuren stellvertretend für den Zuschauer herum spekuliert hätten: „Könnte es sich hier um einen frühen Fernsprechmelder vom lieben Gott handeln? Und wenn ja, warum hat er anscheinend schlechtere Laune als sein moralischer Gegenpart aus dem Untergeschoss?“

Ähnlich verworren ist die Funktionsweise des Regenerationstankes, aus dem die Hauptfigur alle 5 Minuten erwacht, weil ihr beim Superman-Nacheifern ein Zug auf den Kopf geknallt ist: Der ist eigentlich nicht mehr als eine große Badewanne aus Kerzenwachs mit dem eigenen Schniedelwutz als Docht. Hier hätte es mir schon gereicht, wenn die Herkunft der weißen Masse etwas „besser“ erklärt worden wäre: „Das? Ach, das Zeug läuft aus der Mikrowelle im Obergeschoss. Keiner weiß, woher es kommt, heilt aber wie verrückt. Und jetzt: Heilt Hitler. Aber Marsch!“

Die Action ist da schon beeindruckender. Sogar ich war ungefähr eine Zeitlupenbreite lang beeindruckt, auch wenn die Schießereien mit der Zeit immer mehr auf einen Nenner hinauslaufen: Man schießt halt um die Kurve, bis der Ballistiker Balla-Balla wird. Doch wie ist das möglich? Nun, die Auftragskiller haben in Extremsituationen bis zu 400 Herzschläge in der Minute und einen extremen Adrenalinausstoß, bis die zuständige Drüse pupst. Und da die Kugeln diese Art von – eigentlich sinnloser – Aufopferung honorieren wollen, einigen sie sich mit den Naturgesetzen im Hinterzimmer jedes Mal auf einen ganz neuen Deal…

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„Ist diese Präsentation immer noch nicht fertig? Man könnte meinen, sie arbeiten in… in…. ZEITLUPE!“ – „Äh. Sie sollten wirklich mal sehen, wie wunderschön Bleistiftspäne aussieht, wenn sie schwerelos vor ihnen in der Luft hängt!“ – Die rote Gefahr: Der Weg zum Superhelden ist nicht leicht. So manch einer ist schon in 5 Sahnetorten seiner Chefin getreten, bevor er am Ziel war…

Das ist natürlich alles Quatsch und schmeckt auch mir als Zuschauer ein bisschen wie Blut im Mund. Da wäre mir eine etwas esoterischere Erklärung à la Matrix („Wenn wir dem Webstuhl im Keller jeden Tag eine Jungfrau opfern, können wir das halt, Okay?“) fast schon lieber gewesen. Eines kann ich dem Streifen jedoch nicht bescheinigen, auch wenn Sparkiller bereits nervös mit einem Blanko-Attest vor meiner Nase herumfuchtelt: Dass das alles nach Mainstream-US-Unterhaltung aussieht.

Ich fand nämlich schon, dass das Ganze einen durchaus anderen Stil hat, was wohl daran liegt, dass der „Wächter des Tages“/“Wächter der Nacht“-Macher für diesen Film verantwortlich zeichnet. Und wenn „die Russen kommen“, pullert sich nicht nur Oma in die Hose, sondern der wodkaresistente Regisseur auch ein etwas anderes Movie auf’s Celluloid. So würde ich dieses Schinken hier als Mischung aus „Fight Club“, „Matrix“ und halt dem „Wächter“-Gedöns bezeichnen.

Und wie bei den Wächtern macht sich hier leider mit der Zeit eine sibirische Unterkühlung breit, so dass man fast den Raureif von den Personen kratzen möchte, die in Zeitlupe vor einem in der Luft abhängen. Psychologisch hätte man hier viel mehr herausholen können. Doch der Icherzähler aus dem Off liest seine Dialoge irgendwann nur noch um die Kurve, weswegen auf dieser Seite bald Ruhe herrscht. Und wieso sich der Protagonist einer Bande von Verrückten anschließt, die sich beim Training schon mal gegenseitig die Milz rausschneiden, ist mit einem Scheiß Bürojob fast nicht mehr zu erklären…

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„Wie? Nein, das ist gar kein Stunt für den Film! Ich habe nur gegen die Windschutzscheibe gegöbelt, bis sie sich aufgelöst hat. Und jetzt bringt mich der Produktionshelfer die 50 Meter bis zur Garderobe, da ich nicht mehr laufen kann… Wofür ich die Knarren habe? Meine Finger sind zu abgemagert, so dass ich mir halt Hilfsmittel in den Hals schieben muss…“ – Angelina hat viele gefährliche Stunts selber durchgeführt. Zum Beispiel das tägliche Auffuttern der Petersiliereste auf dem Tisch mit dem Catering…

Dazu kommen gegen Ende noch Logikfehler, so dass man langsam den Spaß verliert: So würde man nicht erwarten, dass jemand, der zwischen zwei senkrechten Feldwänden 500 Meter tief ins Wasser fällt, in der Wohnung eines alten Mannes aufwacht. Hat der wunderliche Knacker in den Rocky Mountains etwa gerade seine Rente abgeholt und sich Superman-like in der Sparkassen-Toilette einen Schwimmanzug übergestülpt? Wobei die umfangreiche Bergungsausrüstung etwaige Schamregionen sicherlich bereits ausreichend bedeckt hätte…

