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„Die Mumie 3“ Review – Grabmal des Drachenkaisers

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Da wird doch der süß-saure Hund in der Pfanne verrückt! Als ob diese ganzen qualitativ-zweifelhaften Produkte aus China („Ach, so ein bisschen Salzsäure im Milchpulver ist doch gesund!“) nicht schon für genug schlechte Laune sorgen, so verwünscht jetzt auch noch Hollywood unsere Kino-Leinwände mit den Untaten eines größenwahnsinnigen Dschingis Khan-Imitatoren. Was dieser mit den Autoren, Darstellern und sonstigen Machern dieses Films gemeinsam hat? Ganz einfach… jeder davon wirkt auf den Zuschauer ganz schön untot!

Handlung: Während Konfuzius allen Leuten in China nur seine Weisheiten um die Ohren haut, geht ein dortiger Eroberer einen noch direkteren Weg und haut einfach allen Widerständlern die eigenen Ohren um die Ohren! (Aber sich dann aufregen, daß niemand auf einen hört!) Was natürlich für die eigene Beliebtheit nicht gerade förderlich ist, weswegen eine mysteriöse Schamanin das alte (Achtung!) Schlitzohr auch direkt in eine riesige Tupperdose verbannt. Okay, warum die Dame den doofen Kerl nicht einfach sofort kaputthext ist mir nicht ganz klar, aber dann würde es wohl halt nicht diesen Film geben. Denn zum Quälen dieser ganzen westlichen Teufel ist er schließlich doch ganz brauchbar. Na, vielen Dank auch!

Dank der sadistischen Ader der ollen Süß-Sauer-Schamanin wird der eingedoste Bösewicht jedenfalls nach einigen tausend Jahren (also known as “Gegenwart”) von einem unzufriedenen General befreit. Und weil der Sohn unseres Helden natürlich reeeein zufällig ebenfalls gerade in der Gegend abhängt, kommen alle Beteiligten recht schnell zusammen für eine wilde Hatz rund um den Globus.

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“Guten Tag, die Dame! Sie haben aber ein dickes Fell. Das braucht man für diesen Film bestimmt, was?” – “Hä? Ich bin ein Mann und trage nur einen muffeligen Pelzmantel. Und glotzen Sie mich nicht so mit diesen treudoofen Kuhaugen an!” – Die Muh-mie 3. Selbst für einen kleinen Gastaufritt von einem der Drehbuchautoren hat es gereicht. Sogar bezahlt wurde er dafür und hat nun Heu wie Geld!

Besprechung: Ganz ehrlich, bei Popcorn-Kino erwarte ich wirklich keine anspruchsvolle Story mit vielen Wendungen und Nebengeschichten. Aber dieser sogar bereits mumienähnliche Teil der Trilogie stellt eigentlich nur noch eine Grafikdemo der Marke “Pixel-Masse statt Klasse” dar, in welcher lust- und charmlos ein paar Schauspieler-Imitatoren agieren, gegen welche die später auftretenden Untoten-Horden aus dem Computer wie Darsteller mit hundert Jahren Shakespeare-Erfahrung wirken.

In dieser Hinsicht ganz vorne steht dabei der expansionswütige Bösewicht, gespielt von Jet Li, welcher für einen während der ganzen Zeit auch nur „den von Jet Li gespielten Bösewicht“ darstellt. Mehr Tiefgang kann halt dabei nicht rumkommen, wenn der Kerl bis zum Finale nur zwei bis drei böse Befehle á la “Tötet ihn!”, “Tötet sie!” oder “Egal, tötet einfach alle!” gibt. Nennt mich altmodisch, aber so ein paar Szenen für die charakterliche Ausarbeitung finde ich gar nicht verkehrt!

, „Die Mumie 3“ Review – Grabmal des Drachenkaisers

“Und? Hat diese neue Gesichtsmaske von QVC bei mir schon Wirkung gezeigt? So ein Gesicht ist schließlich der Spiegel zur Seele!” – Außen k(n)ackig, innen weich. Dieser Vorschlag für eine neue “Kinder Schoko-Bons”-Werbung wurde leider abgelehnt. Beigelegte Kotztüten wären einfach zu teuer geworden.