Und was sollte der Quatsch mit den Mäusen/Ratten am Ende? Kurz im Innenhof ausgeladen, sind die Viecher 10 Sekunden später schon in der Unterhose des Obermotzes. Da habe ich es fast lieber, wenn die Figuren im Viereck schießen. Das hat man dann wenigstens schon seit dem ersten Trailer akzeptiert…


Fazit: Anfang Hui, Ende Schnui. – Jeder will den Aufstieg eines Losers zum Oberhelden sehen, jedoch habe ich bei der anschließenden Entwicklung zum Oberarschloch dann doch moralische Bedenken. Zumal der Film dieses als wünschenswerten Endzustand darstellt und mein Filmvorführer wohl der einzige im Produktionprozess ist, der dies kritisch hinterfragt.

So würde ich der ersten Hälfte eine glatte 2 geben, dem Rest dann aber nur eine 4+. Einigen wir uns also auf die unten stehenden Benotung. Immerhin ist dies einer der wenigen Filme, bei denen mal endlich der Satz passt, den anspruchslose Menschen oft von sich geben: „Wenn man das Hirn abschaltet, ist das wirklich gute Unterhaltung!“ – Und wie könnte das besser gelingen als durch einen unmotivierten Kopfschuss aus Leinwandrichtung?

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SPARKIS MICKRIGER MEINUNGSKASTEN
Action-Schlammbad, „Wanted“ – Dankbares Mordopfer gesucht.
Eigentlich dachte ich ja, nach einigen Dutzend „Matrix“-Nachahmern hätte man sich mittlerweile von den so coooolen Slow-Motion Action-Szenen abgewendet. Verdammt, selbst ICH konnte auf dem Klo keinen mehr abseilen, ohne dem Porzellan-Thron den A-A-Empfang mit einem gedehnten „Klaaa-laaalaaalaaa-laaaatsch!“-Soundeffekt zu quittieren. (Und nach DIESEM Film lerne ich bestimmt NICHT auch noch, wie man um die Ecke strullt!)

Klar, die Klopp- und Schiessereien sind technisch sehr gut umgesetzt worden, aber nach einigen Jahren ähnlicher Trickgewalten kann man sich nur soooo sehr über rotierende Sportwagen und halbnackte Angelinas auf dazugehörigen Kühlerhauben begeistern. Und wenn der guten Frau mal die Lippe platzt, wer darf dann wieder den Ersatzreifen holen, häää?

Vielsagend ist es auch irgendwie, daß ich die kleine Nebengeschichte um die fett-fiese Büro-Qualle nicht nur sehr schön, sondern sogar am Besten fand. Später ist ja so ziemlich Schluß mit Lustig, wenn die ganzen beinharten Schicksals-Killer auf der Matte stehen. Eher unfreiwillig witzig ist auch die regelmäßige Kneipp-Kur mit Schlammpackung. Als Super-Attentäter muß man schließlich auf sein Aussehen achten.

Die Story an sich ist ebenfalls ziemlich mau. Wenn man schon eine Maschine im Keller stehen hat, welche Exekutions-Aufträge so banal wie die Ziehung der Lottozahlen macht, dann sollte man darauf schon etwas mehr eingehen als „Jo, die steht da schon länger rum.“. Zumal, ohne zuviel verraten zu wollen, man sich dieses Gerät eigentlich auch komplett hätte schenken können. Zwei bis drei Zeilen im Drehbuch geändert und fertig.

Letztendlich ist „Wanted“ einer dieser Action-Filme der letzten Jahre, wo der aalglatte Look und synthetische Krach-Peng-Effekte die Hauptrolle übernehmen, worunter beispielsweise auch die neueren Bond-Filme leiden. „Schnelle Schnitten“ gerne, aber dafür bitte weniger „schnelle Schnitte“!

Note: 4+

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Artikel

von Klapowski am 04.10.08 in Filmkritik

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Kommentare (2)

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  1. Armleuchter sagt:

    Eine Killerbande, die von einem Webstuhl ihre Aufträge bekommt – geht’s noch?

    Der Film ist irgendwo zwischen Matrix, Figh Club und Trabi goes to Hollywood – die Macher wollten sich nicht entscheiden. Herausgekommen ist dann dieser Brei. Witzig war er stellenweise, aber an völlig unpassenden Stellen. Ich hab mich nur aufgeregt. Für so’n Mist hab ich Geld ausgegeben. Ich bin vielleicht dämlich…

    Wenigstens ein versöhnliches Ende hatte der Film – Brangelina stirbt durch einen zwar unmöglichen, aber gerechtfertigten Kopfschuss.

  2. Kaba sagt:

    Der Webstuhl ist nur eine der vielen Inkarnationen des allmäctigen Spaghettimonsters. Wie man ja auch recht deutlich an der äußeren Ähnlichkeit erkennen kann. Ich sag bloss: Wer das richtige Hintergrundwissen hat, versteht halt auch die Story besser.

    Und was ganz andres: Gings nur mir so, oder hat Angie in dem FIlm maximal 2 Sätze gehabt, dafür aber umso mehr „rumstehn und in die Sonnenbrille schaun“-Szenen?

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