Bei unseren Helden ist dies ganz ähnlich. Die Darstellerin von Mutter O’Connell hat anscheinend schon schnell die qualitative Lunte am Drehbuch gerochen und deswegen auch direkt jede Zusammenarbeit verweigert. Die Folge: Austausch gegen eine neue Schauspielerin, welche dem Original in Sachen Optik und vor allem Charakter… kein bisschen ähnelt. Denn die Rolle einfach rausschreiben (“Wer? Ach, die ist tot!”, “Wer? Ach, die hat sich scheiden lassen.”, “Wer? Ach, die ist gerade auf dem Klo. Lasst uns schonmal los!”) wäre schließlich zu einfach gewesen. Und so ein doofer Kinobesucher merkt das doch sowieso nicht, jawoll! Fast noch besser kommt es beim Sohnemann, welcher tatsächlich beinahe genauso alt aussieht, wie seine Eltern. Gut, das Manko der nervenden Teenager-Rollen fällt damit dankenswerterweise weg, aber ein Altersunterschied von 13 Jahren (!) zum Brendan Frasier ist doch etwas unglücklich gewählt.

Und war der erste Teil immerhin ein knorkiges “Reboot” * alter Schwarz/Weiß-Gruselfilme und die Fortsetzung wenigstens noch ein verspieltes Weiterhäkeln der Handlung, so hätte man diese neueste Geschichte aus der Gruft ruhig in einer solchen lassen können. Ab und zu blitzt zwar so etwas wie Unterhaltung durch, durch welche man sich aber eigentlich nur noch bei seinem Nickerchen gestört fühlt.

* trendiges Etikett für den Studio-Vorstand, wenn einem die Ideen für neue Geschichten ausgehen. Siehe auch “Relaunch” u.ä.

, „Die Mumie 3“ Review – Grabmal des Drachenkaisers

“Hey, wo ist denn unser Film-Team? Und was steht auf dem Zettel dort? Lies doch mal vor, Brendan!” – “Da steht: ‚Liebe Darsteller, nach dem Sichten des fast fertigen Films haben wir uns dazu entschlossen, euch sicherheitshalber im tiefsten Gebirge auszusetzen. Nur so können wir sicherstellen, daß es keinen vierten Teil geben wird. Viele Grüße, eure Produzenten!’”

Die ganze Story von „Die Mumie 3“ wirkt sowieso wie mit zittrigen Händen zusammengefädelt, da sich die Pläne und Absichten der Protagonisten irgendwie alle paar Minuten wieder ändern. Erst will man den runzeligen Fiesling einfach nur einfangen, plötzlich braucht man ein uraltes Artefakt, sucht danach erst einmal eine verschollene Stadt, später eine Quelle des ewigen Lebens und findet sich am Ende in der trendigen Edelhöhle der bereits oben erwähnten Zaubertante wieder. Zwischendurch taucht auch einmal ein Rudel digitaler Yetis auf, um diverse Schurken-Gesellen auf den nächsten Berggipfel zu treten.

Überhaupt, selbst die (Computer)-Effekte sorgen spätestens dann noch höchstens für ein müdes Kribbeln am Sack. Nein, wirklich schlecht sind diese nicht, aber durch den heutzutage verstärkt auftretenden “Direkt in die Fresse des Zuschauers”-Einsatzes von CGI fehlt einfach diese Faszination, welche man früher noch durch die beispielsweise minutenlange “Ich sehe was, was Du nicht siehst”-Taktik bei Jurassic Park erreicht hat. Weniger ist dabei, gerade in der Zauberwelt von Hollywood, oft mehr.

Fazit: Eigentlich hätte die dritte Mumie (die irgendwie gar keine ist) ähnlich unterhaltsam wie die vorherigen Teile werden können. Wenn da nicht diese grundsätzliche “Kein Bock”-Haltung wäre, welche der Streifen hinter sich herzieht, wie die untoten Komparsen ihre Gliedmaßen.

Einmal ansehen kann man sich den Film noch so gerade eben, eine “aufwändige” RTL-Produktion schlägt er schließlich immer noch bei weitem, dessen Datenscheibe würde ich nach dem Anschauen aber trotzdem wieder schnell in ein fest verschlossenes Grabmal verbannen.

Schade, eigentlich.

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von Sparkiller am 23.09.08 in Filmkritik

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Kommentare (6)

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  1. Kuang sagt:

    Eine 5?
    Sicher?

    Also ich bin zwar nicht wirklich anspruchsvoll, wenn es um Popkornkino geht, aber selbst wenn man den Film nur mit seinen zwei Vorgängern vergleicht fand ich ihn um längen besser als 2 und fast so gut wie 1.
    Um hier mal Roger Ebert zu zitieren: „Now why did I like this movie? It was just plain dumb fun, is why. It is absurd and preposterous, and proud of it.“
    So sehe ich das auch (deshalb mochte ich auch den ersten so gerne).
    Die von Dir angesprochenen Kritikpunkte kann ich nicht nachvolziehen. Der Charakter des Kaisers wurde doch schon zu Beginn des Films gut (für diese Art von Film) eingeführt, diese „hierhin-dahin“ Handlung ist bei Abenteuerfilmen ja fast Vorraussetzung und der Altersunterschied zwischen O´Connell Junior und Senior ist jetzt auch nicht unrealistischer als in anderen Filmproduktionen (wenn man mal nicht beachtet, dass zwischen den Handlungen von teil 2 und 3 so 10-12 Jahre hätten vergehen müssen), die Schauspieler sind 40 und 27, der Bengel im Film soll aber wohl eher um die 20 sein.
    Versteh mich nicht falsch, ich finde nicht, dass „Die Mumie 3“ grosses Kino ist, aber solides Popkornkino. Eine 5? Ich will ne Klapo-Review.
    Sparkiller….ach, der ist gerade auf dem Klo. Lass uns schonmal los.

  2. Sparkiller sagt:

    Wenn man nach dem Prinzip „Ist bunt und es bewegt sich was… reicht doch!“ geht, könnte man die Bewertung von wohl jeder grottigen Kino-Gurke noch einmal gehörig aufwerten.

    Und Eberts Zitat war dabei auch nicht gerade ein Hofknicks, wenn er den Streifen dabei als „absurd“ und „lächerlich“ bezeichnet. (Kult, weil Kacke? Nee, Danke!) Sonst könnte ich auch noch eben schnell „Deutschland sucht immer noch den Superstar“ sowie den „100 lustigsten Clips zum billigen Füllen der Sendezeit“ eine 1+ geben und Feierabend machen.

    Daß „Die Mumie 3“ eventuell eine unterhaltsamere Alternative zum Schneiden der Zehennägel darstellt? Gut möglich. Aber das Vergleichsmaß sollte bei Dampfhämmern und Reviews immer das bestmögliche Ergebnis sein. Und davon ist diese Film-Mumie ganz schön weit entfernt.

    (Der Meinung des Verfassers nach, wie bei ALLEN Rezensionen.)

  3. Crysis sagt:

    Spaaarki! Warum wird mein Benutzerbildchen hier nicht angezeigt, wenn ich den Kommentar editiere aber in dem Edit-Dingens oben links?

    Hab das doch nur für euch eingestellt… :-/

  4. Sparkiller sagt:

    Verzage nicht, jetzt scheint es wieder zu gehen.

  5. Leimking sagt:

    Ich bin mal so frei…
    Als Freund der nicht meisterhaft fulminanten, aber unterhaltenden (und das ist doch was) ersten beiden Teile fand ich diesen Film ähnlich wie hier beschrieben. Wahrscheinlich schlechter.
    Damit ist der einzige Fehler eigentlich der Name. Kein Mumie-Streifen, sondern ein unabhängiges und für sich allein stehendes… äh… Klumpwerk. Damit schmerzt es auch schon garnicht mehr so sehr! Schönen guten Abend.

  6. Kuang sagt:

    Hmm ich glaube das Ebert das ein bisschen anders gemeint hat, als Du es hier interpretierst, eben, dass der Film mit Freude albern und lächerlich ist und das bei der Produktion auch so geplant war um zu unterhalten. Aber ich will jetzt mal keine Haare spalten.
    Ab und an weichen Geschmäcker eben von der Norm ab (so fand ich Indiana Jones 2 zum Beispiel extrem schlecht und 3 besser, den meisten Leuten die ich kenne, geht es andersrum).
    Im Übrigen war das auch nicht als Angrif auf Dich gedacht, generell bin ich ja froh, wenn ein Film kritisch betrachtet – und nicht einfach pauschal gelobt wird.
    MEINER Meinung nach eher ne 3 oder 3-4 , was mir für einen unterhaltsamen Kinoabend mit Freunden schon reicht.

    Cheers, Kuang

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